[Gitarre] Epiphone Casino „Inspired by John Lennon“

EAROSonic
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Epiphone Casino „Inspired by John Lennon“

Hier folgt nun der zweite Teil meines Review zu einer Hollow Body. Im Ersten könnt Ihr unter diesem Link den Test zu meiner „Standard“-Casino und meinem Weg hin zu diesem Gitarrentypus erlesen.

Zum Zeitpunkt des damaligen Kaufes einer Casino war mir durchaus bewusst, dass es aus dem Hause Epiphone diverse Modelle in unterschiedlichen Preisklassen gab, dachte mir jedoch, dass es die günstigste Variante tun würde, klang sie doch für mich recht famos.

Dennoch tat sich alsbald und ob des Gefallens der Casino die Frage auf, wie wohl die höherpreisigen Modelle klingen würden. Ja, eine Elitist wäre schön, aber auch schön teuer. Also endschied ich mich für den Mittelweg und der Suche nach einer gebrauchten „Inspired by John Lennon“, immerhin bieten diese bessere Hardware sowie Gibson P90-Pickups. Toll wäre eine Casino in Vintage Sunburst gewesen, doch leider tat sich auf dem Gebrauchtmarkt keine auf, dafür fanden sich allerdings etliche Modelle in Natural, wie sie der John auch bereits gespielt hatte.



Nachdem ich mich von einem meiner Instrumente getrennt hatte, fand ich eine in der eBucht, die mich aufhorchen ließ. Der Vorbesitzer hätte sie wie John Lennon entlackt und von Hand mit Nitro neu aufgebaut (auch die günstigeren JL-Modelle werden mit Polylacken versiegelt). Dies könnte richtig gut klingen, aber auch richtig schlecht gemacht worden sein, so mein Gedanke. Entsprechend ließ ich mir Fotos in höherer Auflösung zukommen, auf denen alles wunderbar aussah. Meine Bedenken, gerade einen solchen Gitarrentyp vor Kauf anspielen zu müssen, musste ich natürlich außeracht lassen. Dafür versicherte mir der Verkäufer, dass er diese Casino als so gut empfand und als Initialzündung zum Kauf einer Gibson ES-330 betrachtete. Nun gut, wollen wir es einmal so glauben und entsprechend schnell wurde der Deal besiegelt und die Casino geliefert.

Gegenüber der matten Originallackierung wirkt der Nitrolack leicht speckig und die Casino damit älter, als sie tatsächlich ist. Sie riecht (angenehm), auch wenn der Auftrag bereits längere Zeit zurückliegt. Geruchstechnisch hat sie gegenüber der Standard-Casino schon einmal die Nase sprichwörtlich vorne, denn sie verströmt keinen eigenen Duft.

Aber wie klingt sie nun im Gegensatz zur Standard-Casino?
Von der akustischen Lautstärke her betrachtet steht sie mit der Standard auf Augenhöhe. Allerdings ist ihr Tone viel homogener, wärmer und weicher. Das gesamte Klangbild scheint in sich geschlossener, ohne die nun erkennbare leichte Plärrigkeit der Standard an den Tag zu legen. Hierbei ist es schwierig zu sagen, was davon auf das Konto des Nitrolackes geht.

Der verstärkte Cleantone besitzt wie bereits der Test ohne Amp zeigte, eine herrlich harmonische Festigkeit, verhält sich somit deutlich souveräner, als der der Standard. Sie bildet einen schönen Gleichklang aus Bass, Mitten und Höhen ab. Bei der Standard neigen gerade letztgenannte zur Übertreibung. Ich schrieb in meinem o.g. Review zur ihr „..so klingt sie auch kein Stück blechern“. Dies muss ich nun angesichts der JL relativieren. Im direkten Vergleich tut sie das schon.

Genau diese vorstehend beschriebenen positiven Eigenschaften treten bei der JL auch bei Crunch oder höherem Gainsetting auf. Dort, wo die Standard auf einmal nicht mehr so schön singt, sondern sich vielmehr der hohe Output der Epiphone-P90 negativ bahnbricht, bleibt die JL immer noch sehr akzentuiert und Herr der Lage. Ihr Tone besitzt eindeutig mehr Tiefe, Fülle sowie Plastizität.

Die Epiphone-Pickups erzielen ihren enormen Output (> 10 kOhm) auf Grund der höheren Wicklungszahl an Kupferdraht. Hierdurch klingen sie ein Stück weit metallischer, als die Pendants der großen Mutter. Ich denke, ein Wechsel hin zu Gibson-Pickups wurde ihr auch einen positiven Schub einbringen. Hätte ich auch machen können, aber irgendwie… Ihr wisst ja, wie es um GAS bestellt ist.

Die Kombination aus hohler Gitarre, P90 und Crunch stellt eine Kombination dar, die auch noch in 50 Jahren aktuell sein wird. Das ist auch jener Bereich, der der Casino am besten steht und mit dem ich zu Beginn nicht tatsächlich etwas anfangen konnte (siehe zweiter Absatz). Hier kann man eine Vielzahl an Nuancen aus der Gitarre zaubern. In Zimmerlautstärke geht auch High Gain. In dieser Ampeinstellung rockt die Luftgitarre richtig gerade durch, man hört zum Distortionsound aus dem Amp auch noch den holzigen Tone der Gitarre. Gerade für Solidbodygitarrenspieler eine ganz neue Erfahrung. Hier zeigen die Pickups keine Mikrofonie, bei höherem Pegel kann dies natürlich anders ausschauen, aber in dem Bereich bewege ich mich mit ihr jedoch nicht. Neben dem Einsatz am Amp wollte ich die Casino auch einfach zum unverstärkten Spiel benutzen. Es bereitet wirklich Freude, sie ohne Amp zu spielen. Dort, wo eine Semi doch nicht viel lauter als eine Solidbody und auch nicht artgerecht klingt, geht mit der Casino natürlich die Sonne auf und dann hält sie für mich noch alles von clean bis Vollgas am Amp bereit.

Das Spiel mit ihr gerät auch etwas relaxter, als mit einer 335, da der Hals der Casino bereits am 16. Bund in den Korpus übergeht. War mir gar nicht bewusst, sondern sah ich erst, als die Casino und die 335 nebeneinander im Gitarrenständer sah. Dagegen wirkt die 335 schon fast wie ein Bass…

Modd:
Eine Möglichkeit des Moddens fand ich dennoch. Da ich mit der Musik des Herrn Lennon nicht viel am Hut habe, sind mir auch die Spec´s seiner JL einerlei. Und deswegen empfand ich die Verwendung von goldenen Grover Rotomatics als deplatziert. An ihrer Stelle wurden nun geagede Kluson-Tuner mit Metalltulips, ganz nach der ursprünglichen Vorgabe der Casino installiert.

Derzeit unschlüssig bin ich mir noch über den Umstand, ob ich ihr ein schwarzes Pickguard angedeihen lassen soll. Normalerweise gefallen mir Gitarre mit besser und ich scheue auch nicht davor zurück, eines dort zu installieren, wo vorher noch keines war. Die Standard hat eines und die JL steht direkt daneben, aber der Funke will (bis dato noch) nicht überspringen. Und wenn doch, dann sollte es eines im Stile der Gibson ES-330 sein.

Mehr Geld für mehr Casino?
Der Mehrpreis der JL gegenüber der Standard rekrutiert sich nur aus Teilen der Hardware (besserer Toggleswitch, wohl Switchcraft, den Gibson-Pickups sowie dem passgenauen Formkoffer). Ich kann mir nicht vorstellen, dass für die Basis besseres Holz ausgesucht wurde und dennoch zeigt die JL ein weitaus erhabeneres Klangbild und rechtfertigt damit absolut ihren Mehrpreis.

Hat sich für mich Anschaffung der „Inspired by John Lennon“ gelohnt?
Ja, definitiv! Auch wenn ich nicht immer noch nicht sagen kann, wie sich eine Stock-JL anhört, scheine ich momentan keine Gefahr zu laufen, doch noch nach einer irreteuren Gibson ES-330 Ausschau halten zu müssen. Ja, mit Sicherheit klingt sie besser, besitzt eine schönere Haptik und das Mojo einer echten Gibson, das allerdings für echt viereckiges Geld. Mit der JL bin ich für mich dort, wo ich eigentlich hinwollte, eine schöne Hollow Body mit ebenso schönem Klang. Dünn wird natürlich die Luft für die Standard-Casino, denn wer benötigt schon zwei gleiche Gitarren? Leider gibt es für die Dog Ear-P90 keine wirkliche Alternative in Form von Minihumbucker usw. und deswegen befindet sie sich derzeit auf dem Wege allen Irdischens, nämlich dem des Verkaufs.

 
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Reaktionen: 4 Benutzer
Schön das Du ein gutes Modell gefunden hast.
Ob Du allerdings mit einer Gibson 330 einen viel besseren Griff machst, bleibt offen.
Ich hatte zwei Stück probiert und beide waren sowohl von der Verarbeitung als auch vom Klang her nichts besonderes.

Vielleicht sind die Epiphone Elitist dann doch keine schlechte Alternative.
 
Danke, danke!

Denke, bin mit ihr am Ende meiner Suche. Für die letzten paar % müsste ich um die 3 Kilo-€ hinlegen und dafür bin ich ehrlich gesagt nicht bereit.
 
Schönes Instrument!

Sie erinnert an meine alte Riviera, die ich mal hatte... Weckt Begehrlichkeiten, da ich immer noch herumeiere zwischen einer ES-335 oder einer ähnlichen. Die P90 brummen doch aber auch in störverseuchter Umgebung? Oder werden die Einstreuungen minimiert durch den eher ruhigeren Einsatz einer solchen Gitarre?
 
Danke Stratspieler!

Spiele sie zu Hause über meinen POD X3 live und Amp, auch High Gain. In der Konstellation gibt es natrülich kein gravierendes P90-Brummen, selbst über den Kopfhörer nicht. Bei mir ist es sogar so, dass ich, wenn ich den Schraubendreher auf eine Humbuckerrahmenschraube setze oder den Klingenstecker nicht komplett einstecke, Radio hören kann. Den P90 in o.g. Spielbetrieb macht dies nix aus.
 
Schön, dass du mit der JL noch einen Tick zufriedener bist als mit der normalen Casino
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.
 
Ja, die JL ist schon ne andere Hausnummer, als die Standard-Casino, die mittlerweile auch verkauft ist.

 
Wie auch schon bei der anderen versuche ich sie mir wahlweise mit schwarzen oder cream PU Kappen und Pickguard vorzustellen. Das ist aber irgendwie nix.
 
Von irgendwo aus dem Netz hab ich mir dieses Foto geborgt, um zu sehen, wie´s ausschauen würde:



Cremefarbene Cover? Ich denke, das wird zuviel hellhäutige Gitarre. Mittlerweile bin ich mir auch bei schwarzen Cover und/oder schwarzem Pickguard nicht mehr sicher. :confused:
 
Sieht gar nicht schlecht aus. Vielleicht noch schwarze Witchhead Knöppe und Pickguard?
 
Die Hexenköpfe mag ich gar nicht leiden. Die einzige Gitarre, die solch welche tragen darf, ist meine 69er SG Melody Maker, aber bei der sind sie auch original.

Ich weiß nicht, ich weiß nicht, die JL gefällt mir mittlerweile ohne Pickguard schon fast besser, kann mich nicht durchringen, eines zu ordern. Ist ja auch immer eine Sache der Passgenauigkeit. Und wenn eines, dann in Form der ES-330 Pickguards. Selbst bei den schwarzen Pickupcover zögere ich noch, gefällt mir nur in Verbindung mit einem schwarzen Pickguard.
 
Moin Earo!

Ja, hier hab ich noch ein hübsches Vorbild gefunden ;)

gibson_es330_t09671_lg1_001.jpg


cheers - 68.


P.S.:

Der geneigte Betrachter wird sein Augenmerk auch auf die Mechaniken richten - aber das ist ja beim J.L.-Modell was anderes :D
 
Hi Goldie,
Ja, hier hab ich noch ein hübsches Vorbild gefunden ;)
Ja, genau das Foto hatte ich auch gefunden. :)

Der geneigte Betrachter wird sein Augenmerk auch auf die Mechaniken richten - aber das ist ja beim J.L.-Modell was anderes :D
Richtig, die hat goldene Grover, da sie Lennon irgendwann mal montierte. Meine nicht mehr, hat nun die (fast) korrekten Kluson: Metall- statt Kunststoffbuttons.
 

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