Manchmal denke ich auch, dass viele (nicht alle aber sehr viele) Gibson Custom Shop auch nicht besser sind als meine Epiphone Elitist. (Unter besser verstehe ich Verarbeitung, Lack, saubere Ausfräsung und zum Teil auch Klang).
Die Frage ist, ist Deine Elitist perfekt verarbeitet?
Wenn eine Epiphone Elitist perfekt verarbeitet ist (also: sauber lackiert, sauber gefräst, sauber verarbeitet ), was soll da eine Custom Shop noch besser machen?
Mehr als alles richtig machen, geht halt nicht.
Was den Klang angeht, hab ich die Erfahrung gemacht, daß man eine solche Gitarre erst richtig rannimmt, wenn man sie selbst zuhause hat. Im Laden spielt man sie doch eher vorsichtig und mit einer gewissen Ehrfurcht, weil man ja ungern etwas ankratzen will, bzw. meistens sowieso etwas zittrige Hände beim Anspielen hat. Ging zumindest mir so. Wenn dann noch der Verkäufer mit Adleraugen jede Bewegung mustert, dann ist's schnell vorbei, sich 100%ig auf den Klang zu konzentrieren und abzuschätzen, wie sie im Vergleich zur eigenen klingt.
Daheim stellt sich dann heraus, daß es dann doch ne ganz andere Liga ist.
Soll jetzt keine Pauschalaussage sein, aber es spielen oftmals auch viele andere Einflüsse mit hinein. Es gibt definitiv mäßige Custom Shop Gibsons ( auch schlechter verarbeitete ), sowie großartig klingende Serien-Standards, genauso wie gleiches auf Tokai, Epi Elitists, Burny usw. zutrifft. Der Anteil an schlechten Custom Shops dürfte allerdings verschwindend gering sein.
Eine Reissue sollte man sich aussuchen. Das erfordert allerdings, daß man sich etwas mehr damit beschäftigt. Ich hab mir per E-Mail bzw. über die I-Net Shops einiger Händler erst mal einen groben Überblick verschafft. Ein Händler, der keine Originalfotos drinnen hat bzw. keine Angaben zur Gitarre ( Serien-Nr., Gewicht ) hat, fällt da schon mal raus. Und der Rest wird dann halt vor Ort gecheckt.
Die Fabel, daß in den 50/60ern die Les PAuls alle perfekt waren, finde ich schon ab und zu witzig. Damals war es an der Tagesordnung, daß es teilweise sehr starke Abweichungen in den Abmesungen gab, eingesunkene Bindings, Lacknasen, teilweise halbe Flametops ( 1/2 Flame, 1/2 Plain ). Von Perfektion keine Rede. Das ist insofern vertretbar, weil damals einfach noch nicht die Qualitätsstandards vorherrschten, die heutzutage gelten. Dafür war damals einfach besseres Holz zu Verfügung, darum der legendäre Status bis in die heutige Zeit. Aber Lackmängel sorgen auch heute noch nicht für eine schlechtklingende Gitarre.
Sollte nicht vorkommen, daß die Verarbeitung schlecht ist, kommt aber leider vor. Wer das nicht will, soll, wie SELE schon gesagt hat, die stehenlassen und eine andere kaufen ( evtl. zur Tokai usw. greifen ) oder einfach nachbessern oder nachbessern lassen. So ein paar Späne, wie in der Gitarre & Bass zu sehen sind, sind ärgerlich, lassen sich aber mit etwas Schleifpapier und etwas Geschick innerhalb 10-15 Minuten beseitigen.
Klanglich und oberflächlich verarbeitet:
Wenn ich mir eine Gibson bzw. allgemein eine Gitarre kaufe, ganz gleich welche Preisklasse, dann versuch ich, die schlechten auszusieben und mir eine gute zuzulegen, ganz klar. In der heutigen Zeit, wo man bequem alles über's I-Net ordert, kann man's schlecht machen. Dafür gibt es das 14-tägige Rückgaberecht oder einfach die Alternative, auf altmodische Weise die Sache über den Händler zu ordern. Wenn man ein einigermaßen guten Händler hat, der einem hier Rückendeckung gibt, dann bekommt man so seine makellose Gibson. Denn der ist daran interessiert, daß der Kunde zufrieden ist und hat einen persönlichen Bezug - im Gegensatz zur Internet-Bestellung.
EDIT: Noch was, was ich für ganz wesentlich halte: hier jammert immer jeder wegen dem Hersteller an sich. Ist ja auch gerechtfertigt, aber was dabei vergessen wird ist, daß ein guter Händler niemals eine Gitarre mit Mängel behalten würde und in seinem Laden zum Verkauf anbietet, sondern diese umgehend zurückschickt. Macht er das ein paarmal, dann überlegt es sich der Vertrieb zweimal, ob er ihm weiterhin Mangelware liefert.
Das wir überhaupt mangelhafte Gitarren zu Gesicht bekommen, liegt an der nachlässigen Arbeitsweise der Händler.