Gitarre im Hauptfach als Zweitstudium? - Fragen an alle Studenten und Ausgebildeten

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Gast40561
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Hallo zusammen!

Ich stehe vor einer schwierigen Entscheidung und brauche dringend euren Rat und meines Wissens tummeln sich hier ja auch teilweise Studenten:great:
Momentan befinde ich mich kurz vor dem Abschluss meines Medizinstudiums, aber in den letzten Monaten und Jahren habe ich immer deutlicher gespürt, dass ich mir ein Arbeitsleben ohne Musik nicht vorstellen kann und dass es doch meine große Leidenschaft ist und mir die Medizin dazu im Vergleich "nur" sehr viel Spass macht. In den letzten 12 Monaten hat sich dann deutlich die Gewissheit herauskristalisiert, dass ich es zumindest versuchen möchte nach dem 2. Staatsexamen auf eine Musikhochschule zu kommen. Ziel ist es nicht ein berühmter Konzertgitarrist zu werden, sondern eher Musikschullehrer und ab und zu mal ein Konzert (z.b. später 50% Arzt, 50% Unterricht)

Habe mich schon einigermaßen eingelesen in die Satzungen verschiedener Hochschulen und habe eine vage Vorstellung was einen erwartet, auch wenn es da erhebliche Unterschiede zu geben scheint.

Ein paar Stichpunkte zu mir:
-Musik seit der Kindheit, verschiedene Instrumente (Flöte, Klavier, Trompete), alle aufgegeben
-seit 10 Jahren E-Gitarre, seit 2-3 Jahren kaum mehr wegen klassicher Gitarre
-Klassiche Gitarre seit knapp 3 Jahren sehr intensiv, seit 1/2 Jahr professioneller Lehrer (unregelmäßig)
-Notenlesen schon vor langer Zeit verlernt, momentan wieder am lernen, Stücke bisher nur über Gehör und Tabs erarbeitet; Musiktheorie rudimentär vorhanden ("alles schon mal irgendwie gehört")
-Repertoir: Capricho Arabe, Torre Bermeja, Scarlatti K208, Una Limosnita, Villa Lobos Etude 1 & Prelude No 1; alle Stücke einigermaßen im Kasten, aber noch längst nicht ausgereift bzw. die meisten nicht auf "Aufnahmeprüfungsniveau"
-allgemein würde ich mich als musikalisch einschätzen und auch wenn die Theorie nicht vorhanden ist, das "Gefühl" (oder wie man es auch nennt) für Musik ist jedenfalls da


Nach dem schriftlichen Staatsexamen würde ich mir 7-8 Monate frei nehmen, um mich Vollzeit auf die Aufnahmeprüfung vorzubereiten.

Jetzt die Fragen:
-ich bin 26 und zum Bewerbungszeitpunkt dann Anfang 27, laden die überhaupt solche alten Bewerber zu Prüfung ein? Und ist das von Anfang an ein Nachteil Ende 20 zu sein?

-reicht ein intensives halbes Jahr um sich die gesamte Musiktheorie, Gehörbildung, usw. reinzuziehen und dann in der der Lage zu sein die gestellten Anforderungen in der Aufnahmeprüfung zu erfüllen (habe mich schon eingelesen in die Prüfungsfragen der Unis, das ist happig)? Ich kann mir momentan nicht vorstellen, in ca 1 Jahr vom Blatt zu spielen, obwohl ich noch nicht mal flüssig Noten lesen kann, aber wenn ich durch mein bisheriges Studium eine Sache gelernt habe, dann ist das sich enorme Stoffmengen innerhalb kurzer Zeit in das Hirn zu pressen. Und auch zu sehen, dass mit genügend Aufwand Dinge möglich sind, die man nicht erwartet hätte.:p

-wie gut ist die Konkurrenz auf spielerischem Niveau? Teilweise wird ja z.b. "Ein Werk von Bach" verlangt. Muss man damit rechnen, dass jemand der Kommission einen perfekten Satz aus einer Lautensuite oder gar die Chaconne von Bach vorspielt, oder ist das eher die Ausnahme?

-zeitlich und von der Motivation her reicht es nicht mehr ein Zweitinstrument zu lernen, deshalb fällt Schulmusik und Co weg, gibt es denn dann überhaupt noch eine Möglichkeit im Hauptfach Gitarre zu studieren, außer im künstlerischen Bachelor? Weil ich befürchte, dass die Anforderungen dafür noch krasser bzw. unrealistischer sind

-man hört ab und zu, dass das Niveau von Hochschule zu Hochschule schwankt, gibt es no-go Unis, die nur Prestige-Gitarristen ausbilden wollen? Bzw gibt es welche, die den Ruf eines moderateren Niveaus haben?

-zum Schluss noch die wichtigste Frage, bitter sehr ehrlich antworten: mache ich mir falsche Hoffnungen? Ist der Zug abgefahren?


Momentan schätze ich es so ein, dass die musikalische Prüfung das kleinere Problem wird (außer Blattspielen oder Vorsingen), weil ich mir zutraue mit monatelangem intensivsten Üben ein einigermaßen würdiges Programm zu präsentieren. Auf der anderen Seite bezweifle ich, dass die gesamte Musiktheorie, flüssiges Notenlesen und die Gehörbildung in nicht mal einem Jahr aufzuholen sind und es zwangsläufig herauskommt, wenn ein Bewerber auf diesem Gebiet nicht Jahr(zehnte) Erfahrung hat, wie die meisten anderen Bewerber. Bin hochmotiviert, aber reicht das? Ihr könnt ehrlich antworten und ich bitte um die Zerstörung von Illusionen falls ich mir da welche aufgebaut habe. Im Prinzip habe ich nichts zu verlieren, das ist das Gute.

Vielen Dank fürs zuhören! Freue mich über jede Antwort
 
Eigenschaft
 
Zu den erforderlichen Leistungen für die Musik kann ich Dir nichts sagen. Wenn Dir aber die Medizin sehr viel Spass macht, dann hast Du eine Situation die besser ist als bei den meisten. Dann werde Medizinfrau.

Natürlich werden viele Gitarristen Gitarrenlehrer weil sie von den
Auftritten nicht leben können. Wäre auch das schöner für Dich als Ärztin. Musik als Hobby, als reiner, freiwilliger. Genuss bleibt dir ja erhalten, auch wenn Du Ärztin wirst.

Das Wichtigste aber scheint mir, Du beschäftigst Dich viel zu sehr mit dem Weg, Du beschäftigst Dich nicht mit dem Ziel. Welche Tätigkeit strebst Du mit dem Musikstudium an?
Du stehst zum Ende des Studiums vor 40 Jahren im gleichen Beruf. Da sagt man mit Schrecken, vielleicht sollte ich besser mein Hobby zum Beruf machen.

Vielleicht wirst Du ja auch mit einer Karriere in der klinischen Musiktherapie glücklich. Da gibt es auch Studiengänge die auf Medizinstudium aufbauen.
 
Für das Ziel 50% ärztliche Tätigkeit - 50% klassische Gitarre privat unterrichten machst du bereits jetzt alles richtig. Der große Unterschied ist halt, dass man als Arzt eine Approbation braucht, als Gitarrenlehrer nicht.

Wenn dir so viel am Unterrichten liegt, solltest du in der Tat viel eigene Erfahrung sammeln und guten Unterricht bekommen. Ein Studium an einer Musikhochschule ist zwar hilfreich, aber nicht zwingend notwendig. Als studierter Gitarrenlehrer hast du keinen grundsätzlichen Vorteil am Markt gegenüber einem unstudierten - derjenige hat einen Vorteil, der die besseren Kontakte aufbaut und mehr Anfragen von Schülern bekommt. Da hilft es enorm, im eigenen Stadtteil bekannt und integriert zu sein, und da hat ein Arzt ganz klar gute Chancen. Natürlich muss die Qualität des Unterrichts stimmen, damit du auf Dauer glaubhaft und erfolgreich sein kannst, aber ein Studium ist nicht zwingend erforderlich.

Von daher kann ich nur sagen: nimm selbst guten Unterricht in Musiktheorie und Gitarre, besuche Workshops und Meisterkurse, gehe viel in Konzerte und halte Augen und Ohren offen. Hospitiere bei Musikschulen und Hochschulen, besorge dir Literatur zur Instrumentalpädaogigk für Gitarre sowie den Lehrplan Gitarre des Verbands Deutscher Musikschulen.

Mach die ärztliche Tätigkeit zum Hauptberuf und füll die freie Zeit (falls du welche hast) mit Gitarrenunterricht auf, das dürfte die realistischste und sicherste Berufskombination sein.

Ein Studium wäre höchstens für eine Tätigkeit an einer Musikschule wichtig. Das ist aber finanziell uninteressant, wenn du das mit der ärztlichen Tätigkeit vergleichst. Dann unterrichte lieber privat zu selbst definierten Preisen und Zeiten.

Harald
 
Ich stimme meinen Vorrednern auch zu. Als Musiklehrer brauchst du formal keine Ausbildung - aber gut ist es trotzdem wenn man so ein Zeugnis (bzw. die Fähigkeiten) besitzt. Was man noch bedenken sollte ist, dass man mit einem Vollzeitstudium an einer Hochschule große Fortschritte macht (wenn man übt :)). Man hat sehr gute Lehrer, ein intensives Programm durchzuarbeiten und -lernen, man ist dann schon top! Nebenbei mit Workshops bzw. Kursen wird das sehr schwer zu erreichen sein. Das bedeutet aber nicht, das man das auch alles als Lehrer braucht.
 
Danke für die Antworten!
Das kam vielleicht ein bisschen falsch rüber mit dem 50/50, mir ist es schon ernst und wenn sich jetzt während dem Musikstudium herausstellen würde, dass da mehr geht, würde ich nie ausschließen Musik hauptberuflich zu machen.
Der Grund wieso ich ein Studium machen will, ist die Tatsache, dass ich so nebenbei niemals ein professionelles Niveau erreichen werde. Weiss nicht wie das andere können, aber als Berufstätiger in Vollzeit fehlt mir nicht nur die Zeit, sondern vor allem die Energie. Ich kenne das schon von den zahlreichen Praktikas, in diesen Wochen und Monaten habe ich die Gitarre komplett vernachlässigt, das wird auf jeden Fall nichts und grade deswegen kann ich jetzt nicht direkt anfangen, in ein paar Jahren ist es auf jeden Fall zu spät, falls es eine kleine Chance gibt ist die jetzt.
Aus finanzieller Sicht ist das kein Problem, auch in Teilzeit verdient man in der Klinik mehr als genug und ich bin außerdem sehr genügsam und habe nicht das Ziel reich zu werden.
 
Míriel;6872736 schrieb:
wenn sich jetzt während dem Musikstudium herausstellen würde, dass da mehr geht, würde ich nie ausschließen Musik hauptberuflich zu machen.

Ein pädagogischer Studiengang könnte gehen, für einen rein künstlerischen Studiengang sehe ich nicht so gute Chancen.

Die Sache ist halt die, dass du dich jetzt mit 27 entschließt, es zu probieren, ob mit Musik mehr geht als bisher. Die Leute, die als Künstler ihr Geld verdienen, haben das oft mit 16 schon längst entschieden, oder es hat sich zumindest deutlich angebahnt. Wenn du von der Musik leben willst, hat es IMHO wenig bis gar keinen Sinn es jetzt nur zu probieren - du müsstest schon einen jahrelangen inneren Drang verspüren, auf der Bühne zu stehen. Dieser Drang hätte dich sicher vom Medizinstudium abgehalten, wenn er da gewesen wäre. Ich will und kann hier nicht über deine künstlerische Karriere und Identität urteilen, aber es sollte eine vorhanden sein, wenn du zu einer Aufnahmeprüfung gehst.

Mal als Beispiel: wenn du in den letzten zwei Jahren >4 Konzerte mit klassischer Gitarre gespielt hättest, könnte eine Aufnahmeprüfungskommission dein Vorhaben vielleicht ernstnehmen, denn du würdest künstlerische Aktivität beweisen. Bei einer AP werden manchmal auch Gespräche geführt, um die Motivation des Prüflings zu erfahren. Wir sind hier keine Kommission, daher musst du das nicht hier, sondern kannst es dir selbst beantworten: würdest du einer 27jährigen, die erst seit 3 Jahren Unterricht hat und Musiktheorie nur rudimentär beherrscht, ernsthaft einen Platz an einer Musikhochschule geben, wenn sich gleichzeitig eine evtl. 19jährige bewirbt, die seit ~5 Jahren auf ein künstlerisches Studium hinarbeitet? Bei wem sind die vielen Steuergelder besser investiert, die ein Hochschulstudienplatz kostet?

Ich will dir die Hoffnung nicht nehmen, es kann durchaus klappen - ein paar Bedenken von außen werden dich nicht von deinem Weg abbringen, wenn es dir ernst ist. Ich hatte selbst einen Kommilitonen, der nach dem 1.Staatsexamen Medizin erst mal Trompete studiert hat. Unser Blechbläser-Kammermusiklehrer hat ihn in der gemeinsamen Probe dann damit aufgezogen "Wenn du später so operierst, wie du hier Piccolotrompete spielst, will ich bei dir lieber nicht unters Messer :D...". Ganz viele Ärzte machen Musik, aber ganz wenige Musiker-Kollegen in der Szene sind ausgebildete Mediziner.

Harald
 
Míriel;6872442 schrieb:
-allgemein würde ich mich als musikalisch einschätzen und auch wenn die Theorie nicht vorhanden ist, das "Gefühl" (oder wie man es auch nennt) für Musik ist jedenfalls da
Die Frage ist doch wie schätzt ein Profi Dich ein? Du hast erst seit einem halben jahr unregelmäßigen unterricht und willst es an eine Musikhochschule schaffen... tja also hehe... ich sehe das relativ kritisch. Vor allem weil Du nach Tabs spielst und nicht nach Noten. Tabs sind für Gitarre zwar geeigneter als Noten aber kaum ein Lehrer, der seine Schüler an die uni bringen will, wird auf Noten verzichten ... warum gibts im Unterricht keine Noten?
Hast Du schonmal bei einem Hochschuldozenten vorgespielt?

Nach dem schriftlichen Staatsexamen würde ich mir 7-8 Monate frei nehmen, um mich Vollzeit auf die Aufnahmeprüfung vorzubereiten.
Tja Vorsicht... soweit ich weiß, müsst Ihr Ärzte noch einige Zeit Arbeiten um zugelassen zu werden oder? So wie die Lehramts-Referendare nach ihrem StEx?

Das mit der Medizin würde ich an Deiner Stelle so gut es geht auf die sichere Seite holen. Ich kenne da auch jemanden, der verdient ganz gut in der Klinik UND hat noch Zeit nebenbei zu Üben. Jeden tag 3 Stunden sollten vielleicht ausreichen wenn das gut strukturiert ist und die Grunlage da ist.
 
Danke für die realistischen Einschätzungen (ich bin übrigens ein Kerl keine sie, kam wohl nicht wirklich raus durch den an Herr der Ringe angelehnten Forumsnamen ;) )

Was ich noch ganz klar sagen möchte, dass ich mich natürlich erst vor eine Prüfungskommission trauen würde, wenn die Theorie, Notenlesen und Gehörbildung 100% sitzen, sodass man nach Möglichkeit nichts merkt. Alles andere wäre rausgeschmissene Zeit und eine Blamage. Die Frage war nur, ob es überhaupt realistisch ist das so gut in 7-8 Monaten hinzubekommen, oder wie lange es mindestens braucht. Bin durchaus bereit auch mehr Zeit und Geld zu investieren und Entbehrungen in Kauf zu nehmen, weil es schon ein Traum ist. Das jetzige Studium würde ich dann vor dem praktischen Jahr unterbrechen, das ist kein Problem und ich mache mir da überhaupt keine Sorgen um eine Lücke im Lebenslauf oder so, eine großartige Arztkarriere mit Ober- und Chefarztambitionen war sowieso nie mein Ziel. Vielleicht kann das auch ein Vorteil sein, weil sie dann sehen, dass es jemand wirklich ernst meint.
 
Wenn du täglich systematisch übst, sind Theorie und Gehörbildung in der Zeit denke ich gut machbar. Aber selbst wenn Du in diesen beiden Tests nicht gut abschneidest, ist das kein Beinbruch: Einige meiner nicht-Theorie- und nicht-Kompositionskommilitonen waren in den beiden Tests richtig schlecht. Trotzdem studieren sie jetzt. Die beiden Fächer sind eben keine Schwerpunkte bei einem Gitarrenstudium. Hauptsache du spielst gut.
 
Ich denke... realistischer als wir könnte dich ein Dozent von einer Musikhochschule einschätzen. Einfach mal anrufen und schau das du ihm vorspielen darfst.
Der wird dir genau sagen können ob es "reicht".
Allerdings. ... Wer das Hobby zum Beruf hat, verliert ein Hobby das zu Arbeit geworden ist ^^
Ich z.B. hätte es vielleicht auch an eine Musikhochschule geschafft ( hätte ich mal 20 Jahre früher angefangen :D ).
Aber dann wäre wohl Zwang das Ende meines Hobby gewesen. Denn ich glaub du stellst dir den "Unterricht geben" Teil zu leicht vor.
Das heißt nicht, dass du spielen kannst was du willst und an deinem Gitarrenspiel arbeiten kannst. Sondern das du für die musikalische, und auch kulturelle, Ausbildung von anderen verantwortlich bist.
Du hast (als guter Lehrer) Unterricht individuell auf jeden Schüler vor zu bereiten und spielst im schlimmsten Fall mit 9 Schüler 6 Wochen lang "alle meine Entchen".
Wo das dich zur "Perfektion" bringen soll, erkenne ich leider nicht.
Meine Lehrerin hat sich jedes Mal gefreut wenn ich Unterricht hatte. Einfach weil sie auf einen anderen Niveau spielen konnte und es anders War, als die "Zwang Kinder" die von ihren Eltern geschickt wurden.
Und da ist das Verhältnis so gefühlt 20:1
Ich würde das Medizin Studium durch ziehen (wie ich mein bwl Studium durch ziehe (vielleicht solltest du doch etwas motivierter sein ^^)) und die Gitarre weiterhin als Ausgleich verstehen.
Das du nicht perfekt wirst. .... um ehrlich zu sein. .... das wird keiner! Mich zieht es auch zur Klassik und wenn ich mich darauf voll konzentrieren würde, würde ich sehr schnell ein höheres Niveau erreichen. Aber mir liegt die e Gitarre gerade so gut in den Fingern. .... danach kommt vielleicht wieder die Klassik. ... oder ich lerne Klavier?
So ein Leben is zu kurz um in allem "perfekt" zu werden.
Wenn du gezielt auf Klassik aus bist, dann jedoch wirst du mit 50-60 vielleicht das Niveau eines Musikhochschulprofessors haben. Möglich wäre es :)
 
Hoffe, dass das Thema noch aktuell ist. Hab mit der Situation Erfahrung.

Ich kann nur dazu raten Musik als Hobby zu behalten.
Damit hast du einen wunderbaren Ausgleich zu deinem Hauptberuf. Hobby zum Beruf machen ist m. E. keine gute Idee. Genau so wenig wie einen Beruf auszuüben, an dem man keinen Spaß hat. Gratwanderung.
Als Musikschullehrer wirst du wenig mit Musik zu tun haben. Deiner Leidenschaft kannst du also kaum nachgehen. Wenn du Pech hast fällst du vielleicht sogar viel in Verwaltungstätigkeiten rein und hast für deine Instrumeten so viel Zeit wie ein niedergelassener Arzt (der sich ja - zumindest ist das mein Vorurteil - seine Arbeitszeiten ganz flexibel einteilen kann.)

Achja: Ich bin Wirtschaftsingenieur, 23, kurz (naja.. ein Jährchen wird es wohl noch dauern :D) vor Ende des Studiums und habe auch mit dem Gedanken gespielt "was mit Musik" (am liebsten natürlich Gitarre Hauptfach) zu studieren. Das ging so weit, dass ich aktiv in die Studienvorbereitung gegangen bin, drei Jahre Klavier gespielt habe, Musiktheorieunterricht an der Musikschule genommen habe usw. (Klassische Gitarre spiele ich seit 15 Jahren oder so.)
Abgebrochen hab ich das Vorhaben wegen 1. dem Gedanken oben bzgl Beruf-Hobby und 2. keine Zeit während des Studiums. Man muss nämlich seeeeehr viel üben. Und zu wenig Talent hab ich sowieso :(

Zu deinen Fragen:
- Alter spielt keine Rolle
- Notenlesen, Theorie .. da du als Mediziner Hirn hast und lernen kannst, halte ich für möglich, dass du das alles drauf kriegst. Es ist sehr sehr schwierig, aber möglich. Ein halbes Jahr wird nicht reichen... Ich war bei einem Kurs mit Professor Feldmann (UdK Berlin) und da hat einer vorgespielt, den ich ungefähr auf deinem Niveau ansiedeln würde, und der gefragt hat, wie lange er noch braucht, um an die Uni gehen zu können. Antwort ging in Richtung "Mindestens ein Jahr. Nimm dir viel Zeit dafür, sonst ist das ganze zu unsicher und für alle Beteiligten enttäuschend."
- die Konkurrenz ist je nach Studiengang unterschiedlich und generell breit gefächert. Von Leuten, die da nicht hingehören, bis zu Fast-Profis aus Korea, die nur den letzten Schliff brauchen, ist alles dabei. Genommen werden (bei Musik Hauptfach zumindest) wenige obere Prozent. Mit Bach sollte sich jeder einmal auseinandergesetzt haben. Ein Satz aus einer Suite ist eine gute Idee, Chaconne** ist sicher nicht gefordert. Allein der Länge wegen... Auf den Uni-Homepages gibt es Listen mit Stücken, an denen man sich orientieren kann. (Capricho Arabe, Scarlatti K208, Villa-Lobos Etüden und Präludien sind regelmäßig dabei.)
- Zweitinstrument braucht man doch immer? Deine Chancen für das reine Instrumentalstudium schätze ich aus der Ferne sehr gering ein, aber da ist die Idee, mal eine Probestunde mit einem Hochschullehrer auszumachen die beste Möglichkeit, sich Klarheit zu verschaffen.
- zu den Hochschulen kann ich wenig sagen
- Zug abgefahren? Tendenziell ja. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, nicht wahr?

Du hast Recht: Wenn eine Chance in deinem Leben besteht, dann jetzt.

[ So war es bei mir auch*. Die Entscheidung dagegen tut erstmal sehr weh, aber man lernt unheimlich viel aus solchen Entscheidungen. Ich denke ab und an wehmütig daran, wie es wohl hätte sein können, aber ich gebe mir schnell eine Ohrfeige und weiß augenblicklich wieder: Diese Entscheidung war richtig.

(*wobei.. meine Situation ist jetzt ähnlich, aber ich bleibe bei meiner Entscheidung. Wehe ihr redet dagegen! :D)

** Ich fange gerade an mich mit diesem Stück zu beschäftigen.]
 

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