Kindheit

@x-Riff & @Jed

Tief in's Thema des TE eingetaucht, Kompetenz in konstruktive Kritik gemünzt und Zeit genommen, diese detailliert zu aufschreiben bzw. zu erklären.

Dafür mag ich dieses Forum... => Note 1 mit * :great::)
 
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In deinem Text sehe ich:

1. Zu viele Personen: Du, Geschwister (besonders Wotan), Vater, Mutter, Stiefmutter, Schulkamerad.
Eine Sache ist für mich durch Deinen Kommentar schon mal klar geworden. Die Strophe über Wotan ist im Rahmen dieses Textes nicht wirklich relevant, ich werde sie streichen. Es gehört zwar zu meinem kindlichen Trauma, hat aber nicht wirklich etwas mit dem unterschiedlichen Erleben meiner älteren Geschwister gegenüber meinem Erleben, als die Stiefmutter zur Familie stieß, zu tun.

Das Thema „Wotan“ sollte ich am besten in einem gesonderten Text bearbeiten.
 
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Ich bin jetzt, nach ausführlicher Diskussion mit meiner Frau, wieder Mal hin und her gerissen.Sie meint, die Strophe über Wotan müsse unbedingt drin bleiben, Gerade sie mache doch die enge Verbundenheit mit der Stiefmutter deutlich, indem wir uns gemeinsam einschließen. Da hat sie auch wieder nicht unrecht. Kritisch sah sie von Anfang an den Begriff der Epilepsie. Sie meint, es könnte der Eindruck entstehen, alle Epileptiker neigen zur Gewalttätigkeit, was ja völlig falsch wäre. Und sie sollte es wissen, sie arbeitete jahrelang in Bethel, auch mit Epileptikern. Ihr Vorschlag, die Zeile umzuschreiben in "er bekam seltsame Anfälle".
 
Ihr Vorschlag, die Zeile umzuschreiben in "er bekam seltsame Anfälle".

Jed hat doch den guten Tipp gegeben, es weniger wie einen gereimten (Kranken)Bericht wirken zu lassen. Ob die medizinische Ursache ein doppelter Schädelbasisbruch war und das Folgesymptom (epileptische) Anfälle, ist doch für die eigentliche Situation (und den Hörer) nicht relevant.

//Text entfernt//

Natürlich passt das nicht in dein Versmaß. Es soll nur ein Beispiel sein, wie man die Situation erzählen kann, ohne wie ein Chronist zu klingen.

EDIT: Ich habe grad bock und leg noch eine eigene Variante für den Rest nach:

//Text entfernt//
 
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Vielen Dank, Antipasti! Das gefällt mir sehr gut. Ich habe den Hinweis von Jed natürlich gelesen, ich weiß, was er meint.
Seine Analyse des Songs "Highway Patrol Man" ist ausserordentlich gut. Der Unterschied zu meiner Geschichte wird allerdings von Jed nicht thematisiert: Bruce hat die Story vermutlich in der Zeitung gelesen und daraus den Song entwickelt. Er hat also eine gewisse Distanz zum Geschehen, kann seiner Fantasie Flügel wachsen lassen. Bei mir ist das anders, es ist ein Teil meiner Biographie, worum es in dem Text geht. Ich habe trotz der Jahre keine Distanz zu dem Geschehen, jedenfalls nicht so, als wenn ich das in der Zeitung gelesen hätte.
Das macht es mir wohl so schwer, den Berichtstil zu verlassen. Das Erleben zu schildern, das emotionale, traumatische Erleben, würde mich vielleicht zu stark belasten. Ich weiß, dass ich das besser musikalisch kann. Aber ich werde es trotzdem versuchen. Ich denke Grad an "Tears in Heaven" von Eric Clapton. Wenn der das kann, schaff ich es vielleicht auch?
 
Vielen Dank, Antipasti!

Gern. Ich hab den rest oben auch noch nachgelegt. Ist aber "antipastifiziert" und wahrscehinlich nicht dein angestrebter Stil. Ich habe auch versucht, das Thema mit der (nicht bio-) Mutterliebe gegen die echten Geschwistern etwas mehr zu fokussieren bzw weniger abzuschweifen und das Ganze - wie von x-riff vorgeschlagen - mehr mit Kinderaugen zu beschreiben.


Ich denke Grad an "Tears in Heaven" von Eric Clapton. Wenn der das kann, schaff ich es vielleicht auch?

Das ist ja gleiche Prinzip. Clapton beschreibt ja auch mit keinem einzigen Wort den Unfalltod seine Sohnes. Er schreibt nicht mal über den Sohn. Er schreibt über seine eigenen Gefühle, das Vermissen, das stark bleiben und durchhalten und vielleicht im Himmel wiedersehen. Fakten und Nebensätze gibt es in dem Song nicht. Der Song spricht damit jeden an, der schon mal einen geliebten Menschen verloren hat.
 
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Der Unterschied zu meiner Geschichte wird allerdings von Jed nicht thematisiert: Bruce hat die Story vermutlich in der Zeitung gelesen und daraus den Song entwickelt. Er hat also eine gewisse Distanz zum Geschehen, kann seiner Fantasie Flügel wachsen lassen. Bei mir ist das anders, es ist ein Teil meiner Biographie, worum es in dem Text geht. Ich habe trotz der Jahre keine Distanz zu dem Geschehen, jedenfalls nicht so, als wenn ich das in der Zeitung gelesen hätte.
Also, wenn ich einen Text beurteilen will, beurteile ich den Text. Nicht den Texter, und auch nicht die Lebenserfahrung des Texters - sonst käme ich als Kritiker in Teufels Küche! Es ist so: du vermutest, dass Springsteen die Geschichte aus der Zeitung hat. Vielleicht hast du Recht. Aber handelte es sich um eine großaufgemachte Story mit Fotos oder um einen Fünfzeiler, irgendwo auf der Lokalseite versteckt? Oder hat sich Bruce mit Polizisten unterhalten und sie gefragt, wie sie sich in einer Konfliktsituation zwischen Dienst und Familie fühlen würden? Oder kannte er in seinem Umkreis ein Brüderpaar, das ein solches Konfliktpotential in sich barg? Oder hat er von einem Jungen gehört, der nach einer brutalen Attacke lebenslang an z.B. epileptische Anfälle litt? Oder ahnte Springsteen das Potential in sich selbst zum "Patrolman" oder zum "Franky"?
Das sind wieder Fragen über Fragen, deren Antworte einen Roman füllen würde aber zum Verständnis des Textes gar nichts tun. Genausowenig zur Sache täte es, wenn Bruce Springsteen öffentlich erklären würde, dass das Lyrische Ich dieses Liedes er persönlich sei. Es würde allerdings evtl. meine Einschätzung von Springsteen als Person beeinflussen. Da ich eh kaum was über Springsteen weiß, würde diese Offenbarung meine Rezeption des Liedes wahrscheinlich überhaupt nicht beeinflussen, wenn ich es im Radio hören würde.

Also, @n****t , versuche das Lyrische Ich von dem "grammatikalischen Ich" zu Trennen. Befreie dich von der vermeintliche Verpflichtung, "die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit" zu schreiben. Es weiß sowieso keiner, der das fertige Lied hört, dass es autobiographisch ist; und wenn er's doch ahnt, dann hat er keine Ahnung welche Details "historisch korrekt" sind, welche "hingebogen" wurden und welche frei erfunden oder aus der Biographie eines anderen "ausgeliehen" sind. Es gibt einen schönen Spruch: "Man sollte eine schöne Geschichte nicht durch Tatsachen verderben lassen."

Einen Vorteil hast du bei autobiographischem Material: du weißt was tatsächlich aus der gegebenen Konstellation hervorgegangen ist; einer, der sein Material aus der Zeitung bezieht, kann nie ganz sicher sein, dass sein Lyrisches Ich in Wirklichkeit so empfunden oder agiert hätte.

Cheers,
Jed
 
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Hier ein Demo, was ich auf Korsika gemacht habe. Dort ist der Text noch nicht verändert worden, bin erst letzte Nacht zurückgekommen und noch zu keiner Überarbeitung gekommen.
Sicher werde ich den Text weiter überarbeiten, auch die Akkorde bzw. Melodien sind für mich noch nicht endgültig.
Aber da es ein erster Entwurf ist, möchte ich Euch das nicht vorenthalten.
Ich hoffe, dass der Link funktioniert....

https://www.dropbox.com/s/beeq5yikvslx6bn/Kindheit-demo.MOV?dl=0
 
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Du erzählst, was du leicht zeigen könntest: "Meine Mama hat es nicht leicht gehabt / Die Geschwister mochten sie nicht. / Sie trauerten der toten Mutter nach.

Wie meinst Du das mit dem „zeigen“? Ich schreibe das ja sowieso aus der heutigen Perspektive, als Kind habe ich nicht wahrgenommen, dass sie es schwer gehabt hat. Ich empfand sie als für mich fürsorglich, nahm aber natürlich wahr, dass meine Geschwister sie regelrecht bekämpft haben. Sie haben sie nie, auch später nicht, wirklich wertgeschätzt. Das meine ich mit „nicht leicht gehabt“. Das Thema Stiefmutter wäre sicher einen weiteren Songtext wert, ähnlich wie zu Wotan. Wenn mein Vater nicht gewesen wäre, wäre sie ganz auf sich selbst angewiesen gewesen. Ihr Schicksal war es dann traurigerweise auch, dass sie schon Wochen nach dem Tod meines Vaters eine Depression entwickelte und nach einer stationären Behandlung und damals noch nicht existenter ambulanter Betreuung sich das Leben nahm. Das war übrigens ein wichtiger Grund für mich, mich beruflich in der ambulanten Betreuung psychisch Kranker zu engagieren.
 
@n****t

als ich meine Adaption der Geschichte verfasst habe, ist mir etwas aufgefallen: Dass nicht ganz klar wird, worum es eigentlich genau geht.

Nehme ich nur die erste Version deines Textes, geht es zu dreiviertel um das Verhältnis Geschwister->n****t->Stiefmutter und die Erkenntnis im Refrain, dass Wahlverwandtschaften manchmal die besseren sind als die Blutsverwandtschaft. Da passt auch alles. 1. Du magst die Stiefmutter, 2. Sie beschützt dich, 3. Du verteidigst sie.

Aus dem Rahmen fällt dabei die letzte Strophe: Die Stiefmutter ist plötzlich keiner Rede mehr wert, dafür tauchen Schulkinder auf, die dich gehänselt haben. Der Refrain passt dann danch auch nicht mehr so ganz.

Danach kommt dann noch Märklin-Peter ins Spiel und der rote Faden wird noch dünner.

Meine Vermutung: Du wolltest einen Text über deine Kindheit verfassen - wie ja auch der Titel vermittelt. Die Erinnerungen daran wurden lose und ungeordnet formuliert. Mehr oder weniger zufällig nimmt dabei die Stiefmutter-Geschichte den größten Teil ein, wodurch ein Ungleichgewicht entsteht.

Überlegung 1:
Wenn du verschiedene Erlebnisse/Eindrücke aus deiner Kindheit erzählen möchtest, verteile sie so gleichmäßig, dass der Hörer nicht auf den Holzweg geschickt wird. Eine Strophe für die Stiefmutter, eine für die Geschwister, eine für die Mitschüler und eine für Märklin-Peter. Somit werden einfach schöne und weniger schöne Erinnerungen aus der Kindheit transportiert. Der Refrain müsste dafür vielleicht überarbeitet werden, denn der fixiert in der jetzigen Version ein Thema.

Überlegung 2:
Im Prinzip, was ich so ungefähr versucht habe und wozu die erste Version des Textes auch verleitet: Die Familien-Geschichte mit der Stiefmutter, dir und den Geschwistern mehr in den Fokus rücken. Die Stiefmutter nicht einfach in der letzten Strophen verschwinden lassen, sondern ihr einen finalen Auftritt gönnen. Märklin-Peter weglassen. In dem Fall passt der Titel nicht mehr so gut, da eben nur ein bestimmter familialer Aspekt der Kindheit beleuchtet wird. "Blut ist dicker als Wasser" wäre da naheliegend.
 
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als ich meine Adaption der Geschichte verfasst habe, ist mir etwas aufgefallen: Dass nicht ganz klar wird, worum es eigentlich genau geht.

sorry, ich hab Deine Adaption erst jetzt gelesen, durch Rückreise aus dem Urlaub ist mir das wohl unter die Räder gekommen. Ich finde das super, dass Du Dir die Mühe machst den Song neu zu konzipieren, damit hilfst Du mir sehr.
Worum es eigentlich geht, sind wohl zwei wesentliche Aspekte in meiner (frühen) Kindheit: die bitteren Erfahrungen mit meinen Geschwistern und sozusagen meine Rettung durch eine für mich damals noch völlig unbekannte Erfahrung "Freundschaft". Wegen des Titels hab ich mir auch schon den Kopf zerbrochen. Dein Vorschlag mit dem Vers aus dem 1. Refrain bezöge sich nur auf den 1. Aspekt. Meine Idee, Freundschaft, nur auf den 2. Aspekt. Ideal wäre, wenn der Titel beiden Aspekten gerecht würde. Kindheit bzw. Meine Kindheit tut das zwar, aber ist sehr allgemein. Also, ich bin weiter auf der Suche... vielleicht "Rettung"?

Aus dem Rahmen fällt dabei die letzte Strophe: Die Stiefmutter ist plötzlich keiner Rede mehr wert, dafür tauchen Schulkinder auf, die dich gehänselt haben. Der Refrain passt dann danch auch nicht mehr so ganz.

Danach kommt dann noch Märklin-Peter ins Spiel und der rote Faden wird noch dünner.

Mag sein, dass Du das so empfindest. Ich sehe allerdings einen starken Zusammenhang mit dem Vorherigen. Erst durch die Ausgrenzung durch meine Geschwister kam es mMn zum mangelnden Selbstbewußtsein, die dann die Hänselei in der Schule zur Folge hatte.

Der rote Faden ist sozusagen das Leid und die Rettung aus dem Leid, verstehst Du was ich meine?

Meine Vermutung: Du wolltest einen Text über deine Kindheit verfassen - wie ja auch der Titel vermittelt. Die Erinnerungen daran wurden lose und ungeordnet formuliert. Mehr oder weniger zufällig nimmt dabei die Stiefmutter-Geschichte den größten Teil ein, wodurch ein Ungleichgewicht entsteht.

Also das sehe ich anders. Von Zufälligkeit in Bezug auf die "Stiefmutter-Geschichte" kann keine Rede sein. Das ist die Grundlage des Songs. Aber ok, ich habs erlebt, Du liest nur meinen Text.


Überlegung 1:
Wenn du verschiedene Erlebnisse/Eindrücke aus deiner Kindheit erzählen möchtest, verteile sie so gleichmäßig, dass der Hörer nicht auf den Holzweg geschickt wird.

Wie gesagt, das sehe ich anders, siehe oben.
 
Wie meinst Du das mit dem „zeigen“? Ich schreibe das ja sowieso aus der heutigen Perspektive, als Kind habe ich nicht wahrgenommen, dass sie es schwer gehabt hat.
"Perspektive" ist das Schlüsselwort. Damals warst du ein Kind und dachtest nicht in Kategorien wie "sie hat es schwer". Jetzt, wo du erwachsen bist, ist alles sehr lange her, also stehst du nicht unter dem unmittelbaren eindruck des "schwer Habens." Woher weißt du heute, dass sie es damals schwer hatte? Und was heißt für deinen Zuhörer "schwer haben"? Du erzählst uns zwar, dass Mama es schwer hatte, aber es geht uns nicht unter die Haut. Deshalb schlug ich vor, Mamas "schwere" Lage an erinnerten, objektiven Beobachtungen - die auch ein Kind ohne fundiertes Wissen über die Psychologie hätte machen können - zu zeigen.
5. Wenn's nicht anders geht, löse deine Erzählung in Dialog auf, z.B.: "Meine Mama hat oft geweint, wenn sie sagten, 'Du bist nicht unsere Mutter'"
Ich denke, das geht dem Leser/Zuhörer eher nahe. Wir erleben, wie es war: gemeine Aussagen der Stiefkinder, häufiges Weinen bei der Stiefmutter. Da können wir uns ein eigenes Bild der Situation machen; wir brauchen deine Interpretation nicht zu hinterfragen.

Ich schätze, deine heutige Interpretation - "sie hatte es schwer" - basiert auf Erinnerungen an solche objektive Beobachtungen, die du als Kind machtest. Das Zeigen dieser Beobachtungen erlaubt uns, ungefiltert am Geschehen Teil zu haben.

Cheers,
Jed
 
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Mag sein, dass Du das so empfindest. Ich sehe allerdings

Also das sehe ich anders.

Wie gesagt, das sehe ich anders, siehe oben.

Dass du als einziger Kronzeuge besser bescheid weißt, ist logisch - und auch das Problem des Textes. Dein Wissen steht dir im Weg, eine lebendige Atmosphäre zu transportieren. Du sprichst und analysierst halt nur lose drüber, statt einen Songtext zu schreiben.

Der rote Faden ist sozusagen das Leid und die Rettung aus dem Leid, verstehst Du was ich meine?

Ja klar. Das ist der rote Faden in deinem Kopf. Übertrag ihn in deinen Text, damit auch deine Hörer ihm folgen können. Dein roter Faden geht andauernd verloren, weil du dich - wie schon mehrfach auch von anderen angemerkt - mit zu vielen Infos und zuviel Personal aufhältst. Was zur Hölle hat der spätere Beruf deines Freundes Peter mit deiner Rettung zu tun? Das wäre doch schon wieder ein neuer Song.

Aber ok, ich habs erlebt, Du liest nur meinen Text.

Damit bringst du es selbst auf den Punkt. Wie es damals wirklich war, interessiert eigentllch niemanden. Letztendlich sollte aber auch der Hörer/Leser irgendwas mit dem Text anfangen können, auch ohne dabei gewesen zu sein. Und sein es nur nahe gehende Worte.
 
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Erst durch die Ausgrenzung durch meine Geschwister kam es mMn zum mangelnden Selbstbewußtsein, die dann die Hänselei in der Schule zur Folge hatte.

Der rote Faden ist sozusagen das Leid und die Rettung aus dem Leid, verstehst Du was ich meine?
DAS sehe ich als einen wesentlichen Strang, der einen gesamten song wert ist.
Es geht um DEIN Leid - die Ausgrenzung durch die Geschwister, das geringe Selbstwertgefühl - und DEINE Rettung - die Erfahrung von Freundschaft - und das ist der rote Faden.
Darin ist die Erzählung über die zweite Mutter und Wotan nur eine exemplarische, stützende, beispielhafte Rolle. Keine erklärende, keine begründende - eine erlebte.

Die Geschichte Deiner zweiten Mutter wäre eine eigene Geschichte, ein eigener song - und da würde auch das Ende reinpassen, das Du hier in einem post erzählt hast - damit wäre es rund: tragisch, aber abgeschlossen. Da würde dann auch der Vater auftauchen, Du auch, weil Du zu ihr gehalten hast, die anderen Geschwister, weil sie Front gegen sie gemacht haben. Aber das ist IHRE Geschichte, von dem Du einen Teil mitbekommen hast.

Natürlich hängt das zusammen - biografisch: für Dich, der Du es erlebt hast.
Als Zuhörer möchte ich aber nicht überfrachtet werden, mit Personal, mit Nebensträngen, mit Details (Wotan) - es sei denn, man macht es wie Bob Dylan, der in der Phase, in der er Lebensgeschichten erzählte und vertonte, mal locker zehn oder zwölf Strophen geschrieben hat. Da braucht es aber einen ausgefeilten Spannungsbogen - musikalisch wie erzählerisch.

Ansonsten: verdichten, bei einem Erzählstrang bleiben, reduzieren.

Und von der Erzählweise her sich an die Empfehlungen von Jed halten: show, don´t tell - nicht: er war sehr traurig, sondern: Tränen liefen ihm über die Wangen ... nicht: er faßte wieder Mut, sondern: er straffte sich und hob den Kopf ...

Ich glaube, hierin liegt der Ursprung: Wenn Du einen biografischen Text verfaßt, kannst Du ihn behandeln wie für eine Tagebuch geschrieben: nämlich für Dich. Das hat seinen Wert, ist aber nicht für andere gedacht. Andere brauchen es nicht zu verstehen und brauchen es nicht zu teilen. Wenn Du aber anderen etwas mitteilen oder erzählen willst, dann geht es darum, es für andere verdaubar, verständlich und emotional zugänglich zu machen. Damit fängt die Arbeit des songtexteschreibens an.

Falls ich noch nicht drauf hingewiesen habe: In dem workshop lyrics (link in meiner Signatur) gibt es etliche Hinweise für so Sachen wie Erzählperspektive, eine Checkliste für songtexte, sprachliche Elemente wie Beschreibungen, Dialoge etc.

x-Riff
 
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Natürlich hängt das zusammen - biografisch: für Dich, der Du es erlebt hast.
Als Zuhörer möchte ich aber nicht überfrachtet werden, mit Personal, mit Nebensträngen, mit Details (Wotan) - es sei denn, man macht es wie Bob Dylan, der in der Phase, in der er Lebensgeschichten erzählte und vertonte, mal locker zehn oder zwölf Strophen geschrieben hat. Da braucht es aber einen ausgefeilten Spannungsbogen - musikalisch wie erzählerisch.

Dylan ist einer meiner Idole, Desolation Row eins meiner Favoriten, ich glaub das Stück hat so an die 10 Strophen. Ein anderes Vorbild ist John Lennon, besonders seine erste "eigene" LP, wo er rücksichtslos über sich und auch seine "Mother" singt. Ich finde schon, dass mein Erzählstil nicht gerade "lyrisch" ist, John Lennon wie auch Bob Dylan schreiben so wie Ihnen der Schnabel gewachsen ist, oder, um es ernsthaft auszudrücken, sie schildern ihr LEBEN. Und dieses LEBEN kann man nicht, wie Jed es vorschlägt, mal eben an das angebliche Hörbedürfnis des Publikums anpassen, um irgendeiner lyrischen Kunstform gerecht zu werden. Genauso finde ich es widerlich, wenn heute kommerzielle Songs durch irgendwelche Werbetexter im Team entwickelt werden, und nur noch auf den Publikumsgeschmack gezielt wird.
Ich will mich nicht mit Dylan oder Lennon vergleichen, das waren ganz andere Kaliber, aber verbiegen lasse ich mich auch nicht, genau wie sie.


Und von der Erzählweise her sich an die Empfehlungen von Jed halten: show, don´t tell - nicht: er war sehr traurig, sondern: Tränen liefen ihm über die Wangen ... nicht: er faßte wieder Mut, sondern: er straffte sich und hob den Kopf ...

Genau das wäre ein Verbiegen. Ich kann mich nicht daran erinnern, geweint zu haben, also warum soll ich das dann schreiben? Genau erinnern kann ich mich an die wiederkehrende Lieblingshandlung von Wotan, mich festzuhalten mit einer Hand, mit der anderen meinen Arm bis zur Schmerzgrenze zu verdrehen und gleichzeitig mit einem Fuß eins meiner Lieblingsspielzeuge zu zertreten. Ich habe vor Schmerzen geschrien, nicht Wotan. Aber ist DAS wichtig für den Song? Ich finde nicht.

Ich glaube, hierin liegt der Ursprung: Wenn Du einen biografischen Text verfaßt, kannst Du ihn behandeln wie für eine Tagebuch geschrieben: nämlich für Dich. Das hat seinen Wert, ist aber nicht für andere gedacht. Andere brauchen es nicht zu verstehen und brauchen es nicht zu teilen. Wenn Du aber anderen etwas mitteilen oder erzählen willst, dann geht es darum, es für andere verdaubar, verständlich und emotional zugänglich zu machen. Damit fängt die Arbeit des songtexteschreibens an.

Ich sehe das etwas differenzierter. Bob Dylan hat bestimmt nie darüber nachgedacht, wie er den Song verdaulich machen kann, bevor er anfing, ihn zu schreiben. Verständlich und emotional zugänglich zu machen schon, da kann ich Dir folgen. Unverständlich finde ich meinen Text nicht, aber teilweise zu wenig emotional zugänglich für andere, das zeigt mir ja auch die Diskussion hier. Daran werde ich weiter arbeiten, hat ja keine Eile.

Falls ich noch nicht drauf hingewiesen habe: In dem workshop lyrics (link in meiner Signatur) gibt es etliche Hinweise für so Sachen wie Erzählperspektive, eine Checkliste für songtexte, sprachliche Elemente wie Beschreibungen, Dialoge etc.

Danke für den Hinweis, werd mir das mal anschauen.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ja klar. Das ist der rote Faden in deinem Kopf. Übertrag ihn in deinen Text, damit auch deine Hörer ihm folgen können. Dein roter Faden geht andauernd verloren, weil du dich - wie schon mehrfach auch von anderen angemerkt - mit zu vielen Infos und zuviel Personal aufhältst. Was zur Hölle hat der spätere Beruf deines Freundes Peter mit deiner Rettung zu tun? Das wäre doch schon wieder ein neuer Song.

Du hast ja recht, ich muss und werde den Text überarbeiten. Die Hinweise hier im Forum waren und sind für mich sehr hilfreich.
Das mit dem Dipomingenieur hatte ich allerdings bereits erwähnt, warum mir das wichtig ist. Wenn man den Text aufmerksam liest, wird klar, dass sich da zwei sehr unterschiedliche Menschen miteinander verbündet haben. Peter war der Techniker, schon damals, und blieb es, stellvertretend im Text durch den Titel veranschaulicht, während ich der kreative Träumer war und bin, was ihm genauso abging wie mir das Technische. Ist doch eigentlich ganz einfach zu verstehen, oder? Eine Zeitlang hab ich sogar überlegt, den Titel in "Diplomingenieur" umzuändern. Meine Frau meint, ich solle "Peter" den Song widmen und ihm als spätes "Dankeschön" schicken, das würde es mit DEM Titel dann irgendwie rund machen.
 
Woher weißt du heute, dass sie es damals schwer hatte?

Ich bin ja nicht Kind geblieben, hab in späteren Jahren oftmals mit ihr darüber geredet.

Ich schätze, deine heutige Interpretation - "sie hatte es schwer" - basiert auf Erinnerungen an solche objektive Beobachtungen, die du als Kind machtest.
nein, das trifft nicht zu, siehe oben. Mein Bruder "Wotan" hat sie mehrfach brutal niedergeschlagen, es ging über solche Lapalien wie "Du bist nicht unsere Mutter" weit hinaus. Da wurde Tag für Tag intrigiert, ihr ins Gesicht gelogen, und ich stand dazwischen...
 
Das mit dem Dipomingenieur hatte ich allerdings bereits erwähnt, warum mir das wichtig ist. Wenn man den Text aufmerksam liest, wird klar, dass sich da zwei sehr unterschiedliche Menschen miteinander verbündet haben. Peter war der Techniker, schon damals, und blieb es, stellvertretend im Text durch den Titel veranschaulicht, während ich der kreative Träumer


Alles richtig. Aber des wäre ein neuer Song. Du versucht, deine Kindheit in dreieinhalb Minuten zusammenzufassen. Mach lieber ein Konzeptalbum draus. Oder zwei bis drei
 
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Alles richtig. Aber des wäre ein neuer Song. Du versucht, deine Kindheit in dreieinhalb Minuten zusammenzufassen. Mach lieber ein Konzeptalbum draus. Oder zwei bis drei

ich denk drüber nach ;-)
 
//Text entfernt//

Nicht wirklich, weil du diesen Aspekt in einem Nebensatz abhandelst. Gefolgt von "damit schließt sich der Freundschaftsring". Warum schließt sich der Freundschaftsring? Nur, weil ihr verschiedene Interessen habt?

//Text entfernt//

Zwar sind alle deine Erläuteruingen nachvollziehbar, aber das Problem mit der Balance bleibt. Da sich drei von fünf Strophen mit der Stiefmutter und den Geschwistern beschäftigen, ist es für Hörer/Leser ein Lied über Familie, in das die letzten beiden Strophen nicht so reicht reinpassen wollen.

//Text entfernt//

In diesem Satz steckt sehr viel mehr Zündstoff als in deinem kompletten Text. Warum verwendest du nicht solche Fakten statt "Schädelbasisbruch"?
 
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//Text entfernt//
In diesem Satz steckt sehr viel mehr Zündstoff als in deinem kompletten Text. Warum verwendest du nicht solche Fakten statt "Schädelbasisbruch"?
Finde ich völlig richtig.
Zudem ist es ein eindrucksvolles Beispiel für "show - don´t tell" bzw. den Einsatz von Dialogen.
//Text entfernt//
Erinnerst Du dafür ein Beispiel? Wo ihr ins Gesicht gelogen wurde, wo Du dazwischen standest?

x-Riff
 
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