Kopfstimmentechnik

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Hallo,

meine Gesangsschülerin verkörpert ein Phänomen, das ich vorher noch nie erlebt habe. Sie weiß nicht, wie man die Kopfstimme "nutzt". Ich habe seh viel versucht, so z.B. eine Vielzahl von Singübungen, wie Gähnen, Säufzen, etc. Das Problem ist folglich nicht, dass sie nicht singen könnte, sondern nur, dass ich nicht weiß, wie ich ihr erklären kann, wie man die Kopfstimme einsetzt. Sie singt nur Bruststimme und kommt damit relativ hoch (ca. c''). Nun hätte ich gerne Tipps, oder Ideen, wie ich erklären kann, was die Kopfstimme ist, was sie ausmacht und wie man mit ihr Töne erzeugt.

Vielen Dank
 
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Hallo posaunenmann,

willkommen im Board!

Ich hatte etwas ähnliches. Ich konnte rauf bis zum c'', dann sogar raufbelten bis zum es'' - und wusste nicht, was u. wie die Kopfstimme ist, geschweige denn, wie ich sie nutzen sollte.
Was mir nach vielem Herumprobieren dann tatsächlich am Meisten gebracht hat: Von einer Sopranistin die Töne vorsingen lassen u. schwupps hab ichs ihr nachgesungen als hätte ich das schon immer so getan!
Das Demonstrieren von einem männlichen Wesen hat mir nicht das notwendige Aha-Erlebnis gebracht, weils eben ganz anders klang. Dazu kam noch, dass meine "Klangvorstellung" halt eben von Sängerinnen kam, die fast immer stark rauf belteten.


Was vielleicht auch helfen würde. Nicht an "singen" denken lassen, sondern "herumblödeln" - da lässt man mal lockerer. Einen quietschigen Kindergesang nachahmen lassen (zB "We don't need no education" - u. es soll eben nach Kind klingen u. nicht nach Erwachsenem, oder vielleicht sogar ein Kinderlied oder "Happy Birthday" inkl. kindlichem Nicht-Englisch-Könn-Aussprachefehler).

Ein anderer Zugang vielleicht das "Stufendenken": Einstellung im Hals wird eine Stufe höher "aufgehängt" u. da weiter gesungen; dann wird wieder alles eine Stufe höher "aufgehängt" u. da weitergesungen.
Wenn Deine Schülerin das macht, was ich immer machte... dann lässt sie alles auf der untersten Stufe... u. dann geht nach oben nichts mehr.

Oder vielleicht geht es auch ganz einfach damit, sie auf "la la la" eine Operndiva nachahmen zu lassen.

Vielleicht hilft's ja. Ansonsten melden sich sicher ein paar der Gesangs- und Erklärungsprofis hier.

LG saxycb
 
Hallo !
Saxy hat recht: die Tatsache, dass Du ein Mann bist, erschwert hier einiges, denn viele finden die Kopfstimme schneller, wenn die Gesangslehrerin es vormacht; aber ich nehme an, dass Du nicht in die hohe zweigestrichene Lage kommst ;)
Jedenfalls ist das Problem verbreiteter, als Du glaubst. Ich habe sogar Schülerinen, die sagen, dass sie ihre Kopfstimme nicht mögen und sie deshalb auch nicht einsetzen wollen, und es braucht dann einiges an Überzeugungsarbeit, um vom Bruststimm-Gebrummel abzukommen. Eine Stimme sollte immer gut gemischt sein, also immer einen Kopfstimmenanteil haben, und die isolierte Kopfstimme sollte man auch regelmäßig trainieren, damit sie nicht verloren geht. Und weil es sich positiv auf die mittlere und tiefe Lage auswirkt.
Im Popgesang verwenden Frauen die isolierte Kopfstimme allerdings nicht - das tun sie nur im klassischen Gesang. Was wir hier brauchen, ist die mixed voice - aber die hat IMMER Randstimmanteil, bis in die tieferen Lagen (randstimmiges Singen = mit Kopfstimme).
Mein Tipp wären Übungen auf "u", weil dieser Vokal am besten für die Randstimme ist. Ich würde z.B. Glissandi nehmen und vielleicht so ab c´-e´ über Terzen singen lassen, immer schön im Glissando bleibend. Nach oben erstmal so weit es geht, aber mindestens g´´ sollte nach einiger Zeit schon drin sein. Keinen Druck ausüben, eher so, als würde man leicht jammern (stöhnen). Und immer auch zurück in die tiefe Lage gehen, dabei die Randstimme mitnehmen ! Es ist zunächst mal ein Experimentieren mit dem "neuen Register" und muss sich auch nicht schön anhören.
schöne Grüße
Bell
 
Hallo!

Das mit dem "u" ist tatsächlich hilfreich. Dass mir das gestern nicht eingefallen ist... Durch das u rutscht man leichter in die Randstimme... bei mir selbst geht es bei einem ü/y noch viel leichter/besser. Das muss man rumexperimentieren, weil das bei jedem dann doch dezent anders ist.

Vielleicht ist da aber auch noch eine gedankliche/gefühlsmäßige Ablehnung der Kopfstimme bei Deiner Schülerin dabei? Mir war zum Beispiel nicht klar, dass das gehauchte, hohe "fiep, fiep" halt eben der "Beginn" ist u. sich das später zu einer "großen" Kopfstimme entwickeln kann/wird. Nur muss man halt durch das gehauchte Gefiepse mal durch. Für mich war Fiepsen kein Singen - u. dadurch habe ich das instinktiv abgelehnt und "konnte" es dann auch nicht produzieren.
Vielleicht solltest Du Deiner Schülerin daher explizit klarmachen, dass alle(?!)/viele eben zuerst mal Gefiepse produzieren u. dann von dort ausgehend an diesem neuen Register arbeiten und es weiterentwickeln.

@Bell: Mein männlicher GL konnte mir zwar tatsächlich Töne bis zum f'' vormachen - aber das half mir nichts, weil ich das "so klingend" nicht nachahmen konnte bzw gar nicht wollte :rolleyes:

LG saxycb
 
Vielleicht ist da aber auch noch eine gedankliche/gefühlsmäßige Ablehnung der Kopfstimme bei Deiner Schülerin dabei?

könnte ich mir auch gut vorstellen. ich hab ein wenig überwindung gebraucht, meiner gesangslehrerin meine vorstellung von kopfstimme vorzumachen :) habs dann auch über das U und mit einigen übungen zur kontrolle des gaumensegels gelernt.
 
Was mir geholfen hat, überhaupt an das Randstimm-Gefühl ranzukommen war im piano zu üben. Für den Belt braucht man doch relativ viel Druck und Power und das lässt sich leise nicht so gut machen.

Aber ich muss Saxy und Bell* zustimmen - am Besten lernt man das durch Nachahmung.
 
Vielen Dank für die Antworten. Ich denke, ich kann mit vielen Tipps etwas anfangen und die Kopfstimme aus ihr herauskitzeln.
 

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