Komplettsanierung einer Gitarre mit Wiederaufbau (Hoffentlich:-D)

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Hallo zusammen,

es war Oktober 1994! Mein erstes Azubigehalt war auf dem Konto und ich konnte mir endlich; nach langem warten meine erste Gitarre kaufen! Da ich schon wusste, dass ich nachher auf Stromgitarre umsteigen wollte, habe ich mich für ein einfaches Instrument entschieden. Also eine klassische Klassische Gitarre. Leider gibt es von ihr keine Bilder mehr im Originalzustand. 2 Monate später starb mein Vater, der noch am Vortag gesagt hatte, dass er stolz darauf ist, dass ich ein neues Instrument lerne... tja... genug rührseliges Gesemmel! Versprochen :D

Nun; Ich wollte ja immer eine Gitarre und war tierischer G´nR-Fan. Also wollte ich eine Les Paul Custom in schwarz. Da ich kein Geld hatte, aber eine schwarze mit weißem Binding und Blockinlays haben wollte, habe ich mir eine Dose schwarzen und weißen Lackspray gekauft und... sorry-... draufgerotzt!

Geschmäcker wechseln und ich hatte meine erste E-Gitarre; Als Shredder-Fan wollte eine 80´s-Style Gitarre haben. Also: Lackspray in Lila-metallik (und gleich noch die BBS-Alus meines Bruders teilweise mitlackiert)! So ging es immer weiter; wobei die Gitarre selbst eigentlich nicht mehr gespielt wurde sondern als "Dekostück" -bestenfalls noch als Baggersee-Klampfe- missbraucht wurde.

Die Story mit den Farben wurde durch einen Unfall ca. 2004 jäh unterbrochen. Mir fiel ein Pick ins Schallloch und als ich es durch wechselnde Schüttel- und Kippbewegungen rausbekommen wollte ist mir was dummes passiert; Es machte KraZong und ich habe sie meiner (jetzigen EX) Freundin über die Rübe gezogen (Unabsichtlich)! Dadurch löste sich die Decke von den Zargen. Über den Zustand des Mädels möchte ich nix schreiben. Heute weiß ich, dass sie es verdient hatte :D


...wo war ich doch gleich...?

Nun; die Zargen/Deckenverbindung habe ich mit Alleskleber wieder zusammengefixt; das allerdings ungleichmäßig und unsauber! Da man die Fuge noch gut erkannte und auch sonst die Gitarre eher wild gemacht wurde, habe ich einfach mal Hammerschlaglack blau ausprobiert! Siehe da; es sah scheiße aus; aber so, als ob es gewollt war :)
Seither stand...eigentlich lag... die Gitarre irgendwo rum u.a. auch im unkimatisierter Proberaum.

Vor wenigen Wochen planten wir die musikalische Begleitung für die Hochzeit eines Freundes und es stand ein Stück mit Konzertgitarren-Solo auf dem Programm. Da ich keine brauchbare Alternative parat hatte wollte ich eben jene reaktivieren.
Beim ersten Anspielen fiel mir die miese Ansprache und vor allem der dünne Ton auf. Irgendwas passte nicht. Nochmal angeschaut und abgeklopft: Die Decke löste sich auf fast der gesamten Verleimung ab; außer den Stellen, die ich geklebt hatte.

Zuerst wollte ich die Gitarre wieder reparieren, aber je länger ich drüber nachdachte kam im zum Entschluss: Die Klampfe ist fertig; entweder einfach liegen lassen oder richtig restaurieren, bzw teilweise neu aufbauen!

So wirds gemacht! Ich werde versuchen, die Gitarre wiederzubeleben. Mit einfachen Mitteln und handwerklich eher zwei linken Händen; aber ich probiere es jetzt einfach... weil ich Bock drauf habe und sie es verdient hat.

Ich werde hier also meine Erfahrungen quasi als Blog wiedergeben, wenn interesse besteht. Außerdem werde ich sicher immer wieder mal Fragen stellen und fände klasse, wenn ich ehrliches Feedback - positiv wie negativ - bekommen würde.

Frank


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By frama78 at 2011-09-05

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By frama78 at 2011-09-05
 
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Na, da hast du ja noch viel Arbeit vor dir
Zwischenfrage, ist das eine Hopf?
 
Hey, danke für die Antwort; hätte nicht gedacht, dass sich jemand meldet :)

Also, die Gitarre war eine "Handmade" von Craytman. Vermutlich ein Modell eines UK-Importeuers... Oder tatsächlich Made in UK? Kennst du/ Kennt jemand diese Marke?
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By frama78 at 2011-09-05


So; ich war jedenfalls fleißig und habe alles soweit demontiert!

Brücke ist runter:
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By frama78 at 2011-09-05

Griffbrett ist runter:
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By frama78 at 2011-09-05


So; jetzt mal mutig den Spachtel angesetzt und siehe da! Die Decke löste sich fast über die gesamte Länge komplett ab; von alleine!
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By frama78 at 2011-09-05

Halsfuß, Endstück und Leisten sind qualitativ eher die Arbeit eines Grobmotorikers (NICHT ich)- wie die gesamte Verarbeitung!
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By frama78 at 2011-09-05

Nachdem Beizer und abbrennen nix brachten außer versauten Oberflächen ....
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By frama78 at 2011-09-05

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By frama78 at 2011-09-05


...habe ich doch mit der Hand am Arm losgelegt und das gute alte Schmirgel verwendet und jetzt kann man wenigstens schonmal eine Gitarre(!) erkennen finde ich.
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By frama78 at 2011-09-06
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By frama78 at 2011-09-06



Schnitt


So; jetzt zu den Problemen und Fragen. Ich hätte gerne eure Meinung:

Boden:
Der Boden hat viele Risse (Insgesamt 5+ ein Brandloch innen das wohl von einer Zigarrette stammt). Ich vermute nicht mal, dass diese wegen Beanspruchungen aufgetreten sind, sonder eher, dass das Sperrholz einfach minderwertig ist. Die Decke sieht ähnlich aus; aber ich habe sie noch nicht abgeschliffen und weiß nichtmal sicher, ob massiv oder gesperrt (eher letzteres).
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By frama78 at 2011-09-06
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By frama78 at 2011-09-06








was meint ihr? Soll ich das Projekt als Restaurierung canceln und gleich einen Neuaufbau mit massiven Materialen probieren? Es ist ja so: Der Hals an sich ist echt gute, massive Qualität (von der Färbung, Maserung und "Porigkeit" vermutlich Mahagoni)

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By frama78 at 2011-09-06

aber das Gribbrett ist mal gar nix! Oben und unten 1-mm Furnier; dazwischen 3 lagen grobes Holz/Unbekannter Art. An sich sähe die 3 nicht mal so schlecht aus, aber mir schwant, dass die dünnen furniere schon ihren grund hatten (bearbeitung, schleifen, brichten,...)
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By frama78 at 2011-09-05

Jetzt ist meine Überlegung, ob ich nicht "einfach" Decke, Boden, Griffbrett und Brücke neu und aus ordentlichem Material fertige und eine Gitarre "Teilneu" baue?
Die Zargen machen einen ganz soliden Einduck; trotz Sperrholz. An das Biegen von neuen traue ich mich nicht. Da würde es doch eigentlich sinn machen, Hals und Zargen als Ausgangspunkt zu verwenden. Was meint ihr zu dem Vorhaben?
 
Zuletzt bearbeitet:
Frage frama: was meint ihr? Soll ich das Projekt als Restaurierung canceln und gleich einen Neuaufbau mit massiven Materialen probieren?

Hallo Frama,

meiner Meinung nach sieht die Sache gar nicht schlecht aus. Verworfen hötte ich das Projekt auf keinen Fall.
Die Risse wirken auf mich ziemlich harmlos, der Hals ist auch interessant - und deine etwas rustikale Bearbeitung hat sie auch überstanden, hi hi :)
Ich hätte die Klebstellen gereinigt, das Ding verleimt und beim (zunächst erstmal überflüssigem) Finish überlegt, ob ich äüßerliche Bearbeitungsspuren und Fehlerchen nicht sogar sichtbar lasse.

Falls du wirklich ein neues Griffbrett möchtest, kannst du es ja nachkaufen (ich hätte das alte genommen).
Aus dem Gerät eine perfekte und neuwertige Gitarre zu basteln wird meiner Meinung nach nichts. Der Reiz der Geschichte liegt in der Resrauration, den Kampfspuren und nicht zuletzt in nun sichtbaren konstruktiven Besonderheiten (Halsaufbau)

Ist jetzt nur kurz, aber ich würde die vorhandene Materie reastaurieren und möglichst wenig neue Teile kaufen.

Viele Grüße
 
Estmal danke für deinen Post! Prost :)

"Rustikale bearbeitung"?!? ich gehöre öffentlich gevierteilt!:redface:
Außerdem: NIE wieder solche "lackierungen"! Ich warne jeden davor, sowas zu machen; egal wie verranzt das Instument ist! Das ist Frevel und die arme Sau, die das nachher mühsamst abschleifen muss tut mir leid... Also ICH bin geheilt von Hopplahopp-aktionen! :)


Zurück zur Werbung:
Das Griffbrett werde ich mal genauer in Augenschein nehmen. An sich sieht es mit der Streifenoptik irgendwie tatsächlich interessant aus. Nur; die beiden dünnen Furniere irritieren mich. Das untere (zwischen Griffbrett und Hals) ist teilweise recht stark ausgesplittert und müsste so oder so ab. Außerdem sind die beiden Seiten extrem weich. Das auf der bundierten Seite kann man mit dem Finger eindrücken; ist fast Gummiartig.

Ob ich die Decke wirklich retten soll weiß ich beim besten Willen nicht (Frage von Sinn/Unsinn). Am wenigsten Aufwand wäre es sicher, wobei einige Bereiche von den Brüchen und dem Ablösen schon ausgefranst sind. Eine neue Decke selbst zu machen würde mich schon sehr reizen.

Die Risse im Boden machen mir konstruktiv und stabilitätsmäßig kein Kopfzerbrechen. Diese mit Patches zu reparieren wäre eine einfache Übung. Ich frage mich nur, ob das überhaupt Sinn macht, weil ich A) die Decke schon entfernt habe- also eigentlich nicht flicken MÜSSTE- und B) sie sowieso nur aus Sperrholz ist. Weißt du, wie ich meine? WENN ich schon dran bin... :)

Wenn ich das alles so überlege könnte es doch Sinn machen, die Teile zu erneuern? Es heißt ja, dass erstmal die Decke der klangliche Knackpunkt ist. Diese, den Boden und die Brücke neu; der Hals selbst ist ja solides Material. Dann hätte ich ein solides Instrument (wenn ich beim Bau keinen übermäßigen Murks fabriziere). Natürlich müsste ich mir auch Gedanke über Halsfuß, Endblock, Leisten und "Lining" (wie heißt das auf deutsch) machen. Trockenes Fichtenmaterial habe ich jedenfalls genug.

Das einzige negative wären dann eben noch die Sperrholz-Zargen. In wie weit diese ins klanglich Gewicht fallen kann ich nicht sagen.

Nehme gerne Gedankenanstöße an! Auch Ratschläge sind Schläge :)


Frank
 

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