Ich hab von Dir geträumt

x-Riff
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Hallo in die Runde,
gerade frisch aus der Feder geflossen, was heißt: nur der Text, noch keine musikalische Vorstellung und vielleicht habe ich mich ja auch nur in ein Thema hineingeschrieben und es entblättert sich erst gerade - vielleicht aber ist es auch genau so gut wie es ist und kann nur noch besser werden.

Ich hab von Dir geträumt

Ich hab von Dir geträumt
Du warst tot
lagst in irgendeinem Sarg
inmitten von anderen, ich weiß nicht mehr wo

Ich hab so lang nach Dir gesucht
Du wohntest
in meinem zaghaften Herzen
und ich hab immer gedacht, es ginge Dir gut


Wachte auf, schweißgebadet
voller Freude
und erstaunt:
es lebt sich so gut ohne Dich


Dein Geruch so blütenweiß
Du lagst so nah
an meinem schlagenden Herzen
und ich hab immer gedacht, es ginge uns gut


Wachte auf, schweißgebadet
voller Freude
und erstaunt:
es lebt sich so gut ohne Dich


Der See, der Mond, der Fisch
So viele Netze, so viele Fragen
ich dachte immer, was ich fang
das kann ich schon auch tragen

x-Riff
 
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wird das als Gothic-Death-Metal-Ballade vertont ?
 
Moin,

FÜr mich gehts in deinem Text um Nebenwirkungen einer Entwöhnung.

Ich hab von Dir geträumt
Du warst tot
lagst in irgendeinem Sarg
inmitten von anderen, ich weiß nicht mehr wo // ich weiss nicht mehr wo -> kannst du das umschreiben was du mit dem Nicht-mehr-wissen umschreiben willst? Das "inmitten von anderen" find ich als Bild gut, nur ist halt der Nachsatz nicht so dolle.

Ich hab so lang nach Dir gesucht
Du wohntest
in meinem zaghaften Herzen // zaghaft raus. Das dürfen nur Jungfrauen und Seemänner über sich behaupten. Von allen anderen klingt es selbstverliebt und uncool. :)
und ich hab immer gedacht, es ginge Dir gut // ja ich auch ... aber bringt das jetzt dem Song etwas?

Wachte auf, schweißgebadet
voller Freude
und erstaunt:
es lebt sich so gut ohne Dich

Der zweite Verse lenkt leider etwas von der "Ich-schlaf-und-träum-alles-nur (gott sei dank)"-Färbung deines Choruses ab. Den Chorus selbst find echt gut gemacht. Gerade der schnelle Wechsel der Zeilen 2 und 3, und die Erkenntnis am Schluss macht es überraschend und klingt frisch.

Dein Geruch so blütenweiß
Du lagst so nah
an meinem schlagenden Herzen
und ich hab immer gedacht, es ginge uns gut

Geruch? hört sich so nach Menstruation an. Du meinst doch Duft, oder?
"und ich hab immer gedacht, es ginge us gut" wiederholt sich ja aus Verse 2. Warum ist Verse 1 nicht damit versehen? Und warum bringst du das coole Bild aus Verse 1 in anderer Form an die Stelle von V2 und V3 und läßt damit die Verse wie eine Traum aussehen das sich wie TwinPeaks anfühlt,
bizarr, verstörend, unwirklich oder doch echt?!?! ... eben so wie du das mit "Du, im Sarg, inmitten von anderen" machst.

Der See, der Mond, der Fisch
So viele Netze, so viele Fragen
ich dachte immer, was ich fang
das kann ich schon auch tragen

Gefällt mich gut. Durch die letzten beiden Phrasen klingt es fast so, als hatte der LI schon VOR der ganzen Beziehnung ne Ahnung gehabt.

Viele Grüße
Ikone
 
Hallo X-Riff,
Schön in diesen heißen Tagen einen erfrischenden Text von dir zu lesen. Ich finde ihn recht leichtfüßig trotz Tot und Trennung, mag wohl am Traum liegen. Der Refrain hat diese überraschende Wendung, der allem Vorangegangenen die Schwere nimmt. Ich kann es nicht erklären, für mich ist der Text in einem eigenartigen Schwebezustand.

Der Schluss ist fast wieder eine neue Geschichte. Lyrisch.

Insgesamt ein schöner Flow, ich stolper über 2 Stellen:
lagst in irgendeinem Sarg
Ich würde schreiben: in einem Sarg
das kann ich schon auch tragen
"Schon" und "auch" zusammen finde ich etwas holprig.

Ich frage mich gerade, ob ich schon mal Musik von dir gehört habe? Würde das gern in einen Kontext einordnen.
 
Vielen Dank!

Ich gehe mal selektiv vor:
Ich finde ihn recht leichtfüßig trotz Tot und Trennung, mag wohl am Traum liegen. Der Refrain hat diese überraschende Wendung, der allem Vorangegangenen die Schwere nimmt. Ich kann es nicht erklären, für mich ist der Text in einem eigenartigen Schwebezustand.
Danke - hätte es selbst nicht so beschreiben können, aber Schwebezustand und Traum ist für mich stimmig: ein Traum (erste Strophe) war der Ausgangspunkt, der Rest kam beim Schreiben - das Schwebende sollte aber als Wirkung des Textes erhalten bleiben.
FÜr mich gehts in deinem Text um Nebenwirkungen einer Entwöhnung.
Das ist, glaube ich, in gewisser Weise das, wo ich drauf zugeschrieben habe, ohne es zu wissen.

inmitten von anderen, ich weiß nicht mehr wo // ich weiss nicht mehr wo -> kannst du das umschreiben was du mit dem Nicht-mehr-wissen umschreiben willst? Das "inmitten von anderen" find ich als Bild gut, nur ist halt der Nachsatz nicht so dolle.
Der Nachsatz gehört für mich zum Traumhaften - das nur teilweise erinnern und verorten-Können ...
Ich würde schreiben: in einem Sarg
irgendeinem für mich teilweise bedeutungsmäßig im Sinne von: "ist irgendwie egal, wo" und stimmungsmäßig zum Traum gehörend, lässt sich für mich in meiner Vorstellung gut singen ... Stichwort flow.

Ist aber jetzt eine von mehreren Stellen, wo sich der Text dann noch dem fügen muss, wie es für den Gesang more fluently ist - das gilt auch für die Stelle mit "schon" und "auch".

Ikone: ich schätze sehr Deinen genauen Blick ... mit dem Duft statt Geruch liegst Du so was von richtig - Danke dafür!
Bei anderem - so ist mein derzeitiger Blick auf den Text - sind die Wiederholungen oder leichten Abwandlungen (für mich besteht auch ein inhaltlicher Unterschied zwischen: ich habe immer gedacht, Dir ging es gut und ich habe immer gedacht, uns ging es gut) ein Element des Schwebezustandes, des Vermischens von Leichtem und Schwerem, aber auch: das Grundthema ist das einer Beziehung - nicht unbedingt von Personen - und ihres Endes. Darum auch das Variieren und leichte Wandeln.

Das Ende ist etwas, das ich beim Anfang gar nicht im Blick hatte - entstand eher im Sinne von: es hat mich geschrieben.
"Zaghaft" ist etwas, das ich überdenke - im Moment kennzeichnet es schon das Lyrische Ich - auch in dieser "oldfashioned" Art und Weise, des aus der Mode gekommenen, das wie aus einer Vergangenheit in die Gegenwart hereinscheinende ...

Ich frage mich gerade, ob ich schon mal Musik von dir gehört habe? Würde das gern in einen Kontext einordnen.
Du hast noch keine Musik von mir gehört. Was nicht daran liegt, dass es nicht zu einigen meiner Texte Skizzen oder auch Demosongs gibt. Aber die lasse ich nicht kursieren, weil ich momentan noch selbst daran arbeite und sie - in meiner Vorstellung - zu einem Zyklus gehören. Zu dessen Umsetzung - so dass sie mehr als in meinem Freundeskreis befindliche musikalische Menschen zuweilen zu hören bekommen - weniger der Wille als die Umstände meines Lebens eben nicht beitragen. Was zwar schade, aber andererseits auch nicht wirklich schrecklich ist - anderes hat zu Recht Vorrang.
Insgesamt - um es wenigstens etwas zu umreißen - liegt es zwischen singersongwriter und Rock und einigem Skurrilen vielleicht.

Vielleicht gibt es noch weitere Anmerkungen, Rückmeldungen, Eindrücke?
Würde mich freuen.

x-Riff
 
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Hallo xriff, mir gibt der Schluß Deines Textes Rätsel auf, ich sehe da ganz ehrlich keinen logischen Zusammenhang zu dem Vorherigen. Da geht es offenbar um einen Traum, den Du erinnerst nach dem Erwachen. Vielleicht hat der Traum etwas mit der Wirklichkeit zu tun, es wird nicht deutlich, auch wenn Du und ikone schreiben, es ginge um Entwöhnung. Entwöhnung kenne kenne ich nur in Zusammenhang mit Sucht (Raucherentwöhnung z.B.) Ich denke jedoch nicht, dass so etwas gemeint ist, jedenfalls gibt das der Trauminhalt, den Du beschreibst, für mich nicht her. ES könnte eher um eine Beziehung zu einem geliebten Menschen gehen, die Du da unbewußt im Traum reflektierst. Liege ich da richtig? Wenn ja, verstehe ich auch weiterhin nicht den Spagat zur letzten Strophe, wo es um etwas ganz Anderes geht.
Dein Geruch so blütenweiß
Ich finde den Begriff "Geruch" im Unterschied zu ikone durchaus angemessen, schließlich geht es um eine Leiche.
 
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es ginge um Entwöhnung
Das war passend für den LI formuliert. Ja, es geht um eine Person. Im Chorus wird deutlich das er sich besser fühlt. Für ihn, den LI, ist es - imo - beinahe nur noch ein Art Entwöhnung.

Ich finde den Begriff "Geruch" im Unterschied zu ikone durchaus angemessen, schließlich geht es um eine Leiche.
Hmmm. seltsam. Da hab ich was übersehen. Aber blütenweißer Leichengeruch, irgendwas passt da nicht. Im Traum etwas riechen konnte ich bis jetzt noch nicht. Ausser meine Verstand würde was nicht verarbeiten können, aber dann wäre da etwas was mich verrückt machen sollte ... ähm...

... LI hat sein Frau ermordet, weil er sie aus irgendeinem Grund nicht mehr ertragen konnte? Und um das zu bewältigen hat er drumherum eine neue Geschichte (den Traum) erschaffen und ist in eine seiner anderen Persönlichkeiten geflüchtet. Dort, wo er wieder froh ist wieder nur sich selbst zu haben. Wollte er sie im Mondschein mit einem seinen vielen Netze (Noch mehr Leichen? Die Anzahl der Särge am Anfang?) im See versenken? Ist das Wort "tragen" am Schluss eine Ableitung von "er"tragen? @x-Riff
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ikone: ich schätze sehr Deinen genauen Blick ... mit dem Duft statt Geruch liegst Du so was von richtig - Danke dafür!
Sorry, Bro. Aber der Hinweis (s.o) hat das ganze nochmal gedreht. Ich finde so hat dein Text sogar zwei Ebenen. Das erste Mal dachte ich LI wäre von Grund auf gut, aber die zweite Ebene umfasst das ganze noch mal etwas anders.
 
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Ich schätze am Feedback, dass es mir zeigt, was bei anderen - und hier darf man das voraussetzen: interessierten und songtextkundigen - von einem eigenen Text ankommt.

Da ist bei mir wie bei jedem Autor eine natürliche Grenze: man kann sich nicht dümmer machen als man ist und da der Text von einem selbst kommt, hat man sozusagen gegenüber jedem anderen einen Vorsprung. Dafür gehen eben die anderen unvorbelastet heran und zeigen auf Stellen und fragen, warum oder zeigen auf, wie man das auch deuten oder sehen kann.

Bei diesem Text ist es nun so, dass ich vorher keinen Plan hatte, was dabei herauskommen sollte und das Ganze so ziemlich in einem Rutsch entstand.
So dass ich mir in diesem Fall nicht so sicher bin, ob ich da mehr weiß als ein geneigter Leser oder eine geneigte Leserin.

Was ich angesichts der aufgekommenen Fragen und Deutungsangebote machen will, ist, mich sozusagen anhand des Textes auf die eigene Spur begeben und Ihr könnt dann einhaken.

Eines noch vorab: Ich halte die Mehrdeutigkeit von Texten für eine Qualität, solange sie nicht in Beliebigkeit mündet - ein Interesse an Text und Deutung vorausgesetzt.

Wohlan:
Ich hab von Dir geträumt

Ich hab von Dir geträumt
Du warst tot
lagst in irgendeinem Sarg
inmitten von anderen, ich weiß nicht mehr wo
Der Titel ist der Anfang des Textes, ein Klassiker gewissermaßen, ein Traum bildet von nun an den Bezugsrahmen. Das LI träumte, eine nicht näher benannte, aber dem LI bekannte Person sei verstorben (Traum = muss nicht tatsächlich geschehen sein).
Offensichtlich ist der Traum verschwommen und/oder die näheren Umstände sind unerheblich bis egal (irgendein Sarg, weiß nicht mehr wo), die gestorbene Person scheint eine von mehreren zu sein.

Eine Eröffnung, die ziemlich schnell auf den Punkt kommt und ins Existenzielle geht: der Tod einer bekannten Person, die möglicherweise angesprochen wird - die Erzähl- oder sonstige Situation bleibt aber unbestimmt, im Vagen.

Ich hab so lang nach Dir gesucht
Du wohntest
in meinem zaghaften Herzen
und ich hab immer gedacht, es ginge Dir gut
Nun mache ich schon mal eine Ausnahme: für mich liegt diese Strophe in der Vergangenheit vor der ersten Strophe. Also: das LI hat vorher lange nach der mit Du bezeichneten Person gesucht (und dann deren Tod geträumt). Wird das von Euch so geteilt? Sonst müßte ich an den Zeiten feilen ...

Jedenfalls ist die verstorbene Person eine, nach der das LI, das als zaghaft gekennzeichnet wird, lange gesucht hat > Thema: Sehnsucht.
Im Rückblick fragt sich das LI, ob die Annahme, es ginge dem DU gut, stimmt. Steht möglicherweise der geträumte Tod (Tod könnte auch die Metapher für Trennung sein) in einem Zusammenhang mit dem Du im Sinne von Freitod?

Wachte auf, schweißgebadet
voller Freude
und erstaunt:
es lebt sich so gut ohne Dich
Ist als Refrain gedacht, für mich erkenntlich durch erstens die gleichlautende Wiederholung und zweitens durch die von der Strophe abweichende Form.

Mit der ersten Zeile des Refrain wird das bedrohliche Szenario bestätigt: Tod einer bekannten, möglicherweise geliebten, auf alle Fälle nahestehenden Person (es sei denn, das Du ist metaphorisch gemeint), Verlust, Verstörung (vielleicht war es nicht so, wie immer gedacht: vielleicht ging es dem Du nicht gut), schweißgebadet aufwachen.

Dann aber eine Wendung: voller Freude und darob erstaunt wird nicht der Verlust beklagt, sondern als Bereicherung erlebt.

Uff. Muss jetzt alles umgedeutet werden? Was ist hier eigentlich los? Die Schreckensvision wird zur Befreiung? Offensichtlich - zumal in einem Zustand, der als wach (Metapher für klar, fähig den Verstand zu benutzen, "real" versus "irreal" (Traum) etc.) gekennzeichnet wird.

Wie geht es weiter?
Dein Geruch so blütenweiß
Du lagst so nah
an meinem schlagenden Herzen
und ich hab immer gedacht, es ginge uns gut
Auch hier wieder: Das soll Vorvergangenheit sein in der Chronologie des LI: heißt: LI ist mit DU zusammen (früheste Vergangenheit), träumte den Tod (Vergangenheit), wacht auf (Gegenwart). Falls das nicht so rüberkommt, müßte ich an der Schilderung der Zeiten etwas drehen ...

Als positiv erinnerte Vergangenheit des LI mit dem DU - an Liebesszenen erinnernde Schilderung (es muss in diesem Sinne Duft sein - es ist nicht der Geruch der Leiche gemeint - es gibt nur den Traum einer Leiche bzw. einen geträumten Tod), blütenweißer Duft, nahe am schlagenden Herzen - die letzte Zeile nimmt aber wieder den Zweifel auf: war es wirklich so oder nur die Einbildung des LI? Also dass es weder dem DU gut ging noch beiden - aber das LI hat es sich nur so zurecht gebogen? Ist dies der Grund dafür, dass letztlich der erträumte Tod des DU vom LI als Befreiung erlebt wird - als ihm gar nicht bewußtes Sehnen, das unterhalb des sich selbst eingeredeten Zustandes (dem DU geht es gut, beiden geht es gut) schon länger im LI existierte?

Die Wiederholung des Refrain thematisiert dann auch folgerichtig den Tod als Befreiung und als realen Zustand, denn dieser betrifft den Wachzustand.
Es bleibt zwar alles weitgehend unbestimmt und vage - man könnte eher von Erinnerungsfetzen sprechen als von geschilderten Situationen, die Personen werden nicht beschrieben oder näher bestimmt, auch bleibt letztlich in der Schwebe, ob nun der Wachzustand überwiegt oder der Traumzustand bzw. die wohl geschönte Erinnerung.
Obwohl: am Ende steht der Refrain, und damit der Wachzustand und die Befreiung (zumindest durch den Traum des Todes vom DU - ob diese Person oder das, wofür sie steht, tatsächlich tot ist, wird nirgendwo gesagt, so dass also gar nicht klar ist, ob die Befreiung tatsächlich stattfindet oder stattgefunden hat, ob sie noch vollzogen wird (durch das LI oder das DU) oder nie stattfinden wird (Stichwort: zaghaftes LI).

So weit also alles paletti.
Wenn denn nun schon Schluss wäre.
Ist es aber nicht.

Es kommt ein Part, der rein formal weder Strophe noch Refrain ist. Eine klassische Bridge auch nicht, denn die würde irgendwo hinführen. Eher also ein Teil C.
Der See, der Mond, der Fisch
So viele Netze, so viele Fragen
ich dachte immer, was ich fang
das kann ich schon auch tragen
Von der Art der Schilderung her bleibt auch dieser Teil im Vagen, in der Schwebe: keine vollständigen Sätze, sondern drei aufeinanderfolgende Begriffe, zu einer Gegend passend, ein Bild aufmachend: See, Mond, Netz > Fischer scheint nahe zu liegen und wird durch das spätere fangen bestätigt.
Ein Fischer wirft Netze aus, holt ein, was er fängt, trägt den Fang nach Hause, der seine Existenz sowie die seiner Familie, so er eine hat, sichert. Grundsolider Beruf, erdverbunden, naturverbunden. Wird auch als Metapher verwendet, beispielsweise in der Bibel. Spielt in Märchen zuweilen eine Rolle.

Was aber passiert noch? "Ich dachte immer" nimmt sprachlich wieder eine Wendung in den Strophen auf, die im Kontext einer Illusion stehen, von der sich das LI verabschiedet. Dem Du ginge es gut, beiden ginge es gut, was er fängt, kann er schon auch tragen.
Offensichtlich kann er aber nicht tragen (und ja: nicht ertragen) was er gefangen hat, zumindest zweifelt er tief daran. So viele Fragen zudem. Wo kommen die her, bei einem Fischer?

Vielleicht aus der Beziehung mit dem DU? Was, wenn der Fang metaphorisch gemeint wäre - und eine Person meinte: das DU, die Beziehung zu dem DU? Hat er das DU gefangen und dieser Fang erwies sich als nicht tragfähig?
Das LI gesteht sich offensichtlich seine eigenen Begrenzungen ein: Es dachte, es könnte tragen, was es fängt.
Vielleicht ist dies nicht so, vielleicht liegt die Befreiung in der Erkenntnis, dass es vom LI nicht getragen werden kann - und dies bewirkt die bzw. ist Ursache der Befreiung? In diesem Sinne dann doch eine erneute Bestätigung von Tod (einer Person, einer Beziehung oder etwas anderes, für das das DU steht) = Befreiung - nur in ein anderes Bild, einen anderen Zusammenhang gepackt, vielleicht mit einer anderen Dimension, nämlich der, nicht mehr tragen zu wollen, was nicht zu tragen ist.

Es gibt noch eine märchenhaftere Deutung, die durchaus auch parallel Bestand haben kann und die damit zu tun hat, den Mund nicht voll genug zu bekommen, seine Wünsche ins Uferlose gleiten zu lassen ... und auch die Abkehr, der Abschied (der Tod) von diesem uferlosen Wüschen kann eine Befreiung sein, auch wenn es wie ein Verlust erscheint.

So weit meine ... nachträgliche und erste ... Interpretation meines im Fluss entstandenen songtextes. Nachvollziehbar? Oder unlogisch und mehr herbeigeschrieben als abgleitet und ausgedeutet?
Vielleicht sind ja die Zeitebenen ein Knackpunkt - alleine das hätte die Beschäftigung mit dem Text schon gelohnt. Die Vorvergangenheit müßte dann sprachlich: Ich hatte (statt ich habe) so lange nach Dir gesucht ... lauten.

Oder habe ich letztlich durch meinen Nachgang durch den songtext diesem jeden Zauber genommen, ihn totgedeutet und alles nach guter akademischer Germanistentradition welkgelesen?

Bin gespannt auf Eure Anmerkungen und Anregungen ...

x-Riff

P.S. Bin ab Samstag für drei Wochen im Urlaub und es kann sein, dass ich mich hier so lange nicht melde - was nicht bedeutet, dass mein Interesse an Eurem Feedback und die Unterhaltung über meinen songtext nachgelassen hätte, nur das sie pausiert.
 
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So weit meine ... nachträgliche und erste ... Interpretation meines im Fluss entstandenen songtextes. Nachvollziehbar? Oder unlogisch und mehr herbeigeschrieben als abgleitet und ausgedeutet?
Vielleicht sind ja die Zeitebenen ein Knackpunkt - alleine das hätte die Beschäftigung mit dem Text schon gelohnt.
Ich hatte es vorher ähnlich eingeordnet, was du hier so schön ausgeführt hast, allerdings auf einer anderen Wahrnehmungsebene, sodass ich das nicht in so viele Worte und Begriffe fassen könnte.
"Vorvergangenheit" klingt interessant und das Springen der Zeiten macht wahrscheinlich den besonderen Reiz der Geschichte aus.

Oder habe ich letztlich durch meinen Nachgang durch den songtext diesem jeden Zauber genommen, ihn totgedeutet und alles nach guter akademischer Germanistentradition welkgelesen?
Nö, der Text hat sich dadurch für mich nicht wesentlich geändert.
Frag mich nicht wieso, mir ist bloß so was komisch eingefallen wie: Versuch mir nicht den Wind zu erklären, zieh einfach deine Fahne hoch! - Idee für ein neues Lied ;-)

Schönen Urlaub mit ein bisschen frischem Wind :great:
 
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Hi,

Durch deine offene Schreibweise kann jeder vermeintliche Logikfehler wie eine weitere Deutung wirken. Ich sehe deinen Text eher als Bausätz um die Geschichte selbst und anders zu erleben. Im gewissen Rahmen zwar, aber der ist wirklich sehr sehr klein. Du läßt erheblich viel Phantasie zu.

V1
Kein Traumszene, sondern eine Szene an einem beliebgen Ort/Zeit, an dem das LI den Traum einer fiktiven oder tatsächlichem Person erzählt. Vergangenheitsform: LI träumt nicht mehr.

V2
Es liegt nahe das das suchende LI noch nicht die Särge gesehen hat, also. Ja, die zeitlich "Ausnahme" die du machst, passt. Durch die erzählform befindet ich mich aber immer noch ausserhalb des Traumes. LI erzählen gerade nur.

Es dreht etwas am Steuer der Geschichte. Das LI ist im Selbstgespräch mit sich und auch über die andere Person. Ob Trennung oder Tod bleibt weiterhin vage. Das LI hat gedacht, der Person ginge es gut." - und das ist der Punkt an etwas passiert sein muss. .. hat gedacht , es ginge. Das stellt die Trennung oder den Tod schon in die Vergangenheit.

nach der das LI, das als zaghaft gekennzeichnet wird, lange gesucht hat > Thema: Sehnsucht.
Ein zaghaftes Herz zögert jemanden zu suchen. Es zögert auch damit aus Angst das zu tun was es kann, nämlich lieben.

REFRAIN
Ob Tod oder nicht ist immer noch nicht klar. Es kann alles sein. Todkrank und verstorben, Selbstmord, Trennung. Du läßt es offen und so bleibt nur die eigene Phantasie die fehlende Information aufzufüllen und das ist nun mal subjektiv.

Dann aber eine Wendung: voller Freude und darob erstaunt wird nicht der Verlust beklagt, sondern als Bereicherung erlebt.
Vielleicht hat das LI irgendwas begriffen. Vielleicht war alles nur die Angst des LI's die Person mit der Trennung ganz zu verlieren. Wirklich viele "vielleichts".

Uff. Muss jetzt alles umgedeutet werden? Was ist hier eigentlich los? Die Schreckensvision wird zur Befreiung? Offensichtlich - zumal in einem Zustand, der als wach (Metapher für klar, fähig den Verstand zu benutzen, "real" versus "irreal" (Traum) etc.) gekennzeichnet wird.
"es lebt sich so gut ohne dich"... wäre im Fall das die andere Person wäre tot, wirklich ein unpassender Satz. LI wird sich nie daran erinnen wollen wie das Ende war sondern wie es war als ihr beider Leben andauerte. Insofern nehm ich an LI war total abhängig und wurde abserviert, und hing und hing an ihr weiter....

V3
Auch hier wieder: Das soll Vorvergangenheit sein in der Chronologie des LI: heißt: LI ist mit DU zusammen (früheste Vergangenheit), träumte den Tod (Vergangenheit), wacht auf (Gegenwart). Falls das nicht so rüberkommt, müßte ich an der Schilderung der Zeiten etwas drehen ...
Ja hier passt die Zeit schon, aber... im Moment ist der Refrain auch schon etwas her und dazu auch nicht in erleb- sondern erzählphase geschrieben. Das hier kann auch nachdem "Särge gesehen" stattfinden.

Also dass es weder dem DU gut ging noch beiden - aber das LI hat es sich nur so zurecht gebogen? Ist dies der Grund dafür, dass letztlich der erträumte Tod des DU vom LI als Befreiung erlebt wird - als ihm gar nicht bewußtes Sehnen, das unterhalb des sich selbst eingeredeten Zustandes (dem DU geht es gut, beiden geht es gut) schon länger im LI existierte?
Joa. Ob Tod und Trennung ist immer noch nicht raus. Nur nimmt das LI eine gewisse Schuld auf sich, das es zu irgendeiner Art von Trennung kam.

.... ich hör dann mal auf :) ... mir bruzelt gerade die Birne. So warm heute ...

wie gesagt die große Stärke des Textes ist der Interpretationsfreiraum den du lässt.

Gruss
Ikone
 
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Oder habe ich letztlich durch meinen Nachgang durch den songtext diesem jeden Zauber genommen, ihn totgedeutet und alles nach guter akademischer Germanistentradition welkgelesen?

@x-Riff, ein Sprachlehrer an meiner alten Schule hat mal gesagt, "Der allerletzte, den man nach einer Interpretation eines literarischen Textes fragen sollte, ist der Autor selbst!" Darum ignoriere ich mit Verlaub deine Ausführungen und sage enfach, was dein Text mir sagt.;)

Es geht um einen Traum. Im Traum verarbeiten wir das, worüber wir gerade im Wachzustand nachdenken. Allerdings unzensiert. Im Traum kommen Gedanken zum Tragen, die wir im Wachzustand nicht wagen, zu denken, oder auf die wir einfach nicht kommen. Dein Träumer (das LI) ist zaghaft. Das heißt, er ist einer, der es nicht wagt, seine Paarbeziehung zu hinterfragen oder zu überlegen, wie das Leben ohne sie wäre. Er fragt auch nicht, ob es seiner Partnerin in der Beziehung gut geht - er nimmt an, wenn sie ihn schon gefangen hat, wird sie ihn wohl (er)tragen können, sowie er sie.

Im (Alb)traum ist sie dann plötzlich tot. Einfach so: kein Mord, kein Selbstmord, kein Tod aus altersgründen, kein Autounfall. Das sagt die Formulierung "lagst in irgendeinem Sarg inmitten von anderen". Typisch für einen Flugzeugabsturz, eine Naturkatastrophe - etwas, das einfach passiert. Also etwas, woran weder er noch die Partnerin schuld ist. "Ich weiß nicht mehr wo" ist typisch für einen Traum, denn Träume schildern nur das Wesentliche.

Die Reaktion beim Aufwachen ist auch typisch für einen Albtraum: "Wachte auf, schweißgebadet / voller Freude". Schlimm wie es war, es war bloß ein Traum. Sie ist nicht wirklich tot.
Doch dann sofort die Erkenntnis: "und erstaunt: / es lebt sich so gut ohne Dich"
Die Frage, die das LI nicht zu denken wagte: "Was wäre, wenn es sie nicht mehr (für mich) gäbe?" hat sich aufgedrängt, und im wachen Zustand muss er erkennen: es lebt sich gut. Für mich als Leser heißt das, dass das zaghafte Ausschalten der Frage, ob es der Partnerin oder der Beziehung gut geht, hinfällig geworden ist. Wenn es ihr und der Beziehung gut geht, prima! Wenn nicht, auch gut! Es gibt andere Fische im Meer, wie der Engländer nach einer gescheiterten Beziehung sagt.

Der Schluss mit dem "ich dachte immer, was ich fang / das kann ich schon auch tragen" zeigt, dass das LI aus dem Traum und aus seiner Reaktion darauf etwas gelernt hat: weniger als gegeben ansehen, mehr hinterfragen, auch dann, wenn der status quo hart erarbeitet wurde.

Und für mich als Leser (denn das ist das Wichtigste an der Lyrik): gibt es auch bei mir etwas, das ich einfach als gegeben annehme und für wichtig halte, das mich aber einengt und letztlich ins Nichts führen könnte?

So einfach wie tiefschürfend! Danke für den Text!

Cheers,
Jed
 
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