Lange Nägel für klassische Gitarre notwendig?

Michael Scratch
Michael Scratch
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Ich spiele in einer Band Bass.
Und ich habe seit einiger Zeit Gitarrenunterricht (E- und Westerngitarre). Gitarre spiele und übe ich bisher nur für mich, mit dem Ziel, für das Homerecording den einen oder anderen Part selbst einzuspieln - und natürlich, weil es mir Spaß macht.

Nun unterrichtet mein Lehrer auch bzw. vorwiegend klassische Gitarre und ich bin ein wenig angefixed worden, als ich seine Meistergitarre spielen durfte. Nun überlege ich mir ernsthaft, eine klassische Gitarre zu kaufen und zusätzlich auch klassischen Unterricht zu genießen.
Allerdings sagt mein Lehrer, dass ich mir da eigentlich die Fingernägel wachsen lassen müsste. Lange Fingernägel stören aber, wenn ich Bass spiele. Was nun?
 
Verschiedene Varianten:
  • Die einfachste: Man kann Bass auch mit langen Nägeln spielen. (Spiele selbst akustische Gitarre [Nylon und Stahl] und akustische und elektrische Bassgitarre.) Geht gut.
  • Nagelspiel geht mit verschieden langen Nägeln. In unserem Ensemble sind die meisten Leute Nagelspieler, deren Nägel haben aber sehr verschiedene Längen.
  • Kuppenspiel geht auf der klassischen auch, ist aber seltener und braucht eine etwas andere Technik. (Eine ganz brauchbare Diskussion dazu: https://www.forum-klassikgitarre.de/t504f60479-No-Nails-in-Days.html)
 
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Achtung, enthält unpopuläre Ansicht aus eigener Erfahrung:
Zum einen reden wir vom Freizeitgebrauch und nicht davon, klassische Gitarre zu studieren. Da ist in den ersten Jahren das überhaupt Üben essentieller, als die Frage nach dem richtigen Handschmuck (vergleichbar mit einer Badehose, wenn man Schwimmen lernt, da muss es nicht gleich der Ganzkörperschuppenanzug für die entscheidenden Hundertstel sein, solange man Grundlagenausdauer trainiert).

Zum anderen hat z.B. einer der ganz Großen alle Alben seiner Band mit langen Nägeln eingespielt, um mehr Attack beim Anschlag zu haben und ggfs. mehr nach Plek klingen zu können. Dazu gibt es aber auch weitere Beispiele.

Steve Harris, Iron Maiden
 
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Bei klassischer Gitarre ist es eher eine Geschmacksfrage, was man bevorzugt. Sogar bekannte Komponisten haben im Laufe ihres Lebens vom Fingernagel zur Fingerkuppe gewechselt:
Ab 1902 musste er aufgrund einer Nagelbetterkrankung auf das Nagelspiel verzichten und zum Anschlag mit der Fingerkuppe wechseln. Seine bekannteste Komposition, das Tremolostück Recuerdos de la Alhambra, erhielt dadurch eine neue Klangdimension. Sein letzter bedeutender Schüler, Emilio Pujol, hat Tárregas Kuppenspiel sogar zur ästhetischen Norm erhoben und dem Nagelspiel aus klanglichen Gründen vorgezogen.
Es geht also beides ... ist am Ende halt wie die Fender-Gibson-Diskussion, ein hervorragendes Thema um viele Seiten in einem Forum zu füllen. ;)
Ich persönlich hatte eine Weile längere Fingernägel zum Fingerpicking auf der Westerngitarre. Inzwischen trage ich sie wieder kurz, weil sie auf der E-Gitarre beim Tapping stören.
 
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Zum einen reden wir vom Freizeitgebrauch und nicht davon, klassische Gitarre zu studieren. Da ist in den ersten Jahren das überhaupt Üben essentieller, als die Frage nach dem richtigen Handschmuck (vergleichbar mit einer Badehose, wenn man Schwimmen lernt, da muss es nicht gleich der Ganzkörperschuppenanzug für die entscheidenden Hundertstel sein, solange man Grundlagenausdauer trainiert).
NEE, DISSENS-ALARM :)
Nägel sind kein "Fingerschmuck", sondern Teil der Klangformung. Oder eben auch nicht. Man kann zweifelsfrei auch mit Kuppe glücklich werden, aber der Unterricht muss die Spieltechnik berücksichtigen. Und beim Üben immer zwischen Nagel und Kuppe zu wechseln, bringt auch nix.
Beim Schwimmen musst du auch beim Lernen entscheiden, ob du Brustschwimmen oder Kraulen lernen möchtest. Voran kommst du auf beiden Wegen.
 
Ich denke als Einsteiger kann man durchaus mit Kuppenspiel beginnen. Wenn dann tatsächlich die Liebe zu klassischen Gitarre entbrennt und man tiefer Einsteigen will, kann man immer noch entscheiden und ausprobieren mit welcher Nagellänge man zurechtkommt.
 
Wenn dann tatsächlich die Liebe zu klassischen Gitarre entbrennt und man tiefer Einsteigen will, kann man immer noch entscheiden und ausprobieren mit welcher Nagellänge man zurechtkommt.
Sehe ich in dem Fall anders: Der Lehrer scheint nicht nur Vertreter, sondern auch Verfechter des Nagelspiels zu sein. Daraus resultiert die Frage: Will und kann er (sinnvoll) auch Kuppenspiel unterrichten? Oder muss sich @Michael Scratch dann sinnvollerweise einen anderen Lehrer suchen?
 
Als studierter klassischer Gitarrist und ehemaliger Gitarrenlehrer:
Ob mit Nagel oder ohne ist letztlich vor allem eine Frage des Sounds:
Ohne Nagel hat man weniger Obertöne und einen wärmeren Sound und weniger Attack. Das kann man mögen. Gerade als Bassspieler ist das möglicherweise vielleicht sogar deine Richtung.
Mit Nagel hat man mehr gestalterische Möglichkeiten. Die Bandbreite an Sounds ist breiter: Von wirklich hartem Klang mit viel Attack, bis hin zu weichen Sounds.
Klassische Gitarre hat im Normalfall deutlich mehr mit Interpretation zu tun, als Western- oder E-Gitarre, weil die klassische von Natur aus mehr Dynamik und mehr Soundmöglichkeiten mitbringt.
Ich kam ursprünglich von der Klassikgitarre und ich hab 25 Jahre gebraucht und >1000 Westerngitarren angespielt bis ich endlich eine gefunden hab, die eine ähnliche Bandbreite an Sounds mitbringt und nicht "komprimiert".
Insofern bin ich auf der gleichen Linie, wie der Lehrer, der sagt, dass man sich
da eigentlich die Fingernägel wachsen lassen müsste

Das hat einfach eine Menge Vorteile und es ergibt Sinn das von Anfang an zu machen um es direkt "richtig" zu lernen.
ABER: Da steht bewusst auch "eigentlich". Es ist nicht verboten klassische Gitarre ohne Fingernägel zu spielen und es funktioniert auch genauso, wenn man mit den klanglichen Einschränkungen leben kann.
Ich würde es ein bisschen mit einem ständig aktivierten Kompressor bei ner E-Gitarre/Bass vergleichen: Man schränkt sich da bewusst ein, das muss aber nicht zwangsläufig ein großer Nachteil sein, und es mag sogar Szenarien geben, wo das von Vorteil ist.

Je nachdem wie gut du schon auf der Westerngitarre bist und was du da spielst (Fingerstyle?), wirst du möglicherweise irgendwann an Grenzen stoßen, wenn du ohne Nägel spielst.
Aber wenn du da noch nicht so fortgeschritten bist, sehe ich wenig Probleme darin auch ohne Nägel anzufangen und das ggfs später nachzulernen. Ist dann halt zusätzlicher Aufwand, aber du hast mit dem Bassspiel ja auch einen legitimen Grund auf Fingernägel zu verzichten. (Ich war mal ein Jahr lang jede Woche Bouldern und hatte in der Zeit auch deutlich kürzere Fingernägel. War auch ne Umstellung und man muss sich bewusst sein, dass manche Dinge dann nicht mehr so flüssig laufen oder man öfter daneben haut, aber Bouldern mit langen Nägeln geht halt gar nicht)

Von daher würde ich es einfach ausprobieren und gucken welchen Weg du da später gehen willst. Wenn du z.B. den Bass aufgibst um endlich ein richtiges Instrument zu lernen, löst sich das Problem von alleine ;-)

Das größere Problem wird wahrscheinlich eher sein, dass deine erste klassische Gitarre nicht ansatzweise so klingen wird, wie die Meistergitarre..
 
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verprellen<...> unflexibel auf die Bedarfe eines Schülers
Wenn es nur um die allerersten Grundzüge geht, kann man das so sehen.

Ab einem bestimmten Level sehe ich es anders. Was erscheint dir besser: Der Lehrer sagt dir, "natürlich kann ich das." Was er dir nicht sagt: Ich spiele zwar nicht so, weiß auch, dass es spieltechnische Unterschiede gibt, möchte aber nicht als "inkompetent" erscheinen.

Oder er sagt: "Für Unterricht im Kuppenspiel würde ich den Kollegen xyz empfehlen, der kann die Feinheiten besser; ich spiele seit 30 Jahren mit Nagel." Mag für den Anfänger erstmal irritierend sein, fände ich aber sehr ehrlich. Auch als Schüler.
 
Wenn du z.B. den Bass aufgibst um endlich ein richtiges Instrument zu lernen, löst sich das Problem von alleine ;-)
Auf keinen Fall! Ich bin froh, dass ich mit dem Bass ein richtiges Instrument habe, mit dem ich in unserer Band spielen kann: Wir haben zwei hervorragende Gitarristen und ich bin Ü50! Ich mag das Bassspielen: Da hat man wenigstens was unter den Fingern! ;)

Das größere Problem wird wahrscheinlich eher sein, dass deine erste klassische Gitarre nicht ansatzweise so klingen wird, wie die Meistergitarre.
Habe mir gestern in zwei Musikgeschäften Gitarren bis 1500 EUR angesehen. Zwei sind nun in der engeren Auswahl, die ich aber leider nicht direkt miteinander vergleichen kann, weil es die eine eben in dem einen und die andere in dem anderen Geschäft gibt:
- Hanika 50PC für ca. 1100 EUR
- Kremona Soloist S65C für ca. 600 EUR - die habe ich den etwas teueren Hanika Modellen bis ca. 1200 EUR, die es in diesem Laden auch gab, eindeutig bevorzugt - die 50PC gab es leider dort zum direkten Vergleich nicht).

Natürlich keine Meistergitarren, aber sicher welche, an denen ich lange Freude habe.
Und danach dann: "Was ist ein Lehrer wert, der so unflexibel auf die Bedarfe eines Schülers reagiert?"
Er hat ja nicht gesagt, dass es nicht auch mit kurzen Fingernägeln geht. Und er unterrichtet mich auch in E-Gitarre. Ich würde also nicht sagen, er wäre unflexibel. Ganz im Gegenteil.
Ich wollte jetzt nur mal Euere Meinungen dazu hören.
und was du da spielst (Fingerstyle?),
Noch nicht wirklich. Ich bin grad mit alternate Picking mit Plektrum auf der E-Gitarre gut beschäftigt ...

(Ich war mal ein Jahr lang jede Woche Bouldern und hatte in der Zeit auch deutlich kürzere Fingernägel.
Ja, ich klettere in meiner Freizeit auch ab und an ... nicht mehr ganz so regelmäßig wie noch vor einigen Jahren, aber immerhin ... auch draußen.

Und wenn ich es recht überlege: Ich habe keinen Schreibtischjob, sondern arbeite draußen und muss auch mal hinlangen ... und hygienische Gründe sind mitunter auch nicht ganz zu vernachlässigen in meinem Job.

Insofern werde ich wohl mit den Einschränkungen leben müssen.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

P.S. Werde im August wohl auch noch bei Teller vorbeisehen. Der hat seine Werkstatt nur 10 km weiter.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nur um das klar zu stellen, ich kenne einige Bassisten, die bewusst auch längere Fingernägel benutzen um damit ihren Bass Sound knackiger zu machen. Hat man, was ja auch nicht immer so sicher ist, wirklich harte, feste Nägel, dann kann man damit am Bass einen ähnlichen Sound wie mit einem Plek erreichen. Ich z.B habe, da nie wirklich mit einer Gitarre gespielt, auch nicht so wirklich Erfahrungen mit dem Plek. Da sind etwas längere Nägel schon von Vorteil, will man so einen Sound auch im Programm haben.
 
Kuppenspiel ist nicht besser oder schlechter, nur anders.
Gerade bei klassischen empfehle ich den Gebrauchtmarkt. Die Preise sinken meist schneller, als bei Steeltrings oder E-Gitarren. Ich habe in den letzten Jahren einige alte hochwertige klassische (letzter Neupreis vor ca. 10 Jahren bei 3k€+) für kleines Geld (< 500€) kaufen können. Ein paar Dings und Dongs, aber keine funktionalen Einschränkungen. Und es gilt wie immer bei gebrauchten Instrumenten: Die werden sich vermutlich wenig ändern.
Die können das auf jeden Fall;-) Ich habe eine alte 7/A aus den 60s und eine Kontrabassgitarre (B34) von denen. Beide sind sehr schöne Instrumente.
 
Ich würde es ohne Nägel probieren. Wenn dann ein Nagel abbricht, stört das beim Spielen weniger, als wenn man das Spiel mit den Nägeln gewohnt ist.
 
Ab einem bestimmten Level sehe ich es anders.
Ich auch. Auf dem ist der Fragende aber noch gar nicht angekommen (auf diesem Level ist man dann auch in der Lage, eine qualifizierte Entscheidung zu treffen und nicht "stört das nicht beim Bass spielen?" zu mutmaßen). Deshalb mein Vergleich mit der Badehose. So schön das Internet ist, es gibt den Brain Farts, die früher einfach mal nur ebensolche gewesen sind - und auch flüchtig wie solche -, viel zu viel Entfaltungsmöglichkeit, anstelle einmal zu beginnen bzw. den Fokus zu behalten. Und nein, es geht nicht um eine Kraulen- oder Brust-Entscheidung an dieser Stelle, sondern um Schwimmen lernen. :hat:

Kuppenspiel ist nicht besser oder schlechter, nur anders.
:great:
 
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Gerade bei klassischen empfehle ich den Gebrauchtmarkt.
Man muss aber auch in der Lage sein, Gitarren zu beurteilen. Im Geschäft habe ich Rückgabemöglichkeit, wenn der Lehrer dann in der ersten Stunde mit dem Instrument sagt, dass das Instrument irgendwelche Mängel aufweist.
 
Rückgabemöglichkeit
Ist richtig. Es gibt auch Läden, die gebrauchte anbieten und mancher Privatverkäufer lässt sich auch darauf ein, das man das Instrument einmal zum Lehrer mitnehmen darf (oder dass ggf. der Lehrer dich eine Stunde begleitet, wenn das auf dem Weg ist).
 

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