Grundsätzliches zur Griffweise des AKAI EWI

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Hallo Ingo,

Es gibt eine Unmenge von alternativen Griffen, da die Seitenklappen K5,6,7,11,12 und 13 immer aktiv sind. Auch die anderen Sensoren haben immer die Funktion, Töne einen halben oder ganzen Ton zu erniedrigen oder erhöhen. ...
Kurz gesagt: es gibt Unmengen an alternativen Griffen, die einem das Leben erleichtern.

Gibt es eigentlich irgendwo eine vollständige Liste der pro Ton möglichen Griffkombinationen? Ggf. ergänzt um Hinweise für das günstige Spielen häufig vorkommender Tonfolgen? Es gibt die OneWatts-Tabelle bei Patchman Sounds, die schon recht viel beinhaltet, aber vollständig ist die nach Angaben des Autors ja nicht.

Vor allem wäre es darin hilfreich, wenn man eine Information zu "unwichtigen" Fingern fände, also denen, die für die Tondefinition keine Bedeutung haben und die man unbeschadet liegen lassen kann - was letztlich zu möglicherweise fließenderen Tonfolgen führen könnte. Darauf aufbauend wäre es gerade für Hobbymusiker, die nicht täglich mehrere Stunden üben, sehr praktisch, wenn man über diese "atomistische" Griffdarstellung hinaus noch "molekulare" Griffkombinationen nachlesen und nachspielen könnte, die häufig vorkommende Tonfolgen als besonders günstige Reihen von Griffen vorschlügen. Ein konkretes Beispiel habe ich gefunden, aber eben nur eines. Ebenfalls von Bret Pimentel gibt's den Fingering Diagram Builder, der aber eben auch nur die Möglichkeit zum Darstellen verschafft.

Gibt es in Richtung "Beziehungsgeflechte" ggf. schon was Umfangreicheres?

Lieben Gruß,

Petra
 
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Hallo Petra,

von den 13 vorhandenen "Klappen" sind 12 aktiv (linker kleiner Finger G# und Seitenklappe rechts sind identisch).
Da bei den EWI-Griffen im Gegensatz zu den anderen Griffweisen immer alle Klappen aktiv sind, ergibt sich daraus eine 12 Bit Zahl an möglichen Griffen. Das sind 4096 Griffe, die alle im einen oder anderen Moment sinnvoll sein können.

Eine komplette Auflistung macht bei einer solchen Anzahl keinen Sinn. Das Weglassen von bestimmten Griffen wäre eine subjektive Einschränkung, die jeder Spieler anders handhaben würde und daher der Sache nicht dienlich wäre.

Mein Vorschlag wäre eher schwierige Passagen anhand der Intervallkonstellationen der Griffe zu durchdenken. Meine persönliche optimale Lösung des Oboenbeispiels in dem von Dir erwähnten Artikel wäre z. B. wahrscheinlich eine ganz andere.

Genau das ist das schöne an so einer (fast immer) logischen Lösung wie bei den EWI-Griffen.

Grüße
Ingo
 
Hallo Ingo,

von den 13 vorhandenen "Klappen" sind 12 aktiv (linker kleiner Finger G# und Seitenklappe rechts sind identisch).
Da bei den EWI-Griffen im Gegensatz zu den anderen Griffweisen immer alle Klappen aktiv sind, ergibt sich daraus eine 12 Bit Zahl an möglichen Griffen. Das sind 4096 Griffe, die alle im einen oder anderen Moment sinnvoll sein können.

Ah - ich hatte das bisher anders verstanden: Dass einige der Sensoren bei einem "Hauptgriff" bedeutungslos werden. Ich habe auf deinen Beitrag hin gerade noch mal etwas rumexperimentiert und kann daher nun deinen Kommentar nachvollziehen: Dass wohl fast ständig alle Klappen eine modifizierende Bedeutung haben. Neutrale Sensoren gibt es daher wohl praktisch gar nicht.

Mein Vorschlag wäre eher schwierige Passagen anhand der Intervallkonstellationen der Griffe zu durchdenken.

Ja, aber dazu müsste man sich (konkreter: ich mir) erst mal ein Bild der systematischen Intervallkonstellationen verschaffen. Das hab ich bislang allerdings noch nicht geschafft. :redface:

Wie schon mal geschrieben: Bin halt Dilettantin. :weep:

Lieben Gruß,

Petra
 
Also eine Klappe muss ich (bedingt) wieder aus dem 12 Bit Klappensystem herausnehmen, da sie tatsächlich bei gedrückter A+B-Klappe (Mittel- und Zeigefinger links [K1] + [K3]) inaktiv wird. Das ist die Bb bis Klappe (auch [K2] oder Halbmondklappe genannt). Ansonsten sind aber alle immer aktiv. (Grund siehe unten *)
Dadurch dürfte es anstatt der vorher genannten 4096 Griffe ein paar weniger geben.

Ich glaube, man sollte, um das Griffsystem optimal ausnutzen zu können, nicht in absoluten Tonhöhen / Griffen denken, sondern in Intervallen. Von welchem Ton zu welchem will ich. Was ist das für ein Intervall. Welche Klappen stehen mir zur Verfügung um ein bestimmtes Intervall (z.B. große Terz) zu spielen.

Wenn ich eine große Terz spielen will, summiert ich am einfachten 2 Ganztöne. Nun schaue ich, welche Klappen mir einen Ganzton zur Verfügung stellen und benutze zwei davon. Egal welche!

Eb-G kann ich mit der rechten Hand standardmäßig mit allen vier Fingen greifen (= [von G aus] Ganzton nach unten, Halbton nach unten, Ganzton nach unten und wieder Halbton nach oben) und dann alle vier Finger abheben. Oder ich kann rechts nur mit 1+3 (= 2x Ganzton nach unten - geht auch mit 1+4, [K8]+[K13] oder 3+4, [K10]+[K13]) greifen und dann nur die zwei Finger bewegen. Ich kann aber auch die rechten Finger liegen lassen und links 1+2 für's G heben.

Wenn ich für's G# den kleinen Finger nicht benutzen will, kann ich, anstatt den linken kleinen Finger zu drücken um das G zum G# zu erhöhen, auch den rechten Mittelfinger liegen lassen, um ein A zum G# zu erniedrigen. Bei der Verbindung F#-G#-A bewegt sich dann jeweils nur einen Finger anstatt der üblichen zwei (bei den Standard-Griffen). Das ist viel sauberer zu greifen.

Anderes Beispiel: Wie kann ich eine schwierige, gifftechnisch komplizierte Tonleiter wie z.B. Eb-Moll leichter spielen?
Ich spiele in D-Moll und addiere mit einem der beiden kleinen Finger einen Halbton dazu.
Ich könnte aber auch E-Moll greifen und mit dem kleinen Finger die Töne einen halben Ton "tieferlegen".
Db-Dur spielt sich wie C-Dur mit dem linken kleinen Finger auf der G#-Klappe.

Das ist für einen Bläser keine übliche Denkweise. Man muss erst mal daran gewöhnen. Dem einen fällt's leichter, der andere braucht vielleicht etwas länger. Es lohnt sich aber auf jeden Fall.


Das einzige, was mich wirklich nervt ist, dass aufgrund von Konzessionen an herkömmliche Griffsysteme eine Klappe ihr Intervall ändert. Der Ringfinger links sollte von der Logik her ein Ganzton sein (G-A). Tatsächlich führt er auch von F# aufwärts ein Ganzton aus. Allerdings ändert sich das Intervall in der tiefen Lage in eine kleine Terz! Das liegt allerdings nicht am Ringfinger, sondern daran, dass die nicht gedrückte G-Klappe das Intervall der darunterliegenden F-Klappe ändert.

Eine andere Verwirrung:

- Wenn ich ein tiefes C greife und den linken Mittelfinger hebe, erhöht sich der Ton um einen Ganzton = normal.
- Wenn ich den linken Zeigefinger hebe, habe ich eine kleine Terz - darüber könnte man sich streiten, ist aber im Kontext vom gegriffenen A-C nachvollziehbar.
- Wenn ich nun beide Finger abhebe müsste sich das Intervall von einem Ganzton und einer kleinen Terz zu einer Quarte addieren, oder? 2+3 Halbtöne = 5.
Es kommt allerdings eine große Terz (4 Halbtöne) heraus. Hier wird nun wieder nach der Vorlage von A-C# gearbeitet.

Anstatt eine einmalige Ausnahme für einen speziellen Griff wie das offene C anzuwenden wird hier anscheinend sporadisch das ganze System über den Haufen geworfen.

* Tatsächlich ist es so, dass das Intervall der ersten drei Hauptsensoren links (K1-K3) immer als Einheit zusammengefasst werden. Wenn man das mal verstanden hat - wie ich gerade jetzt in diesem Moment - ist es nachvollziehbar, aber immer noch zu verwirrend, um wirklich spontan damit spielen zu können. [K1] = Ganzton, [K2] = Halbton, [K3] = Halbton. Bei gleichzeitigen Drücken von [K1] + [K3] ist [K2] automatisch gedrückt, was dann [K2] praktisch inaktiv macht. Das führt wiederum dazu, dass man meint, das Intervall für den Zeigefinger links sei eine kleine Terz, was nicht der Fall ist.

EDIT: Loslassen von [K4] (Ringfinger links) ändert das Intervall von [K8] (Zeigefinger rechts) von einem Ganzton in einen Halbton Ende EDIT. Alle anderen Sensoren behalten Ihre Intervall-Funktion jedoch permanent.


So etwas könnte man, glaube ich, heute etwas intuitiver lösen! Ich vermute, dass die ursprünglichen analogen Schaltungen der Grund für diese Logik waren. Bei einem rein analogen System kann man - im Gegensatz zum digitalen - keine einfachen Ausnahmen für Einzelgriffe erstellen.
(Ich beschäftige mich gerade selbst sehr intensiv mit dem Thema Griffsysteme)

Viele Grüße, Ingo


PS: ich fürchte, dieser Beitrag hat sich etws vom ursprünglichen Thema "AKAI EWI USB: Leichtester Fingersatz für blutigen Anfänger?" entfernt. LOL :whistle:
 
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PS: ich fürchte, dieser Beitrag hat sich etws vom ursprünglichen Thema "AKAI EWI USB: Leichtester Fingersatz für blutigen Anfänger?" entfernt. LOL [/I]:whistle:

So isses ;), und deswegen habe ich mal einen eigenen Thread draus gemacht. Wenn jemand den Threadtitel geändert haben möchte, sagt kurz bescheid. Auch falls künftig Threads ab einem bestimmten Beitrag besser geteilt und der neue Teil unter neuem Namen laufen sollte, meldet am besten den fraglichen Beitrag mit dem Meldebutton, wir Bläser-Mods sehen das dann und können das realisieren.

An dieser Stelle nochmal: sehr interessant, was ihr hier in diesem kleinen, aber feinen Subforum diskutiert. Ich bin ja nur Posaunist und Keyboarder, kann also die bläserische und die elektronische Seite nur getrennt voneinander beurteilen, aber ihr seid hier bemerkenswert tief drin in der Materie. Ich lese hier immer wieder gerne mit.

Harald
 
Hallo Harald,

dann würde ich doch den Titel nicht auf das EWI-USB beschränken, sondern allgemein für das EWI stehen lassen, da sich das EWI4000s grifftechnisch nicht vom EWI-USB unterscheidet. Also:

"Thema: Grundsätzliches zur Griffweise des AKAI EWI"

Gruß, Ingo

// Erledigt
// HaraldS
 
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Hallo Ingo,

Ich glaube, man sollte, um das Griffsystem optimal ausnutzen zu können, nicht in absoluten Tonhöhen / Griffen denken, sondern in Intervallen. Von welchem Ton zu welchem will ich. Was ist das für ein Intervall. Welche Klappen stehen mir zur Verfügung, um ein bestimmtes Intervall (z.B. große Terz) zu spielen. ...

Ich hatte heute abend zum ersten Mal ein halbes Stündchen Zeit, mich ein wenig in deine Erklärungen einzudenken und habe sie ansatzweise nachvollziehen können. Was wohl weniger an deinen Erklärungen als an meiner Aufnahmefähigkeit gelegen haben dürfte. :redface: Ich denke, ich werde da noch einige Runden drüber reflektieren müssen - insbesondere über die von dir angesprochenen Ausnahmefälle usw.

Auf jeden Fall sind deine Erklärungen ein guter Ansatz, um sich in die komplizierteren Griffvarianten einzudenken. Und ich gebe dir Recht: Jeder wird für eine spezielle Tonsequenz für sich persönlich andere Griffabfolgen als angenehm/gut spielbar ansehen.

Mit bleibt jetzt erst noch mal einiges übungsmäßig zu tun ... :rolleyes:

Danke jedenfalls für deine ausführlichen Erläuterungen!

Tschüssi,

Petra
 

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