Argh, da war ich wohl zu langsam. Der folgende Beitrag war als Antwort auf Bell*s Beitrag gedacht...
Ich stimme zu. Was nun genau die Ursache fĂŒr das Intonationsproblem dieses speziellen Falles ist bzw. wie sie sich zusammensetzt, weiĂ natĂŒrlich keiner von uns. Das dĂŒrfte wohl ohnehin individuell verschieden sein. Aber eins ist klar, wer nicht sauber hört, kann auch nicht sauber singen - wie denn auch? Wenn nun z.B. ein Gitarrist mit sauberem Gehör einen Ton mit seiner Stimme nicht trifft, kann das nicht am Gehör liegen - oder doch? Evtl. hat es auch mit dem Klang des Instruments zu tun oder der Gewöhnung an bestimmte KlĂ€nge. Ich kann z.B. normalerweise aus dem Stegreif ein ziemlich sauberes C, E oder A singen. Das liegt aber daran, daĂ ich diese Töne durch jahrelangen Orgel und Gitarrenunterricht einfach so gut auswendig kenne, daĂ ich mich daran erinnern kann.
Die Wahrnehmung ist eine Hure, wer weià schon genau wie sie funktioniert? Aber wer nicht gut hört, kann auch nicht gut Töne treffen, das bedingt sich.
Insofern scheint mir der Ansatz beim Gehör hier am sinnvollsten zu sein, denn da kann man alleine oder zu zweit ĂŒben, ausloten, dran arbeiten. FĂŒr die anderen möglichen GrĂŒnde brĂ€uchte man einen Gesangslehrer. Also fĂ€ngt man doch zunĂ€chst mal mit dem an, was man selbst tun kann (falls Unterricht nicht eh gedacht ist, ist ja hier nicht der Fall). Vielleicht löst das schon das Problem. Wenn nicht, kann man immer noch schwerere GeschĂŒtze auffahren, so man das möchte.
Meines Wissens entwickelt sich das Gehör schon im Mutterleib, den Monat weiĂ ich nicht mehr. Aber in der Kindheit - ich glaube bis zum 7. Lebensjahr - werden wir entsprechend auf KlĂ€nge geprĂ€gt. Daher kommt z.B. daĂ wir spĂ€ter nicht mehr in der Lage sind, bestimmte SprachklĂ€nge richtig zu erzeugen, weil wir sie gar nicht richtig hören können. Wer z.B. als Kind nie japanisch gehört hat, wird es als Erwachsener nie wirklich sauber sprechen können, weil er es gar nicht mehr so hören kann, wie es tatsĂ€chlich klingt. Er nimmt es dann anders wahr, ahmt diesen Klang nach, klingt fĂŒr die Muttersprachler aber immer wie ein Fremder. Man kennt das ja auch von Einwanderern hier bei uns, manche sind schon seit einigen Jahrzehnten hier und man erkennt sie trotzdem als Nicht-Muttersprachler. Ihre Kinder hingegen sprechen sehr sauberes Deutsch, weil sie es hier schon von der Geburt an hören. NatĂŒrlich nur, wenn es auch entsprechenden Kontakt gibt oder zumindest deutsches Fernsehen lĂ€uft. Viele machen ja den Fehler, sich und ihre Kinder komplett abzuschirmen und nur unter Landsleuten zu bleiben, wodurch es die Kinder spĂ€ter natĂŒrlich wiederum schwerer haben. Man hat ja auch herausgefunden, daĂ Leute, die vor dem 6.-7. Lebensjahr angefangen haben, ein Instrument zu spielen, spĂ€ter intelligenter, aufnahmefĂ€higer, kreativer sind. Das dĂŒrfte auch damit zu tun haben, daĂ KlĂ€nge unser Gehirn in dieser Phase noch mitprĂ€gen.
Wer's genau wissen will, bitte selbst recherchieren. Ich glaube mich zu erinnern, daĂ es so ist - kann aber auch das eine oder andere verwechseln....
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Nein. Weil das Gehirn sich selbst austricksen kann, wenn eine Erwartungshaltung vorliegt. Ich hab die Fachbegriffe vergessen, aber man kann das beispielsweise auch bei Schlaganfallopfern, deren Sprachzentrum betroffen ist, feststellen: da gibt es oft FĂ€lle, in denen der Patient selbst alles versteht, was mit ihm geredet wird (seine auditivie Wahrnehmung und Verarbeitung funktioniert also), aber selbst nicht mehr klar artikulieren kann, ohne es zu bemerken. Das ist frustrierend fĂŒr diejenigen, weil sie ĂŒberhaupt nicht begreifen, warum niemand um sie herum sie versteht - fĂŒr sie macht es vollkommen Sinn, was sie von sich geben.
So drastisch ist es beim Gesang natĂŒrlich nicht. Aber es gibt durchaus FĂ€lle, dass ein gutes Gehört alleine nicht ausreicht, um eigene Intonationsschwierigkeiten zu bemerken. Zumindest wĂ€hrend des Singens nicht. Wenn man es aufnimmt und dann abspielt, hören sie es im Nachhinein sehr wohl.
Interessant. Aber auch wenn das gute Gehör alleine nicht reicht, eine Voraussetzung ist es wohl trotzdem. Brauchen tut man es auf jeden Fall, um Intonationsfehler zu bemerken. Aber eben nicht nur...