Gitarre ölen, also wie jetzt?

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Aus aktuellem Anlass bin ich auf der Suche nach gesammeltem Wissen im Bereich der Oberflächenbehandlung von Holzinstrumenten (E-Gitarre in diesem Fall).
Es haben sich, im Verlaufe meiner Recherche, schon zwei Hersteller hervorgehoben (Auro und Osmo). Da mich das Thema aber noch zu allgemein verwirrt suche ich nicht nach Pruduktempfehlungen sondern will die Materie erstmal grundsätzlich verstehen.

1. Braucht man für Instrumente spezielle Öle oder täte es prinzipiell erstmal jedes Öl, wo sind da überhaupt die Unterschiede und welche Eigenschaften braucht so ein Öl für das Finish eines Instruments? Wenn ich mir das Angebot im Baumarkt so ansehe quält mich eine übermannende Welle von Ratlosigkeit. Bangkirai Holzöl, Universal Holzöl, Douglasie Holzöl, Teak Holzöl, Eukalyptus Holzöl, Holzöl farblos....was bedeutet das alles?

2. Was ist der Unterschied zwischen normalem Holzöl farblos und Hartwachsöl?...und darüber hinaus, was ist der Unterschied zwischen z.B. Clou Hartwachsöl und Osmo Hartwachsöl?

3. Ich habe eventuell vor das Holz vor dem Ölen, mit weißer Lasur, noch etwas aufzuhellen und zu veredeln. Muss das eine spezielle Lasur sein, ich meine im Bezug darauf dass es um ein Instrument geht. Braucht man eine spezielle Lasur wenn man hinterher Ölen will, weil sich vielleicht manche Öle und Lasuren nicht vertragen?

4. Warum schwören so viele auf entweder Auro oder Osmo? Was ist an denen so besonders, dass diese ständig empfohlen werden?

Fragen über Fragen und ich bestimmt einige vergessen die ich eigentlich noch fragen wollte aber die vier sind erstmal ein guter Anfang.
Danke schonmal im Voraus?
 
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Die Antwort ist einfach. Hartöle sind für die Bearbeitung von Holzfußböden gedacht, also Parkett o.ä. Müssen also strapazierfähig sein. Und wie der Name schon andeutet, das Öl/Wachsgemisch "härtet" nach einer kurzen Zeit etwas aus. Dadurch entsteht eine seidenmatte Oberfläche. Ob Du nun Osmo oder Auro verwendest, ist egal. Beides sind biologische Öle, ohne Chemie. Ich habe in den letzten 18 Jahren beide Marken verwendet. Zuerst Auro 129, danach das OSMO, weil es nicht so klebte wie Auro, welches sich aber nach meiner Meinung besser einfärben lässt. Ich habe nun beide Sorten hier, und probiere wieder. Die Viskosität von Auro hat sich nach meiner Meinung verändert - früher war es etwas dickflüssiger... Zur Zeit lässt sich Beides gut verarbeiten. Was Du aber machen solltest, wenn Du damit Hälse oder Korpusoberflächen bearbeiten möchtest, es nicht nur "auftragen", sondern einschleifen. Dabei entsteht ein "Matsch" aus Öl und Holzstaub, der dann eingerieben werden soll. Das ergibt die beste Oberfläche. Zur Veranschauung versuche ich Bilder anzuhängen. Mal sehen, ob ich die finde...Auch ein Foto einer Tele, die ich gerade so bearbeitet habe, bzw. mein Mitarbeiter Sashman.
 

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Ok, das klingt doch schonmal sehr interessant, ich möchte aber ein paar Sachen nochmal revue passieren lassen:
1. Hartwachsöl, eigentlich für Böden also sehr belastbar, check.
2. Werden Auro und Osmo jetzt nur empfohlen weil sie biologisch sind oder is da noch was anderes spezielles daran? Es gibt so viele Hartwachsöle, täten die es grundsätzlich auch oder liefern vielleicht diese beiden Hersteller einen besonderen Glanz oder Eigenschaften die das Spielgefühl ganz besonders verbessern (griffigerer Hals etc)?
3. Da du bezüglich der Kombination aus Lasieren und Ölen weder abgeraten noch hinweise gegeben hast, gehe ich davon aus dass da nichts zu beachten ist, oder?
4. Ich habe jetzt schon verschiedene Angaben gelesen bezüglich der Anzahl der schichten und der Trocknungszeit dazwischen aber gerade was die Schichten betrifft, wieviel Öl braucht man denn so für eine Gitarre. Es gibt ja Dosen von ca. 350ml bis zu 10l. Wenn man so ungefähr 4-5 Schichten aufträgt wieviel braucht man dafür?
 
Grundsätzlich ist das Ölen bzw. Ölschleifen von Holz pipifax. Das kann jeder der zumindest nicht völlig unfähig ist.

Schau dir mal meine kleine Anleitung an: https://www.musiker-board.de/modifi...-e-git/455337-doku-zum-entlacken-haelsen.html

Da siehst du zumindest schon mal das prinzipielle Vorgehen. Wahl des Schleifpapiers, Wahl des Öls, Trocknungszeiten... sind nur noch Feintuning bzw. nach persönlichem Geschmack.

Das sich unterschiedliche Öle im "Wohlfühlfaktor" bzw. Spielgefühl bemerkbar mache, wäre mir neu. Glatt ist glatt und unlackiert ist unlackiert. Das Wachs in den Ölen sorgt schlicht für einen besseren Schutz des Holzes (Poren dicht) und das war es auch schon.

Wenn du neben dem Ölen aber noch Farbe ins Spiel bringen willst, kann ich mit Abstrichen Wudtone empfehlen.

http://www.wudtone.com/
 
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Wenn du neben dem Ölen aber noch Farbe ins Spiel bringen willst, kann ich mit Abstrichen Wudtone empfehlen.

...und ich das Beizen, sowie Pigmentieren. Habe mich jetzt genau ein Jahr mal intensiv mit Farbe im und mit Öl und Wachs befasst. Falls es interessiert schreibe ich dazu nochmal was.
 
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@ Azriel: Deine Doku ist gespeichert und sobald das gute stück hier eintrifft werde ich das gleich ausprobieren.
 
...und ich das Beizen, sowie Pigmentieren. Habe mich jetzt genau ein Jahr mal intensiv mit Farbe im und mit Öl und Wachs befasst. Falls es interessiert schreibe ich dazu nochmal was.
Du hast meine volle Aufmerksamkeit :)
 
...und ich das Beizen, sowie Pigmentieren. Habe mich jetzt genau ein Jahr mal intensiv mit Farbe im und mit Öl und Wachs befasst. Falls es interessiert schreibe ich dazu nochmal was.

Das würde mich sehr interessieren!

Rudi
 
+1 für Smartins Erfahrungsbericht.
 
Morgen... is schon spät.... ist auch nicht soooo kompliziert! :D

Kurzfassung:

Holz mit Alkohol abwischen
Wasserbasisbeize nehmen und mit 30% alkohol verdünnen --> zieht tiefer ein
Immer schön zwischen schleifen, bis keine Fasern mehr hoch kommen.... solange auch immer neu beizen mit der Mischung und Körnung verfeinern.
Nach ca. 5 Durchgängen ist man dann bei ca. 1000er Körnung und hat eine sehr feine Oberfläche mit tief eingedrungener Beize. Der Korpus ist dann durchgefärbt.

Anschließend Öl mit Oxidpigmenten des gleichen oder eines gewünschten Effektfarbtons anmischen. Die Pigmente lösen sich nicht auf... man muss das Gemisch stätig neu verrühren.

Diese Mischung wischt man einmalig nur mit einem Zewa auf.

Anschließend nochmal mit alkoholverdünnter Beize einstreichen und trockenen lassen --> diese Schicht dringt kaum ein, sondern bildet im nächsten Schritt vor allem eine "Schlammschicht".

Zweiten Ölvorgang dann mit 0000er Stahlwolle einschleifen. Vorsichtig - es gibt nur eine Ölschicht als Schutz für die Beize im Holz.

Gründlich abwischen....

Dritten und vierter Ölvorgang (falls nötig) mit ungefärbten Öl nur noch mit Zewa aufstreichen und gründlich weg wischen.

Abschließend nehme ich dann noch ein Hartwachs, dass ich mit den gleichen Pigmenten einfärbe und reibe die Oberfläche damit wie immer ein.


Das Ergebnis ist eine außerordentlich glatte, voll gefärbte, natürliche Oberfläche.

Schwierig ist oft die farbliche Kombination aus Beize und Pigmenten. Wenn man einen Farbeffekt will, sollte man sehr unterschiedliche Farben wählen und sich merken: Die Farbe der Beize geht ins Holz, die von Öl und Wachs gehen NUR in die Poren.

Man kann auch ganz wunderbare "Dreck-Optiken" erreichen, wenn man mit dem Öl die Beize wieder herauspoliert. Das geht einfach wenn man bei der ersten Ölung 0000er Stahlwolle nimmt.



Geht es in irgendeinem Zwischenschritt mal schief und man hat doch die Farbe aus dem Holz gezogen, kann man einfach wieder mit Alkoholverdünnter Beize einstreichen und macht danach wieder weiter.

Der Trick bei der Sache ist, dass der Alkohol in der Beize immer auch ein wenig vom Öl anlöst und es noch tiefer eindringen lässt.
 
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Kommt mir gerade recht der Thread, ich habe eine ähnlich Frage.
Ich habe eine neue, gebrauchte SG Faded, deren Rückseite durch die Gürtelschnalle des Vorbesitzers abgerieben ist.
Die dünne 'worn' Lackierung ist an einer Handteller großen Stelle fast ganz abetragen und man fühlt das pure Holz.
Bis jetzt habe ich die Stelle mit Lemon Oil behandelt, das ich sonst für unlackierte Griffbretter nehme.
Ist das die richtige Behandlung oder besser etwas anderes?
Habe noch Clou Möbelwachs hier. Eine Mischung aus Carnauba- und Bienenwachs.

Clou Hartöl habe ich vor einiger Zeit für ein abgeriebens maple board benutzt.
Aber: Das Zeug stinkt mit der Zeit wie altes Friteusenfett.
 
Es ist schön, das andere es anders machen... Ich mache es mit meiner "Methode" schon mehr als 17 Jahre - schon aus dem Grund, weil ich keinen passenden Lackierer hatte. Und einige Gitarren aus der Zeit sind noch heute in meinem Besitz und beweisen das es so funktioniert. Fast alle meine bisher gebauten Gitarren (ca. 350) haben nur so behandelte Hälse...
 
also eigentlich mache ich es auch wie Murle, nur dass ich beim gefärbten Ölen vorher schon eine sehr glatte Fläche brauche. Ich "schmiere" dann vor allem eine Kombination aus Holzstaub und Pigmentstaub in die Poren.

Mit Farbe Ölen ist halt sehr viel aufwändiger.... bei einem Eschekorpus brauchte ich 6 Durchgänge aus Ölen, Färben usw - bis die Farbe eben so tief drin ist, dass sie nicht beim einstreichen mit Öl schnell wieder heraus kommt. Zumal man mit der Alkoholmsichung auch immer wieder Öl herauszieht.

PS: Ich nehm übrigens Clou... aber nur aus Kostengründen. Das ist nämlich nur am Anfang klebrig... nach einer Woche ist das genau so gut, wie alle anderen auch. Eine Woche lass ich sowieso immer alles einziehen und "wirken".
 
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Mit Clou Hartöl behandle ich die Gehäuse von alten Röhrenradios. Das Öl dunkelt nach und bringt die Maserung des Holzes sehr schön zum Vorschein, manchmal richtig dreidimensional.

Voraussetzung: Das Gehäuse muss abgeschliffen sein, keinerlei Lackreste mehr auf dem Furnier. Dann wird das Öl in mehreren Schichten mit Zwischentrocknung und anschließendem Zwischenschliff aufgetragen. Zuerst glaubt man gar nicht, dass so eine ölig aussehende Pampe trocken und hart wird - wird es aber und je nach Anzahl der Schichten mit schönem Seidenglanz (oder sagt man Mattglanz?), der zurückhaltend wirkt und nicht speckig aussieht.
 
Ich habe eventuell vor das Holz vor dem Ölen, mit weißer Lasur, noch etwas aufzuhellen und zu veredeln.
Ich würde Leinölfirnis und weiße Ölfarbe aus dem Künstlerbedarf nehmen. Die beiden kann man vermischen, bis die gewünschte Aufhellung erreicht ist. Das hat mehrere Vorteile.
-Künstlerölfarbe verträgt sich garantiert mit Leinöl, weil man das zum Verdünnen benutzt, wenn man Ölfarbe flüssiger braucht und kein schnell verdunstendes Lösungsmittel einsetzen will.
-Man kann die Färbung in der ersten Schicht aufbringen und dann nur noch mit purem Öl drüber ölen. Das hebt die Maserung hervor. Man kann auch weiter mit Farbe ölen, dann wird es immer deckender.
-Bei guter Ölfarbe ist die Lichtechtheit angegeben und die Pigmente sind so fein, dass man sie kaum feiner bekommen kann. Schmincke Mussini sind zum Beispiel hervorragende Ölfarben, aber es gibt noch Andere.
-Ölfarben gibt es lasierend, halbdeckend und deckend, je nach dem was man erreichen möchte.
-Die Farbpalette ist riesig.
-Ölfarbe und Leinöl werden sehr hart und widerstandsfähig, brauchen dazu aber mehr Zeit. Wachs für Böden härtet viel schneller (niemand will Wochen warten, bis er den Fußboden begehen kann), dafür wird Leinöl viel härter, es braucht eben Zeit.

Ölen selbst ist einfach. Man trägt Öl auf, bis das Holz nicht mehr saugt und sich ein Film bildet. Dann wartet man etwa eine Viertel Stunde und nimmt das Öl runter. Nach ein bis zwei Wochen (je nach Temperatur, Menge und Holzart) kann man die nächste Schicht auftragen.
Man kann so viele Schichten auftragen wie man will, eine genaue Anzahl zu nennen ist unmöglich. Je mehr Schichten man aufträgt, desto feiner wird die Oberfläche. Zum Schluss nach vielen Schichten poliert man eigentlich nur noch mit einem ölfeuchten Lappen. Dann hat man eine seidenmatte Oberfläche viel schöner, als es mit Lack möglich wäre, denn das Öl bildet nicht wie Lack eine Schicht auf dem Holz, sondern befindet sich im Holz selbst und schließt die Poren.

Nach jedem Durchgang sollte man leicht schleifen, aber lieber zu fein als zu grob. Ich würde vor dem ersten Durchgang mit 240er oder 320er Papier schleifen und danach immer feiner werden.

Noch eine Warnung zum Schluss:
Ölfarbe trocknet nicht, das würde bedeuten, dass ein Bestandteil verdunstet. Sie reagiert mit dem Sauerstoff aus der Luft und härtet so aus. Bei dieser reaktion entsteht Wärme. Im Holz ist das nicht mit normalen miteln messbar, aber ein Lappen kann sich wegen der großen Oberfläche des Stoffs so stark aufheizen, dass er sich entzünden kann. Das kommt zwar nur selten vor, ist aber schon passiert. Man sollte den Lappen also entweder gleich mit Spüli, Kernseife oder Ähnlichem auswaschen, oder gleich verbrennen.
 
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Ich würde Leinölfirnis und weiße Ölfarbe aus dem Künstlerbedarf nehmen.

aaaaach.... das ist natürlich auch ne super Idee :great:

Das werd ich doch glatt mal probieren und mit meiner Methode vergleichen.
 
Ich hab hier auch noch ein Projekt.... da könnte ich das auch mal testen. :)
 
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Man kann auch Ölfarbe in anderen Tönen nehmen. das Tolle dabei ist, dass das Holz je nach Art und Maserung an den weichen Stellen besonders saugt und die Vertiefungen mehr Platz für die Farbpigmente bieten. So nehmen diese Teile mehr Farbe an, was die Maserung stark hervor hebt.

Das habe ich mit meinem Esstisch gemacht. Der ist aus Fichte und wurde mit einer Mischung aus Leinölfirnis und ganz wenig schwarzer Ölfarbe behandelt, nachdem ich die Oberfläche mit einer Messingbürste behandelt habe. Die Pigmente setzen sich in den weichen Teilen des Holzes ab, da die mehr saugen. Die harten Teile der Jahresringe nehmen kaum Farbe an, so kommt die Maserung richtig geil raus.
Der Tisch hat schon viel mit gemacht. Da das Leinöl im Holz aushärtet, hat man nach der Behandlung eine sehr robuste Oberfläche. Andere Tische aus Nadelhölzern bekommen bei der kleinsten Berührung Macken, auf meinem kann man auch mal einen Bierhumpen schwungvoll abstellen, ohne dass man es sieht. Der Tisch hat auch schon so gut wie alle Flüssigkeiten abbekommen und nichts drang ins Holz ein. Ich hatte nur 3 Schichten aufgetragen, da hat dafür gereicht.

Leinöl ist nicht UV Beständig und schirmt auch keine UV Strahlen ab, wie es viele Lacke tun. Das Holz dunkelt also schnell nach, das sollte man beachten.
 

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