Früher™ ließ sich unter dem Thema ja auch noch eine Menge erschlagen. In den 90ern hatte die monatliche Ausgabe auch noch richtig Umfang.
Dann ging's mit dem 21. Jahrhundert aber los, daß elektronisches Musizieren immer mehr in den Rechner verlegt wurde. Erst kamen Softsynths, dann kamen DAWs, dann ging's mehr und mehr ums Produzieren am Rechner. Keyboards und KEYS hatten da weit überwiegend genau das zum Thema.
Während die KEYS das zum Konzept gemacht hat (und ca. 2003 den Hardware-Synthesizer für tot erklärt hat und jeden Künstler, der noch mit Hardware arbeitete, fragte: "Sach ma, kannst du dir echt nicht vorstellen, das alles wegzuschmeißen und komplett auf den Rechner umzusteigen?" – es gab schon einiges KEYS-Ausgaben ohne jegliche Hardware-Instrumente), hat man bei der Keyboards gesagt: "Also, mit Keyboards hat das jetzt ja herzlich wenig zu tun." Im Gegenteil, man wollte sich wieder auf die Grundtugenden, also elektronische Hardware-Instrumente, besinnen.
Ich meine, mich erinnern zu können, daß kurz vorher derselbe Verlag eine Art Spinoff namens Funtasten gestartet hatte, eine Art Okey! ohne EKOL-Vereinsmeierei, Wersi- und Böhm-Astroturfing und gußeiserne Wunderlich/Lambert-Jünger. Damals waren Analogorgeln ja wieder ein populäres Thema geworden, und auch da wollte die Funtasten ansetzen. Daraus sind dann aber nur zwei Ausgaben geworden.
Die Funtasten dürfte wieder in der Keyboards aufgegangen sein (unter Verlust ihres gesamten Konzepts), als die ganze Produktionsschiene aus der Keyboards rausgelöst und zum eigenständigen Magazin Sound & Recording wurde. Blöderweise blieb dennoch nicht genügend Material übrig, um monatlich eine Zeitschrift rauszubringen.
Das liegt auch daran, daß Hardware-Themen längst auch woanders behandelt werden. Für Arranger sind die Tastenwelt und die OKEY! naheliegendere Anlaufstellen, die Tastenwelt auch für Digitalpianos und generell Live-Keyboarding. Bei Synthesizertests wenden sich viele mittlerweile an Onlinemedien wie Amazona, weil sie wissen, da sitzen keine Claqueure. Der Club-Bereich und alles, was pattern- und loopbasiert und auch live nicht wirklich live ist, wird von der Beats erschlagen. Und das Printmedium für die harten Synthfreaks ist Moogulators zwischenzeitlich aus der Taufe gehobenes Syn-Mag, wobei das als relativ kleines und noch dazu zweimonatiges Magazin bei Neugerätetests nicht unbedingt schnell ist. Dafür bespricht oder gar reviewt es Geräte, die in der Keyboards nie aufschlagen würde.
Im Grunde bedient die Keyboards jetzt nur noch eine winzige Zielgruppe: Live-Keyboarder, die technikaffiner sind und höhere Ansprüche haben als die presetdaddelnde Zielgruppe der Tastenwelt. Selbst die Vintage-Synth-Aficionados sind zu Amazona und Syn-Mag abgewandert.
Entsprechend brach liegt der Tastenbereich von Musikmachen.de, weil die Zielgruppe der Keyboards sich hier rumtreibt.
Martman