Halbtonverwandschaft als Vergemeinschaftungsanlass

Und nicht zu vergessen Coltranes Kompositionen
Satellite und Count Down die ebenfalls auf der Großterz-Achse angelegt sind.
der Levine mit seinem Jazz Theorie-Buch hat mich da ganz meschugge gemacht.

Er erwähnt, dass in den 60igern Musiker als Variation der Coltrane Changes die tonalen Zentren auch in kleinen Terzen
verschoben haben. Als Beispiel nennt er Coltranes "Central Park West". Soweit so gut. Das stimmt ja.

Dann schreibt er aber in dem gleichen Kapitel, nämlich zu den "Tonalen Zentren in kleinen Terzen", die Verlagerung
der tonalen Zentren in "Countdown" und notiert die mit B - D - Ab - F - B - D - B.
Ich habe natürlich sämtliche Varianten von Countdown durchforstet und diese Kleinterzsprünge nicht gefunden.

Bis ich gemerkt habe, dass die ja auch zu "Central Park West" gehören. Das ist also ein banaler Schreibfehler im Levine,
zumindest in der deutschen Fassung auf S. 342
 
Unter der Überschrift Neo Riemannian Theory (oder vielleicht besser Parsimonious Voice Leading oder Contextual Transformations ) kommt nach den Beispielen für die Dreiklangszirkel im Cube Dance nun ein Beispiel für einen sog. Octa- oder Power Tower. Jeder Octa-Tower besteht aus jeweils zwei octatonischen Zirkeln, die man in sich unterschiedlich durchlaufen kann.

Power Tower Am.jpg


Ich gebe ein Beispiel für einen symmetrischen Durchgang durch solch ein faszinierendes Gebilde:

Symmetrical Octa-Tower.jpg





Die drei möglichen Octa-Towers, die unseren gesamten Tonraum abbilden, lassen sich durch vollverminderte Akkorde verbinden zu dem schon oben von Frank als Grafik eingefügten Gesamtkunstwerk "Power Towers".
 

Anhänge

  • Symmetrical Octa-Tower.mp3
    1,2 MB · Aufrufe: 676
Ich denke, in der gegebenen Progression sind alle Akkorde kadenzierend => man kann jederzeit auf die passende Tonika ausleiten. Z.B. zielt A7 F#m7b5 F#7 auf Em. Das Grundgerüst ist der Vollverminderte, der auf A steht; dieser bildet ein harmonisches Pedal, das während der Progression nicht verlassen wird.
 
Z.B. zielt A7 F#m7b5 F#7 auf Em.

Du meinst A7 F#m7 F#7 ?

Denkst Du das so: | IV7 | IIm7 | V7/V | (V7) | I | ?

Die V7 fehlt, aber dafür ist immerhin die V7/V da...

Ausleitungen direkt aus dem Tower - ohne Änderung oder Einschub - wären ja:
Am7 F#m7(b5) → GMA7
Cm7 Am7(b5) → BbMA7
...
 
Zuletzt bearbeitet:
Die zu Em gehörende Skala ist Dorisch. Ja, aber Im statt I.

Kommst Du über die Diatonik auf Em:

V7 | IIIm7 | V7/VII | IIm7

A7 | F#m7 | F#7 | Em7

und fasst die Folge dann im Endeffekt modal (dorische Tonika) auf?

IV7 | IIm7 | DD | Im7



Funktional zwingender erschiene mir eigentlich der Weg zum Bm7:

bVII7 | Vm7 V7 | Im7

A7 | F#m7 F#7 | Bm7

- das ist doch eine waschechte S D T Kadenz [ f(S) D T ].

-----------------------------

Hier noch ein Beispiel für einen anderen Durchlauf des Octa Towers:

Linear Octa-Tower.jpg


Und noch eine vielleicht klarere Visualisierung der Durchlaufmöglichkeiten des Towers:
Power Tower Am 2.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Zuletzt bearbeitet:
Bitte check mal den Link - da scheint was zu fehlen!
 
Schon korrigiert. Irgendwie hat der Editor Schwierigkeiten mit dem Anhang einer Zeit.Es geht dabei um eine fallende Basslinie in Halbtonschritten, zunächst zu Im. Es ist schwer, einen Modus zu beschreiben. IVm kommt zwar vor, spielt jedoch harmonisch nur eine kurze Rolle. Es geht im Wesentlichen um Dorisch ( mit #4), und tatsächlich erscheint hier II als Penultima.

Ich denke, wir bewegen uns hier insgesamt in romantischen Kadenzmodellen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Sehr schönes Beispiel! Diese weiche Ausleitung passt schmeichelnd zu dem parsimonious voice leading der octatonic cycles. Man muss die verschiedenen Ausleitungsmöglichkeiten auch nicht gegen einander aufwiegen - aber Du hast vermutlich den Ursprungskontext des Towers getroffen. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Da hängen noch viel mehr Sachen dran(*). z.B. Welche Skala "nimmt" der V/3 gleich im 2. Takt? (Phrygisch!)

und es geht (auch) um Modulationen - Modulationen, die durch Einsetzung von Subdominanten entstehen. (M.I.-Akkorde). Subdominanten können nun im mixolydischen oder lydisch-dominanten Modus stehen. Auch in Moll wird die Subdominante mit Durterz Standard.



(*) es hängt sicher auch eine komplette Modulationslehre dran
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Nachdem wir hier im Sommer über diese Teufelsmühlen, Omnibus-Progressionen, hexatonischen Zirkel, Octa-Towers und Cube Dances gesprochen haben, die alle jeweils einer einzelnen Alteration als Fortschreitungsprinzip folgten, frage ich mich (komischerweise erst jetzt) nach der Einordnung einer eigentlich simpleren Progression, die demselben Prinzip folgt: wenn man einfach von einem beliebigen Dreiklang über seine sus4-Form im Quintfall/Quartsprung zum nächsten Dreiklang fortschreitet usf.: C Csus4 F Fsus4 Bb Bbsus4 ... G Gsus4 - ad infinitum... Gibt es dafür einen Namen?
 
In einer Skala, die eine Quarte hat, kann man auf ebendiese fortsetzen, was ein Quintfall und zugleich eine dominantische Fortschreitung ist. Mit dem sus-Akkord "zeigst" du dem Ohr diese Quarte, du nimmst sie vorweg. Die Terz wird meistens als Wechselton intoniert:

Vsus4 V | I ; alternativ: V64 V | I

und du hast das umgedreht. Es gibt nun viele Möglichkeiten, Kadenzen umzudrehen, z.B. V IV I statt IV V I. Unabhängig davon ist deine Fortschreitung eine Quintfallsequenz unter Hinzunahme des Vorhaltakkordes. Als (kürzester) Begriff fällt mir nur "Vorhaltsequenz" ein. Das entspricht dann der "Kadenz mit Vorhalt", die seit der Wiener Klassik fest etabliert ist.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Vsus4 V | I ; alternativ: V64 V | I und du hast das umgedreht.

Hallo RMCAD,

ich kann Deine Benennung nachvollziehen und sie widerspricht sicher nicht den Üblichkeiten, weil es eben lediglich eine Umkehrung der Vorhaltkadenz ist. Andererseits bin ich doch nicht ganz zufrieden damit, weil ich finde, dass die Umkehrung sich so auswirkt, dass sie den Vorhalt gerade beseitigt. Zwar wird in der Kadenz mit Vorhalt der Grundton des Kadenzziels als Quarte "dem Ohr gezeigt" oder "vorweggenommen". Zugleich ist diese Vorwegnahme aber auch eine wirkungssteigernde Hinauszögerung, eine Vor(ent)halt(ung) des Leittones, der dann aber noch kommt, bevor wir ihn mit dem Quintfall zum Kadenzziel bewegen.

Dagegen fehlt doch bei umgekehrter Reihenfolge der Clou des Vorenthaltens, d.h. wir entzahnen den bereits präsentierten Leitton, indem wir ihn schon verfrüht in den Grundton des Kadenzzieles überführen. Während ich also den Vorhalt mit einer Wirkungssteigerung der Kadenz verbinde, kehrt die Umkehrung der Reihenfolge auch die Wirkung um und schwächt die Auflösung ab - weshalb mir die Bezeichnung Vorhalt zwar als formal oder vom Abstammungskontext her korrekt erscheint, aber von der Wirkung her nicht so treffend.

Aber davon ab - kennst Du Beispiele für diese umgekehrte Vorhaltsequenz?
 
Zunächst: Ich kenne keinen Namen für das von dir vorgeschlagenen Modell.

Aber, weil es zum Grund-Thema passt: Der sus-Akkord, speziell als Quartschichtung aber auch so, ist auch ein Gebilde dass dich mittels Halbtonbewegungen in verschiedene Richtungen bringen kann. Vll ist dir das eh schon aufgefallen, aber falls nicht.

C F G ( Csus) nach C EG (C Dur )

C F G (als Fsus2) nach C F A ( F-Dur)

C F G (als G7sus4 ohne Quinte) nach H F G ( G7 ohne Quinte)

Vll ist er wegen dieser Mehrdeutigkeit ( im Vergleich zur Terzschichtung) besonders gut für modale Sounds geeignet.

grüße B.B.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Aber davon ab - kennst Du Beispiele für diese umgekehrte Vorhaltsequenz?

Ich meine, das bei Bach schon gehört zu haben. Bei Bach wirst du sicherlich fündig werden - wer hat mehr Quintfallsequenzen umgesetzt als Bach.


ich kann Deine Benennung nachvollziehen und sie widerspricht sicher nicht den Üblichkeiten, weil es eben lediglich eine Umkehrung der Vorhaltkadenz ist. ....weshalb mir die Bezeichnung Vorhalt zwar als formal oder vom Abstammungskontext her korrekt erscheint, aber von der Wirkung her nicht so treffend.

Was ist ein Vorhalt?

Das Ohr führt, so ist es neuroanatomisch "verdrahtet", Töne im Oktavabstand zusammen, kann damit auch Oktavtöne beliebig im harmonischen Kontext verwenden. Das gilt insbesondere für herausgehobene Töne, also z.B. den Skalengrundton. Das Ohr hört damit eine V64 stets als I/5. Nimmt man nun eine Quintfallsequenz leerer Quinten, also z.B. I5 IV5 bVII5 bIII5 usw, ist der Ton 1 eines Akkordes stets der Ton 5 des Folgeakkordes - egal in welcher Oktavlage der Ton auftritt wg. des "Oktavmapping". Nimmt man nun mit sus4 den Ton 1 des Folgeakkordes mit auf, "Vorwegnahme" also, ist dies nur das weitere Vorwegnehmen eines Tones des Folgeakkordes. Das erhöht lediglich die Bindung der Akkorde aneinander. Ein harmonische Aussage ist damit nicht verbunden.

Die Barockmusik sieht die Quarte als auflösungsbedürftig an, da "unrein". Deshalb ist die "unreine" Quarte der Vorhalt, der den "richtigen" Ton, nämlich die reine Terz, "vorenthält". Ich hatte in #53 etwas von "Wechselton" geschrieben. In ... I I64 I findet die im Barock geforderte "Auflösung" der Quarte statt. Wir gehen von der Quarte in die Terz "zurück". Die Quarte ist hier Wechselton. Der Wechselton ist der Vorhalt.

In bVI7 I/5 V I , klassische Vorhaltkadenz, gibt es auch einen Wechselton. Der Grundton der tonikalen Skala ist bereits in der bVI enthalten. Der wird als solcher erkannt. I/5 = V64 ist bereits die Fortführung in die Tonika und löst zugleich den extrem spannungsreichen Akk. bVI7 = bVI(#6) , in die Tonika auf. Nun erst kommt der Vorhalt: mit V wird der Ton 1 zum Ton 7, dem Leitton. Man enthält kurzzeitig den Ton 1, der mit Ton 7 "vorgehalten" wird. Mit dem folgenden Quintfall wird Ton 1 wiederhergestellt. Der Ton 7, die Durterz der V, ist damit Wechselton. Es handelt sich also um eine doppelte Kadenz. Die I wird zweimal nacheinander angesteuert. Diese doppelte Kadenz ist der typische Ganzschluss der klassisch-romantischen Musik.


Aber, weil es zum Grund-Thema passt: Der sus-Akkord, speziell als Quartschichtung aber auch so, ist auch ein Gebilde dass dich mittels Halbtonbewegungen in verschiedene Richtungen bringen kann. Vll ist dir das eh schon aufgefallen, aber falls nicht.

Wie B.B. schon festgestellt hat: Die Sus-Akkorde, egal ob sus4 oder sus2, entstammen der Quartenharmonik. Die ist mehrdeutig: Es gibt viele Möglichkeiten, mit einer Quarte fortzuschreiten:

Subdominante:

C F G (als Fsus2) nach C F A ( F-Dur)

Ein sus4 kann stets auch als sus2 gedeutet werden. Eine Vsus4 ist zugleich eine Isus2.

Dominante:

C F G (als G7sus4 ohne Quinte) nach H F G ( G7 ohne Quinte)


Geht C F G sofort nach C E G, war F (rückwirkend) Vorhalt im Csus4. Geht es von C F G nach H F G, war C F G rückwirkend eine G7sus4 ohne Quinte. Wir müssten dann aber C E G bringen, um den Wechselton , das H, aufzulösen.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben