Kadenzen (harmonische Struckturen) der kirchlichen Skalen

  • Ersteller r4thmast3r
  • Erstellt am
R
r4thmast3r
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
14.03.11
Registriert
18.07.08
Beiträge
18
Kekse
0
Hey,
wie funktionieren Kadenzen in den kirchen Tonleitern. Wie der Name schon sagt dreht es sich ja wohl alles um einen Quintfall. Doch wie sieht der Rest aus harmonisch gesehen aus (Gr. Sept als klassischer Leitton zur Prime fällt ja bei allen Modi bis auf Ionisch und Lydisch weg)? Und was passiert im Lokrischen? Da klappt ein Quintfall ja nicht wirklich.
Mal ganz expliziet gefragt, wie sieht die standart Kadenz im Lydisch und im Dorischen aus?
MfG,
r4thmast3r
 
Eigenschaft
 
Gibt es nicht. Die klassische Musik bezieht ihre Kadenzen auf Dur oder Moll und in der Zeit, als die Kirchentonarten zum ersten Mal "hip" waren, gab es keine Kadenzen, da die Melodie nicht begleitet wurde, außer ggf. durch den Grundton (Bordun).
 
In der Renaissance, bei Palestrina und Co. und auch schon davor, als Kirchentonarten immer noch "hip" waren gab es durchaus Kadenzen.
Auch in der Einstimmigkeit gibt es durch die Klausulierung Kadenzen. Stufe II zu I (Tenorklausel) galt zum Beispiel im einstimmigen Choral als stärkste Kadenz.

Aber das harmonische Denken begann erst in der sehr frühen Barockzeit, Die Finalis und die fünfte Stufe der Kirchentonart in der horizontalen Denkweise der Renaissance allerdings konnte auch Ziel einer Kadenz sein, bloß gehen wir hier nicht von einer vertikalen Denkweise aus, also ist harmonisches Denken fehl am Platz.
 
Ok... ich wusste nicht, dass man den Abschnitt eines Melodieverlaufs als Kadenz bezeichnen kann.
 
Okay, die "alte" Musik betreffend sind eure Erklärungen einleuchtend. Aber was ist mit moderener Musik. Kirchentonarten werden doch auch im Jazz verwendet. Und da gibt es doch wohl ein Harmonisches Schema.
 
Modale Stücke kadenzieren eigentlich ausnehmend wenig, da der charakteristische Klang der Tonleiter im Vordergrund (der Improvisation) steht. In einigen Jazz-Stücken kann man beobachten, dass zwischenzeitlich transponiert wird (z. B. So What) und der gleiche Modus verwendet wird (über den neuen Grundton). Ich weiß aber nicht genau, was du mit "Harmonisches Schema" meinst. Was ist dir unklar?
 
Was ich meine ist, man kann ja zum Beispiel nicht eine Melodie im lydischen Modus erklingen lassen, und dabei gleichzeitig in Dur sein. (erhöhte 4te Stufe des lydischen reibt sich doch tierisch mit der normalen Quarte aus Dur)
Jedoch hörte ich, dass im Jazz oft Melodien im lydischen (oder auch im dorischen und lorkischen) stehen.
Wie funktioniert das?
 
Du kannst schon in Dur sein, die Frage ist nur, ob das eine sinnvolle bzw. zweckgerechte Herangehensweise ist. Du kannst dir ja auch vorstellen, dass du in Dur bist, aber eben auf der Subdominanten, wo eben die übermäßige Quart auftaucht und auch das charakteristische Intervall darstellen würde (des lydischen Modus... gleich kommt wieder jemand und teilt mit, dass es sich auf der Subdominanten um eine avoid note handelt). Da reibt sich dann auch nix, weil du eben eine #11 als Option hast, aber keine reine Quart. Und dann gibt es natürlich noch die Möglichkeit, die #11 auch dann zu spielen, wenn es sich um die 1. Stufe handelt, auch nicht nur als chromatischer Durchgangston. Das machen einige Jazzer gerne und nutzen somit einfach die Klangfarbe der #11. Das funktioniert am besten, wenn in der Begleitung keine 11 erklingt und ansonsten natürlich in der Tonhöhe über der Begleitung, sonst reibt's wirklich zu sehr.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mr Seczko,

die Verbote hinsichtlich avoid notes beziehen sich ausschließlich auf vertikale b9 Geschehnisse. Somit ist die übermäßige Undezime der Lydischen Chordscale immer erlaubt!

Hallo r4thmast3r,

Vor der Dur- Moll- tonalen Musik spielte man überwiegend die wohl allen bekannten 4 authentischen und 4 plagalen Modi. Da zunächst Einstimmigkeit vorherrschte, gestalteten sich die Schlussbildungen oder sonstige sinngliedernde Einschnitte einstimmig. Man spricht hier von den sogenannten Klauseln. Es sind abschlussbildende musikalische Wendungen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um die stufenweise diatonische Annäherung an den Grundton einerseits von oben (= Tenorklausel) und andererseits von unten (= Diskantklausel). Darüber hinaus gab es noch eine Annäherung an die Quinte, die sogenannte Altklausel.
Mit Aufkommen der Mehrstimmigkeit kamen unweigerlich auch mehrstimmige Klauseln zum Einsatz. Daraus entwickelten sich schließlich unsere heutigen Kadenzen.

In der heutigen Jazz-Musik wird seit den späten Fünzigern mit modalen Klangfarben gearbeitet. Dabei gibt es verschiedene Ansatzweisen was die Anordnung der tonalen Zentren einerseits und die der Modi andererseits betrifft.

Wir sprechen hier von den Begriffen Uni- , Poly-, Tonal- und Modal.

Wenn ein Stück z.B. sich nur in einem Modus bewegt sprechen wir von der Kombination Unimodal - Unitonal. Das Stück bewegt sich auf einer Klangebene und wäre z.B. die ganze Zeit in Dorisch. (Andere Kombinationen spielen für Deine Fragestellung im Moment keine Rolle.)

Es ist aber nun nicht so, dass in letzterem Falle die Harmonie des Stückes sich vollends aus dem Tonika-Akkord des Modus ergibt. Nein, es wird vielmehr die ganze Zeit kadenziert. Ähnlich wie bei den Klauseln in früheren Zeiten, bilden sich nun beim Jazz die Grundtonbewegungen ebenso auf den stufenweisen Annäherungstönen zum Grundton hin. Das heißt, die kadenzierenden Akkorde der einzelnen Modi stehen meist auf der bVII, VII oder bII und II Stufe. Grund dafür ist einerseits die Strebewirkung dieser Approachtöne, die natürlich sowohl melodisch als auch für Grundtonbewegung gilt, als auch die Tatsache, dass gerade diese Akkorde die charakteristischen Töne der einzelnen Modi als Akkordton beinnhalten.

Wenn Du nun McCoy zuhörst, dann lenke dein Ohrenmerk auf das vorher Gesagte!

CIAO
CUDO
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben