Lies, damned lies and marketing ...
Solche Angaben sind reines Marektinggeschwätz.
Praktisch verwertbare Leistungsangaben zu Audioequippment zu finden ist ziemlich schwierig. Das Thema ist sehr komplex: Einige Geräte mögen für eine 1000stel Sekunde gigantische Leistung verkraften - und bei gleicher Leistung eine weitere tausendstel Sekunde später zerstört sein. "Peak Power" oder in den 80gern beliebte "Musikleistung" beschreiben oft solche praktisch unbrauchbare Werte. Die Angabe von Sinusleistung war auch eine Zeit lang beliebt. Das gab schon deutlich realistischere und vor allem viel geringere Werte - nur machen wir ja Musik, manchmal sogar recht dynamische. Das ist eine ganz andere Anforderung an's Equipment als ein Dauerpfeifton - nichts anderes ist ja ein Sinuston. Ein Rauschen in einem genau definierten, dem Anwendungsfall angepasstem Frequenzgang kommt der Realität schön deutlich näher - das wird häufig als RMS Leistung angegeben. Und liegen oft nochmal tiefer. Die Firmen wollen aber verkaufen, und das klappt mir beeindruckenden Wattangaben nun mal besser.
Die von dir zitierten Werte des Markbass Amps sollen lt. Handbuch RMS Werte sein. Ich hab keine Ahnung, wo sich die Bezeichnungen von Fender hier einsortieren ...
Damit das Ganze richtig unübersichtlich wird kommt bei den Boxen noch die Sache mit dem Wirkungsgrad hinzu. Also wie laut es aus der Box bei einer bestimmten Leistung schallt. Die eine Box beschallt einen Club schon bei 200W aus dem Verstärker mehr als laut genug, in die andere muss man fast das doppelt reinpumpen, um den gleichen Schalldruck zu bekommen. Blöd nur, wenn die Letztere diese fast 400 W gar nicht verkraftet und nach 10 Minuten das Zeitliche segnet ...
Falls es dich interessiert: im
Wikepediaartikel zur Musikleistung ist das ganze recht ordentlich erklärt.
Schrecklich kompliziert, das Ganze? Es geht noch weiter - nämlich mit dem Sound, wie ich oben schon geschrieben habe. Gezerrte Sounds sind bei gleicher empfundener Lautstärke "energiereicher" als cleane Sounds, vor allem enthalten sie viele Höhen, von denen Boxen in der Regel deutlich weniger vertragen als von den tieferen Frequenzen. Hinzu kommt, dass es bei gezerrten Sounds erst viel später auffällt, wenn man die Boxen überfordert.
Was heißt das nun für die Praxis? Such dir Leute, die eine ähnliche Musik machen wie du selber, und schau womit die praktische Erfahrung haben. Und verrate allen anderen, die du um Rat fragst, wo du musikalisch unterwegs bist. Was bei einem Jazzer in einem kleine Club prima geht wird einen Hard Rocker auf großer Bühne vermutlich nicht reichen. Und wenn du Leistungsangaben auf Papier vergleichst, dann möglichst nur RMS Angaben. Denk aber daran, das Papier geduldig ist. PDF's und Webseiten übrigens auch.
