Jazz zum Mitspielen gesucht (Einsteiger)

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Hey ho!

Langsam ödet es mich an immer nur den Stuff von den alltäglichen Hörgewohnheiten nachzuspielen.

Neuerdings finde ich Jazz eigentlich ganz interessant und hab mir gedacht, dass ich da vllt. mal ein paar (Einsteiger-) Stücke spielen könnte :great: Was ich so höre ist Richtung BB King, bin auch eher Fan des älteren...kenne allerdings leider rnoch viel zu wenig dieser tollen Musikrichtung :bad:

Könnt ihr da was empfehlen, was Spaß macht, etwas fordert und fein anzhören ist? :gruebel:
 
Eigenschaft
 
Naja kannst dich ja an Autumn leaves versuchen.. kannst Dir die akkorde suchen einfachen walkingbass, evtl. das Thema und wennst dann noch lust hast dir ein Solo überlegen ^^...
 
Naja kannst dich ja an Autumn leaves versuchen.. kannst Dir die akkorde suchen einfachen walkingbass, evtl. das Thema und wennst dann noch lust hast dir ein Solo überlegen ^^...


Danke für den Tipp, aber das Lied ist nicht so mein Fall :(

Weitere Vorschläge?
 
Hmmm, es ist zwar nicht direkt Jazz, aber evtl. koennten Dir die Sachen von Van Morrison gefallen. Moondance zum Beispiel ist sehr nett, relativ simpel zu bewaeltigen und laesst einigen Platz fuer eigene Variationen.
Oder auch Cantaloupe Island von Herbie Hancock.
 
Bei justchords gibts ein paar jazzstandards als Leadsheet inkl. (schlechter) Playalongs und ausführlichen theoretischen Betrachtungen, die einem das improvisieren erleichtern. Hier hat jeman ne große Auswahl an sehr guten Miditracks von gängigen Standards hochgeladen :great:
 
Hey ho!

Langsam ödet es mich an immer nur den Stuff von den alltäglichen Hörgewohnheiten nachzuspielen.

Neuerdings finde ich Jazz eigentlich ganz interessant und hab mir gedacht, dass ich da vllt. mal ein paar (Einsteiger-) Stücke spielen könnte :great: Was ich so höre ist Richtung BB King, bin auch eher Fan des älteren...kenne allerdings leider rnoch viel zu wenig dieser tollen Musikrichtung :bad:

Ohne hier grosse Graeben aufzutun, wuerde ich BB King nicht als Jazzer bezeichnen. Zwar handelt es sich zwar auch um synkopisierte, improvisierte Musik, aber halt um Blues-Musik. Das kann man stilistisch und kulturell schon klar trennen, und so wird es auch gehalten. Wenn du also nach Jazz Musik fragst, wirst du nicht BB King bekommen, sorry!

Fuer Blues Musik gibt es aber auch was. Ich finde zum Beispiel "Bluesbass" (mit CD) von Jack Bruce ziemlich gut und zugaenglich. Allerdings bin ich Jazz-Musiker und kein Blues-Musiker, und kenn mich darum nicht so in der Blues-Welt aus, kann dir deshalb auch nicht gross Stuecke empfehlen. Aber was naheliegendes, wenn dir BB King gefaellt, spiel doch einfach Stuecke, die BB King auch gespielt hat.
 
Oh ok, liegt wohl eher daran das ich Neuling dieser Richtung bin :) Also wohl eher Blues, allerdings gefällt mir der Jazz von dem oben genannten auch, hast du da evtl noch Tipps?
 
Oh ok, liegt wohl eher daran das ich Neuling dieser Richtung bin :) Also wohl eher Blues, allerdings gefällt mir der Jazz von dem oben genannten auch, hast du da evtl noch Tipps?

Ok, mein Vorschlag: Du kennst dich im Blues gut aus, also hoer dir nur Stuecke an, die dem Blues-Schema entsprechen, oder stark daran angelehnt sind. Hier die Liste aus meinem Stuecke-Ordner:

"All Blues", "Freddie Freeloader", "Solar" (Miles Davis - ersten beiden Modal angehaucht)
"Au Privave, Now's the Time" (Charlie Parker - schnelle Bebop Nummer)
"Blue Monk", "Straight, No Chaser" (Thelonius Monk, typisch Monk)
"Cantaloupe Island", "Watermelon Man" (Herbie Hancock, modal + funk)
"Doodlin'", "Jody Grind", "Nutville", "Tokyo Blues" (Horace Silver, wundervolle Aufnahmen von Dee Dee Bridgewater)
"Footprints" (Wayne Shorter, auch "Yes and No" anhoeren, ist Blues-Form-aehnlich)
"Goodbye Pork Pie Hat", "Nostalgia In Times Square" (Charles Mingus)
"Mr. P.C." (John Coltrane)
"Tenor Madness" (Sonny Rollins)
"West Coast Blues" (Wes Montgomery)
"What Game Shall We Play Today" (Chick Corea, ok, wohl kein Blues, aber die Form ist doch an den Spannungsverlaufs des Blues Schema angelehnt, und ich *musste* Chick in diese Liste kriegen :D).

Der Vorteil dieser Liste: du wirst mit vielen verschiedenen hervorragenden Jazz Musikern und Komponisten konfrontiert, die alle verschiedene Stile repraesentieren oder sogar gepraegt/erfunden haben. Ich hoffe sehr, du hoerst dir auch andere Stuecke derselben Kuenstler an, denn mein Herz hat geblutet ob der Stuecke, die ich in die Liste nicht mit aufnehmen konnte, weil sie formal nicht der Blues-Form entsprechen.

Es folgt nun eine etwas langatmige Erklaerung, was "Blues" (etc) im Jazz bedeutet.

Im Jazz gibt es eine Unterscheidung zwischen Komposition und Interpretation, die sehr viel deutlicher ist als in anderen Musikrichtungen. Es gibt Stuecke ("Standards"), die geben eine Melodie vor und Harmonien zu der Melodie. Jazz Musiker nehmen dies als Vorlage, und machen es sich zu eigen. Dabei kann vieles ueber den Haufen geworfen werden: Aus 4/4 kann 3/4 oder 5/4 oder 7/4 werden, oder polyrhythmisch, oder eine Mischung. Harmonien koennen vereinfacht werden oder verkompliziert. Stuecke koennen komplett neu reharmonisiert werden (dazu gibt es dann auch Theorien und Standardverfahren). Akkorde koennen substituiert oder mit Tensions erweitert werden. Wenn man dann damit fertig ist, kann aus einer 4/4 Ballade im Half-Time auch mal ein Uptempo 3/4 Waltz, oder ein Tango werden, und Jazz Musiker bezeichnen das ohne mit der Wimper zu zucken als den gleichen Song.

Wenn du also sagst, dass du "Autumn Leaves" nicht magst, so ist das fuer mich quatsch mit Sosse. Denn Autumn Leaves ist nichts als die grosse Moll-Kadenz mit passender Melodie, und die grosse Moll-Kadenz klingt fuer jedes Ohr gut. Aber vielleicht magst du keine Swing Balladen. Gut, spielst du halt Autumn Leaves als Acid Reggae oder als Medium Slap Funk oder relaxed-genial als Hard Bop. Alles das gleiche Stueck, mit verschiedenen Spielanweisungen. Die gemeinsame Basis ist die Jazz-Harmonik und die Melodie als Ausgangsmaterial.

Was aber nicht geht, ist Autumn Leaves als Blues zu spielen, weil Autumn Leaves eine Moll Kadenz ist und der Blues eine 12-taktige Liedform mit einem bestimmten harmonischen Spannungsverlauf (du weisst schon, TTTTSSTTDDTT in der einfachsten Form). Das runde passt nicht in das eckige. Aber man kann natuerlich schon Autumn Leaves bluesig spielen (was Licks, Phrasierungen etc angeht). Hier muss man unterscheiden zwischen Stilistik und Song-Form.

Lange Rede, kurzer Sinn: Jazz hat viele Dimensionen. Standards geben die Ausgangsbasis fuer eigene Arrangements. Diese werden zum Teil auch improvisiert ausgefuehrt. Stilistisch bietet der Jazz eine grosse Bandbreite an unterschiedlichen Ausformungen, die ich hier gar nicht erst versuchen moechte aufzulisten.

Es gibt natuerlich Stuecke, die in einer bestimmten Stilistik "zu Hause sind". Desafinado ist der erste Bossa Nova, Someday My Prince Will Come ein beruehmter Jazz Walzer, Autumn Leaves eine Swing Ballade, So What ein typischer Vertreter einer modalen Komposition (auch zu nennen: Maiden Voyage), Cantaloupe Island eine Verschmelzung von Modal + Funk, und so weiter und so fort. Als Anfaenger sollte man sich natuerlich in diesem Umfeld bewegen um ueberhaupt die Grundlagen zu erarbeiten. Such dir was aus, was dir Spass macht, um die Motivation aufrecht zu halten, und taste dich langsam ran. Wenn du bei der Sache bleibst, wirst du deinen Horizont automatisch erweitern, weil es genug Beruehrungspunkte gibt.
 
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100 mal Danke!

Leider kann ich dich nichtmehr bewerten, anscheinend hast du mir schon zu oft geholfen :D
Genialer Beitrag, hilft mir sehr weiter :)

Dankeschön!
 
Hey Marcus, schöner kleiner Exkurs.


In Sachen Möglichkeiten sich dem Jazz anzunähern:
Ich arbeite mich ins Feld Jazz/Walking Bass mithilfe des Buchs "Garantiert Walking Bass lernen" von Eddi Andreas ein: dort findet Autumn Leaves in Autumn Trees umbenannt viel Verwendung und führt immer mehr an die Komplexität des Walking Bass heran. Ich finde es methodisch sehr gut, da es vereinfacht Theorie mit einbringt. Da ich allerdings ohne Notenkentnisse an das Buch herangehe macht es das natürlich alles etwas schwerer, aber ich bin überzeugt danach besser zu sein :)
Vom Hören stehe ich aber momentan doch mehr auf Stücke aus den Richtungen Root70, Hasse Poulsen, Ornette Coleman, Carlos Bica ...it's a long way :)
 
Fein... der Thread half auch mir dabei, mir mal einen Ansatzpunkt zu finden, wie ich an die schönste Musik der Welt rangehen kann :) :rock:
 

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