Lieber Tasten- oder chromatisches Knopfakkordeon?

Und: Die Gola gibt es auch als Knopfmodell.
.. und Hauptverbreitungsgebiet der Knopfgolas ist die Schweiz, wo sehr überwiegend Knopf gespielt wird! Mir hat mal ein Hohnermitarbeiter gesagt, es seien in die Schweiz mehr Golas verkauft worden als im Rest Europas insgesamt. Das kann zwar etwas übertrieben sein, aber die Tendenz ist richtig.

Und vor allem die hierzulande bekannten Akkordeon-Virtuosen querbeet (außer Galliano) nicht Knopf-Akkordeon spielen?
naja, der Vergleich mir Berühmtheiten bringt einen Anfäger/Umsteiger auch nicht wirklich voran. Solche Vergleiche sehe ich nur als für die Statistik interessant an.

Als potentieller Umsteiger würde mich viel mehr interessieren: welche Vorteile bringt das mir? ... Als Argument für oder gegen ein System halte ich den Vergleich mit hochkarätigen Potentaten für uninteressant.

Zum Thema "Gewohnheit":
Das Akkordeon ist ja erst mit MIII zu einem "ernstzunehmenden" Instrument geworden.
Eieiei... jetzt kommen wir doch sehr stark in die Schiene Vorurteile...

Wenn ich das wirklich ernst nehme, dann muss ich Hubert Deutinger, Art van Damme und andere leider absprechen ein ernsthafter Musiker gewesen zu sein und maximal ein Unterhaltungsmusikant gewesen zu sein ( wobei.. warum sollen Unterhaltungsmusiker nicht auch ernsthafte Musiker sein dürfen? .. Frank Marocco nur ein "Kirmesmusiker?... na ich weiß nicht recht:gruebel:...Nur weil sie keine Klassik auf ihren Instrumenten gespielt haben?)

... Und wie siehts da mit einer Trompetern und so aus .. die können noch nicht mal Polyphon spielen, geschweige denn dass sie eine Begleitung ihrer selbst hinbekommen.

-> Diesen Einwurf würde ich mal in die unterste Schublade "Resentiments, Vorurteile" verbannen und aus der aktiven Argumentationskette verbannen...:oops:



Nur komischerweise (verstehe ich auch nicht) kamen die Pianotasten-Modelle derart in Mode, dass in den Dreißigern sogar Knopf-Modelle so gestalte
Das ist ein eigenes Thema - hatten wir auch schon an anderer Stelle. Und das hängt auch stark von dem Modeerscheinungen ab und was gerade "hip" ist.

Und da gab es beides:

Es gab Tastenakkordeons die sich als getarnte Knopfmodelle ausgaben, weil auf der Bühne Akkordeon gerade der letzte Schrei war und Pianisten nicht mehr gefragt.. und Akkordeon sah damals halt überwiegend wie ein Knopfakkordeon aus... und um wieder auf die Unterhaltungsbühnen zu kommen haben dann notgedrungen etliche Pianisten sich ein getarntes Tastenmodell besorgt um als "echter" Akkordeonist duchgehen zu können. .. Und dann gabs auch mal wieder n Welle in die umgekehrte Richtung und Piano war "en Vogue" ...

Und um der Sache ein Ende zu bereiten und die Absätzmärkte weiter anzukurbeln hat Hohner damals - wie man sieht, mit sehr großem Erfolg Tastenakkordoens eingeführt und mit der Gründung von reinen Akkordoenorchestern für Absatz und schnelle Verbreitung gesorgt - eine der besten marketingaktionen die ich af dem Musiksektor kenne - bei heute ungeschlagen! .. und von daher kommt die starke Verbreitung von Tastenakko in Deutschland.


Aber auch das würde mich als potentieller Umsteiger nicht interessieren. Aus diesem Umstand heraus würde mich nur interessieren, : Gibts in meiner erreichbaren Umgebung genügend Auswahl und finde ich geeigente Lehrer die mir für die Ausführung qualifizierten Unterricht geben können.

Zum Beispiel:

In meiner Jugendzeit gab es in meinem Ort einen einzigen (in Zahlen 1) Knopfspieler aber mehrere Hundert Pianokkordeonspieler im Verein. Und im weiteren Umfeld gab es ausschließlich Pianomodelle zu kaufen... Da war dann völlig "logisch" mit was ich meine Akkordeonistenlaufbahn begann...

Das waren damals die wichtigen Entscheidungskriterien... und die sind auch heute noch lange nicht vom Tisch. Denn je mehr Umstände ich habe um mein Gerät gepflegt zu bekommen oder überhaupt erst zu finden, desto unwahrscheinlicher ist es, dass ich mich dafür begeistere.

Wenn ich aber beides in meiner Umgebung zur Auswahl hätte, und auch Lehrer beides unterrichten würden, dann wäre ich mir überhaupt nicht sicher, dass ich wieder zum Pianoakkordeon greifen würde - wie gesagt... es gibt auch Knopfgolas... und die werden überwiegend sogar günstiger offeriert als die Pianomodelle!:engel: Denn auch der Preis für das Instrument ist immer wieder ein wichtiger Punkt bezüglich Auswahlrkiterium.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Es werden wichtige Namen vergessen, die in der Akkordeonentwicklung eine sehr große Rolle gespielt haben. Z.B. Mogens Ellegaard, Friedrich Lips, Hugo Noth, Elsbeth Moser etc. Die haben bis auf Lips übrigens auf einer Knopfgola angefangen, sind dann irgendwann auf Konverter bzw. Bayan umgestiegen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
@Be-3, bei deiner Aufzählung von Tastenspielern fällt mir auf, dass das bis auf Mathias alles ältere Kollegen sind. Die waren das von Kindesbeinen an gewöhnt. Außerdem fehlen bei der Aufzählung Leute, die im Osten Europas groß geworden sind. Ich glaube, dass es an der Generation oder der Nation liegt, ob man Taste oder Knopf spielt. Galliano hast Du genannt, aber von den Älteren Würthner und von den Jüngeren Peirani vergessen, die auf Knöpfen unterwegs sind. Und: Die Gola gibt es auch als Knopfmodell.
Bernnt hat recht: In der Schweiz sind viele Golaknopfis unterwegs:
1698557776847.png
 
Hallo zusammen,
die beiden Themen, der Unterschied zwischen Tasten und Knöpfen im Diskant sowie das Wesen des Akkordeonspiels: wie Klavier nur senkrecht? - interessieren mich sozusagen permanent.
Zu beiden finde ich den Beitrag von @lil gut und treffend.

1. Tasten oder Knöpfe: Ich habe vor 20 Jahren gewechselt und erfreue mich immer noch sehr an den Knöpfen und deren Systematik. Jedoch muss ich sagen, dass ich damit weniger gut vom Blatt spielen kann, als mit einem Tasten-Akko oder auf dem Klavier. Meine Theorie: eine Terzsprung erfolgt bei der Klaviatur einfach zwei (diatonische) Töne/Tasten tonwärts höher - das ist auch räumlich so der Fall. Bei der Knopfsystematik kann dieser Terzsprung nach unten, vorne oder nach hinten erfolgen, das scheint mir schwieriger fassbar. Das Arbeiten mit und das Alterieren von Akkorden hingegen ist für mich auf Tasten viel einfacher und klarer.

2. Ein Klavierspieler kann keineswegs direkt Akkordeon spielen! Er macht ja die Musik überwiegend mit seinen Fingern, der Akkordeonspieler - überspitzt gesagt - macht Musik mit dem linken Arm! Natürlich muss er zu den richtigen Zeiten auf die Tasten/Knöpfe drücken - das allein klingt aber, wie @lil auch andeutet, noch gar nicht gut. Der akkordeonspielende Klavierspieler muss sein jahrelang geübter musikalischer Ausdruck von den Fingern trennen und in den Balg, bzw. linken Arm verlagern. Akko-Spieler entwickeln diese Expressivität nahezu von selbst (konvertierte Klavierspieler natürlich auch :), da sie ja ihr Stück mit einem bestimmten Ausdruck spielen WOLLEN.
Übung hierzu: man nehme den linken Arm weg vom Akko, neige selbiges nach links, lasse den Balg sich passiv öffnen und spiele so ein paar Takte eines schwungvollen Stückes: ich denke man hört gegenüber einem aktiven Balgspiel einen Unterschied.

Mein Schlusssatz dazu: Die Expressivität mit dem Balg ergibt doch zusammen mit dem großen Tonumfang, und der Möglichkeit des polyphonen Spiels DAS Alleinstellungsmerkmal des Akkordeons. Weder Klavier noch Orgel noch Harmonium können so differenziert die Lautstärke und damit auch einen Rhythmus, gestalten!

P.S. Ist mein erster Beitrag! Für Hinweise bis ich sehr dankbar :)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Hallo @Jamais ,

Weder Klavier noch Orgel noch Harmonium können so differenziert die Lautstärke...
doch, Orgel kann, siehe Stichwort Schwellwerk. Bei den Orgelspielen nutze ich auch gerne Jalousien. Ich gebe jedoch zu, dass sie nicht so klanglich flexibel sind wie ein Balg des Akkordeons. Übrigens, herzlich willkommen bei MB :)

VG, Vladimir
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich habe nicht alle Beiträge gelesen und schreibe auf Risiko, dass dies bereits erwähnt wurde.

Abgesehen davon, dass Knopfakkordeons viele Vorteile haben, so würde ich sagen, dass man mit einem Pianoakkordeon gerade für die Ansprüche des Beginners und auch weit darüber hinaus- eigentlich bis in die Meisterstufe sehr ausgezeichnete Akkordeonmusik machen. Das nur nebenbei.

Wenn man wie der Ersteller bereits Klaviererfahrung hat, bietet sich meiner Meinung nach tendenziell das Pianoakkordeon zum Einstieg an. Warum?

- Das Akkordeon ist wie bereits gesagt wurde, ein komplett eigenständiges Instrument.
- Meinem jetzigen Resumee entsprechend ist weniger das Tastensystem entscheidend für den Spaß am Instrument, sondern die Art und Weise, wie man da Töne rausholt. Stichwort Tonerzeugung, Artikulation.
- Letzteres gilt für jedes Handzuginstrument und ist eigentlich der entscheidende Punkt, ob sich das Ganze bescheiden/geleiert anhört oder ob da ganz feine Musik drinsteckt, die auch dem Spieler Freude macht. Selbst auf technisch einfachem Niveau.
- Um sich genau an diese besondere Spielweise zu gewöhnen, ist es meiner Meinung nach motivierender, wenn man sich zumindest teilweise mit den Tönen zurecht findet. Einfach, damit man sich auf die Balgführung/ Artikulation/ Tonansprache etc. besser konzentrieren kann und nicht (als musikalisch Erfahrener) auch noch komplett alle Töne erstmal finden muss.
- Gerade im fortgeschritteneren Alter ist die Lernkurve flacher als in ganz jungen Jahren, deshalb bietet es sich an, bereits Gelerntes bei einem neuen Instrument zu integrieren. Da bietet sich als Pianist zumindest die Anordnung der Diskantseite an. (Als sehr junger Beginner würde ich zum Knopf raten, um sich gleich dran zu gewöhnen)

Fazit: Für den gereiften Pianospieler ist es schlicht einfacher, sich an die besondere Spielweise des Akkordeons mit Pianotastatur heranzuwagen. Ist das Akkordeon vertraut und hat man spezielle Ansprüche (was man anfangs ja noch nicht wissen kann) ist ein Wechsel auf Knopf immer möglich, ebenso wie das Hinzunehmen von MIII. Ist man sehr jung, sehe ich im direkten Start auf Knopfsysteme keinerlei Probleme, sondern eher Vorteile.

Einen speziellen Vorteil des Knopfsystems als Pianospieler möchte ich noch herausgreifen:
Durch die unterschiedlichen Tastenbreiten bei Klavier/Orgel und Pianoakkordeon kann man rechtsseitig bei Instrumentenwechsel durcheinanderkommen, was Griffweiten und Fingersätze angeht. Durch das vollkommen andere Knopfsystem fällt diese eventuelle Umstellungsproblematik weg.
 
Zuletzt bearbeitet:
Durch die unterschiedlichen Tastenbreiten bei Klavier/Orgel und Pianoakkordeon kann man rechtsseitig bei Instrumentenwechsel durcheinanderkommen
Durcheinander nicht, aber ich hatte schon eine Weile zu tun damit, vor allem bei Akkorden. Inzwischen fällt es mir gar nicht mehr auf, obwohl ich sowohl Klavier als auch Akkordeon spiele.
Durch das vollkommen andere Knopfsystem fällt diese eventuelle Umstellungsproblematik weg.
Diese "Problematik" ist aber minimal im Vergleich dazu, Knopf neu zu lernen.

Es gibt ja einige hier, die von Taste auf Knopf gewechselt haben, obwohl sie schon ein ordentliches Niveau auf Taste hatten. Wie lange habt Ihr gebraucht, bis Ihr vergleichbar auf dem anderen System spielen konntet? Ich würde bei mir von mindestens zwei Jahren ausgehen.... Aber keine Ahnung, ob das realistisch ist
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie lange habt Ihr gebraucht, bis Ihr vergleichbar auf den anderen System speziell konntet? Ich würde bei mir von mindestens zwei Jahren ausgehen.... Aber keine Ahnung, ob das realistisch ist
Du liegst richtig. In zwei bis drei Jahren ist ein Umstieg auf ein gutes Niveau machbar, auch wenn man die 50 überschritten hat. Ich muss mir heute nicht mehr überlegen, wo denn der Knopf für das c oder cis ist. Den findet man irgendwann ohne groß nachzudenken.
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben