Leichter Anschlag - schädlich?

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Klavierkatha
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Hallo,
ich wollte mich mal erkundigen was ihr zu folgendem meint:
Ich übe zuhause sehr intensiv auf einem alten (1927) Thürmerklavier 2-3 Stunden am Tag (Insgesamt seit (8 Jahren ab dem siebten Lebensjahr Unterricht).
Viel Czerny :redface:, aber natürlich auch andere Stücke...Mein Problem: Nach bald 90 Jahren ist der Anschlag sehr leicht geworden und ich frage mich, ob er wohl schon ZU
leicht ist. Wenn ich auf anderen Klavieren/Flügeln spiele ist der Anschlag immer deutlich härter, was mir zunächst Schwierigkeiten
bereitet, mein Spiel aber nach einigen Minuten Einspielen nicht/minimal beeinflusst.
Als ich vor einigen Wochen an einer Meisterklasse teilgenommen habe, haben die Lehrer nichts von diesem Problem bemerkt, mich
also nicht darauf hingewiesen, dass ich zu lasch anschlage oder zu wenig Kraft habe und auch mein Klavierlehrer hat noch nichts dearartiges verlauten lassen.
Trotzdem frage ich mich, ob auf Dauer ein so leichter Anschlag nicht schädlich ist und mein Spiel negativ beeinflussen kann.
Wisst ihr, ob bei einem recht alten Klavier dieses Problem behoben werden kann oder ist da die Mechanik einfach schon ein wenig
ausgeleiert? Was empfehlt ihr mir? Und was würde eine Reparatur oder Überarbeitung wohl kosten? Ich muss nämlich aus eigener
Tasche bezahlen, was ich allerdings gerne tue, solange der Preis nicht in schwindelerregende Höhen geht :D
Ich hoffe auf baldige Antworten, da ich sofern das möglich ist die Reparatur während dem Urlaub erledigen lassen will, da ich dann eh nicht üben kann.

LG Klavierkatha
 
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Also ich bin ja kein studierter Pianist, aber meiner Meinung nach hast du dir die Antwort eigentlich schon selbst gegeben: Wenn du nach ein paar Minuten Einspielzeit auf das andere Instrument keine Schwierigkeiten hast, gibt es auch keinen Grund zur Sorge.
Ich glaube ohnehin, dass der absolute Kraftaufwand oft überbewertet wird, ich glaube, es ist eher ein ungewohnter Kraftverlauf, der einem beim Umgewöhnen Schwierigkeiten macht. Aber das ist nur meine persönliche Erfahrung der letzten Zeit.
 
Hallo Katha,

man kann das Spielgewicht eines Klavieres beeinflussen, indem man in den Tastenhebeln die Bleigewichte schwerer oder leichter macht. Ob sich bei einem Klavier im Laufe seines Lebens das Spielgewicht von selber verändern kann, ist mir nicht bekannt. Wieviel so eine Aktion kostet, weiss ich nicht. Es hängt ganz von der Qualität deines Klavieres ab, ob sich das lohnt. Am besten wäre es, wenn Du Den Klavierbauer/-stimmer Deines Vertrauens fragst. Eventuell hilft es auch schon ein bißchen, die Filze an den Waagebalkenstiften zu erneuern, damit die Tasten mehr halt bekommen. Das ist nicht so teuer, kann man unter Anleitung eines Klavierbauers sogar selber machen. Eine Darstellung der Klaviermechanik findest Du hier (dann auf die Taste klicken).

Viele Grüße,
McCoy
 
Hallo Katha,

ja, es ist so, dass sich das Spielgewicht im Laufe eines Klavierlebens verändert. Das hat mehrere Gründe. Zum einen nutzen sich die Filze (unregelmäßig) ab, was zur Folge hat, dass die Hebelwirkungen in der Mechanik sich verändern. Dann lassen z.B. auch die Federkräfte der Dämpfung nach. Jeder Dämpfer wird mit einer Feder an die Seite gedrückt. Dieser "Wiederstand" macht sich auch beim Spielen bemerkbar. Die Summe all dieser Veränderungen bewirkt meist eine leichtere Spielart. Von den Regulationsmaßen her gibt es immer eine von-bis-Maßvorgabe. Innerhalb dieser Toleranzgrenzen sollte sich eine Regulation sich bewegen. Das kann nur ein Klavierbauer ermitteln.
Was das Ausbleien von Tasten angeht, so sollte man damit sehr vorsichtig umgehen. Natürlich kann man eine Taste hinten am Hebel schwerer machen, was dazu führt, dass sie sich nicht mehr so leicht nach unten drücken lässt. Was oft vergessen wird, ist der Umstand, dass dadurch die Taste aufgrund der höheren Maße auch zum einen nicht mehr so schnell wieder hochkommt und zum anderen sich u.U. insgesamt langsamer bewegt, was sich widerum auf die Repetition auswirkt. Das muss man immer von Fall zu Fall entscheiden. Ich habe schon ausgebleite Klaviaturen gehabt, die sich zwar schwerer aber dafür auch sehr zäh spielen ließen.
Ich würde Dir auch raten Dich mit einem Klavierbauer zusammen zu setzen. Vielleicht hilft einfach eine Regulation evt. mit einer kleinen Überholung, Federn stärken etc.

Gruß,

Paul
 
Danke für die Antwort =)
Ich werde mich mal mit meinem Klavierstimmer besprechen. Alleine mache ich da garnichts!
Aber weißt du trotzdem was eine Überholung so kostet?
 
Das richtet sich ganz nach dem Zeit- und eventuelllen Materialaufwand. Ich weiß, dass das eine unbefriedigende Antwort ist, aber zum einen kann ich den Umfang der Überholung nicht von hieraus bewerten und zum anderen wäre es unfair dem Klavierbauer gegenüber ihm einen Preis "vor die Nase" zu setzen. Ich bin sicher, dass er Dir alle Maßnahmen und den Preis begründen kann.
Bei der Gelegenheit wäre es auch sinnvoll nach der zu erwartenden Lebensdauer des Instrumentes zu fragen. Wenn die Stimmwirble sehr leicht sind, Stege kaputt, Resonanzboden gerissen, etc, sollte man von einer Überholung absehen. Wenn die Grundbasis aber noch okay ist, dann stünde einer Reparatur nichts im Wege. Du hast zwar schon ein altes Schätzken, aber es ist stark anzunehmen, dass es sich bei Deinem Thürmer um einen kreuzverspannten Unterdämpfer handelt. Also genau die Konstruktion, die heute noch im Klavierbau verwendet wird.
 
Um auf die eigentliche Frage zurückzukommen: Ein leichter Anschlag kann (wie du ja selbst schreibst) dazu führen, dass man sich an einen schwereren erst wieder etwas gewöhnen muss. Aber wer schon so lange spielt und so regelmäßig übt wie du, wird sich damit seinen Anschlag sicher nicht auf Dauer "kaputt" machen. Was anderes ist es, wenn Leute ihre ersten Gehversuche statt auf einem Klavier auf einer ungewichteten Keyboardtastatur machen, da kann man, wenn man Pech hat, gleich am Anfang viel versauen.

Wer aber den richtigen Klavieranschlag einmal "drin" hat, verlernt den auch so schnell nicht wieder. Und vor allem ist ja auch ein "leichtes" Klavier immer noch ein Klavier, da ist der Unterschied zu so manch anderer Tastatur (Keyboard, Orgel, selbst Rhodes und solche Sachen) immens größer.
 
Also ich glaube nicht, dass das mit den "Leichteren" Tasten so ein Problem ist. Das Wichtigste ist erstmal, dass du ein richtiges Klavier unter den Fingern hast und eine gute Technik. Der Rest ist reiner Muskelaufbau ;) Das kommt und geht, genauso wie wenn man zwischendurch mal nicht übt. Das einzige, was sein kann, ist das du in Sachen Klang abbaust. Denn so ein altes Ding hat meistens nicht mehr so die Differenzierungsmöglichkeit, klingt durch den abgenutzten Filz härter und ist in der Dynamik nicht mehr so flexibel. Deshalb schließe ich mich da den Vorrednern an: Lad mal einen Klavierstimmer/ -Bauer zu dir ein ;)
 

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