Ich weiß nicht

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Ich weiß nicht

Ich weiß nicht, woher der Wind heute weht, der mich so traurig stimmt,
Ich hab ein Schluchzen in den Gliedern, ich weiß nicht, woher das kommt.
Ist es vielleicht, weil ich niemand kenn`, der ohne Leiden ist?
Oder weil jetzt genau in dem Moment irgendwo ein Mensch zerbricht?

Ich weiß nicht, was in den Sternen steht, das mich so tief durchdringt.
Ist es vielleicht die Müdigkeit, die mich auf die Knie zwingt?
Ist es vielleicht, dass - wo ich hinseh`- kein Glück zu finden ist
Und ich mich selbst kaum halten kann, weil der Weltschmerz an mir frißt?

Ich bin wirklich weit entfernt davon, ein Pessimist zu sein
Ich bin wirklich meistens guten Mut´s und fühle mich nicht klein
Doch heute liegt was in der Luft, was ich noch nicht versteh`.
Ich bräuchte jemand, der mir hilft, das hier zu überstehen.

Ich bräuchte jemand, der die Sterne liest für mich und mit mir fühlt.
Sich mit mir an ein Feuer setzt, meine Fieberaugen kühlt
Ich wäre wirklich interessiert daran, wie es dir gerade geht.
Ich würde wirklich gerne hören, was dich im Innersten bewegt.

Ich weiß nicht, woher der Wind heute weht, der mich so traurig stimmt,
Ich hab ein Schluchzen in den Gliedern, ich weiß nicht, woher das kommt.
 
Grund: Rechtschreibfehler
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Schöner Text, finde ich(y).
Für mich ist es die Beschreibung einer ganz bestimmten Gemütssituation, die mir in jungen Jahren niemals in den Sinn gekommen wäre:

-Kein Pessimist - trotzdem funktionieren die optimistischen Ansätze auch nicht mehr
-Die Gedanken über Leben und Tod - wenn man älter wird, naturgemäß eine völlig andere Denkweise zu dem Thema
-Obwohl sich alles ständig wiederholt noch neugierig wegen schlechtem Gemütszustand - eindeutiges Zeichen für ein tatsächlich neues Gefühl.

Ich finde es auch deshalb kernig, weil die hoffnungsvolle Lösung fehlt. Wäre zum Schluss eine "Gott sei Dank alles gut gegangen" Lösung im Text,
fände ich ihn nicht so gut.

Ganz einfach weil es sie nicht gibt, ich Realist bin und auch Endgedanken immerhin interessant sind - bzw. vielleicht selber als Lösung dienen (auf jeden Fall können sie wenigstens Gelassenheit hervorbringen). Jedenfalls besser als Lügenblase:D

So wirkt es auf mich; bei anderen ist es vielleicht anders.
 
Grund: Wort korrigiert
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Danke an alle Sternverteiler!

@Vester Ich war über Gespräche mit Menschen, aber auch Bemerkungen oder Texte und Zeilen hier im Forum angeregt, über dieses Gefühl zu schreiben, dass ich zudem selber ja auch kenne. Es ist ein Gefühl, von der wir nicht so recht wissen, ob sie unserer eigenen Biografie entspringt oder unserem Mitgefühl für andere oder die Weltlage.

Mir gefällt, dass dir die Lösung nicht fehlt. Das geht mir auch so.
 
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P
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  • Grund: Netiquette
Gefällt mir und tröstet sicher Viele in Momenten der Einsamkeit! Ich sehe dich das erfrischend singen und verzichte deshalb (gern) auf die Markierung einiger persönlich empfundener metrischen Stolperer. Für lockerer Sänger oftmals das Salz in der Suppe!
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Ganz einfach weil es sie nicht gibt, ich Realist bin und auch Endgedanken immerhin interessant sind - bzw. vielleicht selber als Lösung dienen (auf jeden Fall können sie wenigstens Gelassenheit hervorbringen). Jedenfalls besser als Lügenblase:D
Ja, das empfinde ich ähnlich. Traurigkeit ist tröstlicher als spürbarer Zweckoptimismus. Mir reicht ebenfalls ein glaubhaftes Mitgefühl! :)
 
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Mir gefällt besonders, dass trotz aller Ich-Bezogenheit die Offenheit bliebt, auch Interesse an der anderen Person zu haben. Das zeigt auch die Bereitschaft, den Weg aus einem Tief gerade gemeinsam finden zu wollen.

Die Paralle zu Heines Loreley in der ersten Zeile finde ich auch gelungen!
 
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Moin @streamingtheatre ,

den Text fühl' ich total - eigentlich kein Pessimist, aber dann greift irgendetwas nach mir, und ich muss das irgendwie verstehen und verdauen.

Wunderschön - danke fürs Teilen!

Beste Grüße
Markus
 
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auf die Markierung einiger persönlich empfundener metrischen Stolperer
Ja, ist mir auch bewußt, dass die Metrik rumpelt und an dem Punkt erwischt du mich auch: Der Singer-Songwriter freut sich jetzt darauf, das in eine gesungene Form zu bringen und das Rumpeln zu nutzen, während der Texter in mir den Makel darin sieht.

Die Paralle zu Heines Loreley in der ersten Zeile finde ich auch gelungen!
Danke dir! Das ist im ersten Moment unbewusst geschehen... aber nach kürzester Zeit wurde mir das klar und die Entscheidung war dann eher, ob ich die Paralelle riskieren will.

aber dann greift irgendetwas nach mir,
Genau... Abschotten funktioniert nur bedingt.


Mir freuen eure Rückmeldungen... Danke!
 
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Ja, ist mir auch bewußt, dass die Metrik rumpelt und an dem Punkt erwischt du mich auch: Der Singer-Songwriter freut sich jetzt darauf, das in eine gesungene Form zu bringen und das Rumpeln zu nutzen, während der Texter in mir den Makel darin sieht.
Das hätte ich eventuell ausführlicher ansprechen sollen!

A) Ich lasse gegenwärtig durchaus manche stolpernde Passagen stehen, Denn dieses Stolpern hat bei erfahrenen Textern meist den Grund, dass 2-3 Ziele unterschwellig um den Vorrang kämpfen. Wenn wir die Metrik glätten, siegt vielleicht eines der Ziele vielleicht… und letztlich leider vorzeitig.
Ich sehe auch deutlich bei Rilke, dass der manchmal solche Stolperer stehen lässt, um damit ein interessantes Zeichen für aufmerksame Leser zu setzen,

B) Andererseits bietet eine gleichmäßige Metrik natürlich ausgezeichnete Möglichkeiten für eine ruhige Musik!
 
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Das hätte ich eventuell ausführlicher ansprechen sollen!

A) Ich lasse gegenwärtig durchaus manche stolpernde Passagen stehen, Denn dieses Stolpern hat bei erfahrenen Textern meist den Grund, dass 2-3 Ziele unterschwellig um den Vorrang kämpfen. Wenn wir die Metrik glätten, siegt vielleicht eines der Ziele vielleicht… und letztlich leider vorzeitig.
Ich sehe auch deutlich bei Rilke, dass der manchmal solche Stolperer stehen lässt, um damit ein interessantes Zeichen für aufmerksame Leser zu setzen,

B) Andererseits bietet eine gleichmäßige Metrik natürlich ausgezeichnete Möglichkeiten für eine ruhige Musik!
Danke @Jongleur für den Nachtrag. Ich hätte auch nochmal nachfragen können, weil mich deine Expertise bzgl der Stolperer (wie du sie nennst) interessiert. Mein Eindruck war, dass beim Versuch des Glättens, die Gefahr der "Leiher" aufkam und die Stolperer ein überraschendes Moment liefern konnten. Das passierte aber eher aus der Intuition heraus und weniger aus dem bewussten Umgang damit. Wieder was gelernt! :)
 
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Hallo schreibende Menschen,
ich habe den Text leicht überarbeitet. Angeregt hat mich eine Anmerkung von @Jongleur zur Metrik und ich habe versucht, sie an wenigen Stellen noch etwas zu glätten.

Zudem hat mich @Frank_de_Blijen Satz
dass trotz aller Ich-Bezogenheit die Offenheit bliebt, auch Interesse an der anderen Person zu haben.
inspiriert, die Richtung an die andere Person noch etwas zu verstärken.
Die geänderten Stellen hab ich kursiv gesetzt und unterstrichen.
Es gibt einen ersten Entwurf (aufgenommen gerade eben mit dem Mic des Laptop) der nur über den Link unter dem Text zu finden ist. Für alle, die es interessiert.

Was meint Ihr?

Ich weiß nicht

Ich weiß nicht, woher der Wind heute weht, der mich so traurig stimmt,
Ich hab ein Schluchzen in den Gliedern, ich weiß nicht, woher das kommt.
Ist es vielleicht nur, weil ich niemand kenn`, der ohne Leiden ist?
Oder weil jetzt genau in dem Moment irgendwo ein Mensch zerbricht.

Ich weiß nicht, was in den Sternen steht, das mich so tief durchdringt.
Ist es vielleicht nur meine Müdigkeit, die mich auf die Knie zwingt?
Ist es vielleicht, dass - wo ich hinseh´ - kaum Glück zu finden ist
Und ich mich heute selbst schwer halten kann, weil der Weltschmerz an mir frißt?

Ich bin wirklich weit entfernt davon, ein Pessimist zu sein
Ich bin wirklich meistens guten Mut´s und fühle mich nicht klein
Doch heute liegt was in der Luft, was ich noch nicht versteh`.
Ich bräuchte jemand, der hier mit mir ist, um das zu überstehen.

Ich bräuchte jemand, der die Sterne liest für mich und mit mir fühlt.
Sich mit mir an ein Feuer setzt, meine Fieberaugen kühlt
Ich wäre wirklich interessiert daran, wie’s dir gerade geht
- und ob uns nicht im Innersten Gemeinsames bewegt.

Ich weiß nicht, woher der Wind heute weht, der mich so traurig stimmt,
Ich hab ein Schluchzen in den Gliedern, ich weiß nicht, woher das kommt.


View: https://soundcloud.com/rainer-conrad/ich-weiss-nicht-entwurf-laptop/s-A5alq8Pjfg9?si=993fde15d7704bdcbbe057b1c4fcc0a5&utm_source=clipboard&utm_medium=text&utm_campaign=social_sharing

Grüße
streamingtheatre
 
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Danke, lieber @streamingtheatre, für die Aufmerksamkeit, mit der du Kritiken wahrnimmst.

Mir gefällt auch dieses deiner Lieder wieder. Inclusive Gesang. Alle Änderungen wirken überzeugend. Auf mich jedenfalls.

Außerdem trifft man besonders oft auf bewussten Stolpersteinen bei Sängern mit schauspielerischen Tendenzen. Wie etwa Lindenberg oder Grönemeyer usw. Also Interpreten, die auf engsten Raume die emotionalen Stimmen wechseln.

Sänger mit einer eher gleichbleibenden Stimmlage spielen eine Geschichte nicht vor, sondern erzählen sie eher aus neutraler Position wie etwa Reinhard Mey. Deren Texte nutzen die Syntax und Metrik mE etwas anders.

Deine Interpretation liegt mE dazwischen. Jedenfalls gefällt mir deine Ausdrucksweise super!!
 
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Ich finde das ja beeindruckend(y). Habe immerzu überlegt, wie die Umsetzung aussehen könnte. Für mich passt das so
 
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Musik passt zur Stimmung des Textes. Find ich klasse.

Evtl könnten die beiden vorletzten Zeilen auch noch einmal am Ende wiederholt werden, also das

Ich wäre wirklich interessiert daran, wie’s dir gerade geht
- und ob uns nicht im Innersten Gemeinsames bewegt.

.. das wäre dann das Ende mit einem ein klein wenig optimistischeren Bild
 
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Danke @Jongleur , @Vester und @Frank_de_Blijen - für eure Rückmeldungen. Das bestätigt mich hier in dem Prozess.
Wenn ich das sicherer hab im Vortrag, wird auch nochmal etwas an Ausdruck passieren. Dafür probt man ja schließlich!
Ich bin jedenfalls bis hierhin - auch durch die Rückmeldungen hier im Forum - ganz glücklich mit dem Stand.

Lieber @Frank_de_Blijen, vielen Dank für deine Anregung.
Evtl könnten die beiden vorletzten Zeilen auch noch einmal am Ende wiederholt werden
Aber ich finde es jetzt genau passend.
 
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Das passierte aber eher aus der Intuition heraus und weniger aus dem bewussten Umgang damit. Wieder was gelernt! :)
Es ist für mich übrigens ebenfalls eine relative neue Sicht auf das Texten. Vorher war ich eher bemüht, offensichtliche Irritationen zu glätten. Seit einiger Zeit betrachte ich nun eigene Irritationen eher als kluge, entscheidende Ratgeber.,.😜
 
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