Hintergrundwissen - Ocarinabau

In Bezug auf die beiden 12-Loch Okarinas im Vergleich kann ich dir nur zustimmen. Ich muss die eine ebenfalls länger anwärmen bzw. einspielen als die andere, bis sie auch in den hohen Tönen klingt. (Erwähnte Okarinas aus dem Vorgespräch - der thread ist nicht gelöscht, ist noch da...)

Bezüglich wärmerer Länder und dem Stimmen in höheren Temperaturen habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Aber ich bin nicht sicher, welche Temperatur/Luftfeuchtigkeit da herrscht, wenn ein Klimagerät läuft. Da müßte man die verschiedenen Hersteller fragen. Bleiben wir mal bei AC 12-Loch, zum Vergleich. Ich habe zwei Takashis aus Taiwan. Bei der weißen Takashi habe ich zum Beispiel nicht das geringste Problem mit den höchsten Tönen. Bei einer älteren aus rotem Ton muss ich auch erst länger einspielen, und der höchste ist empfindlicher und muss sehr genaue Luftführung haben. Und die sind beide sehr akkurat gestimmt und haben die gleiche Bauform. Auch finde ich den Klang bei der roten ganz leicht härter als be der weißen, obwohl sie beide einen sehr angenehmen Klang haben. Auf eine Frage hin zum Unterschied beim Klang, als ich zwischen einer weißen und einer gelben Takashi triple entscheiden wollte, hat Kuolong Pan mir gesagt, dass die verschiedenen Arten Ton verschiedene Brennhitze benötigen, und dass dadurch auch der Klang etwas anders ist (Wie genau anders hat er zwar glaube ich gesagt, aber ich erinnere es grad nicht. Vielleicht finde ich das noch in alten emails, die aber möglicherweise gelöscht sind)

Die beiden oben erwähnten hiesigen Okarinas haben ja ein verschiedenes Finish. Die starke Glasur bei der meines Erachtens nach etwas schwieriger zu spielenden hat vielleicht zusätzlich auch die "Klanghärte" geändert. Die Form ist ja im Wesentlichen die Gleiche. Allerdings hat sie ebenfalls ein zusätzlich geteiltes Loch für C und C# (split pinky-hole). Auch das könnte bei diesen beiden im Vergleich einen Unterschied bewirken. Laut Hersteller war ja der gleiche Ton verwendet worden. Also, gleiches Material, gleiche Form, verschiedene Glasur, zusätzliches pinky hole - und wir sind uns glaube ich einig - verschiedene Spieleigenschaft. Trotz gleicher Form hat die stark glasierte eine steiler ansteigende Atemkurve, und ist dadurch vor allem in den höheren Tönen etwas schwerer zu spielen (für mich - andere mögen das aber, also Geschmacksache und lernen damit umzugehen). Die Klangfarbe ist "runder", weicher bei der anderen, und bei dieser etwas härter durch den höheren Atemdruck.

Also, die Frage ist zwar immer noch offen für mich, aber ich wollte mal so meine Gedanken dazu bringen.
 
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Vielen Dank Heike! :great:

Um mehr Klarheit zu gewinnen, bin ich gerade dabei, eine Testserie zu machen.

Versuchsanordnung:
Alle Okarinas liegen auf einem großen Tisch im Musikraum.
Um die Temperatur der Raumluft besser messen zu können, habe ich ein Thermometer über dem Tisch mit einem dünnen Faden an die Zimmerdecke gehängt. Das zeigt 25°. Wie genau das Thermometer ist, weiß ich nicht.

Das Stimmgerät KORG OT 120 ist auf A=440 eingestellt

Messvorgang
Um subjektive Einschätzungen des Blasdrucks möglichst gering zu halten, messe ich mit dem Stimmgerät die Tonhöhe mit dem niedrigsten und dem höchsten Blasdruck.
So probiere ich z.B. aus, wie tief ich mit dem C-Griff (Grundton der Okarina) hinunter komme, wenn ich die Okarina mit einem so niedrigen Blasdruck anspiele, dass der Ton nur noch schwach "säuselt", instabil aber gerade noch messbar ist.
Dann steigere ich den Blasdruck zum mir möglichen Maximum, bis der Ton hart und gepresst klingt und ich beim besten Willen nicht mehr höher komme.
Die beiden gefundenen Werte schreibe ich in eine Tabelle.
Mit dem höchsten Ton der Okarina mache ich das genauso.
Irgendwo zwischen den Extremen gibt es einen Bereich, in dem der Ton gut klingt. Ob es der ist, der klingen soll, hängt beim tiefsten Ton davon ab, ob der Hohlraum und das "Fenster" korrekt gearbeitet sind und bei den höheren Tönen spielen zusätzlich die Grifflöcher eine Rolle.

Bei 11- und 12-Loch Okarinas messe ich zusätzlich den Ton, bei dem sämtliche Löcher geschlossen sind. Bei Okarinas mit Subholes messe ich also 3 Töne aus, bei Okarinas ohne Subholes vorest nur zwei.
Jeden einzelnen Griff durchzumessen wäre bestimmt sehr aufschlussreich. Aber dafür fehlt mir die Zeit.

Meine erste Zwischenbilanz:
1. Der Intonationsspielraum ist bei den dunklen Tönen deutlich größer, als bei den hellen. Die Qualität einer Okarina zeigt sich daher meines Erachtens ganz besonders an der guten Justierung der höchsten Töne, wo der Modulationsspielraum am kleinsten ist.
2. Bei den Okarinas, die sich gut spielen bzw. ohne Schwierigkeiten/Anstrengungen korrekt intonieren lassen, liegt der gewünschte Ton vom tiefsten bis zum höchsten Ton (also bei allen Griffen) irgendwo in der Mitte der durch Blasdruckänderung erzeugten Spanne (höchster-tiefster Ton bei ein und demselben Griff). Diese Okarinas zeichnen sich bei korrekter Intonation durch optimale Klangfülle und gut modulierbare Töne aus.
Liegt der gewünschte Ton statt dessen am "obersten Rand" und muss mit maximalem Druck, intensiver Atemstütze und besonders exakt geführter Atmung angespielt werden, dann klingt dieser gepresst, rauschig und schrill. So ein Ton ist meines Erachtens für das Musizieren nicht brauchbar.
Liegt der gewünschte Ton am "untersten Rand" klingt er dünn und hauchig. Ohne extrem kontrollierte Atemführung wird der Ton zittrig. Auch solche Töne sind für das Musizieren in der Regel meines Erachtens unbrauchbar. Man könnte auch formulieren: "nur bedingt geeignet".

Gruß
Lisa
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe noch einmal gestöbert und versucht, Erklärungen zu finden, die beschreiben, welchen Einfluss die Temperatur auf die Tonhöhe hat und wie man den Anstieg der Tonhöhe berechnen kann. Dabei stieß ich auf dieses:

http://www.sengpielaudio.com/Rechner-schallgeschw.htm
http://www.sengpielaudio.com/TemperaturSchall.htm

Dort wird erklärt, dass Luftdruck und Höhe über dem Meeresspiegel keinen Einfluss auf die Schallgeschwindigkeit haben. Einfluss nehmender Faktor ist hauptsächlich die Temperatur. Die Luftfeuchtigkeit spielt auch eine Rolle; aber nur wenig.

Bezüglich der Tonhöhe ist dort zu lesen:

In Gasen, ist die Tonhöhe umso höher, je höher die Schallgeschwindigkeit im Medium ist.
Schallgeschwindigkeit c
in bekannten Materialien
Mediumm/s
Luft, trocken (20 °C) 343
[TBODY] [/TBODY]


... und ...

Sind an einer Tonerzeugung Luftsäulenschwinger, wie Holzbläser, Blechbläser oder Orgelpfeifen
beteiligt, so ändert sich die Tonhöhe der Instrumente mit der Temperatur und wird als Verstimmung
hörbar.
Steigende Temperatur erwirkt dabei steigende Tonhöhe und umgekehrt. Beispielsweise ergibt eine
Änderung der Temperatur um 1°C etwa 0,75 Hz Frequenzänderung (Verstimmung) bei einer
Tonhöhe von 440 Hz (Kammerton a').

Um ermessen zu können, was das bedeutet, habe ich mal eine Frequenztabelle gesucht.
... da könnt Ihr Euch eine aussuchen ... https://www.google.de/search?q=Freq...aigJvVAhWCnBoKHfmbAEIQsAQIJg&biw=1280&bih=759

In so einer Frequenztabelle lässt sich ablesen, dass sich die Differenz für den Anstieg um 1/2 Ton von Ton zu Ton ändert ...

A3 220Hz / Ais 3 - 237,6 / Differenz 17,6
A4 440Hz / Ais 4 - 475,2 / Differenz 35,2
A5 880Hz / Ais 5 - 941,4 / Differenz 61,4

Die Tonhöhenänderung durch 1°C ist aber im Vergleich zu all diesen unterschiedlichen Differenzen sehr gering. Sie spielt sich also im sehr kleinen Centbereich ab. Selbst bei 10°C Temperaturänderung wäre die Tonhöhenänderung für das A4 mit 7,5Hz zwar wesentlich deutlicher hörbar (1/5 der Differenz zwischen A4 und Ais4 = 20 Cent). Doch das spielt für eine Okarina erst dann eine nennenswerte Rolle, wenn ihre Töne nicht gut gemittelt wurden. Wenn das der Fall ist (und solche Kandidaten liegen auf meinem Tisch) dann kann das dazu führen, dass so eine Okarina in der genannten Tonart nicht gut spielbar ist. Zumindest nicht im obersten Bereich der Skala. Auch wenn die Modulationsspanne zum Teil nur 3,5 Halbtöne beträgt und der Bereich für einen gut klingenden Ton sehr eng ist, muss die maximal erreichbare Tonhöhe mindestens einen Achtelton (25 Cent) über dem gewünschten Ton liegen, sonst klingt er nicht gut. Erreiche ich den höchsten Ton bei einer Raumtemperatur von 24°-25°C aber nur mit Ach und Krach (also mit maximalem Blasdruck) muss ich die Okarina um mindestens 10°C höher temperieren, damit die Intonation entspannt funktioniert. Hängt der höchste Ton bei der 24° bis 25°C kalten Okarina rund 20 Cent unter dem gewünschten Wert, muss ich die Lufttemperatur im Innern der Okarina nach meinem mathematischen Verständnis um ca. 20° C erhöhen, damit der Ton nicht mit Maximaldruck gespielt werden muss. Wenn ich das Thermometer anhauche, klettert es mit der Zeit auf etwa 35°C. Mit dieser Temperatursteigerung komme ich dann so grade eben auf die gewünschte Tonhöhe. Aber der Ton klingt nicht gut.

:confused:
 

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