Keine Gedichte! - Texte!!

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Jongleur
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Ich habe lange gegrĂŒbelt, ob und wie ich auf die Abneigung einiger Komponisten gegenĂŒber „Gedichten“ anstatt Texten zu reagieren. Letztlich hab ich mich soeben fĂŒr ein paar rasche Strophen entschieden, in der Hoffnung, dass eine eventuelle Diskussion nicht allzu verbissen verlĂ€uft


1.
Wie willst du, frag ich dich, meine Musik
Mit deinen Ohren begreifen?
Wenn dich meine Worte immer nur stumm
Bei deinen Versuchen begleiten?

Chorus
Wie willst du’s erfĂŒhlen, ohne zu hören
Was in meinen SÀtzen sich rÀkelt
Wenn du nicht an deine Stimme glaubst
Oder dich gar vor ihr ekelst?


2.
Musik liegt gewöhnlich ĂŒberall in der Luft:
Im Singen, im Klingen, im Schweigen
In jeder Stimme, liegt Trauer und Lust.
Ich will sie nur zeigen und nicht zu begreifen


Wie willst du’s erfĂŒhlen, ohne zu hören
Was in meinen SÀtzen sich rÀkelt
Wenn du nicht an deine Stimme glaubst
Oder dich gar vor ihr ekelst?


C-Teil
Du schiebst Deine Taubheit auf meine „Gedichte“
Willst sie weder begreifen noch hören
Sind all meine Worte, all die Geschichten:
Nur geeignet, dein Talent zu zerstören?
Nur geeignet Talent zu zerstören? 😏

1.
Wie willst du, frag ich dich, meine Musik
Mit deinen Ohren begreifen
Wenn dich meine Worte immer nur stumm
Bei deinen Versuchen begleiten

Chorus
Wie willst du’s erfĂŒhlen, ohne zu hören
Was in meinen SÀtzen sich rÀkelt
Wenn du nicht an deine Stimme glaubst
Oder dich gar vor ihr ekelst?


Also, denn mal Feuer frei
 Ich wĂŒrde, wenn es gewĂŒnscht wird, durchaus auch gern ernsthaft Tipps geben, wie ihr Reibungen von Metrik kontra Rhythmus umgehen könnt,,,, Tipps, wie ihr letztlich Gedichte viel einfacher lesen könntet, als ihr befĂŒrchtet. Naja, mal schauen

 
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Hallo lieber Jongleur,
also ich habe einfach mal frei drauf los versucht den Text zu singen und es kam bei mir dieser Bade-Charakter auf.
Ich versuche gerade ein bisschen die Metrik hier zu erforschen, aber ist das wirklich ein AnapĂ€st in der ersten Zeile oder ich bin einfach noch viel zu grottig darin. 😂

Dann habe ich zwischendurch gedacht, es wĂŒrde ein 6/8 Rhythmus passen, dann war ich mir wieder nicht sicher. Ich komme automatisch immer in so eine abwechselnd treibende und dann wiegende Melodie. Also Explizit das Treibende bei: "Wie willst du, frag ich dich, meine Musik" und dann das Wiegende "mit deinen Ohren begreifen". Ich hoffe ich habe es nicht komplett zerhauen, bin einfach nur neugierig đŸ€­

Ganz liebe GrĂŒĂŸe,

Naduna
 
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Ich danke sehr herzlich fĂŒr den ⭐.
 
Spannend gemacht finde ich. FĂŒr mich wĂ€re die Betonung ganz entscheidend, zumal es sich dann erst richtig erschließt.
Wenn man das Gedicht oberflÀchlich frei weg liest, hakelt es - wenn man es auf eine bestimmte Weise liest, entsteht eine völlig andere Wirkung.
Schwer zu beschreiben, aber als so eine Art Walzer-Rock wĂŒrde mir das richtig Laune machen. Hab gerade probiert - wenn man will rockt es(y)
 
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Hallo lieber Jongleur,
also ich habe einfach mal frei drauf los versucht den Text zu singen und es kam bei mir dieser Bade-Charakter auf.
Ich danke dir sehr herzlich fĂŒr deinen Versuch, meine Zeilen singend zu empfinden.

Ich habe sie bewusst so geschrieben, dass MIR Interesse, nur stumm lesend, sicher sehr schwer fallen wĂŒrde. Deshalb gestatte, dass ich heute noch nicht detailliert antworte. Ich könnte natĂŒrlich gleich mit Fachbegriffen einsteigen. Aber selbst die KI muss oft ihre Analyse korrigieren, bis wir uns auf eine gemeinsame Bedeutung der Begriffe einigen können. Zwischendurch landet man zunĂ€chst oft beim Urschleim


Handelt es sich hier ĂŒberhaupt ĂŒberhaupt um Lyrics bzw Verse? Ich folge mal der Behauptung, dass ich hier nur Gedichte veröffentlichen wĂŒrde,

Wie willst du, frag ich dich, meine Musik
Mit deinen Ohren begreifen?
Wenn dich meine Worte immer nur stumm
Bei deinen Versuchen begleiten?

Naja, die Wiederholung bestimmter Vokale fÀllt schon auf. Wenn ich sie stumm lese, haben die Zeilen vielleicht nur einen ruhigen Klang. Wenn ich sie laut lese, beginnen die Worte sogar automatisch zu singen. Zufall?

Eine andere Frage fĂ€llt mir nun beim Singen auf. Wer scheint hier interessanter zu sein: das lyrische ICH oder das lyrische DU? Seltsam: Wenn ich die Zeilen mehrmals laut singe, sorgt etwas in meiner Tiefe automatisch fĂŒr die richtige Betonung. Denn es gibt immer nur EINE subjektive Wahrheit. Die Wahrheit des Texters ist niemals die Wahrheit der SĂ€ngerin.

FrĂŒher war ich gern im Studio, wenn meine Texte produziert wurden. Heute nicht mehr: im Studio kann man nicht mehr kreativ umdenken. Die Sicht auf die Story, Krieg oder Frieden, muss so frĂŒh wie nur möglich getroffen werden.

Und hier nĂ€here ich mich Begriffen wie METRIK, RHYTHMIK oder PROSODY. Diese Begriffe stehen fĂŒr Spannung und Entspannung in den einzelnen Zeilen. FĂŒr das Auf und Ab der Melodie und LautstĂ€rke. Hier zeigt sich die Seele aller Beteiligten. Bis hin zum Finalisten, dem Publikum.

Ich habe mit sehr vielen Komponisten Songs geschrieben. Meistens auch veröffentlicht. Selten Àhneln sich Menschen. Ein fertiges Lied kann auch die Beteiligten fertig machen.

Heute weiß ich, dass jeder KĂŒnstler seine eigene Wahrheit finden muss. Dazu gehören viele Experimente. Der Eine geht logisch an die Sache ran. Die Andere emotional.

Wer mit meinen Texten nichts anzufangen weiß, der hat Recht. Sein Recht!

Abschließend die Metrik, die ich als erstes versuchen wĂŒrde

Wie willst du, frag ich dich, meine Musik 
 Xxx Xxx Xxx X
Mit deinen Ohren begreifen? 
 x Xx Xx xXx
Wenn dich meine Worte immer nur stumm
 x Xxx Xx Xxx X
Bei deinen Versuchen begleiten?
 x Xxx Xxx Xx

Prinzipiell ist mir die Sprech- Musik wichtig. Ich beispielsweise vertraue meinem Sinn in meinen Texten! Sobald meine Worte fließen, ist ein erster wichtiger Schritt zunĂ€chst erledigt. Ich kann ja anschließend mit Komposition, Interpretation, Sound usw. noch utopisch viel verĂ€ndern

 
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Spannend gemacht finde ich.
Danke, mein bester @Vester. :love: Ich wollte einen Text, der nur auf den ersten Blick einfach erscheint.
FĂŒr mich wĂ€re die Betonung ganz entscheidend, zumal es sich dann erst richtig erschließt.
Eben, eben. Ein beweglicher Texter zeichnet sich dadurch aus, dass er wie ein Musiker sein Handwerkszeug blind beherrscht. TatsÀchlich wollte ich anfangs mit Jambus (Da Dumm) und TrochÀus (Dum Da) operieren.

Aber Daktylus (Dum Dada) vereint automatisch 3-er Silben-Ketten., Je weniger Wort-Ketten, umso merkfÀhiger der Vers.
Wenn man das Gedicht oberflÀchlich frei weg liest, hakelt es - wenn man es auf eine bestimmte Weise liest, entsteht eine völlig andere Wirkung.
Oder einfacher gesagt: wenn man es laut liest! Es scheint, als schliefe in uns ein Dirigent, der erwacht, wenn wir laut sprechen. Das nenne ich Sprechmusik.

Übrigens empfinde ich den Text nicht als Gedicht. Wenn ich ein Gedicht schreibe, arbeite ich mit ganz anderen VersbrĂŒchen, da suche ich glatt das Gegenteil von Songtexten: nĂ€mlich Stolpersteine, damit der Verstand nicht in ein besoffenes Lallen reinrutscht. Im Gedicht ist jedes Wort gleichwertig, im Lied letztlich nur jeder Vers

Schwer zu beschreiben, aber als so eine Art Walzer-Rock wĂŒrde mir das richtig Laune machen. Hab gerade probiert - wenn man will rockt es(y)
Dann ist meine Absicht bei dir angekommen. FĂŒr mich liegt im TĂ€nzeln auch automatisch Spott. Genau die richtige Stimmung, die ich fĂŒr das lyrische Du empfinde.

Andererseits stimmt es mich traurig, wie gering das Interesse an der Bauart eines Textes ist. JEDE!!! Ausdrucksform in unserem Alltag hat eine historisch gewachsene Bauart. Jede Höflichkeit, jede Beschimpfung, jede Schmeichelei ihre eigene Syntax!

Und trotzdem benutzen die meisten „Texter“ momentan angesagte Wendungen, als wĂ€ren sie selber zu blöd, Gedanken und GefĂŒhle auf eigene Art witzig oder zĂ€rtlich zu Ă€ußern. Dabei ist die Zeitung von gestern nicht sonderlich interessant.,,
 
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Ich freue mich auch ĂŒber das Licht, das wohl einem geschĂ€tzten Komponisten aufgeht. Vielleicht betrifft es das laute Lesen. Ich habe Jahre fĂŒr diese Erkenntnis gebraucht. Mir fiel irgendwann auf, dass ich Dylans Texte immer erst hören musste, bevor ich mir ihren metrischen Aufbau merken konnte. Bis ich zu ahnen begann, dass Dylan vielleicht gleichzeitig komponiert und textet. Dann gerĂ€t muss das Auge wĂ€hlen zwischen einer auf Gedanken gebauten.,.und einer rhythmisch auf Musik gebauten Sprache. Letzteres verwirrt das Lesen, wenn die Musik und die Sprache verschiedenen Rhythmen folgen.

Wenn man auf seine eigene Musik schreibt, kann man seine Takte fĂŒllen, wie man gerade Lust hat. Warum vertonen Komponisten nicht die Texte? Die hĂ€ufigste Antwort in meiner Biografie lautete: Weil die Musik Freiheit braucht. Weil Musik eher der Natur entsprechen wĂŒrde, als die kĂŒnstliche Sprache. Jedem ist es ĂŒberlassen, sich seinen Teil zu solchen Antworten zu denken


SpĂ€ter habe ich fĂŒr viele gestandene Bands geschrieben. Die wussten (scheinbar) Ă€, was sich fĂŒr sie bewĂ€hrte hatte. Und so musste ich mich meistens Silbe fĂŒr Silbe an den Schimmel-Gesang ihrer Demos halten. Und dafĂŒr begann ich, der SĂ€nger und Musiker, mit 30 die Sprache zu analysieren, Um möglichst flexibel die Schimmelzeilen fĂŒllen zu können,

Beides hat Vor-und Nachteile. Eine emotional gefĂ€rbte Zeile braucht lĂ€nger, bis sie sich einprĂ€gt, Eine eher sachliche Zeile ist Àhm
 eben sachlicher
😉
 
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Lieber @Jongleur

was fĂŒr eine wunderbare Replik auf all dieses Wie-soll-man-das-denn-singen-Geraune. WĂ€re mir direkt eine Packung GebĂ€ck wert gewesen, ich darf aber noch nicht wieder....

Wenn ich das richtig sehe, verschieben sich die DaktylĂŒsse ab und zu, das macht's doch ziemlich lebendig! Ich hab's jedenfalls sofort innerlich gesungen und auch eine Instrumentierung dazu gehabt.

Beste GrĂŒĂŸe
Markus
 
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