Ich wünsch mir nur ein leben (1. Text, Rap, und persönlich gehalten)

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59075er
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Hallo. Ich habe mich hier angemeldet um Meinungen zu meinem ersten Songtext einzuholen. Der Text ist sehr persönlich, aber ich habe ihn bereits ein paar engen Bekannten gezeigt und diese äußerten sich positiv. So habe ich nun den Mut gewonnen, mir externe Meinungen einzuholen. Es ist ein Erstlingswerk und ich habe eher eine bestimmte Lebenssituation damit verarbeitet.

Ich wünsch mir nur ein Leben....

Part1:
Ich sitz in meiner Wohnung mit dem Laptop in der Hand,
starr auf die Zimmerwand und checke meinen Stand.
2 Zimmer, Ruhrpott, anonyme Nachbarschaft,
zusammengeschnorrte Möbel, sonst nicht sehr viel geschafft.
2 Kinder und ne Frau, die hat mich aber abgeschafft.
Krieg die Kurve nie im Leben, hab mich selbst längst aufgegeben,
bisschen Musik, bißchen zocken, bißchen fi***n reicht zumRocken.
Doch dann ganz spontan kam die Idee zu diesem Lied hier,
und so auch die Hoffnung „Aus 1 wird wieder 4“


Refrain:
Ich wünsch mir nur ein Leben, mit Ruhe und ohne Sorgen
Dafür muss ich den Arsch bewegen, am besten noch vor Morgen.
Ich wünsch mir nur ein Leben, mit Kindern, Haus, Hund und Kombivor der Tür,
die Chance muss es doch geben, ist sie ersichtlich würd ich allestun dafür.


Part2:


Ich hab die Schule solala geschafft, wenig gelernt und sehr frühgepafft,
danach die erste Ausbildung geschmissen, viel Scheiss gemacht,dafür nicht sehr viel gerissen
schlug mich durch mit Jobs die keiner machen will,
verdiente zum Leben zu wenig, zum sterben zu viel.
Dann auf Vorschlag meiner Ex was neues angefangen,
Ausbildung im Büro, neuen Mut erlangen
Guten Abschluss hingelegt, wollte hoch hinaus,
hab die Heimat verlassen, doch das ging nicht gut aus.
Nach 2 Jahren waren dann die alten Muster wieder da
Frau, Freunde, Wohnung, Arbeit, alles wieder weg, war klar.


Refrain:
Ich wünsch mir nur ein Leben, mit Ruhe und ohne Sorgen
Dafür muss ich den Arsch bewegen, am besten noch vor Morgen.
Ich wünsch mir nur ein Leben, mit Kindern, Haus, Hund und Kombivor der Tür,
die Chance muss es doch geben, ist sie ersichtlich würd ich allestun dafür.


Part 3:
Zurück im Ruhrgebiet, stand ich vor dem Aus,
zu stolz zum Amt zu gehen, aber kein Geld und kein Zuhaus.
Nur mit Mamas Hilfe eine Wohnung bekommen,
am Computer versteckt und immer mehr verkommen,
ja das war ne schlimme Zeit, ausser Zocken und saufen hielt sienicht viel bereit.
2010 kam dann die Eine für mich, schenkte mir einen Sohn,
ich nahm mir vor ich lass sie nie im Stich.
Eine Tochter hatte sie schon, die Kleine ist der Burner,
wenn ich an die drei denk, denk ich an „Simply the Best“ vonTina Turner


Refrain:
Ich wünsch mir nur ein Leben, mit Ruhe und ohne Sorgen
Dafür muss ich den Arsch bewegen, am besten noch vor Morgen.
Ich wünsch mir nur ein Leben, mit Kindern, Haus, Hund und Kombivor der Tür,
die Chance muss es doch geben, ist sie ersichtlich würd ich allestun dafür.


Mein Sohn ist mein ganzer Stolz und alles was ich habe,
bedingungslose Liebe gibt’s nur von Kindern, das ist ne Gabe.
Ich will alles dafür tun den dreien was besseres zu geben,
dafür soll es jetzt vorbei sein mit dem Asileben.
34 Jahre und noch immer nix gerissen
das wird sich jetzt ändern, wer nicht dran glaubt soll sichverpissen.


Refrain:
Ich wünsch mir nur ein Leben, mit Ruhe und ohne Sorgen
Dafür muss ich den Arsch bewegen, am besten noch vor Morgen.
Ich wünsch mir nur ein Leben, mit Kindern, Haus, Hund und Kombivor der Tür,
die Chance muss es doch geben, ist sie ersichtlich würd ich allestun dafür.
 
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Hi 59075er,

Dein songtext hebt sich für mich deutlich und sehr postitiv von den üblichen "Dicke Hosen/Dicke Eier/Gangster"- oder Battle-Raps ab, geht viel mehr in die Tiefe und vor allen Dingen spürt man, dass hier eine lebende Person etwas wichtiges über sich mitteilt, ihre Situation, ihre Gefühle, wie sie im Leben steht und was sie ersehnt (und das ist eben keine dicke Karre, ein Haufen Koks und unbegrenzt Sexpuppen und Fans, die den dicke-Eier-Mann in den Himmel heben, weil er alle anderen aussticht).

So spricht mich der songtext auch als Nicht-Rap-Fan an, begrenzt mein Feedback aber auch erheblich: ich kann nicht wirklich was zu dem flow sagen und auch nicht dazu, wo und wie der songtext als Raptext einzustufen wäre - ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass er sich gut über einen Beat rappen läßt und dass Du Dich da eine ähnliche Qualität anpeilst wie beim Text selbst - vieles ist aber auch eine Frage, was Du zur Verfügung hast, um das letztlich musikalisch umzusetzen - da wünsche ich Dir, dass Du da Deine Möglichkeiten hast, bekommst bzw. Kontakte hast oder knüpfst, um mit Leuten zusammen was auf die Beine zu stellen. Die Reime finde ich gelungen, ob noch mehr in Richtung Spiel mit der Sprache, Binnenreimen, Alliterationen (Elemtente, die den flow verstärken) gemacht werden kann, vermute ich jetzt mal ohne es genauer einschätzen zu können - Potenzial dazu ist vorhanden, möglicherweise liegt die Konzentration aber mehr auf der Umsetzung und vielleicht ergeben sich ja dabei noch Varianten (was sich besser rappen läßt, was besser fließt etc.).

Also zum reinen songtext:
Part 1 ist ein guter Einstieg, die Situation des Lyrischen Ich wird knapp, aber klar umrissen - ein Mensch sitzt auf dem Scherbenhaufen seines bisherigen Lebens, guckt sich um, weicht nicht aus, realisiert das. Persönlich finde ich es nicht so prall, in einem songtext (vorletzte Zeile) reinzubringen, dass man jetzt einen song macht - ich sehe das für mich so, dass er eben da ist, weil man ihn gerade hört und dass letztlich der Text für sich selbst stehen muss, ohne eine Erklärung dafür, wie man drauf gekommen ist etc. Das ist aber Geschmacksache, vielleicht auch genretypisch und es bleibt auf jeden Fall im Rahmen. Dass Dir die Idee spontan gekommen ist, mag ja sein, da schwingt dann aber auch mit, dass es spontan auch wieder vorbei sein könnte - und dafür finde ich Deinen Text zu tief und hoffe auch, dass der positive Schwung zur Wendung eben nicht spontan bleibt, sondern anhält.

Der Refrain packt die Wünsche, die Sehnsüchte an - wenn man will, das Ziel - und daraus ergibt sich die inhaltliche Spannung, die im ungewünschten Jetzt besteht und auf ein erwünschtes Morgen zustrebt. Auffällig finde ich die zweimalige Verwendung von "nur" - das ist eine Einschränkung, eine Verkleinerung und das ist dem Part, in dem es um die Zukunft geht. Das kann ruhig bestimmter ausfallen - die Bescheidung, die in dem "nur" liegt, deutet darauf hin, dass es doch nicht mit ganzem Herzen und Willen angestrebt wird, was wiederum die Spannung etwas vermindert. Ähnlich ist es bei der Chance, die es doch sicher gibt und wenn sie "ersichtlich" ist, ergreifst Du sie. Ersichtlich heißt zum einen, dass das Lyrische Ich sie auch wahrnehmen (können) muss, damit sie ergriffen werden kann, was stimmig bzw. notwendig ist, verweist zum anderen für mich aber auch darauf, dass sie "geboten" wird, von Außen kommt - und das ist wieder etwas, das außerhalb der Reichweite der Hauptperson liegt und auch eine bequeme Grundlage dafür sein kann, ein mögliches Nicht-Erreichen auf etwas Äußeres zu schieben. Das ist eine andere Haltung als beispielsweise die, zu sagen, dass man sich die Chancen erkämpft, dass man alles dafür tut, dass man bereit ist, sein letztes dafür zu geben, dass es zustande kommt. Ist das Lyrische Ich, die Hauptperson dann doch letztlich nicht voll und ganz von sich und dem Gesagten völlig überzeugt? Nimmt sie sich (noch) zurück?

Hier ist die Haltung der Hauptperson angesprochen - es kann ja so sein, dass aus der bisherigen Lebenserfahrung diese Vorsicht, Rücknahme, Skepsis erwächst und als realistischer Zustand seine Berechtigung hat - aber es mindert auch die Spannung und den Impuls, der von dem songtext und dem Willen ausgeht. Gebremster Schaum, sozusagen, statt aufs Gaspedal zu treten. Geht es hier also eher um ein zaghaftes Pflänzchen Hoffnung oder um die Erkenntnis: So geht es nicht weiter, ich will mehr und tue jetzt alles dafür?

Part 2 und 3 schildern dann den Werdegang der Hauptperson, die zu der in Part 1 geschilderten Situation führte, vollkommen folgerichtig und von der Dynamik her stimmig, nachvollziehbar und vor allem auch mit einem selbstkritischen Blick darauf, dass die Hauptperson selbst das ihre dazu beigetragen hat, dass die jetzige Situation eingetreten ist. (Hier wieder kurz zum Refrain: Wenn es so ist, dass die Hauptperson hier aktiv - und das meine ich positiv im Sinne von: ich bin nicht nur Opfer und alle anderen sind böse und doof - ist, dann liegt auch nahe, dass sich seine Zukunftsoptionen völlig anders gestalten, wenn sich die Hauptperson nun anders verhält: es kommt nur darauf an, dass sie es tut. Das reicht, um sich Chancen zu erarbeiten. Diese ergeben sich aus dem geänderten Verhalten und nicht, weil sie irgendwann im Gegensatz zu früher aus dem Nirvana auftauchen.)

Sprachlich finde ich auch hier alle Verkleinerungsformen eher störend, zumindest die Wirkung mindernd, Beispiel:
danach die erste Ausbildung geschmissen, viel Scheiss gemacht,dafür nicht sehr viel gerissen
ersetz mal das nicht sehr viel durch nichts:
danach die erste Ausbildung geschmissen, viel Scheiss gemacht, am Ende nichts gerissen
oder durch und es selbst verrrissen:
danach die erste Ausbildung geschmissen, viel Scheiss gemacht und es selbst verrissen
Für mich sind das klarere, zupackendere Beschreibungen.
Ein Vorschlag: Nimm Dir mal Deinen Text vor, such nach allen Verkleinerungs- und Einschränkungsformen ersetze sie durch klare Aussagen und Formen wie in der Zeile oben und schau Dir dann den Text noch mal an und guck, ob sich eine andere Wirkung ergibt bzw. die Wirkung der Klarheit gesteigert wird.

Der letzte (unbenummerte) Part schließt dann den Bogen zur Jetztzeit und zur Zukunft und ist stark:
34 Jahre und noch immer nix gerissen
das wird sich jetzt ändern, wer nicht dran glaubt soll sichverpissen.

DAS ist viel Stärker als die "ersichtlichen" Chancen und das (übertrieben formulierte) "Ich will doch nur ...".
Der Refrain fällt demgegenüber ab - und das sollte nicht sein. Der Refrain sollte auf den Punkt bringen, was die Hauptperson will, ohne Verkleinerungen, ohne Einschränkungen: ein klares JA und nicht ein VIELLEICHT oder WENN ES SO KOMMT.

Ein klasse Text, sehr ehrlich, gut aufgebaut, mit einer guten Dynamik - an einigen Stellen könntest Du noch schauen, wie die Wirkung gesteigert werden kann.

Wünsche Dir alles Gute für die Umsetzung und Dein jetziges und zukünftiges Leben!

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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