unixbook
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Wirklich nette Paula, die trotzdem wieder gehen musste…
1. Produktbezeichnung: EPIPHONE LES PAUL STANDARD PLUS PRO
2. Hersteller: Epiphone
Die Geschichte von Epiphone ist inzwischen lang.
„Epiphone ist eine seit dem Jahr 1928 bestehende US-amerikanische Handelsmarke für Zupfinstrumente. Bis 1957 war Epiphone eine eigenständige Firma, die seit den 1930er-Jahren besonders für ihr Angebot an hochwertigen Archtop-Gitarren bekannt war. Im Jahr 1957 wurde Epiphone dem konkurrierenden Musikinstrumentenbau-Unternehmen Gibson Guitar Corporation angegliedert. Seitdem ist Epiphone eine Tochterfirma und Marke des Hauses Gibson, unter der in erster Linie Gitarren des unteren bis mittleren Preissegments angeboten werden.“ (Zitat: https://de.wikipedia.org/wiki/Epiphone, vgl. http://www.epiphone.com/History.aspx)
Ohne hier in die Tiefe gehen zu wollen lässt sich aber zur Geschichte von Epiphone, wie bei eigentlich fast allen größeren Marken sagen, dass es schlechtere und bessere Zeiten in der Geschichte dieser Marke gegeben hat.
3. EXKURS I: Analogien
Es gab Zeiten, da waren Epiphone Paulas ganz gruselig. Sie hatten billige Hardware drauf, die Pickups waren Mist. Man wollte sie nicht haben. Man wollte eine Gibson haben! Aber seien wir ehrlich: Ich habe auch schon „echte“ Paulas von Gibson in der Hand gehabt, die waren sowas von grottig zusammengew…, da wusste man nicht ob man Weinen oder Lachen soll!
Das heisst nicht, dass Epiphone früher keine Gitarren gebaut hätte, die absolut klasse waren. Das waren aber keine Paulas…
Der Exkurs an dieser Stelle heisst „Analogien“, darum will ich eine zu den Marken Squier und Fender andenken: Auch bei denen hat es Zeiten gegeben, da waren die Squier aus Fernost (damals Japan) besser als die Gurken aus den USA. Aus heutiger Sicht waren das Zeiten, in denen es dem Mutterkonzern nicht wirklich gut ging.
Meiner Ansicht nach gibt es in der Gegenwart Paulas von Epiphone, die durchaus ordentlich verarbeitet sind und gute Hardware tragen. Pickups sind eh Geschmacksache und wenn der Rest stimmt auch unter vertretbarem Aufwand ausgetauscht. So gelten Epiphone Paulas schon eine Weile als preisbewusster Tipp für jemanden der bereit ist evtl. die Pickups zu tauschen.
4. Preis
Thomann-Preis bei rund 490 €
Ich hatte für meine bei einem lokalen Händler, der die Gitarre als „Retoure" hatte 450 € inkl. Setup bezahlt.
Verkauft habe ich sie nach etwa einem Jahr für 400 €.
5. Spezifikationen
5.1. Spezifikationen laut Thomann:
5.2. Spezifikationen laut Hersteller vgl.: http://www.epiphone.com/Products/Electrics/Les-Paul/Les-Paul-Standard-Plustop-PRO.aspx
6. Anwendungszweck
6.1. Kurz: GAS
6.2. Lang: zwei bis drei Liebeserklärungen
Diese Paula hat mich gelehrt, dass ich nie eine echte Beziehung mit irgendeiner Paula werde eingehen können, obwohl ich es so gerne täte… Paulas sind wunderschön! Ich spiele sonst verschiedene Tele mit der ganz normalen 648 mm Mensur und eben einer Tele-Brücke am Handballen. Das funktioniert, klingt geil und rockt, aber eine Paula ist wie eine schöne Frau. Ne Tele hat Charme, aber eine Paula ist ästhetisch wirklich eine Macht! Die Eleganz der Paula ist superb über der aller ihrer Schwestern in der Familie der Solidbody-Stromgitarren.
Doch eines fehlt allen Paulas: 20 mm Mensur! Gibt es eigentlich Paulas mit 648er Mensur?
Deswegen war ich eines Tages zum Händler gefahren. Ich war darauf aufmerksam geworden, dass die Epiphone Blueshawk Deluxe (vgl. http://www.epiphone.com/News/Features/2015/Epiphone-Blueshawk-Deluxe.aspx) eine Mensur von 25.5“ (also 647,7 mm) hat. Darüber hinaus hat die Blueshawk Deluxe auch einen String-Through-Body wie eine Tele…
Das wollte ich gerne ausprobieren, aber die einzige Epiphone Blueshawk Deluxe ließ sich einfach nicht intonieren. Es schien, als sei die Brücke nicht korrekt ausgerichtet. Das Ding ging zurück an den Hersteller. Der Händler kommentierte das mit „im Gegensatz zu Gibson sehe ich das bei einer Epiphone zum ersten mal. Hoffentlich werden sie Gibson nicht auch in diesem Punkt ähnlicher in Zukunft…“!
Refrain
Naja, und da stand ich dann dort,
Ich sah dich an der Wand,
Und dabei ist dann wieder -
Meine Liebe entbrannt.
Du bist so schön an der Wand!
Du bist so schön an der Wand!
7. Verpackung
Ich habe keine Ahnung, wie die Gitarre ursprünglich verpackt war.
Ich hatte sie beim Händler mit Koffer gekauft und sie darin dann nach dem Setup in dessen Werkstattecke heim getragen. Ich habe in den letzten 30 Jahren einige Paulas mit Halsbrüchen gesehen. Leo Fenders Idee mit dem Schraubhals ist ja bis heute gültig: Wenn’s schief geht lässt er sich recht unkompliziert austauschen… Natürlich lassen sich auch etliche Halsbrüche reparieren, aber das ist deutlich aufwändiger als bei einem Schraubhals.
Ergo: Paulas immer mit Koffer kaufen! Paulas sind klein, und ihre Koffer echt komfortabel zu tragen. Also wenn Paula, dann Paula mit Koffer!
8. Aufbau
8.1. Kurz: Paula mit splitbaren PAF-ähnlichen Humbuckern.
8.2. Etwas detaillierter
8.2.1. Pickups
Hals: Epiphone ProBucker-2™ ; 4-wire
Brücke: Epiphone ProBucker-3™ ; 4-wire
Beide splitbar.
8.2.2. EXKURS II: Die Jagd nach dem Sound - oder „Warum war früher alles besser?“
Persönlich bezweifle ich, dass damals die Pickups durchschnittlich besser waren als heute. Vielmehr haben wir es mit einer Vermischung unterschiedlichster Aspekte zu tun, die in der Summer dazu führen, dass beispielsweise die legendären PAFs heute einen geradezu mythischen Ruf genießen.
Zum einen hält der Hype um alles was „vintage“ ist ungemindert an. Sachlich herrscht nicht mal Einigkeit darüber, wie Vintage zu definieren ist. Aber es gibt eben die Sage davon, dass es einmal eine gute alte Zeit gab, wo alle Stromgitarren und insbesondere deren Pickups von den Göttern selbst gemacht wurden.
Ich möchte dagegen halten, dass es damals eine Streuung im Sinne von Abweichungen von den Zielspezifikationen und Toleranzen gab, welche die heutige um ein Vielfaches übersteigen konnte. Ich behaupte, dass auch in den frühen Jahren der Stromgitarren Perlen und Gurken zu finden waren. Aber ein überproportionaler Anteil der Perlen haben bis in unsere Tage überdauert. Die Gurken wurden in den Jahrzehnten bis heute irgendwann verbastelt und/oder entsorgt. Dadurch entsteht der irreführende Eindruck, dass alles was noch möglichst unverändert aus den Pionierjahren stammte extrem geil gewesen ist.
Ferner gilt zu konstatieren, dass wir heute keinen der legendären PAFs in seinem Urzustand mehr hören können. Entweder wurden die Magneten in den letzten Dekaden irgendwann ausgetauscht, oder aber sie haben nachgelassen. Physik macht vor Mythen keinen halt.
Aber könnte dennoch etwas daran sein, dass insbesondere die legendären PAFs besser klangen als heute? Nicht zuletzt aus finanziellen Interesse hat sich die Forschungsabteilung von Gibson vor einigen Jahren mit einer Frage beschäftigt:
Ausgehend von der Grundannahme, dass es früher bei der Fertigung der Pickups zu Fertigungstoleranzen kam, die teilweise als sehr wohlklingend empfunden werden, sollte erforscht werden, wie diese Fertigungstoleranzen genau zu beschreiben sind. Platt ausgedrückt: Wenn wir feststellen, dass auf eine bestimmte Art ungenau gewickelte Pickups viel geiler sind als möglichst exakt gewickelte, dann wollen wir diese perfekte Ungenauigkeit präzise reproduzieren.
Die Ergebnisse dieser Forschung flossen in die Entwicklung der Burstbucker von Gibson ein. Der gleiche Ansatz liegt den Probucker von Epiphone zugrunde, die in China gefertigt werden (vgl. https://store.gibson.eu.com/de/product/burstbucker-type-1-pickup/, http://www.epiphone.com/News/Features/2013/Take-the-Epiphone-ProBucker-Challenge.aspx). Wer meint, dass die chinesischen Werke die oben beschriebene erfasste Ungenauigkeit nicht ebenso präzise reproduzieren können, der soll mal erklären warum nicht. Man findet bei YouTube etliche Video davon, wie Burstbucker und Probucker verglichen werden. Es bilde sich jeder sein Urteil davon, welcher ihm besser evtl. Im Detail gefällt. Wirklich geil klingen tun beide und die Nuancen sind letztlich Geschmacksache.
9. Verarbeitung
Als erstes stach mir bei dieser Gitarre die schöne Maserung der Decke ins Auge. Die AAA Riegelahorndecke ist echt schick. Der Lack hat halt diesen typischen einen ticken zu dicken Touch, aber das geht in Ordnung. Matt machen kann man sowas immer, dass hatte ich auch schon an einer Squier CV 50s gemacht. Das Holz unter dem Lack ist auf jeden Fall wirklich toll anzusehen.
Meine Paula war in der Farbe Trans Blue. Toll! Aber sie kann auch andere tolle Kleider tragen, ganz toll finde ich z.B. auch das Mojave Fade. Schaut Euch die Farbpalette mal an: http://www.epiphone.com/Products/Electrics/Les-Paul/Les-Paul-Standard-Plustop-PRO.aspx
Die Hardware ist, im Gegensatz zu der Blueshawk Deluxe, durchgängig dort angebaut wo sie hin gehört. Passt alles! Beim Grundsetup des Händlers habe ich mir die Saitenlage noch etwas flacher machen lassen, den Halsstab hatte er auch nur minimal nachgezogen. Zumindest diese Gitarre war wohl schon vernünftig eingestellt bei Händler angekommen.
Die Groover Tuner mit ihren 18:1 sind fein. Damit macht Stimmen Spaß!
10. Klang:
Diese Gitarre rockt. Druck machen kann sie richtig gut. Sie bettelt gerade zu, dass man das Overdrive hinaufschaltet und entfaltet dann wirklich entzückende Obertöne. Dabei matscht sie nicht sondern bleibt differenziert und bringt die Dynamik des Spiels sauber rüber. Wirklich fein!
11. Fazit:
Eigentlich eine tolle Gitte. Verarbeitung super, Klang toll, Optik klasse… Wer eine Paula spielen will und preislich unter 500 € bleiben möchte, der sollte diese Gitarre unbedingt testen. Ich glaube mehr Paula gibt es für das Budget nicht.
Dennoch musste meine wieder gehen. Ich hätte sie so gerne geliebt, aber ich wurde nie warm mit der Mensur. Sie ist hübscher als manch andere meiner Gitarren und sie kann klanglich wirklich was. Aber gespielt habe ich sie dann doch nicht wirklich gerne. So zog sie weiter in eines Spielers Hände der sie wirklich gerne rockt.
Und ich habe gelernt, dass ich kein Paula-Spieler bin...
1. Produktbezeichnung: EPIPHONE LES PAUL STANDARD PLUS PRO
2. Hersteller: Epiphone
Die Geschichte von Epiphone ist inzwischen lang.
„Epiphone ist eine seit dem Jahr 1928 bestehende US-amerikanische Handelsmarke für Zupfinstrumente. Bis 1957 war Epiphone eine eigenständige Firma, die seit den 1930er-Jahren besonders für ihr Angebot an hochwertigen Archtop-Gitarren bekannt war. Im Jahr 1957 wurde Epiphone dem konkurrierenden Musikinstrumentenbau-Unternehmen Gibson Guitar Corporation angegliedert. Seitdem ist Epiphone eine Tochterfirma und Marke des Hauses Gibson, unter der in erster Linie Gitarren des unteren bis mittleren Preissegments angeboten werden.“ (Zitat: https://de.wikipedia.org/wiki/Epiphone, vgl. http://www.epiphone.com/History.aspx)
Ohne hier in die Tiefe gehen zu wollen lässt sich aber zur Geschichte von Epiphone, wie bei eigentlich fast allen größeren Marken sagen, dass es schlechtere und bessere Zeiten in der Geschichte dieser Marke gegeben hat.
3. EXKURS I: Analogien
Es gab Zeiten, da waren Epiphone Paulas ganz gruselig. Sie hatten billige Hardware drauf, die Pickups waren Mist. Man wollte sie nicht haben. Man wollte eine Gibson haben! Aber seien wir ehrlich: Ich habe auch schon „echte“ Paulas von Gibson in der Hand gehabt, die waren sowas von grottig zusammengew…, da wusste man nicht ob man Weinen oder Lachen soll!
Das heisst nicht, dass Epiphone früher keine Gitarren gebaut hätte, die absolut klasse waren. Das waren aber keine Paulas…
Der Exkurs an dieser Stelle heisst „Analogien“, darum will ich eine zu den Marken Squier und Fender andenken: Auch bei denen hat es Zeiten gegeben, da waren die Squier aus Fernost (damals Japan) besser als die Gurken aus den USA. Aus heutiger Sicht waren das Zeiten, in denen es dem Mutterkonzern nicht wirklich gut ging.
Meiner Ansicht nach gibt es in der Gegenwart Paulas von Epiphone, die durchaus ordentlich verarbeitet sind und gute Hardware tragen. Pickups sind eh Geschmacksache und wenn der Rest stimmt auch unter vertretbarem Aufwand ausgetauscht. So gelten Epiphone Paulas schon eine Weile als preisbewusster Tipp für jemanden der bereit ist evtl. die Pickups zu tauschen.
4. Preis
Thomann-Preis bei rund 490 €
Ich hatte für meine bei einem lokalen Händler, der die Gitarre als „Retoure" hatte 450 € inkl. Setup bezahlt.
Verkauft habe ich sie nach etwa einem Jahr für 400 €.
5. Spezifikationen
5.1. Spezifikationen laut Thomann:
- Korpus: Mahagoni
- Decke: AAA Riegelahorn
- Hals: Mahagoni
- Griffbrett: Palisander (Dalbergia Latifolia)
- 22 Bünde
- Mensur: 628 mm
- Trapez-Einlagen
- Tonabnehmer: Probucker 2 (Hals) und Probucker 3 (Steg) Humbucker
- 2 Ton- und 2 Volumeregler mit Coil Tapping
- Nickel-Hardware
- Grover-Mechaniken
- Farbe: Translucent Blue
5.2. Spezifikationen laut Hersteller vgl.: http://www.epiphone.com/Products/Electrics/Les-Paul/Les-Paul-Standard-Plustop-PRO.aspx
6. Anwendungszweck
6.1. Kurz: GAS
6.2. Lang: zwei bis drei Liebeserklärungen
Diese Paula hat mich gelehrt, dass ich nie eine echte Beziehung mit irgendeiner Paula werde eingehen können, obwohl ich es so gerne täte… Paulas sind wunderschön! Ich spiele sonst verschiedene Tele mit der ganz normalen 648 mm Mensur und eben einer Tele-Brücke am Handballen. Das funktioniert, klingt geil und rockt, aber eine Paula ist wie eine schöne Frau. Ne Tele hat Charme, aber eine Paula ist ästhetisch wirklich eine Macht! Die Eleganz der Paula ist superb über der aller ihrer Schwestern in der Familie der Solidbody-Stromgitarren.
Doch eines fehlt allen Paulas: 20 mm Mensur! Gibt es eigentlich Paulas mit 648er Mensur?
Deswegen war ich eines Tages zum Händler gefahren. Ich war darauf aufmerksam geworden, dass die Epiphone Blueshawk Deluxe (vgl. http://www.epiphone.com/News/Features/2015/Epiphone-Blueshawk-Deluxe.aspx) eine Mensur von 25.5“ (also 647,7 mm) hat. Darüber hinaus hat die Blueshawk Deluxe auch einen String-Through-Body wie eine Tele…
Das wollte ich gerne ausprobieren, aber die einzige Epiphone Blueshawk Deluxe ließ sich einfach nicht intonieren. Es schien, als sei die Brücke nicht korrekt ausgerichtet. Das Ding ging zurück an den Hersteller. Der Händler kommentierte das mit „im Gegensatz zu Gibson sehe ich das bei einer Epiphone zum ersten mal. Hoffentlich werden sie Gibson nicht auch in diesem Punkt ähnlicher in Zukunft…“!
Refrain
Naja, und da stand ich dann dort,
Ich sah dich an der Wand,
Und dabei ist dann wieder -
Meine Liebe entbrannt.
Du bist so schön an der Wand!
Du bist so schön an der Wand!
7. Verpackung
Ich habe keine Ahnung, wie die Gitarre ursprünglich verpackt war.
Ich hatte sie beim Händler mit Koffer gekauft und sie darin dann nach dem Setup in dessen Werkstattecke heim getragen. Ich habe in den letzten 30 Jahren einige Paulas mit Halsbrüchen gesehen. Leo Fenders Idee mit dem Schraubhals ist ja bis heute gültig: Wenn’s schief geht lässt er sich recht unkompliziert austauschen… Natürlich lassen sich auch etliche Halsbrüche reparieren, aber das ist deutlich aufwändiger als bei einem Schraubhals.
Ergo: Paulas immer mit Koffer kaufen! Paulas sind klein, und ihre Koffer echt komfortabel zu tragen. Also wenn Paula, dann Paula mit Koffer!
8. Aufbau
8.1. Kurz: Paula mit splitbaren PAF-ähnlichen Humbuckern.
8.2. Etwas detaillierter
8.2.1. Pickups
Hals: Epiphone ProBucker-2™ ; 4-wire
Brücke: Epiphone ProBucker-3™ ; 4-wire
Beide splitbar.
8.2.2. EXKURS II: Die Jagd nach dem Sound - oder „Warum war früher alles besser?“
Persönlich bezweifle ich, dass damals die Pickups durchschnittlich besser waren als heute. Vielmehr haben wir es mit einer Vermischung unterschiedlichster Aspekte zu tun, die in der Summer dazu führen, dass beispielsweise die legendären PAFs heute einen geradezu mythischen Ruf genießen.
Zum einen hält der Hype um alles was „vintage“ ist ungemindert an. Sachlich herrscht nicht mal Einigkeit darüber, wie Vintage zu definieren ist. Aber es gibt eben die Sage davon, dass es einmal eine gute alte Zeit gab, wo alle Stromgitarren und insbesondere deren Pickups von den Göttern selbst gemacht wurden.
Ich möchte dagegen halten, dass es damals eine Streuung im Sinne von Abweichungen von den Zielspezifikationen und Toleranzen gab, welche die heutige um ein Vielfaches übersteigen konnte. Ich behaupte, dass auch in den frühen Jahren der Stromgitarren Perlen und Gurken zu finden waren. Aber ein überproportionaler Anteil der Perlen haben bis in unsere Tage überdauert. Die Gurken wurden in den Jahrzehnten bis heute irgendwann verbastelt und/oder entsorgt. Dadurch entsteht der irreführende Eindruck, dass alles was noch möglichst unverändert aus den Pionierjahren stammte extrem geil gewesen ist.
Ferner gilt zu konstatieren, dass wir heute keinen der legendären PAFs in seinem Urzustand mehr hören können. Entweder wurden die Magneten in den letzten Dekaden irgendwann ausgetauscht, oder aber sie haben nachgelassen. Physik macht vor Mythen keinen halt.
Aber könnte dennoch etwas daran sein, dass insbesondere die legendären PAFs besser klangen als heute? Nicht zuletzt aus finanziellen Interesse hat sich die Forschungsabteilung von Gibson vor einigen Jahren mit einer Frage beschäftigt:
Ausgehend von der Grundannahme, dass es früher bei der Fertigung der Pickups zu Fertigungstoleranzen kam, die teilweise als sehr wohlklingend empfunden werden, sollte erforscht werden, wie diese Fertigungstoleranzen genau zu beschreiben sind. Platt ausgedrückt: Wenn wir feststellen, dass auf eine bestimmte Art ungenau gewickelte Pickups viel geiler sind als möglichst exakt gewickelte, dann wollen wir diese perfekte Ungenauigkeit präzise reproduzieren.
Die Ergebnisse dieser Forschung flossen in die Entwicklung der Burstbucker von Gibson ein. Der gleiche Ansatz liegt den Probucker von Epiphone zugrunde, die in China gefertigt werden (vgl. https://store.gibson.eu.com/de/product/burstbucker-type-1-pickup/, http://www.epiphone.com/News/Features/2013/Take-the-Epiphone-ProBucker-Challenge.aspx). Wer meint, dass die chinesischen Werke die oben beschriebene erfasste Ungenauigkeit nicht ebenso präzise reproduzieren können, der soll mal erklären warum nicht. Man findet bei YouTube etliche Video davon, wie Burstbucker und Probucker verglichen werden. Es bilde sich jeder sein Urteil davon, welcher ihm besser evtl. Im Detail gefällt. Wirklich geil klingen tun beide und die Nuancen sind letztlich Geschmacksache.
9. Verarbeitung
Als erstes stach mir bei dieser Gitarre die schöne Maserung der Decke ins Auge. Die AAA Riegelahorndecke ist echt schick. Der Lack hat halt diesen typischen einen ticken zu dicken Touch, aber das geht in Ordnung. Matt machen kann man sowas immer, dass hatte ich auch schon an einer Squier CV 50s gemacht. Das Holz unter dem Lack ist auf jeden Fall wirklich toll anzusehen.
Meine Paula war in der Farbe Trans Blue. Toll! Aber sie kann auch andere tolle Kleider tragen, ganz toll finde ich z.B. auch das Mojave Fade. Schaut Euch die Farbpalette mal an: http://www.epiphone.com/Products/Electrics/Les-Paul/Les-Paul-Standard-Plustop-PRO.aspx
Die Hardware ist, im Gegensatz zu der Blueshawk Deluxe, durchgängig dort angebaut wo sie hin gehört. Passt alles! Beim Grundsetup des Händlers habe ich mir die Saitenlage noch etwas flacher machen lassen, den Halsstab hatte er auch nur minimal nachgezogen. Zumindest diese Gitarre war wohl schon vernünftig eingestellt bei Händler angekommen.
Die Groover Tuner mit ihren 18:1 sind fein. Damit macht Stimmen Spaß!
10. Klang:
Diese Gitarre rockt. Druck machen kann sie richtig gut. Sie bettelt gerade zu, dass man das Overdrive hinaufschaltet und entfaltet dann wirklich entzückende Obertöne. Dabei matscht sie nicht sondern bleibt differenziert und bringt die Dynamik des Spiels sauber rüber. Wirklich fein!
11. Fazit:
Eigentlich eine tolle Gitte. Verarbeitung super, Klang toll, Optik klasse… Wer eine Paula spielen will und preislich unter 500 € bleiben möchte, der sollte diese Gitarre unbedingt testen. Ich glaube mehr Paula gibt es für das Budget nicht.
Dennoch musste meine wieder gehen. Ich hätte sie so gerne geliebt, aber ich wurde nie warm mit der Mensur. Sie ist hübscher als manch andere meiner Gitarren und sie kann klanglich wirklich was. Aber gespielt habe ich sie dann doch nicht wirklich gerne. So zog sie weiter in eines Spielers Hände der sie wirklich gerne rockt.
Und ich habe gelernt, dass ich kein Paula-Spieler bin...
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