Wild Goose
Registrierter Benutzer
Moin aus dem Norden, liebe LS-Interessierte,
heute möchte ich euch meine DIY Lap Steel aus Eiche step by step vorstellen, die diesmal für einen befreundeten Musiker aus Nordfriesland bestimmt war.
Nach meinen ersten drei Projekten Walnut, Black Cat und Troublemaker hatte mich das LS-Baufieber mittlerweile ziemlich krass im Griff und war schon in die chronische und wohl unheilbare Phase getreten. Ein typisches Symptom äußerte sich darin, dass ich inzwischen einen mittleren Schatz an diversen Hölzern und Teilen angehäuft hatte, teils neu, teils gebraucht auf Vorrat erworben (ja, ich kann manchmal einfach nicht widerstehen, aber ich kann nichts dafür, das passiert während der Fieberschübe), teils von anderen Projekten, aus Umbauten oder Ausschlachtungen übriggeblieben, sodass mein Freund sich alle Komponenten selbst daraus aussuchen konnte.
Ich selbst würde wahrscheinlich immer noch unentschieden und ratlos davorsitzen und unterschiedliche Kombis von Holz und Hardware ausprobieren, aber er wusste ohne zu zögern, dass er von den dreien die Bohle rechts im Bild wollte.
Eine sehr gute Wahl und passend für einen engagierten Naturliebhaber, denn es handelt sich hierbei um wiederverwertete Eiche, konkret um eine Bodendiele eines Dachbodens, die mindestens 150 Jahre dort gelegen haben soll. Das sieht man dem Holz im positiven Sinne auch an, es ist in großer Würde gealtert. Auch der Holzwurm muss sein Zuhause in dieser Bohle einst sehr geliebt haben, denn er hat fleißig dazu beigetragen, sie so einzigartig und einmalig zu gestalten.
Nun stammt das Holz zwar aus Deutschland, aus hier rückgebauten Häusern und Scheunen, aber dort, wo Blues, Hawaiisound, Country und Rock herkommen, nennt man es barn wood – und das klingt doch irgendwie viel cooler als recyceltes Scheunenbauholz oder gar Eiche rustikal, oder?
Hier kommt also
Mein Freund wusste auch sofort, dass er dazu die Tele-Hardware in Gold wollte. Ich war anfangs unsicher, ob das funkelnde Gold nicht vielleicht einen seltsamen Kontrast zum knorrigen Holz bilden würde. Persönlich hätte ich im Zweifel wahrscheinlich eher auf matte Messingteile oder auf Relic gesetzt, aber das Gold erwies sich hier am Ende tatsächlich als goldrichtig (den Kalauer konnte ich mir jetzt nicht verkneifen, sorry…), siehe dazu weiter unten die Bilder.
Barny sollte ferner die kompakte Variante meiner Modelle werden, also kam die Vorlage der Black Cat zum Einsatz. Lediglich den Kopf habe ich um etwa 2cm verlängert, um meine neue Plakette unterbringen zu können.
Auf Form sägen:
Auf ein Fräsen der Seiten mit der Oberfräse habe ich hier verzichtet, denn geschleckt glatte Umrisse hätten ja dem urigen Gesamtcharakter von Barnys Korpus nicht gutgetan.
Beim Hochkantsägen für die Kopfplatte kommt die Stichsäge an ihre Grenzen, sie kann bezeugen, dass das Holz trotz seiner mindestens 150 Jahre und zweier überstandener Weltkriege noch genauso hart, kompakt und fest ist wie in seiner Jugend im 19. Jahrhundert.
Dann ging alles irgendwie ganz schnell, ein bisschen Routine erwirbt man sich ja doch von Projekt zu Projekt.
Pickup- und Controlcavities fräsen, Strings-through-Body bohren, Kopfplatte vollenden:
Sitzt :
Diesmal habe ich nicht nur auf das Fräsen der Seiten und Kanten, sondern auch auf das zeitaufwändige Schleifen, Beizen und Ölen verzichtet, d.h. ich habe nur stellenweise und nur insoweit vorsichtig gehobelt und/oder grob geschliffen, dass man sich keinen Spreißel in den Finger zieht, wenn man über die Lap streicht. Das Holz mit seinen mindestens 150 Jahren ist perfekt konserviert, bedarf keiner weiteren Behandlung und wird die Menschheit hoffentlich noch weitere mindestens 150 Jahre erfreuen.
Und so war Barny nun plötzlich schon fertig:
In einem zarten Wintersonnenstrahl sieht das Gold auf dem Holz einfach umwerfend und stimmig aus.
Eine weitere Besonderheit ist hier der Verzicht auf ein konventionelles Griffbrett. Um möglichst viel Holz sichtbar zu lassen, haben wir uns geeinigt, die Bünde lediglich mit Messingnägeln zu markieren. Als Gitarrist hat man ja auf der Lap ohnehin keine größeren Orientierungsprobleme und sollte damit easy klarkommen – und wenn nicht, könnte man ja immer noch ein Griffbrett nachrüsten.
Fehlt nur noch ein Wort zum Pickup: dafür hatte ich einen gebrauchten Roswell TE6 Big Mag auf Kleinanzeigen gefunden. In dem Moment war mir nicht wirklich klar, welchen Output der hat, und dass er eigentlich in einer Shredder-Axt gut aufgehoben wäre. Nichtsdestotrotz habe ich ihn mal hier eingebaut – könnte man ja immer noch austauschen. Natürlich kann er sehr gut crunchy dirty bluesig, auch sehr böse und laut werden (fragt da mal meine Frau), gleichwohl finde ich, dass er auch clean sehr gefällig klingt, rund, voll und geschmeidig melodiös – der eigentliche Bestimmungszweck von Barny. Aufnahmen habe ich leider keine gemacht, aber vielleicht kann man Barny ja mal auf der Bühne im Einsatz hören?
Nur echt mit der Gans:
Und auch noch grad rechtzeitig vor Weihnachten fertig geworden!
Ich wünsche viel Spaß und freue mich auf Kommentare oder Fragen,
keep on rocking'n'bluesing, allen ein schönes Wochenende von
Wild Goose
heute möchte ich euch meine DIY Lap Steel aus Eiche step by step vorstellen, die diesmal für einen befreundeten Musiker aus Nordfriesland bestimmt war.
Nach meinen ersten drei Projekten Walnut, Black Cat und Troublemaker hatte mich das LS-Baufieber mittlerweile ziemlich krass im Griff und war schon in die chronische und wohl unheilbare Phase getreten. Ein typisches Symptom äußerte sich darin, dass ich inzwischen einen mittleren Schatz an diversen Hölzern und Teilen angehäuft hatte, teils neu, teils gebraucht auf Vorrat erworben (ja, ich kann manchmal einfach nicht widerstehen, aber ich kann nichts dafür, das passiert während der Fieberschübe), teils von anderen Projekten, aus Umbauten oder Ausschlachtungen übriggeblieben, sodass mein Freund sich alle Komponenten selbst daraus aussuchen konnte.
Ich selbst würde wahrscheinlich immer noch unentschieden und ratlos davorsitzen und unterschiedliche Kombis von Holz und Hardware ausprobieren, aber er wusste ohne zu zögern, dass er von den dreien die Bohle rechts im Bild wollte.
Eine sehr gute Wahl und passend für einen engagierten Naturliebhaber, denn es handelt sich hierbei um wiederverwertete Eiche, konkret um eine Bodendiele eines Dachbodens, die mindestens 150 Jahre dort gelegen haben soll. Das sieht man dem Holz im positiven Sinne auch an, es ist in großer Würde gealtert. Auch der Holzwurm muss sein Zuhause in dieser Bohle einst sehr geliebt haben, denn er hat fleißig dazu beigetragen, sie so einzigartig und einmalig zu gestalten.
Nun stammt das Holz zwar aus Deutschland, aus hier rückgebauten Häusern und Scheunen, aber dort, wo Blues, Hawaiisound, Country und Rock herkommen, nennt man es barn wood – und das klingt doch irgendwie viel cooler als recyceltes Scheunenbauholz oder gar Eiche rustikal, oder?
Hier kommt also
B A R N Y
Mein Freund wusste auch sofort, dass er dazu die Tele-Hardware in Gold wollte. Ich war anfangs unsicher, ob das funkelnde Gold nicht vielleicht einen seltsamen Kontrast zum knorrigen Holz bilden würde. Persönlich hätte ich im Zweifel wahrscheinlich eher auf matte Messingteile oder auf Relic gesetzt, aber das Gold erwies sich hier am Ende tatsächlich als goldrichtig (den Kalauer konnte ich mir jetzt nicht verkneifen, sorry…), siehe dazu weiter unten die Bilder.
Barny sollte ferner die kompakte Variante meiner Modelle werden, also kam die Vorlage der Black Cat zum Einsatz. Lediglich den Kopf habe ich um etwa 2cm verlängert, um meine neue Plakette unterbringen zu können.
Auf Form sägen:
Auf ein Fräsen der Seiten mit der Oberfräse habe ich hier verzichtet, denn geschleckt glatte Umrisse hätten ja dem urigen Gesamtcharakter von Barnys Korpus nicht gutgetan.
Beim Hochkantsägen für die Kopfplatte kommt die Stichsäge an ihre Grenzen, sie kann bezeugen, dass das Holz trotz seiner mindestens 150 Jahre und zweier überstandener Weltkriege noch genauso hart, kompakt und fest ist wie in seiner Jugend im 19. Jahrhundert.
Dann ging alles irgendwie ganz schnell, ein bisschen Routine erwirbt man sich ja doch von Projekt zu Projekt.
Pickup- und Controlcavities fräsen, Strings-through-Body bohren, Kopfplatte vollenden:
Sitzt :
Diesmal habe ich nicht nur auf das Fräsen der Seiten und Kanten, sondern auch auf das zeitaufwändige Schleifen, Beizen und Ölen verzichtet, d.h. ich habe nur stellenweise und nur insoweit vorsichtig gehobelt und/oder grob geschliffen, dass man sich keinen Spreißel in den Finger zieht, wenn man über die Lap streicht. Das Holz mit seinen mindestens 150 Jahren ist perfekt konserviert, bedarf keiner weiteren Behandlung und wird die Menschheit hoffentlich noch weitere mindestens 150 Jahre erfreuen.
Und so war Barny nun plötzlich schon fertig:
In einem zarten Wintersonnenstrahl sieht das Gold auf dem Holz einfach umwerfend und stimmig aus.
Eine weitere Besonderheit ist hier der Verzicht auf ein konventionelles Griffbrett. Um möglichst viel Holz sichtbar zu lassen, haben wir uns geeinigt, die Bünde lediglich mit Messingnägeln zu markieren. Als Gitarrist hat man ja auf der Lap ohnehin keine größeren Orientierungsprobleme und sollte damit easy klarkommen – und wenn nicht, könnte man ja immer noch ein Griffbrett nachrüsten.
Fehlt nur noch ein Wort zum Pickup: dafür hatte ich einen gebrauchten Roswell TE6 Big Mag auf Kleinanzeigen gefunden. In dem Moment war mir nicht wirklich klar, welchen Output der hat, und dass er eigentlich in einer Shredder-Axt gut aufgehoben wäre. Nichtsdestotrotz habe ich ihn mal hier eingebaut – könnte man ja immer noch austauschen. Natürlich kann er sehr gut crunchy dirty bluesig, auch sehr böse und laut werden (fragt da mal meine Frau), gleichwohl finde ich, dass er auch clean sehr gefällig klingt, rund, voll und geschmeidig melodiös – der eigentliche Bestimmungszweck von Barny. Aufnahmen habe ich leider keine gemacht, aber vielleicht kann man Barny ja mal auf der Bühne im Einsatz hören?
Nur echt mit der Gans:
Und auch noch grad rechtzeitig vor Weihnachten fertig geworden!
Ich wünsche viel Spaß und freue mich auf Kommentare oder Fragen,
keep on rocking'n'bluesing, allen ein schönes Wochenende von
Wild Goose