Der Artist war in den 80ern mein erster „richtiger“ Amp und ich trauer immer mal wieder, dass ich damals auf ein Rack mit excef-Vorverstärker und Vintage/Rath-Stereoendstufe umgestiegen bin….
Das ist eigentlich ein vollwertiger Zwei-Kanaler, bei dem ich den Clean-Kanal auch immer clean und den Zerrkanal entsprechend für die verzerrten Sounds genutzt habe, wo bei der Artist ja etwas im Kielwasser vom JCM-800 schwimmt und daher ein Booster/Overdrive sehr hilfreich/nötig ist, um auch ein leadfähiges (High)Gain hinzubekommen.
Grundsätzlich ist es aber bei so gut wie allen Amps mit getrenntem Gain und Master, zunächst mal so gedacht, dass eben mit Gain der Grad der Verzerrung eingestellt wird und mit Master die Lautstärke.
Das Marshall hier zweimal die Bezeichnung Volume nutzt ist etwas misweisend.
Es ist in der Tat so, dass „Clean-Volume“ regelt, wie viel Signal die Vorstufe abgeben soll. Dabei kommt es da im oberen Regelbereich zum “Übersteuern“/„Overdrive“ (...beim Artist wird es jetzt etwas komplex mit der Erklärung, weil dass ja ein Hybrid-Verstärker mit Transistorvor- (mit wiederum mehreren Gain-stufen…) und Röhrenendstufe ist, aber im Prinzip reagiert bzw. funktioniert die Reglung nicht anders, als bei „Vollröhren“…).
Diese Übersteuerung ist auch (heutzutage) durchaus erwünscht bzw. ist die Vorstufe genauso designed, das zu tun.
Die Endstufe verstärkt dieses Signal dann auf die für Lautsprecher notwendige Leistung. Der Mastervolume regelt hier wie viel.
Jetzt hat aber auch die Endstufe eine Regelcharakteristik und beginnt bei hoher Leistung zu übersteuern/zu verzerre. Das ist dann die sagenumwogene „Endstufen-Zerre“…
Die hat aber (IMO) so gar nichts mir der Verzerrung zu tun, die man z.B. mit ein Overdrive oder gar Distortion zum Sound hinzufügen kann. Wenn man mehr Gain will ist man bei der Endstufe falsch!
Wenn eine Endstufe in die Zerre geht, macht sie das aufgrund der energiereichsten Frequenzen und dass sind die Bässe! Und verzerrter Bässe = Mulm und Matsch.
Nichtsdestotrotz hat es durchaus seinen Reiz, eine Röhrenendstufe bei höherer Leistung zu fahren, da der Übergang von „unbeindruckt“ 1:1 linearer Verstärkung, zu “die Endstufe reagiert auch vom Sound auf den Anschlag“, bei Röhrenverstärkern eher fließend ist.
Daher kann es durchaus gut und cool sein den Verstärker bei hoher Leistung zu fahren. Das Problem ist dann die Lautstärke! Da ist man idR. halt Limitierungen unterworfen…
Es funktioniert aber eben nicht, diese Endstufensättigung bei geringer Lautstärke durch viel Mastervolume und wenig Gain zu erreichen: Die Endstufe muss auch die entsprechende Leistung abgeben, um in dieser Arbeitspunkt zu kommen. (…man kann dem wieder begegnen, in dem man z.B. Leistungswiderstände zwischen Verstärker und Box schaltet, um ein Teil der Leistung in Wärme umzuwandeln, aber das klingt „leise“ auch immer anders als „laut“…)