Da sich die "alten Hasen" bisher nicht zu Wort gemeldet haben, schreibe ich hier mal meine ersten Eindrücke, seitdem ich seit dieser Woche eine eigene Klarinette habe und selbst noch am Anfang stehe.
Ich denke, ich hatte dieselben Fragen und Entscheidungsprozesse zu durchlaufen.
Letztlich spielen die Boehmleute Boehm, weil ihr Lehrer das unterrichtet hat und die anderen Deutsch, weil ihr Lehrer auf "klassisch deutsch" schwor... Davon würde ich die Wahl auch abhängig machen, denn wenn du einen guten Lehrer findest, der von Boehm nichts hält, bringt es nichts, wenn du aufgrund irgendwelcher Netzrecherchen unbedingt Böhm von ihm lernen willst.
Das sehe ich auch so, im Idealfall erst einmal einen Lehrer zu suchen und dann mit ihm abzustimmen.
Soweit ich das bisher weiß, und auch an anderer Stelle in diesem Forum und an anderer Stelle geschrieben wird, gleichen sich die Systeme immer näher an. Der Ton der Deutschen galt als dunkler und kraftvoller.
Sollte man eine Karriere in einem professionellen Symphonieorchester im Blick haben, ist es wohl immer noch geraten, in Deutschland das Deutsche System nach Oehler zu lernen. Als Jazzer dann eher Boehm.
Nur wenn es drum geht, mit möglichst geringem Material- (...), ist klar zu Böhm zu raten, da gibt es durch die Verbreitung in USA und Japan im Billigsegement wohl deutlich mehr Auswahl... Weil es so richtig miese "Instrumente" im Deutschen System praktisch nicht gibt, war der Ruf der Boehms in Deutschland früher wohl so schlecht
Es ist ja nicht nur USA und Japan, sondern eben sozusagen die ganze Welt, die bevorzugt die Französische Bauweise nach Boehm spielen; ganz abgesehen von Jazz/Blues, deren Musikstil dann auch aus USA kommen. Die Instrumente sind bei gleicher Qualität billiger, es gibt mehr internationale Hersteller und es gibt im Billigsegment ein größeres Angebot, incl. die allerpreiswertesten Geräte, die dann eher zweifelhaft sind. Buffet Crampon, der deutsche Ableger der "Buffet Group" Schreiber, Yamaha und Jupiter bauen meiner Meinung nach akzeptable Schülerinstrumente für einen Neupreis von 600-650€ aus ABS-Kunststoff; wenn man dann noch ein Auslaufmodell bekommt, wie z.Zt. das Buffet B10/B12 oder vergleichbare Instrumente, ist man da auch schon mit 330-370€ dabei.
Also generell gefragt würde mich interessieren, ob eines der beiden Systeme vielleicht etwas komfortabler/leichter zu greifen ist?
Grundsätzlich gibt es immer leichte Unterschiede bei Instrumenten, denn die Anatomie des Menschen ist nicht gleich. Gerade zu Beginn, wenn man ein Instrument noch gar nicht spielen kann, ist es schwer einzuschätzen, was einem liegt und was nicht. Auf jeden Fall soll man sich mit seinem Instrument gut fühlen, bei der Klarinette mit der Mechanik klarkommen.
Gerade Blasinstrumente klingen bei jedem Musiker unterschiedlich.
Ein gutes Instrument erhöht natürlich die Motivation und erleichtert das Lernen. Aber was bedeutet nun "gut". Man kann gebrauchte Instrumente kaufen, sofern man sich im Gebrauchtmarkt auskennt oder jemanden hat, der sich dort auskennt und den Anfänger beraten kann. Oder man kann erst einmal ein preiswerteres Schülerinstrument neu (oder auch gebraucht mit den o.g. Einschränkungen) kaufen, um dann später, wenn man fortgeschritten spielen kann ein wirklich passendes Instrument in der nach oben offenen Skala zu kaufen.
Mein Hauptaugenmerk liegt immer noch auf Barockmusik, bzw. "Alte Musik" auf Blockflöten. Ich interessiere mich aber für die Klarinette und will auch musikalisch in neue Bereiche vordringen. Für mich spielte der Preis eine ganz entscheidende Rolle und so habe ich mich für die Strategie entschieden, zunächst ein akzeptables Kunststoff-Schülerinstrument nach Boehm zu kaufen, um dann bei späterem Bedarf in ein teureres zu investieren, das dann meinen Ansprüchen genügt.