Naja, mein Problem ist halt, dass, wenn ich den Luftstrom durch die Lippen presse es nicht buzzed sondern rauscht oder bei zu starkem Lippendruck ein quietschähnlicher Sound entsteht.
Bitte verabschiede Dich von der Vorstellung, den Luftstrom "durch die Lippen pressen" zu müssen! Diese Beschreibung erinnert mich an einen typischen Anfängerfehler, bei dem mit großer Kraftanstrengung Luft durch die flächig mit größtmöglicher Kraft zusammengepressten Lippen gepresst wird (=> Quietschen). Denke immer daran, die Luft muss frei fliessen können, d.h. Du solltest immer eine (je nach Tonhöhe) mehr oder weniger große Öffnung (idealerweise in der Mundmitte) erlauben, durch die die Luft entweichen und die Lippen zum Schwingen und Klingen bringen kann. Rachen und Mundhöhle sind dabei analog zur heißen Kartoffel im Mund möglichst groß und offen zu halten, damit der Luftstrom nicht schon hier gebremst wird.
Von der Vorstellung her übernimmt die unmittelbar an den Lippen befindliche Muskulatur sehr feinfühlig die Regulation die Größe dieser Öffnung und variiert damit die Tonhöhe - gepresst wird hier eigentlich gar nichts! Je nach Tonhöhe und Enge der Öffnung ist allerdings eine gewisse, oftmals anstrengende Haltearbeit der großen, äußeren Ringmuskulatur um den Mund erforderlich, die für die Stabilisierung und Einschränkung des Ansatzes auf den Bereich zwischen den Mundwinkeln zuständig ist. Beide Muskelgruppen sind für den Ansatz wichtig, man sollte sich aber der unterschiedlichen Funktion bewusst sein und nicht z.B. die ermüdende Haltmuskulatur durch komplettes Zusammenpressen der Lippen zu "unterstützen" versuchen.
Für den Aufbau der Haltemuskulatur hat sich bei mir und meinen Anfängern früher der gute alte Teelöffel mit breitem abgeflachten Griff bewährt (ein Bleistift tuts ggf. auch): Den Löffel zwischen die Lippenmuskulatur einklemmen und (ohne Zuhilfenahme der Schneidezähne) eine zeitlang (20 - 60s) waagerecht halten, dabei bewusst die Mundwinkel mit einbeziehen. Das ist anstrengend, aber sehr effektiv und hat bei mir persönlich vor gut 20 Jahren ansatztechnisch den Durchbruch bedeutet. Anfangs aber bitte nicht übertreiben! Natürlich gibt es hierzu auch ausgeklügeltere Werkzeuge wie z.B. den
P.E.T.E. (habe ich selber), die die Haltemuskulatur noch effektiver trainieren und unterschiedliche Reize (z.B. ziehen) setzen, aber für den Anfang tuts der Teelöffel auch.
In einem früheren Thread habe ich eine für "blutige Anfänger" leicht umsetzbare Beschreibung gepostet, wie die Lippen einigermaßen korrekt in Position gebracht werden können: die Lippen wie zum Pfeifen spitzen (auf die Öffnung achten!) und dann die Mundwinkel zu einem Lächeln leicht nach hinten ziehen. Wenn man in dieser Lippenstellung dann einen etwas kräftigeren, aber gleichmäßigen Luftstrom zwischen die "durchschiebt", ertönt meist von selbst ein erster "Buzz", der aber in der Regel dank Lippenöffnung nicht gequetscht klingen sollte.
Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass diese Beschreibung hier kontrovers diskutiert wurde. Nichts desto trotz hat sie sich in meiner Erfahrung bewährt und kann den ersten Schritt in die richtige Richtung einleiten. Es versteht sich von selbst, dass der Ansatz später in einem Schritt geformt wird, das obige Bild dient nur der Veranschaulichung für bläserische Anfänger, die ihre Lippenmuskulatur erst einmal bewusst entdecken müssen.
Ich hoffe, dieser kleine Exkurs war hilfreich
Viele Grüße
Marco