Hohner Atlantic iv de luxe selbst überholen

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Stephan8
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Liebe Akkordeon-Freunde und Hohner-Experten,

ich bin neu hier und verstehe leider wenig von Akkordeons.

In meinem Besitz ist ein Hohner Atlantic iv de luxe, welches meinem Vater gehört hat.

Er hat dieses Instrument bis zum Jahr 2000 gespielt, danach hatte er sich eine Borsini gekauft.

Seitdem ist das Instrument nur noch selten, in den letzten 10 Jahren gar nicht mehr gespielt worden.

Ob es vorher einmal überholt worden ist, weiß ich nicht, glaube aber nicht.

Ich habe mich schon ein wenig kundig gemacht und herausgefunden, dass die Modelle ohne Buchstaben (N, T etc.) aus den Jahren 1953-1971 stammen. Da das Instrument keine Seriennummer hat, ist es ggf. ein recht frühes Baujahr. (habe ein Foto angefügt)


Das Akkordeon hat einige äußerliche Macken (Kratzer, Trageriemen alt u. ä.).
Ich habe auch schon einmal reingeschaut, da das Instrument ja wirklich super verständlich aufgebaut ist.
Als ich das Instrument ein wenig angespielt habe, sind direkt ein paar Diskantklappenbeläge abgefallen.

Nun meine Frage(n):

Für wie realistisch oder sinnvoll haltet Ihr es, dass ich als Laie versuche, dieses Instrument wieder auf Vordermann zu bringen, also eine Art genereller Überholung selbst zu machen?

Man kann sich in viele Dinge einlesen und Ratschläge holen (für die Erneuerung der Diskantklappenbeläge z. B. habe ich das schon gemacht und halte es für möglich?!), aber vermutlich ist es doch so, dass man dennoch als Anfänger trotz guten Willens sehr viel falsch macht, falsche Produkte benutzt etc. ?

Ich bin ein wenig ratlos, weil ich mir vorstellen könnte, dass mir das Spaß macht, andererseits muss ja auch ein sinnvolles Verhältnis von Kosten und Zeitaufwand entstehen sein.

Da ich auch die noch sehr gute Borsini meines Vaters habe, brauche ich an sich kein weiteres Akkordeon, vor allem, weil ich eher Pianist bin.

Daher gibt es für ich im Moment drei Optionen:

  • Ich verkaufe das Instrument so, wie es ist (benötigt eine Generalüberholung), z. B. bei ebay o. ä.
  • Ich versuche mich selbst an einer Überholung und verkaufe es dann. Wie hoch wäre die Wertsteigerung, wenn ich es ordentlich hinbekäme?
  • Ich überhole es und behalte es doch für mich selbst.
Ich bin einigermaßen ratlos.

Vielleicht habt Ihr ein paar Tipps, Anregungen oder Antworten auf meine Fragen.


Vielen Dank schon mal!
 
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Hallo Stephan,

mein Tip ist daß Du die Klappenbeläge, ein Klassiker bei Lucia und Atlantic, einfach erneuerst. Du hast Dich ja schon kundig getan und auch selber herausgefunden daß das wirklich bei der Lucia und Atlantic für einen durchschnittlich handwerklich Begabten kein Problem ist. Darauf achten daß Du wirklich jede Klappe in derselben Lage wie vorher verbaust, also Orientierung (vorne/hinten) als auch erst recht die Position. Auch wenn alle Klappen prinzipiell gleich sind ist jedoch das darauf befestigte Gummi verformt so daß die Klappe an anderen Hebeln befestigt nicht plan aufliegt und nur durch aufwendiges Richten des Hebels dazu gebracht werden kann wieder abzudichten. Um dies zu vermeiden einfach jede Klappe exakt wieder so montieren wie und wo sie verbaut war.
Dann sollte das Instrument wieder spielbar sein und dann kannst Du ja entscheiden ob Du es behältst oder verkaufen willst. Auch erst dann kann man entscheiden was/ob andere Arbeiten nötig sind, wie z.B. eine Stimmung. Ich vermute aber daß nach Erneuern der Klappen, je nach Anspruch, die Stimmung sich als "akzeptabel" herausstellen wird, erst recht wenn man die Schwebetonreihe benutzt.
Das was Du in das Erneuern der Klappenbeläge reinsteckst würdest Du sicher auch mehr nachher verlangen können, wenn nicht sogar einiges mehr, je nach Klang.

liebe Grüße,

Roland
 
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Willkommen Stephan8,

cantulia hat grundsätzlich völlig Recht.
Ein paar Fallen sind aber doch da:
Verbieg die Clavishebel und du hast unterschiedliche Tastenhöhen und Korrekturen daran ohne Biegezange können die Situation verschlimmern.
Die Klappe muss vollständig von den Kleberesten befreit werden. Wenn nicht hast du einen Dauerton. Dasselbe passiert, wenn du die Filze/Leder nicht absolut plan aufklebst und ebenso, wenn der Filz eine Öffnung nicht vollständig verschließt, weil du schief oder einen zu kleinen Filz/Leder aufgeklebt hast.

Es ist zwar Kaffeesatzleserei und mein Kaffee war gut. Dennoch bin ich nicht so optimistisch wie cantulia, was den Rest angeht.
Wenn die Tastatur eines alten günstigen Instruments ein bisschen klappert, werden die meisten darüber hinwegsehen.
Wenn es aber aussieht wie bei dir, will es jeder repariert haben.
Da das nicht erfolgt ist, sehe ich schwarz, was den Rest angeht.

Die üblichen Baustellen:
- Ventile tauschen: Wenn du exakt arbeitest, d.h. an der richtigen Stelle ein größenmäßig passendes Ventil exakt gerade einklebst, dann OK.
- Neu einwachsen: Wenn du es dir zutraust, heißes Wachs in Spalten von maximal einem halben Zentimeter zu bekommen, aber sonst nirgends hin, dann auch OK.
- Stimmen: Ohne Stimmstock schwierig und umständlich: Akkordeon aufmachen, eine Stimmzunge stimmen, Akkordeon zumachen, Ton überprüfen, wieder aufmachen, nochmal Stimmen etc.
Das ganze für ein paar hundert Stimmzungen und auf die Gefahr hin, dass du die Stimmzunge kaputt machst und eine neue besorgen und annieten musst.

Ich will dich nicht mehr als nötig abschrecken, aber auch nicht weniger.
Ich versuche mich selbst an einer Überholung und verkaufe es dann. Wie hoch wäre die Wertsteigerung, wenn ich es ordentlich hinbekäme?
Das hängt stark vom Ergebnis ab. Die Chance, dass du nach einem Verkauf für über 1000€ ein unerfreuliches Gespräch mit dem Käufer über das Thema "zugesicherte fachgerechte Überholung" führen musst, ist gegeben.
 
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So wie du es beschreibst - und auch aus der Erfahrung aus dem Forum heraus - müssen die Klappenbeläge sowieso getauscht werden. Ich habe das auch schon gemacht und es ist tatsächlich so, wie auch cantulia schreibt: wenn du die Klappen versehentlich um 180 Grad verdreht einbaust, schließen sind nicht mehr exakt. Wichtig ist auch, die richtige Höhe des Klappenbelags. Die Dinger, die original drauf sind, sind recht niedrig. Ein normal dicker Belag von 3 mm (Filz und Leder zusammen) ist besser, bewirkt aber auch, dass der Tastenhub sich verändert. Ganz ohne Biegeeisen oder notfalls einer Zange, mit der du die Clavishebel verbiegst, wirst du nicht auskommen.

Machbar ist der Austausch des Klappenbelags für den Laien allemal, aber jeder muss Lehrgeld zahlen. An deiner Stelle würde ich mir zuerst überlegen, ob du wirklich selbst darauf spielen willst. Wenn du ein gutes Borsini hast, dann ist die Atlantic jedenfalls eine Stufe darunter anzusiedeln. Wäre ich in deiner Situation, würde ich die Atlantic dann nur für Gelegenheiten verwenden, wo mir die Borsini zu schwer oder zu anfällig erscheint, einen Schaden zu erleiden: Lagerfeuer, generell draußen bei Regenwetter, beim Jammen in der Kneipe, wo man schon mal Rauch oder sonstwas abbekommen kann.

Die Fremd-Reperatur beim Fachmann, um den Verkauswert zu steigern, zahlt sich nicht aus. Dann lieber in dem Zustand auf Ebay und weg damit. Wenn dir das Selber-Richten als spannendes Projekt erscheint, dann mach es. Das Wechseln des Klappenbelags allemal. Das Stimmen ohne Kenntnisse würde ich lassen, weil man einige Erfahrung braucht und zudem das richtige Werkzeug. Ohne richtiges Werkzeug wirst du kirre und schon alleine das Herstellen eines Raushebers, um an die innenliegende Stimmzunge zu kommen, braucht viele Versuche, bis es gelingt. Ganz zu schweigen von dem Material, um die Stimmplatten neu zu ventilieren und einzuwachsen. Ohne dem wird es aber nicht gehen, weil die alten Ventile in der Regel nicht mehr gut genug halten.
 
Wichtig. Nicht an den Clavishebeln biegen bei eingebauten Tasten !!! Das Tastenmaterial ist spröde und bricht leicht dahe braucht da zum Biegen auch eher zwei Zangen um den Hebel so zu packen daß nichts auf die Tasten wirkt.
Aber Lehrgeld bereit sein zu bezahlen muß man schon wenn man etwas versucht egal ob es ein Oldtimer ist oder Akkordeon. Und bei einem Erbstück darf man dann auch mehr reinstecken denke ich. Natürlich geht das. Sonst wären wir noch in der Steinzeit. Davon ab ist es das schwierigste was ich je versuchet und nicht geschafft habe den Feuerstein so zu behauen daß mehr dabei herauskommt als zugegeben sehr scharfe Abschläge. Was man will kann man auch machen ungefair oder zumindest hartnäckig versuchen. Ohne Glauben an den Erfolg, Hoffnung, geht soeieso nichts.Eine Frage nur des Willens der Planung und der Zeit.
 
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Herzlichen Dank an Euch alle für die vielen Hinweise!

Ich überlege noch, was ich im Endeffekt machen soll.

Hat jemand von Euch einen Tipp, wo man am besten Diskantklappenbeläge und den entsprechenden Kleber kaufen kann, bzw. welcher Anbieter wirklich gute Ware für ein Atlantic liefert?

Die andere Frage ist, ob es sinnvoll ist, zum Wechseln des Klappenbelags die Tasten komplett auszubauen. Dann kann ich ja nichts verwechseln und auch die Clavishebel nicht verbiegen. Und die Tasten bräuchten auch mal eine Säuberung, v. a. an den Seiten.

Vielen Dank schon mal!

Viele Grüße
Stephan
 
Hallo Stephan,

als Kleber eignet sich handelsübliches Pattex. Und die Klappenbeläge kaufst Du am besten als zugeschnittenen Satz direkt bei Hohner. Schau mal in meinen Lucia-Frischzellenkur-Thread. Die Atlantic ist technisch baugleich/-ähnlich, so dass Du den Aufwand und die Kosten ziemlich gut vergleichen kannst. Selbst wenn die Tasten sich leicht ausbauen lassen, ist dies beim Wechseln der Beläge durch die Konstruktion überhaupt nicht notwendig, weil sich die Klappen von den Clavishebeln einfach abziehen lassen.
 
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Hallo an alle,

ich habe heute mal wieder vor meiner Atlantic gesessen und mir das Instrument mit den


von Wil_Rieker (Danke!) angeschaut.

Es würde mich echt reizen, das zu versuchen, und Eure Hinweise haben mir schon eine Tendenz gegeben.
Mal sehen, ich werde über Ostern entscheiden, ob ich es angehe.

Zwei Fragen sind mir noch eingefallen:

a) auf der Diskantseite (im Holz über den Klappen) ist dei Zahl "112" aufgedruckt (siehe Foto). Könnte es sich dabei um die Seriennummer handeln (wie gesagt, es ist ein altes Atlantic iv deluxe ohne Buchstabe) oder ist das etwas anderes?

b) Wenn ich das Instrument doch verkaufen sollte, ist dann ebay der richtige Ort oder würdet Ihr andere Portale empfehlen, die z. B. auf Akkordeons spezialisert sind, falls es so etwas gibt?

Vielen Dank und Euch allen frohe Ostern!

Stephan
 

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a) Die Seriennummer ist außen am Gehäuse in der Nähe des Balges. Deine 112 ist maximal eine Bauteilnummer.
b) Wenn es spielbar ist, kannst du es über die verschiedenen Kleinanzeigenportale probieren, wenn nicht, erspar dir die vielen Neueinsteiger, die bei jedem noch so geringen Preis glauben, ein neuwertiges Instrument zu bekommen und versteiger es.
Wenn es spielbar ist, vermeide Versand, denn vorsichtig behandelt können das Wachs und die Schaumstoffklappenbeläge schon noch halten. aber nach einem Versand hast du wahrscheinlich die Brösel im ganzen Instrument verteilt und der Käufer darf puzzeln, welche Stimmplatte wohin gehört.
 
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Hallo und frohe Ostern an alle!

Ich habe mir mein Atlantic iv de luxe in den letzten Tagen weiter angeschaut und intensiv ältere Einträge zum Instrument durchgelesen.
Dadurch haben sich weitere Fragen, aber auch ein paar Antworten für mich ergeben:

a) Auf einer Diskant-Stimmplatte ist "MRZ 1960" (siehe Foto) aufgedruckt, auf einer Bass-Stimmplatte "SEP 1960". Gehe ich richtig davon aus, dass das Instrument, welches keine Seriennummer hat, dann im Laufe des Jahres 1960 zusammengebaut und ausgeliefert wurde?

b) Ich habe die Stimmplatten-Threads aufmerksam verfolgt: Sehe ich das richtig, dass es sich bei den Diskant-Stimmplatten um golden eloxierte Artiste-Stimmplatten (mit einem Punkt), bei den Bass-Stimmlatten um silberne Artiste-Stimmplatten handelt (siehe Fotos; eine Diskant-Stimmplatte wurde offensichtlich einmal ausgetauscht, siehe Markierung)?

Die Stimmung des Instrumentes scheint mir sehr gut zu sein (soweit ich das bei den wegen herausgefallener Kappenbeläge mitklingenden Tönen beurteilen kann),
das Wachs ist sehr gut und fest, gar nicht porös und rissig.
Sagen diese Stimmplatten und die weiteren Aspekte etwas über den Wert meines Instrumentes aus?

c) In der Registermechanik war offenbar ein Graphit-Pulver im Einsatz (siehe Fotos).
Hat jemand einen Tipp, wie ich das wieder sauber und vor allem gut gängig bekomme, damit die Schieber sich wieder richtig bewegen und die Chöre sauber schließen/öffnen?

Mal wieder vielen Dank im Voraus und viele Grüße

Stephan
 

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Hallo Stephan8 ,

drei Optionen:

  • Ich verkaufe das Instrument so, wie es ist (benötigt eine Generalüberholung), z. B. bei ebay o. ä.
  • Ich versuche mich selbst an einer Überholung und verkaufe es dann. Wie hoch wäre die Wertsteigerung, wenn ich es ordentlich hinbekäme?
  • Ich überhole es und behalte es doch für mich selbst.
Option 2 fällt auf jeden Fall aus , da bei ebay das nicht unbedingt zu einer Wertsteigerung führt.
Die neuen Klappenbeläge sind nicht billig und die Aufwand schon beträchtlich...

Bei Option 1 würde ich mit einem Erlös von 200-250 € rechnen , das wäre doch etwas schade um dieses Instrument,
das ja schon fast zur Familie gehört ?

Option 3 hört sich doch am sympathischten an :
Das Instrument kann im Grunde nur besser werden , man lernt die Materie kennen und schätzen
und gewinnt damit vielleicht auch das Interesse das Instrument denn auch zu spielen ?

Neue Klappenbeläge müssen auf jeden Fall drauf,
es gibt diese bei ebay oder bei www.stringsandboxes.de schon fertig konfektioniert.
Als Kleber eigent sich einfach Pattex , man muß da keinen teuren Spezialkleber kaufen.

Ob das Wachs noch stabil ist, würde ich bezweifeln,
sicher ist das aber nicht die vorrangig wichtigste Reparatur.
Das Graphit Pulver sieht mir nicht so schlau aus,
da es als Pulver auch an die Stimmen gelangen könnte ?
Einfach versuchen , dieses auszuwischen ?

Bei dem Registerwerk hat das Graphit so äußerlich doch keine richtige Wirkung ?
Sollten die Achsen der Registermechanik ( da, wo bei Dir die kleine Mutter drauf sitzt) klemmen , müssten diese geölt werden.
Ich hatte mal eine Verdi , bei der die Achsen durch verhärteten Schmierstoff blockiert waren.
Sie lassen sich nicht entnehmen, nur abbauen. Im Abgebauten Zustand müssen sie ganz leicht , ohne Widerstand , zu bewegen sein.I
dealerweise würde man das alte Fett mit Bremsenreiniger (in abgebautem Zustand) auswaschen,
doch das Kunststoffgehäuse und auch die Kunststoffschieber unter den Stimmstöcken vertragen diesen nicht.
Sind die Achsen ganz fest, kann man zunächst versuchen, diese zu erwärmen , indem man einen Lötkolben an die Achse hält.
Dann ganz wenig Öl , wenn möglich über einen feinen Schlauch an die Achsen sprühen.
Bitte auf jeden Fall zuvor die Stimmstöcke ausbauen.

Es könnte auch sein, daß sich die Plastikschieber der Register in den Sockeln der Stimmstöcke verbogen oder verklemmt haben.
Dieses auf jeden Fall zuerst testen.
 
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drei Optionen:

  • Ich verkaufe das Instrument so, wie es ist (benötigt eine Generalüberholung), z. B. bei ebay o. ä.
  • Ich versuche mich selbst an einer Überholung und verkaufe es dann. Wie hoch wäre die Wertsteigerung, wenn ich es ordentlich hinbekäme?
  • Ich überhole es und behalte es doch für mich selbst.
Option 3 wäre natürlich das Sinnvollste, wenn du Interesse am Akkordeonspiel hast.
Option 2 dürfte die unsinnigste sein, da du Zeit und Geld investierst, die höchstwahrscheinlich beim Verkauf nicht wieder reinkommen

Als ich (für meine Eltern) meine frühere Atlantic (IV N de Luxe) verkaufte - über den Ausbilder "meines" Akkordeonvereins - ging ich folgendermaßen vor:
- ich ließ bei einem HZIMM einen Kostenvoranschlag für die Generalüberholung erstellen
- ich machte mich im Netz schlau, was ein gängiger Verkaufspreis für ein generalüberholtes Instrument ist
- ich zog vom gängigen Verkaufspreis den veranschlagten Preis für die Generalüberholung ab. Diese Differenz verlangte ich vom Käufer (und bekam sie auch). Den Kostenvoranschlag legte ich dem Instrument bei.
Somit lag die Entscheidung, Instrument richten lassen oder nicht beim Käufer. Wenn er es richten ließ, bezahlte er den "normalen" Straßenpreis für ein generalüberholtes Instrument. Und wenn er es nicht richten ließ, hatte er für kleines Geld ein spielbares aber nicht generalüberholtes Akkordeon. Und wir hatten nicht den Aufwand, das Instrument richten zu lassen und dies evtl. nicht bezahlt zu bekommen.
 
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gängigen Verkaufspreis den veranschlagten Preis für die Generalüberholung ab
Das ist auf jeden Fall ein sehr faires Verkaufsangebot,
ich fürchte nur, bei dieser Altantic wird das ein Minusgeschäft ?
 
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bei uns waren es auch nur 200 oder 300 €, die wir bekamen. Aber das Instrument stand nicht mehr bei uns nur rum, sondern wurde wieder gespielt.
 
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Hallo an alle,

vielen herzlichen Dank schon einmal für Eure ausführlichen Antworten!

Ich habe mich nun entschlossen, an meiner Atlantic 4 deluxe zu arbeiten. Diskantklappenbeläge + Zubehör sind schon bestellt.

Ich befürchte, ich werde daher noch öfter hier Fragen stellen (müssen) und hoffe, dass das Euch langjährigen Forumsmitgliedern und Kennern nicht auf die Nerven geht. Ansonsten bitte Bescheid sagen!

Hat noch jemand Tipps für meine drei aktuellen "Arbeitsfelder":
a) Auf einer Diskant-Stimmplatte ist "MRZ 1960" (siehe Foto) aufgedruckt, auf einer Bass-Stimmplatte "SEP 1960". Gehe ich richtig davon aus, dass das Instrument, welches keine Seriennummer hat, dann im Laufe des Jahres 1960 zusammengebaut und ausgeliefert wurde?

b) Ich habe die Stimmplatten-Threads aufmerksam verfolgt: Sehe ich das richtig, dass es sich bei den Diskant-Stimmplatten um golden eloxierte Artiste-Stimmplatten (mit einem Punkt), bei den Bass-Stimmlatten um silberne Artiste-Stimmplatten handelt (siehe Fotos; eine Diskant-Stimmplatte wurde offensichtlich einmal ausgetauscht, siehe Markierung)?

c) In der Registermechanik war offenbar ein Graphit-Pulver im Einsatz (siehe Fotos).
Hat jemand einen Tipp, wie ich das wieder sauber und vor allem gut gängig bekomme, damit die Schieber sich wieder richtig bewegen und die Chöre sauber schließen/öffnen?

Viele Grüße und vielen Dank!

Stephan
 
a) Auf einer Diskant-Stimmplatte ist "MRZ 1960" (siehe Foto) aufgedruckt, auf einer Bass-Stimmplatte "SEP 1960". Gehe ich richtig davon aus, dass das Instrument, welches keine Seriennummer hat, dann im Laufe des Jahres 1960 zusammengebaut und ausgeliefert wurde?

Tendentiell ja- aber nicht sicher!

Diese Artiste Stimmplatten hat Hohner selber gefertigt. Und die Atlantik war vorgesehen für industrienahe Serienfertigung. Das bedeutet, dass die Bauteile nicht just in Time für den Bau des Instruments gefertigt wurden, sondern in größeren Losgrößen und dann aus dem Vorrat verbaut wurden.

Und auch wenn Hohner größere Mengen davon gefertigt hat, so wurden ja nicht für alle 41 Diskanttöne die Stimmplatten gleichzeitig auf 41 Maschinen gefertigt, sondern erst mal 1000 Stück von einer , dann wurde die Maschine umgerüstet und dann 1000 von der nächsten Sorte...
Dass auf deinen Stimmplatten überhaupt ein Datum draufgestempelt wurde hab ich so noch nicht gesehen - gab s aber offensichtlich auch mal!

Aber da die Atlantiks auch damals gleich in "Stückzahlen gebaut wurden, kann man schon annehmen, dass deine Atlantik ca. Ende 1960 gebaut wurde.

Die müsste dann übrigens von der Bauserie her auch noch ein Gehäuse in Mischbauform aus Holz /gekantetem (goldfarben eloxiertem ) Alublech haben, sowie eine Rolljalousie im Diskant die mit einem Schieber hinter dem Diskantbrett bedient wurde.

b) Ich habe die Stimmplatten-Threads aufmerksam verfolgt: Sehe ich das richtig, dass es sich bei den Diskant-Stimmplatten um golden eloxierte Artiste-Stimmplatten (mit einem Punkt), bei den Bass-Stimmlatten um silberne Artiste-Stimmplatten handelt (siehe Fotos; eine Diskant-Stimmplatte wurde offensichtlich einmal ausgetauscht, siehe Markierung)?

Die Diskantstimmplatten sind sicher die Serie "Artiste Gold" ... in der markanten Farbe kenne ich keine andere Stimmplatte.
Im Bass sind das ziemlich sicher auch Artistestimmplatten - kann man allerdins aus dieser Perspektive nicht sicher erkennen. Warum die silberfarben blieben und nicht auch goldfarben eloxiert wurden, weiß ich allerdings nicht.

a) auf der Diskantseite (im Holz über den Klappen) ist dei Zahl "112" aufgedruckt (siehe Foto). Könnte es sich dabei um die Seriennummer handeln (wie gesagt, es ist ein altes Atlantic iv deluxe ohne Buchstabe) oder ist das etwas anderes?

Normal sollte sich diese Zahl auch auf den Stimmstöcken wieder finden - auch das ist so eine Frage die wohl nicht geklärt werden kann, warum die bei deinem Instrument da nicht drauf ist.

Diese Zahl ist keine "Seriennummer", sondern eine fortlaufende Nummer dieser Bauserie - Da die Atlantik in großen Mengen hergestellt wurde deutet die Nummer 112 allerdings auf ein sehr frühes Exemplar hin.

Das was gerne als Seriennummer genannt wird heißt bei Hohner "Anschlagnummer" und befindet sich normal außen am Gehäuse und zwar normal auf dem Bassteil auf der Rückseite unten in der Nähe des Balgs. Aus der "Bauseriennummer " kann Hohner kein Herstalldatum sicher rausfinden - mit Hilfe der Anschlagsnummer allerdings geht das eindeutig (gegen eine gewisse Gebühr)

Es gab allerdings auch immer wieder Geräte ohne diese Anschlagnummer - das waren meist Geräte die für intere Zwecke hergestellt wurden und zunächst im Hause verblieben und erst später abgegeben wurden, wenn diese im Haus nicht mehr benötigt wurden. Das kann dann mitunter zu witzigen Auskünften führen- so habe ich z.B. auch so ein Instrument dass offenbar zunächst für interne Zwecke hergestellt wurde. Und dementsprechend hat mir Hohner dann auch zwei Auslieferungsdatums genannt! :cool:... einmal die Auslieferung intern an die Abteilung und das zweite mal als es aus dem Bestand von Hohner nach außen an einen Interessenten abgegeben wurde. Das macht jetzt das Instrument weder wertvoller noch schlechter... ist halt nur eine witzige Randerscheinung.

das Wachs ist sehr gut und fest, gar nicht porös und rissig.

Erstmal ist noch gar nicht mal gesagt, ob das Wachs ist! Hohner hat bei der Lucia Baureihe und auch bei der Atlantikbaureihe zumindest eine zeitlang auch mit einer Kunststoffdichtmasse gefertigt (die konnte mit einem Klebeautomaten aufgetragen werden.

die ausgetauschte Stimmplatte ist aber so wie es auf dem Bild aussieht sicher eingewachst worden... und dieses Wachs hat bereits erkennbare Risse . So wie auch auf einem Bild als dem Bassbereich Risse im "Wachs?" erkennbar sind. Das ist also definitiv alt!
... Aber die Stimmplatten werden auch noch durch die Nägel gehalten. Und wenn du das Instrument erstmal selber spielen willst und sonst keine Stimmplatte das Klirren anfängt oder die Ventile abfallen, würd ich einfach mal spielen... und die Finger von den Stimmstöcken lassen. Denn ich bin mir ziemlich sicher, sobald man da n bissl dran rumfummelt bröselt das "Wachs" - und dann ist auf alle Fälle neu einwachsen angesagt... aber bis dahin - spielen!


c) In der Registermechanik war offenbar ein Graphit-Pulver im Einsatz (siehe Fotos).
Hat jemand einen Tipp, wie ich das wieder sauber und vor allem gut gängig bekomme, damit die Schieber sich wieder richtig bewegen und die Chöre sauber schließen/öffnen?

Ausbauen, zerlegen, sauber machen und wieder zusammenbauen.

Eigentlich braucht s hier überhaupt kein Schmiermittel und auch kein Graphitpulver. Die Registermechanik ist komplett zerlegbar. Und wenn die Teile alle sauber sind dann läuft die auch ohne irgendein Schmiermmittel, weil die Metallteile alle in Kunststoffteilen mit relativ guten Gleiteigenschaften gelagert sind, so dass das auch sehr gute Trockelnaufeigenschaften hat.
 
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Die müsste dann übrigens von der Bauserie her auch noch ein Gehäuse in Mischbauform aus Holz /gekantetem (goldfarben eloxiertem ) Alublech haben, sowie eine Rolljalousie im Diskant die mit einem Schieber hinter dem Diskantbrett bedient wurde.
Ja, das ist so. Eine Anschlagnummer am Gehäuse hat das Instrument jedoch nicht.
Ergibt es Sinn, wegen des Baujahrs oder der "Geschichte" des Instrumentes einmal bei Hohner anzufragen?

Viele Grüße, Stephan
 
Ergibt es Sinn, wegen des Baujahrs oder der "Geschichte" des Instrumentes einmal bei Hohner anzufragen?

Versuchen kannst es ja mal , wobei ohne Anschlagnummer wirds aber schwer werden, konkretes rauszubekommen. Zumal es sich um eine Atlantik handelt, die ja in wirklich großen Mengen hergestellt wurde.... also auch so schon nciht unbedingt im Fokus der Interessen lag.

In meinem Fall war es ein Instrument das zum einen in kleinen Stückzahlen hergestellt wurde, auf dem eh schon seit jeher mehr das Augenmerk lag und zum anderen mein Trossinger Instrumentenmacher bei dem ich es zur Überholung hatte gut zu Hohner vernetzt war, der jemand kannte, der wiederum jemand kannte, der "damals" noch aktiv war und die Geschichte kannte. Eine Serie von Zufällen halt ... über die ich mich freue, weil ich jetzt mehr von "meinem " Instrument weiß. Aber das war halt auch wirklich Zufall.. drauf bauen, dass da jetzt noch jemand da ist der was weiß ... schwierig...

Mit Anschlagnummer ist s einfach - da steigt bei Hohner einer ins Archiv und blättert in den alten Lieferlisten und kann dann genau sagen wann das Instrument ausgeliefert wurde. Bei den "hausinternen" Instrumenten braucht man Glück dass man jemand auftreibt, der über die Geschichte was weiß... mit zunehmendem Zeitabstand aus rein biologischen Gründen schwieriger!
 
"Geschichte" des Instrumentes einmal bei Hohner anzufragen

Warum sollte man? Wie maxito schon schrieb, ist die Atlantic eines der mistgebauten Modelle und nichts exotisches. Grob datieren lässt sich das Instrument anhand der Baureihe ja ohnehin, und mir persönlich wäre es ziemlich egal, ob das Akkordeon nun 3 Jahre früher oder 5 Jahre später gebaut wurde - das ist IMHO keine essentiell wichtige Information, ohne die man nicht weiterleben kann ;)...
 

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