Lernstrategien

  • Ersteller MusikBert
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wenn ich aus dem Kopf spiele, wissen die Finger, auf welchen Tasten die zu spielenden "Buchstaben" liegen, ohne daß sie überlegen müssen
Das liest sich für mich nach einer Verknüpfung von Klangerinnerung und Spielbewegung und hat meines Erachtens mit Notenlesen nichts zu tun.
Könntest Du den aufschreiben, was Du aus dem Kopf heraus spielst?

Der Flaschenhals bei mir ist die Ermittlung der Note (als Buchstabe) aus dem Notenblatt, es dauert halt seine Zeit, und selten läuft dieser Prozeß so schnell wie der Takt.
Ich habe da eine Vermutung und eine Frage. Kannst Du nach Noten singen? Also ohne Unterstützung durch ein Instrument? Ich vermute, dass Du Dir unter den Noten, die Du da siehst, klanglich nichts vorstellen kannst. Du hast jetzt geübt, sagen zu können, wie die Note heißt und kannst auch die dazu passende Taste finden, doch dann scheinst Du Mühe zu haben, das Gelesene "innerlich" zu hören. Denn wenn Du "innerlich" hört, was Du liest, müsste das eigentlich dazu führen das Gelesene zu spielen, als würdest Du es erinnern. Du schreibst ja, dass Du nach Gehör spielen kannst. Solange die Verbindung zwischen dem Lesen und dem inneren Ohr fehlt, musst Du erst am Instrument ausprobieren, wie das klingt, was Du siehst/liest. Dann wiederholst Du eine Passage so lange, bis Du (auch ohne Noten) erinnern kannst, was Du spielst; lernst es also auswendig, um es flüssig spielen zu können.

Wenn Du nun üben willst, zunehmend flüssiger nach Noten zu spielen, benötigst Du Übungsstoff, der immer wieder Bekanntes auf unverhoffte Weise variiert. Mit der Zeit erkennst Du dann immer häufiger sich wiederholende musikalische Floskeln und spielst diese dann irgendwann immer leichter von den Noten ab, ohne das ganze Stück zu kennen. Das ist, als würdest Du musikalische Puzzlestücke im Gedächtnis sammeln, die mit Hilfe von Bildern (Noten) aus dem Gedächtnis abgefragt werden.

Gruß
Lisa
 
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Der Flaschenhals bei mir ist die Ermittlung der Note (als Buchstabe) aus dem Notenblatt, es dauert halt seine Zeit, und selten läuft dieser Prozeß so schnell wie der Takt.
Musiklehrer werden jetzt vermutlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber vielleicht musst du die Herangehensweise bei der „Verschaltung“ von Notenbild und Tasten ändern.
Dahingehend, dass du den Zwischenschritt „Ermittlung als Buchstabe“ weglässt und die Noten auf dem Blatt visuell und direkt mit den einzelnen Tasten verbindest.
Dazu würde ich mir Notenaufkleber auf oder über die Tasten anbringen.
Das klingt dilettantisch und unprofessionell, aber mir hat es geholfen.
Bin zwar ein recht guter Notenleser und konnte bei meinem Wiedereinstieg noch recht problemlos die Noten und Tasten im Bereich ca. 2 Oktaven links und rechts vom mittleren C zuordnen, je mehr Hilfslinien aber dazu kamen, umso mehr ging das „Zeilenabzählen“ los, was natürlich dem Spielfluss nicht unbedingt zuträglich war.
Daraufhin druckte ich mir die Noten der oberen und unteren Register auf, schnitt sie aus und klebte sie mit Fixogum (ablösbar) über den Tasten auf das Gehäuse.
So hatte ich immer sofort im Blick, welche Note welcher Taste entspricht und innerhalb kurzer Zeit intus, wo auf der Tastatur sich welche Note „versteckt“.

Wie gesagt, klingt amateurhaft, ich war ja selber skeptisch, aber wer heilt, hat hin und wieder auch mal Recht. ;-)


PS: guten Rutsch ins neue Jahr an alle :):)
 
(...) Könntest Du den aufschreiben, was Du aus dem Kopf heraus spielst? (...)

Ja, und das mache ich auch, aber es dauert halt seine Zeit.

(...) Kannst Du nach Noten singen? (...)

Nein. Keinen einzigen Ton.
Ich hatte zwar in der Musikschule auch Gesangunterricht (klassischer Gesang) genommen, aber der GL hat mir ein Notenblatt in die Hand gedrückt (bereite das für nächste Woche vor), ich habe zu Hause die Noten (das ganze Stück) auf dem Klavier nachgeklimpert und Takt für Takt nachgesungen, und im Unterricht habe ich dann mit dem Notenblatt vor Augen (und der Klavierbegleitung des GL) gesungen - sauber intoniert, den Liedtext habe ich vom Blatt aktiv gelesen, die Melodie wohl aus dem Gedächtnis oder nach der Klavierbegleitung, weiß ich nicht. Der GL korrigierte die Aussprache (italienisch kann ich halt nicht), die Atempausen, Dynamik, Ausdruck u.ä. - das habe ich mir in das Blatt notiert und dann zu Hause weiter geübt.

Nach vielen Jahren täglicher Noten-lesen-Plage habe ich jetzt dieses Kapitel abgeschlossen; ich lerne neue Stücke nach Noten, aber ich sehe es nicht als Katastrophe an, wenn ich für zwei Seiten Noten 20 oder 70 Stunden brauche, bis ich das Stück so flüssig spielen kann, daß ich das Tempo, Takt und Rhythmus halten kann. Natürlich könnte ich Klavier auch ohne Noten-lesen spielen - nach dem Gehör, aus dem Gedächtnis, aber das resultierende Aus-dem-Kopf-"Arrangement" ist mir zu wenig, für so'n Geschrummel hätte ich mir die 6 Jahre Klavierunterricht auch schenken können; ich möchte wenigstens so spielen, daß ich an dem Ergebnis auch Freude habe, und das geht halt nur auf diesem langen Weg harter Arbeit - Noten-lesen, auswendig lernen.

Gruß, Bert
 

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