Leises Spiel Diskant bei durchgehaltenem Bass Lucia IVP

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Einen Gruß an alle Akkordeon-Freunde mit und ohne Lucia IVP-Erfahrung, ich besitze seit über 3 Wochen eine generalüberholte Lucia IVP, der kräftige, aber nicht harte Klang gefällt mir sehr gut. Beim Spielen bestimmter Musikstücke ist mir aufgefallen, dass Einzeltöne/Läufe im Diskant in leisen Passagen erst später - auf mehr Balgdruck - ansprechen als der Bass, wenn die linke Hand gleichzeitig den Grund- und Akkordbass durchhält. Mit etwas mehr Luft kann ich dann auch die Einzelnoten der rechten Hand hören. Gerade beim Ausklingen eines Musikstücks mit langen Noten im Bassschlüssel ist es schwierig, das piano einzuhalten. Bei kurzen Bässen ist es weniger ein Problem. Der Balg ist dicht und auch sonst ein klasse Instrument (ist eben nicht mehr neu). Ist das von mir beschriebene Phänomen normal? Danke für Eure Antworten. Michael
 
Eigenschaft
 
Hallo Michael,

die Lucia ist kein Konzertinstrument. Die Stimmplatten (HT und T-Mensur) haben einen hohen Luftverbrauch und ab Werk einen hohen Lösabstand. Die ist für gemütliches freudiges Spiel gedacht, nicht für Konzertliteratur. Aber auch bei Konzertinstrumenten ist es schwierig, das von Dir geforderte zu erfüllen: Die Baßplatten haben einen hohen Luftdurchsatz und verbrauchen so bei Liegetönen die meiste Balgenergie. Da der Widerstand zur Angriffsfläche der Zunge im Diskant höher als im Baß ist, gibt daher auch zuerst die Diskantzunge auf, und die Baßzunge klingt bis zum Schluß.

Bei manchen Akkordeons geht das besser, bei anderen schlechter.

Viele Grüße

Ippenstein
 
Hallo bearhug,

das gemeinsame anklingen und ausklingen ist beim Akkordeon immer der wunde Punkt. Im allgemeinen wirst du es nie ganz hinkriegen, dass alle Töne gleich gut anschwingen und gleich gut im Ausklang sind - das geht selbst bei den besten Instrumenten nicht!

Deine Lucia ist ein Instrument der Mittelklasse und von daher muss man da auch etwas mehr Kompromisse beim ganz leisen Spiel in Kauf nehmen, als bei einem entsprechenden Instrument der Oberklasse. Aber selbst diese Instrumente sprechen nicht ganz gleichmäßig an - Das liegt zum einen an der Art wie die Stimmplatten gemacht sind und zum anderen an der schieren Menge. Ein großes Instrument hat bis über 800 !!! Stimmzungen verbaut und die alle wirklich gleich abzustimmen, das ist schlichtweg unmöglich.

Drum spiele ein klein wenig beherzter, dann stimmt s wieder! Der Standardspruch meines Lehrers trifft es da immer wieder ganz gut: " Piano heißt zwar leise spielen, aber nicht an der Hörbarkeitsgrenze!"

Gruß, maxito
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Ippenstein,

danke für deine schnelle und kompetente Antwort! Ich habe den Eindruck, dass man auf der Lucia IVP generell nicht sehr leise spielen kann. Wenn ordentlich aufgespielt wird, wie von dir beschrieben, ist das kein Problem, die leisten Passagen erklingen dann eher in mezzoforte, nach oben ist ja genügend Spielraum. Ein gewisses Vibrieren (Surren?) von tiefen Tönen, besonders bei Mehrstimmigkeit im Diskant zusammen mit dem Bass gespielt, scheint ebenfalls 'normal' zu sein.

Welche neuen Instrumente sind denn deiner Meinung nach die besseren und vom Preis her noch im mittleren Bereich?

Viele Grüße

Michael
 
Hallo Michael,

wegen des Vibrierens sind momentan Lösungsansätze vorhanden. Ob aber die Lösung das Problem bei jedem Akkordeon unterbindet oder ob es noch weitere Faktoren gibt, kann ich momentan noch nicht sagen.

Ich kann nur von Weltmeister sprechen - bei Hohner kenne ich mich nicht genügend mit den Details aus, weshalb ich da nichts sagen möchte, bei den Italienern kenne ich mich gar nicht aus.

Generell sei erstmal gesagt, daß heutzutage auch einfache Stimmplatten sehr gute Werte erzielen können. Daher mußt Du verschiedene Instrumente ausprobieren und vergleichen. Es kommt aber nicht nur auf die Stimmplattengüte, sondern noch viel mehr auf den letzten Schliff durch die Fertigmacher an. Deshalb kosten die hochpreisigen Instrumente auch entsprechend Geld, weil in ihrer Fertigung sehr viel Zeit und Genauigkeit investiert wird, die Toleranzen also viel kleiner gesteckt sind (was jetzt nicht heißen soll, daß günstigere Instrumente schlecht wären).

Ich gehe mal nur von den großen Instrumenten aus:
Saphir (kein Cassotto): ital. tipo-a-mano.
Cassotta: ital. tipo-a-mano.
Supra: KHW Super-Finish (wurden früher in der Cantora eingebaut)
Supita II: ital. a-mano

Bei anderen Herstellern findest Du natürlich auch HA1 (a-mano) oder HA2 (tipo-a-mano) und weitere Güten. Letztendlich kann man aber auch einen a-mano-Satz schlecht einstellen, so daß ein gut eingestellter Mechanika-Satz besser anspricht. Die Qualität des Instrumentes steht und fällt mit dem Fertigmacher (Reinstimmer). Wenn er nicht sauber stimmt oder in der Bearbeitung Fehler macht, sinkt die Qualität der Arbeit.

Dann kommt es auch darauf an, ob die Baßplatten einen großen oder kleinen Luftdurchsatz haben. Manche Akkordeonhersteller bauen große Platten für knackige Bässe ein, andere mögen es etwas dezenter. Je kleiner diese Luftfresser, um so mehr bleibt für den Diskant übrig.

Viele Grüße

Andreas
 
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@Andreas und Maxito,

danke, dass ihr so engagiert und fachkundig auf meine Fragen eingegangen seid. Die Zusammenhänge sehe ich jetzt klarer.
Lob an das tolle Forum und seine vielen aktiven Mitglieder.

Michael
 

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