Jon Lord und die New B3?

Einiges von dem, was man hier lesen kann, bzw. leider lesen muss, lässt nur den Schluss zu, dass dieser Teil des Forums ziemlich "vermuckt" ist.
Spricht man von Kunst, bzw. künstlerischen Aspekten, lassen einige Antworten auf eine eher in der Muckerszene vorherrschende, geistige Konditionierung schließen. Kunst ist daher wohl eher etwas für Spinner.....
Spricht man von der Klischeehaftigkeit und dem Stehenbleiben eines mittelmäßigen, ehemaligen Tastenheroes, schreien die ihn seit 40 Jahren unverändert bewundernden Verehrer derartig auf, als hätte man Majestätsbeleidigung unter Wilhelm II begangen.
Hat man blöderweise irgendwann in irgendeinem Hobbyforum mal geschrieben, dass man ein paar Stücke von ELP in bearbeiteter Form spielt, heisst es: aha, Du "coverst" also. Nein, ich spiele das Material in einer von mir bearbeiteten Version, wobei ich unter anderem den klassischen Bezügen, bei denen Emerson häufig aus Vereinfachungsgründen einiges weggelassen oder verändert hat, den originalen Notentext wiedergebe. - Im übrigen würde ich bei einem Konzert des Pianisten XY auch nicht sagen, dass er gerade Beethoven oder Brahms covert.

So, noch einmal zu JL. Dass seine Soli so stinklangweilig und voraussehbar sind, liegt - wie bereits gesagt - an seinem sehr kleinen Vokabular. Nähme man ihm die Pentatonik und die Dreiklangsbrechungen weg, würde er das Spielen wahrscheinlich einstellen müssen. Gut, so lange er sein Unwesen bei der alten Purple Coverband trieb, konnte es einem ja egal sein. Nun macht er nach Purple aber vermehrt auf Klassik, bzw. Klassik meets Rock. Er ist in dieser Hinsicht recht erfolgreich und macht pro Jahr einige Konzerte mit Sinfonieorchestern. Der Name "Purple" öffnet selbst dort einige Türen.
Und jetzt komme ich zum Punkt: nun lädt ein Orchester den JL ein, der sich ja auch selbst als Grenzgänger bezeichnet, und zahlt ihm sicherlich keine kleine Gage. Schließlich ist er ja bekannt und hat in unzähligen Interviews betont, welch enge Beziehung er zur Klassik hat. Nun haben aber Orchestermusiker heftige Vorurteile gegenüber Rockmusikern, da sie in ihen Augen technisch in der Regel noch nicht einmal drittklassig sind. Bei den meisten alten Rockern ja auch zu Recht. Mittlerweile ist aber eine jüngere Garde angetreten, von denen einige ein durchaus adäquates Können vorweisen können, nur haben die natürlich nicht den Namen eines JL. Jetzt kommt Lord also zu dem besagten Orchester und kann deren Vorurteile auf die beste Weise bestätigen. Damit ruiniert er das, was diverse Musiker in Jahren aufzubauen versucht haben, innerhalb einer Probe.
Jeder, der JL mal mit seinem sog. Klassiksolo bei Purple gehört hat (Kleine Nachtmusik, Beethovens Neunte), muss durch Lachattacke oder Erbrechen dem künstlerischen Tode nahe gewesen sein. Scheinbar ist ihm kein Klischee klischeehaft genug. -
Da verkündete er vor Jahren in einer ZDF-Sendung mit gewohnt pseudo-intellektuellem Gehabe ein Stück mit dem Titel "The Telemann Project" (mit Band und Orchester). Der Titel wirkte jedenfalls recht ambitioniert, aber als er dann gespielt wurde, konnte man die Banalität kaum fassen. JL selbst mühte sich am Flügel mit mit angestrengter Mühe durch eine Stimme, die ein leicht fortgeschrittener Klavierschüler locker hätte durchspielen können.
Aber die musikalisch ungebildete Masse sitzt vor der Glotze und definiert das, was er - der Star - macht, mit dem, was generell alle Musiker der Rock - oder U-Fraktion zu leisten in der Lage sind. Das ist der furchtbare Effekt. Er schadet damit mir und ähnlich ambitionierten Musikern, er schadet damit der von ihm selbst ständig geforderten Toleranz zwischen den verschiedenen Musikgenres erheblich und stellt daher für mich ein rotes Tuch dar. (Und daher kann ich seine Empfehlungen für irgendwelche neuen Hammonds sowieso nicht ernst nehmen)

Aber so dezidiert wollte das hier doch sowieso keiner lesen........
 
Der wahre Meister aller Tastenbearbeiter hat gesprochen ! Hut ab und tiefe Verbeugung vor soviel Sachverstand? Wir Durchschnittsmucker stehen ab sofort heulend in der Ecke, weil wir erst jetzt erkennen, dass der einzige musikalische Heiland unser stümperhaftes Auftreten und unsere unterdurchschnittlichen musikalischen und künstlerischen Fähigkeiten aufgedeckt und entlarvt hat.
Wir beten Dich an, Anonymus ! Meine sämtlichen Tasteninstrumente schmeiss ich klischeehafter Mucker sofort auf den Sperrmüll und fange mit Handarbeiten, wie sticken oder stricken an, vielleicht kann ich es wenigstens in diesem Metier zu etwas bringen....

Ehrfurcht Euer Ehren ! :D:D:D
 
Wir beten Dich an, Anonymus ! Meine sämtlichen Tasteninstrumente schmeiss ich klischeehafter Mucker sofort auf den Sperrmüll und fange mit Handarbeiten, wie sticken oder stricken an, vielleicht kann ich es wenigstens in diesem Metier zu etwas bringen....

Manne, du hast dir nicht durchgelesen, was anonymusus geschrieben hat. Denn deine Antwort ist weder differenziert, noch hat sie etwas mit der Ausgangsthese zu tun. Ich muss anonymusus in weiten Teilen zustimmen, auch wenn sein Post natürlich einer gewissen Arroganz nicht entbehrt. Aber die von ihm genannten Kritikpunkte sind für mein Empfinden - denn ich habe bei JL in weiten Teilen den gleichen Eindruck wie er - gerechtfertigt. Kein Mensch will JL die Fähigkeit absprechen, eine ordentliche Rockorgel zu spielen. Und ich würde auch niemals behaupten, dass JL nicht einen wichtigen Beitrag für die Akzeptanz der Hammond im Rockkontext geleistet hat.

Wenn er sich nun aber den Klassikanstrich verpasst, muss er als Mann der Öffentlichkeit auch mit der Kritik leben. Und hier wird auch für mein Empfinden deutlich, dass Lord halt in diesem Kontext keine neuen Impulse setzt. Und das vermutlich, weil er's nicht kann. Wenn also jemand sagt: "Mir gefällt das, was Jon Lord da spielt, aus diesem und jenem Grund nicht", dann ist doch daran nicht wirklich etwas auszusetzen. JL droht für mein Empfinden, in diese ekelige Klassik-Rock-Soße reinzurutschen, in der sich dubiose Leute wie David Garrett derzeit aufhalten.

Andererseits: Jon Lord macht das, was von Jon-Lord-Fans erwartet wird (wie an dieser Diskussion zu sehen ist). Dreiviertel der Besucher kommen wegen Purple oder Jon Lord. Und wenn er hier nicht das abliefern würde, was von ihm bekannt ist und erwartet wird - und dazu gehört neben seinem Sound eben auch seine Spielweise - wäre die Enttäuschung groß. Denn nicht jeder Besucher vermag zu beurteilen, was musikalisch "hochwertig" ist. Jon Lord hat den Namen, Jon Lord wird für einen prima Abend sorgen. Nicht mehr, nicht weniger. Jon Lord ist dann gut, wenn seine Besucher begeistert nach Hause gehen. Nochmal: ich persönlich bin der Meinung, dass Jon Lord seinen Job in dieser Hinsicht gut erledigt, musikalisch dennoch irgendwann zum Stillstand gekommen ist und mich daher nicht begeistern kann. anonymusus' Kritikpunkte sind daher für mich verständlich und zudem ganz gut belegt.

Abschließend: Vermutlich gibt es zwar wenig Ermüdenderes für einen Geiger, als minutenlang die für sie anspruchslosen Lines von "Perfect Strangers" durchzunudeln. Aber: es zahlt die Miete, musikalische Klasse hin oder her. Dass Lord aufstrebenden Jungtalenten irgendeinen Platz wegnimmt, wage ich ernsthaft zu bezweifeln, das ist eine gewisse Selbtsüberschätzung. Nur, weil ich mehr kann als Pentatonik hoch und runter heißt das nicht, dass ich damit mein Publikum zu begeistern vermag. Und das, s.o., tut Lord immer noch. Von einem wie von anonymusus beschriebenen "furchtbaren Effekt" kann hier also keine Rede sein, er tut niemandem weh mit seinem Georgel. Der Fan geht hin, der Musikversteher schaltet möglicherweise weg. Dass man das eigene Talent höher bewertet als das etablierter und gutverdienender Musiker, diese jedoch als größtmögliche Ungerechtheit empfindet, ist auch nicht erst seit JL so.

;)
 
Das wäre doch jetzt mal ein gutes Abschlussposting!! ;-)
 
Manne, du hast dir nicht durchgelesen, was anonymusus geschrieben hat. Denn deine Antwort ist weder differenziert, noch hat sie etwas mit der Ausgangsthese zu tun. Ich muss anonymusus in weiten Teilen zustimmen, auch wenn sein Post natürlich einer gewissen Arroganz nicht entbehrt. Aber die von ihm genannten Kritikpunkte sind für mein Empfinden - denn ich habe bei JL in weiten Teilen den gleichen Eindruck wie er - gerechtfertigt. Kein Mensch will JL die Fähigkeit absprechen, eine ordentliche Rockorgel zu spielen. Und ich würde auch niemals behaupten, dass JL nicht einen wichtigen Beitrag für die Akzeptanz der Hammond im Rockkontext geleistet hat.

Wenn er sich nun aber den Klassikanstrich verpasst, muss er als Mann der Öffentlichkeit auch mit der Kritik leben. Und hier wird auch für mein Empfinden deutlich, dass Lord halt in diesem Kontext keine neuen Impulse setzt. Und das vermutlich, weil er's nicht kann. Wenn also jemand sagt: "Mir gefällt das, was Jon Lord da spielt, aus diesem und jenem Grund nicht", dann ist doch daran nicht wirklich etwas auszusetzen. JL droht für mein Empfinden, in diese ekelige Klassik-Rock-Soße reinzurutschen, in der sich dubiose Leute wie David Garrett derzeit aufhalten.

Du wirst lachen: ich bin an und für sich gar kein großer Fan von Jon Lord. Es gibt einige Rock- und Bluesorganisten, die mir mindestens genau so gut gefallen. Nur geht es mir absolut gegen den Strich, wenn ein selbsternannter Kunstvirtuose versucht, uns sogenannten "Mucker" in die Ecke der musikalisch Minderbemittelten zu drängen und sich selbst als den künstlerischen Halbgott hin zu stellen.

Ich habe in langen Jahren meines "muckerischen Dahin-Diletierens" recht viele Auftritte auch zusammen mit großen professionellen Orchestern gehabt und mich mit deren Musikern gerne auch über Klassik, Rock und Popmusik unterhalten. Dabei konnte ich überwiegend eine große Offenheit in Bezug auf die Wertschätzung dieser lt. H. Anonymus geistige minderkonditionierte Muckerszene feststellen - Überheblichkeit und Arroganz wie von diesem Maestro aller Klassen habe ich in dieser Form dabei nie erlebt.

Wenn ich einen Beitrag wie den dieses selbstgefälligen Genies lese, bleibe ich doch viel lieber der dumme Mucker, der einfach Spass daran hat, seine minderwertigen musikalischen Fähigkeiten auszuleben und es dabei nicht für nötig befindet, auf Musiker anderer Stilarten von oben herab zu blicken !
 
Aber so dezidiert wollte das hier doch sowieso keiner lesen........

Das stimmt so nicht - aber es sollte trotzdem ein paar grundsätzliche Anstandsregeln geben.
Ich bin weder ein JL-Hasser noch ein Verehrer, aber so wie du würde ich - ungeachtet meines eigenen tatsächlichen oder vielleicht auch eingebildeten :)confused:) Könnens - niemals über einen Musikerkollegen sprechen - egal, für wie gut oder schlecht ich ihn halte.

Man muss vor lauter Frust über den nicht vorhandenen eigenen Erfolg nicht alles unters Volk bringen.
Und hier wird mich auch niemand vom Gegenteil überzeugen können.

Gruß
Stephan
 
Du wirst lachen: ich bin an und für sich gar kein großer Fan von Jon Lord. Es gibt einige Rock- und Bluesorganisten, die mir mindestens genau so gut gefallen. Nur geht es mir absolut gegen den Strich, wenn ein selbsternannter Kunstvirtuose versucht, uns sogenannten "Mucker" in die Ecke der musikalisch Minderbemittelten zu drängen und sich selbst als den künstlerischen Halbgott hin zu stellen.

Ich habe in langen Jahren meines "muckerischen Dahin-Diletierens" recht viele Auftritte auch zusammen mit großen professionellen Orchestern gehabt und mich mit deren Musikern gerne auch über Klassik, Rock und Popmusik unterhalten. Dabei konnte ich überwiegend eine große Offenheit in Bezug auf die Wertschätzung dieser lt. H. Anonymus geistige minderkonditionierte Muckerszene feststellen - Überheblichkeit und Arroganz wie von diesem Maestro aller Klassen habe ich in dieser Form dabei nie erlebt.

Wenn ich einen Beitrag wie den dieses selbstgefälligen Genies lese, bleibe ich doch viel lieber der dumme Mucker, der einfach Spass daran hat, seine minderwertigen musikalischen Fähigkeiten auszuleben und es dabei nicht für nötig befindet, auf Musiker anderer Stilarten von oben herab zu blicken !

Danke Manne, ich kann dir nur zustimmen! Bei so arrogantem, pseudointelllektuellem Auftreten wundert es mich erhlich gesagt auch nicht, wenn niemand diese selbsternannten "Künstler" hören will. Ich denke, da spricht der NEID...
"Nein, ich spiele das Material in einer von mir bearbeiteten Version, wobei ich unter anderem den klassischen Bezügen, bei denen Emerson häufig aus Vereinfachungsgründen einiges weggelassen oder verändert hat, den originalen Notentext wiedergebe." Welch Genie dahinter stehen muss. Wirklich jammerschade, dass es noch von niemandem erkannt wurde.

Gruss
Hattrick
 
Danke Manne, ich kann dir nur zustimmen! Bei so arrogantem, pseudointelllektuellem Auftreten wundert es mich erhlich gesagt auch nicht, wenn niemand diese selbsternannten "Künstler" hören will. Ich denke, da spricht der NEID...
Naja, um etwas bewerten zu können, muß man es selbst ja nicht zwingend besser machen können.
Ich beweifle z.B. daß die Punktrichter beim Turmspringen oder beim Tanzen oder beim Synchronschwimmen... es besser können, als die Sportler.
 
Nur geht es mir absolut gegen den Strich, wenn ein selbsternannter Kunstvirtuose versucht, uns sogenannten "Mucker" in die Ecke der musikalisch Minderbemittelten zu drängen und sich selbst als den künstlerischen Halbgott hin zu stellen.



Wenn ich einen Beitrag wie den dieses selbstgefälligen Genies lese, bleibe ich doch viel lieber der dumme Mucker, der einfach Spass daran hat, seine minderwertigen musikalischen Fähigkeiten auszuleben und es dabei nicht für nötig befindet, auf Musiker anderer Stilarten von oben herab zu blicken !

Hallo "Manned" und "hattrick",

kann mich Euren Postings nur 100% anschließen!
Nach den ersten Äußerungen von "ananymusus" haben ja die Forenteilnehmer (so auch ich!) noch gelassen und mit milder Ironie geantwortet, aber nun reicht es!
Über die sachlichen Aspekte der Kritik an JL kann man ja durchaus diskutieren, aber andere Forenteilnehmer in dieser unsäglichen, arroganten Art pauschal zu beleidigen ist ein Unding! Ich finde "anonymusus" braucht dringend Hilfe bzw. ist ein klarer Fall für unseren Moderator.
 
Blöderweise ist das eine nette Diskussion, da dann doch jeder Recht hat;).

Angebot @Manne: Ich bin ja im Januar in Nürnberg. Morgen storniere ich die Zugtickets, komme mit Vadders´ Zafira, helfe beim Sperrmüll raustragen und darf dafür das 73er Nord und den Keyboard-Ständer von dem einen Bild behalten. Ginge das klar so?:cool:
(Wobei, wenn das 73er auch eine Tasche hat, ginge das auch im Zug mitzunehmen).

Als mehr oder weniger Anfänger als Rock-Orgler. Was wäre denn ein innovativer Stil den Lord spielen sollte? :confused:
Für mich ist das sicherlich auch etwas unschön, wenn man ihn z.b. in viele Videos (Hobby von mir, alte Filmschnibsel da suchen) ergraut, aus 5. Reihe mit Handy gefilmt, sieht, wie er etwas spielt, dass man irgendwie seit langem kennt.
Jon Lord ist für mich Jon Lord: (Mit DP MK2 Anfang der 70er) Unkopierbar, unerreicht und jetzt aber auch ein älterer Herr.

Und was das Thema E-Orchester versus U-Musiker angeht. Also mal ehrlich. Musiker kann ein beschissener Beruf sein, wo man nicht immer einen vollen Teller zum aufessen hat.
Von daher: Wes´ Brot ich ess.....

Ach so:
Wenn wir grad bei Lord sind.... meine ich das nur oder sieht der für sein Alter ziemlich fit und seriös aus. Mir kommt es so vor, als ob die großen Exzesse an dem Vogel etwas vorbei gegangen sind:confused:
 
Wer, wie, was? Manned entrümpelt? Gibt die Karriere auf und widmet sich den zengartenartigen Klängen einer Bontempiorgel? Da komm ich doch auf einen Kaffee vorbei und trag auch mit raus. Ich nehm dann das olle Hammondungetüm. :D
Und ansonsten seht es gelassen. Jeder darf mal entgleisen, solange man wieder die Schiene und ein gutes Miteinander findet.
P.S. Viel mehr als gebrochene Akkorde ist das in dem Stück hier tatsächlich nicht... http://www.youtube.com/watch?v=XJQeRUxeNC4 Am Klavier kommt dann mehr, aber er verspült sich auch...

Dummidumm, bin schon weg. :D
 
Jon Lord hat sich gottseidank schon öfter verspielt und tat es schon zu Purple-Zeiten, wie man auf zahlreichen Platten bestaunen kann. Das macht den Mann menschlich und den Nachwuchsrockorglern Mut.

Zum Thema anonymus:
Ich stehe auf dem Standpunkt: Musik soll Spaß machen, eine urmenschliche Ausdrucksform sein, die Emotionen wecken. Wie man Spaß haben und Emotionen wecken kann, damit haben sich schon die alten Komponisten ausgiebigst und teilweise wissenschaftlich beschäftigt.
In der heutigen Zeit ist dies leider völlig verdreht worden. Musiktheorie um der Theorie willen. In den meisten weiterführenden Schulen wird Musiktheorie gelehrt, statt ein Instrument zu lehren usw. usw. Die im letzten, also 20. Jahrhundert aufgekommene elitäre Unterscheidung zwischen U-Musik und E-Musik (vor allem das "E" für "Ernste" Musik) ist ein deutliches Zeichen für die Verkommenheit der musikalischen Kultur und die Pervertierung von Sinn und Zweck von Musik. Künstlerischer Anspruch um des Anspruchs willen, egal, ob das Kunstwerk irgendwen noch berührt.
Gottseidank gibt es mittlerweile wieder Professoren und Dozenten an den Konservatorien und Akademien, die dieses begriffen haben und ihre Lehre entsprechend ausrichten. Dies wird auch erfreulicherweise in modernerer musikwissenschaftlicher Literatur ersichtlich.
Ich glaube anonymus ist -wie viele Musikerkollegen- einfach noch in dieser überkommenen und verkopften Musikethik steckengeblieben und hat die Notwendigkeit sich in dieser Hinsicht weiterzuentwickeln noch nicht erkannt. Aber wie bei vielen Musikern kann irgendwann der Knoten platzen und es eröffnet sich für so jemanden ein neuer musikalischer Horizont mit neuen musikalischen Prämissen.

Im übrigen bin ich gegen die Zensur und bin der Meinung, daß solche Menschen wie anonymus auch ihren Beitrag niederschreiben sollen, ohne daß wir gleich nach dem Admin schreien müssen.
Es ist ja m.E. in seiner Haltung nichts neues dabei, denn -wie schon gesagt: mit so einer Haltung haben wir uns schon vor Jahrzehnten auseinandersetzen müssen.

In diesem Sinne wünsche ich noch fröhliches und emotionsgeladenes Mucken!
 
Über die sachlichen Aspekte der Kritik an JL kann man ja durchaus diskutieren, aber andere Forenteilnehmer in dieser unsäglichen, arroganten Art pauschal zu beleidigen ist ein Unding! Ich finde "anonymusus" braucht dringend Hilfe bzw. ist ein klarer Fall für unseren Moderator.
Euer Moderator hat die Diskussion schon die ganze Woche im Auge - keine Sorge :)
Ich möchte aber gerade nicht durch Schließen oder Löschen eingreifen, da ich finde, dass ihr das auch ganz gut ohne massive Eingriffe hinbekommt.
 
Naja, nicht ganz.

Eine Trennung zwischen U und E hat es ja eigentlich schon immer gegeben, alleine schon aus den verschiedenen Ständen heraus. Ein Bürgersohn zu Mendelsohns Zeiten wird eine klare Tendenz zu dem erfahren haben, was wir heute "klassische Musik" nennen und eine italienische Kaufmanns-Tochter wird im 17. jahrhundert eher nicht das geträllert haben, was das einfache Volk gesungen hat.

Allerdings konnte ich beobachten, dass meine beiden Klavierlehrer (Brüder) trotz ihrer beruflichen E-Musik Ausrichtung genauso eher im Jazz-, Swing- und klassischen Tanzkapellen-Bereich verwurzet waren wie mein Trompetenlehrer (Orchesterkollege des einen Klavierlehrers, beide im Hauptinstrument Kontrabassisten).
Der Unterschied ist dabei etwas ganz bestimmtes: Unsere Rock- und Popmusik heute hat ihre Wurzeln nicht bei meist dann doch irgendwie
klassischen ausgebildeten Musikern, sondern bei Leuten die mit 3-5 Akkorden und später dann noch langen Haaren und politischer/ gesellschaftlicher Ausrichtung auf den Putz gekloppt haben.

Aber natürlich hast Du recht mit der Bedeutung der Musiktheorie. Ein Bekannter studiert in den letzten Zügen Schulmusik und legt nach dem Examen Kirchenmusik drauf. Der meint immer, dass das was ich mit meiner Rockmusik mache halt ziemlich einfach sei und nicht fordere.
Das stimmt natürlich je nach Betrachtungsweise, die Argumentatin scheitert aber an dem individuellen Können. Mein Orgellehrer hat mir sicherlich viel beigebracht und ich kann auch auf einem höheren Niveau eine Kirchenorgel spielen. Das ist aber für mich mit hohem Aufwand (üben, üben, üben) verbunden und mir fehlt die natürlich Erkenntnis, wo die Musik drinsteckt. Ich spiele das was auf dem Blatt steht runter, setzte in meinem Rahmen Betonungen, aber das ist noch weit vom Gespür für das Werk richtig guten Kirchenmusikus weg.

Ach.... Habe in der Aufzählung oben meinen Orgellehrer vergessen. Der kennt auch nur E-Musik, weil er den ganzen Tag flizt und vor lauter Terminen nicht die Zeit findet, mal was anderes zu hören als Chorwerke und Orgel.
 
Ich stehe auf dem Standpunkt: Musik soll Spaß machen, eine urmenschliche Ausdrucksform sein, die Emotionen wecken. Wie man Spaß haben und Emotionen wecken kann, damit haben sich schon die alten Komponisten ausgiebigst und teilweise wissenschaftlich beschäftigt.
In der heutigen Zeit ist dies leider völlig verdreht worden. Musiktheorie um der Theorie willen. In den meisten weiterführenden Schulen wird Musiktheorie gelehrt, statt ein Instrument zu lehren usw. usw. Die im letzten, also 20. Jahrhundert aufgekommene elitäre Unterscheidung zwischen U-Musik und E-Musik (vor allem das "E" für "Ernste" Musik) ist ein deutliches Zeichen für die Verkommenheit der musikalischen Kultur und die Pervertierung von Sinn und Zweck von Musik. Künstlerischer Anspruch um des Anspruchs willen, egal, ob das Kunstwerk irgendwen noch berührt.
Gottseidank gibt es mittlerweile wieder Professoren und Dozenten an den Konservatorien und Akademien, die dieses begriffen haben und ihre Lehre entsprechend ausrichten. Dies wird auch erfreulicherweise in modernerer musikwissenschaftlicher Literatur ersichtlich.
Ich glaube anonymus ist -wie viele Musikerkollegen- einfach noch in dieser überkommenen und verkopften Musikethik steckengeblieben und hat die Notwendigkeit sich in dieser Hinsicht weiterzuentwickeln noch nicht erkannt. Aber wie bei vielen Musikern kann irgendwann der Knoten platzen und es eröffnet sich für so jemanden ein neuer musikalischer Horizont mit neuen musikalischen Prämissen.

100% Ack!

Es gibt leider diese Typen, die immer alles kritisieren und glauben aufgrund ihres musiktheoretischen Wissens dies auch begründen zu können.
Aber das ist doch alles Banane!
Musik soll berühren, Emotionen wecke n- oder einfach gesagt: gefallen.

Da ist es mir dann auch egal, ob in Takt 137 die Terz der Dominante im Grundton der Tonika aufgelöst wird oder auch nicht. Es muss klingen, berühren, "schön" sein ;).

Was bringt mir ein Zwölftonwerk, dass nach allen Regeln der musiktheoretischen Kunst durchkomponiert ist, dem ich aber emotional nichts abgewinnen kann, gegenüber einem Gitarrenriff, das mir schlichtweg die Wurst vom Brot zieht? :)

Kurzum: Musik soll Spaß machen, Emotionen wecken. Und dies sowohl beim Musiker als auch beim Zuhörer. Dabei spielt es (aus meiner Sicht) überhaupt keine Rolle, ob das Stück der reinen Lehre der Musiktheorie entspricht oder seine Grundlage auf 3 Akkorden und der Pentatonik eines afroamerikanischen Baumwollpflückers (ist nicht abwertend gemeint) hat. Es muss individuell gefallen.

Und wer bei Werken von Karlheinz Stockhausen in Ekstase gerät oder gar Tränen ausbricht: ist auch OK!

mojoh
 
@mojoh:

Sehr schöner, treffender Beitrag! :great:
 
Hi zusammen,

es ist zwar schon alles gesagt worden, aber noch nicht von allen. (Stammt auch nicht von mir.) In diesem Sinne setze ich auch noch eins drauf.
1.) Deep Purple ist die beste Rockband aller Zeiten! :p
2.) Jon Lord war in der Deep Purple Zeit einer der besten (subjektiv für mich: der beste, einfach weil er in der besten band war und geilsten Stücke gespielt hat) Rock-Orgler.
3.) Ich schätze auch, was Barbara Dennerlein macht und Jimmy Smith gemacht hat, aber da ich kein Jazzer bin, gefällt's mir halt nicht so gut, obwohl es anspruchsvoller sein mag, was mir ziemlich egal ist.
4.) kommt's bei Keyboardern (zu denen die Organisten ja nun auch gehören) auch immer auf den Sound an. Und Jon Lord hat den Orgelsound von 1968 an bis zumindest 1974 so geprägt und weiterentwickelt wie kaum ein anderer, ich denke nur an kaum hörbare Übergänge von Orgel auf moog oder eben an den fettsten gezerrten und trotzdem noch lebendigen, holzigen B3-Sound, wie es damals kaum auf Platten zu hören war. Fast alle spielen mir ja die Hammond zu brav - sprich kaum verzerrt.
5.) Ken Hensley von Uriah Heep ist deutlich weniger virtuos wie Jon Lord, aber dennoch ein guter Rock-Orgler. Wo wäre der einzusortieren, wenn man Lord schon so tief hängen würde?:gruebel:
Und damit mein Beitrag nicht so lang wird, dass ichn keiner mehr lesen mag, höre ich besser auf.
Viele Grüße vom Alt-Orgler
 
5.) Ken Hensley von Uriah Heep ist deutlich weniger virtuos wie Jon Lord, aber dennoch ein guter Rock-Orgler. Wo wäre der einzusortieren, wenn man Lord schon so tief hängen würde?:gruebel:

Lach :D... genau das habe ich während dieser Diskussion auch schon gedacht...
 
... wobei ich heute mal wieder die Uriah Heep Live 1973 eingeworfen habe... naja... also was sich da so "Orgel-Solo" nennt, ist eigentlich ein ziemlich unmotiviertes auf den Tasten rumgeklimpere...:rofl: ...man fühlt sich davon ein wenig auf den Arm genommen... vor allem weil man es trotzdem toll findet... das finde ich daran besonders grauenhaft... leider trotzdem eine meiner Lieblingsscheiben ...:great:
 

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