Maximale Tonabweichung nach oben oder unten?

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michael52
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Wie hoch darf - Euer Meinung nach - die maximale Abweichung in Cent nach oben oder unten sein, damit ein Ton
für einen Laien sich noch als "richtig" anhört? Danke.
 
Eigenschaft
 
Ich denke, das kommt sehr stark auf den Zusammenhang an: Abweichung eines einzelnen Tons im Verlauf einer Melodie, in einem Akkord, einer Harmonie, ...
 
Ich denke auch, dass da viele Parameter eine Rolle spielen, und man das nicht pauschal beantworten kann.

Das hängt ganz ab von:

- Muiskalischer Kontext
- Musikalischer und persönlicher Stil
- Funktion des Tons in melodischer und/oder harmonischer Hinsicht
- (auch) Tempo

... und sicher noch von ein paar anderen Aspekten, an die ich jetzt noch gar nicht gleich gedacht habe ...

LG
Thomas
 
Zusätzlich zum schon Gesagten vielleicht ein paar Grundsatz-Überlegungen:

"Perfekte" Stimmung?
Eine Melodica hat relativ weiche Stimmzungen. Das hat den unschönen Effekt, dass die produzierte Tonhöhe recht deutlich vom Blasdruck abhängt.
Das kannst Du leicht ausprobieren: je lauter Du spielst, desto mehr fallen die Töne ab.
Und das dummerweise auch noch frequenzabhängig, so dass selbst eine bei mittlerem Blasdruck "perfekt" nach Stimmgerät gestimmte Melodica nicht nur insgesamt die Tonhöhe ändert, sondern sogar in sich nicht mehr stimmt, wenn man zu leise oder zu laut spielt.

Hinzu kommen die allgemeinen Probleme, die die gleichschwebende Stimmung mit sich bringt. Prinzipbedingt sind da im Vergleich mit der "reinen Stimmung" z. B. alle Quinten 2 ct zu klein. Die Terzen sind zwar noch "schlimmer", aber Quinten sind leichter zu hören.
Mit diesem Kompromiss erkauft man sich die Möglichkeit, alle Tonarten gleichberechtigt spielen zu können.
Und "man" hat sich mittlerweile an die Fehler der gleichschwebenden Stimmung gewöhnt. Dennoch es gibt Orchestermusiker (Geübte Bläser und Streicher, die im Gegensatz zu Tasteninstrumenten sehr genau intonieren können), die Klaviermusik oft nur mit Mühe ertragen ;)).

Frequenzauflösung des menschlichen Gehörs
Das menschliche Gehör vermag unterhalb von 500 Hz Frequenzdifferenzen von 2 Hz zu unterscheiden (Frequenzauflösung).
Eine Differenz von 2 Hz entspricht - abhängig von der Tonhöhe jedoch unterschiedlichen Cent-Werten!
Beispiel: beim a' in der Mitte der Melodica-Tastatur entsprechen 2 Hz Abweichung 8 Ct, aber eine Oktave tiefer entsprechen 2 Hz Differenz schon einer Abweichung von 16 ct.
Da aber bei allen Tönen neben der Grundfrequenz auch noch Obertöne mitschwingen, darf man es trotzdem nicht auf die Spitze treiben!

Das bedeutet dennoch konkret: je tiefer die Töne, desto weniger fallen Cent-Abweichungen ins Gewicht. Oder anders ausgedrückt: höhere Töne verzeihen Stimmungs-Ungenauigkeiten weniger als tiefere Töne.

Oberhalb von 500 Hz kann man Frequenzunterschiede von ca. 0,35 % wahrnehmen: das entspricht einer konstanten Cent-Abweichung von ca. 6 Cent (frequenz-unabhängig).
Deshalb klingen Glockenspiele in den hohen Lagen besonders unangenehm (durch die Überlagerung von Obertönen, siehe unten).

Einzeltöne im Gegensatz zu Akkorden
Außerdem muss man, wie schon geschrieben wurde, zwischen Einzeltönen und Akkorden (oder mehreren gemeinsam spielende Melodicas) unterscheiden.
Denn sobald Töne gleichzeitig erklingen, ergeben sich schon bei relativ kleinen Abweichungen deutlich hörbare Schwebungen. Für die Schwebungen gilt: Die Schwebungsfrequenz bei sehr nahe beieinanderliegenden Tönen entspricht der Frequenzdifferenz in Hertz.
Stimmungsproblemchen, die man beim reinen Einzelton-Melodiespiel noch gut wegstecken kann, offenbaren sich beim mehrstimmigen Spiel deshalb viel deutlicher.

Dies ist vor allem deshalb so, weil ein Ton nicht nur aus seiner Grundfrequenz besteht, sondern auch Obertöne hat, die sich bei mehrstimmigem Spiel überlagern und es somit leicht zu deutlich wahrnehmbaren Schwebungen kommt.
Beispiel: Wenn man eine Quinte wie c-g spielt, überlagert sich der 2. Oberton (Oktave + Quinte = Duodezime) des c mit dem 1. Oberton (Oktave) des g und kleine Abweichungen sind durch die entstehende Schwebung ("Schlagen") ziemlich penetrant hörbar.
Dazu reichen im Grunde selbst bei "perfekter" Stimmung nach Stimmgerät schon die prinzipiellen "Fehler" der gleichschwebenden Stimmung.

Wenn man also mit nicht ganz perfekten Einzeltönen noch relativ gut leben kann, offenbaren sich die Stimmungsprobleme im Zusammenklang mehrerer Töne viel deutlicher.

Insgesamt würde ich schätzen, dass man mit ±5 Cent Abweichung noch gut leben kann und es würde ein Intervall-ungeübtes "Laienohr" auch mit ±10 Cent Abweichung vielleicht noch zurechtkommen. Natürlich gibt es auch musikalische Laien mit feinem Gehör und es wird dann eben relativ schnell kritisch.

Aber wie gesagt: tiefere Töne werden fehlertoleranter wahrgenommen als höhere Töne. Immerhin.
Man muss aber akzeptieren, dass es eine perfekt gestimmte Melodica eigentlich nicht geben kann, denn ein bisschen zu kräftig gepustet macht alle Feinarbeit sowieso zunichte.

Viele Grüße
Torsten
 
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Das musikalische Hören ist gelernt und die meisten von uns als "richtig" gehörten Intervalle enthalten bereits Abweichungen, die als Schwebungen gut wahrnehmbar sind.

Es gehört allerdings etwas theoretisches und praktisches Wissen dazu, dem Phänomen auf den Grund zu gehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichstufige_Stimmung#Frequenzen_und_Centwerte

Gut zugänglich ist dagegen ein Vergleich von Intervallen und Akkorden in reiner Stimmmung mit solchen in temperierter und in gleichstufiger Stimmung.
Die heute übliche gleichstufige Stimmung ermöglicht, in allen Tonarten chromatisch spielen zu können, der Preis dafür sind kleine Abweichungen der tatsächlichen Frequnez von der mathematisch ermittelbaren Frequenz.
https://de.wikipedia.org/wiki/Reine_Stimmung#Klangbeispiel:_Vergleich_reine,_mitteltönige_und_gleichstufige_Stimmung

Gruß Claus
 
Wie hoch darf - Euer Meinung nach - die maximale Abweichung in Cent nach oben oder unten sein, damit ein Ton
für einen Laien sich noch als "richtig" anhört?
ich glaube, die einzig richtige Antwort auf diese Frage ist, "kommt drauf an". Oder 42.
 
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Insgesamt würde ich schätzen, dass man mit ±5 Cent Abweichung noch gut leben kann und es würde ein Intervall-ungeübtes "Laienohr" auch mit ±10 Cent Abweichung vielleicht noch zurechtkommen.
Das haut vermutlich für die Sopranlage und damit das Melodion ganz gut hin.
Aus früheren Vergleichen anhand von CD-Einspielungen und Stimmgerät erinnere ich, dass selbst bekannte Trompeter der klassischen Musik "im Schnitt" nur bei ausgehaltenen Schlusstönen auf bestmögliche Werte achten.

Gruß Claus
 
Das haut vermutlich für die Sopranlage und damit das Melodion ganz gut hin.

War auch speziell für Melodion/Melodica gedacht und ist auch nur der Versuch einer Größenordnugs-Angabe.
Im Einzelfall muss man dann entscheiden, ob man es noch erträglich findet oder nicht. :)

dass selbst bekannte Trompeter der klassischen Musik "im Schnitt" nur bei ausgehaltenen Schlusstönen auf bestmögliche Werte achten.
Da kommt es auch besonders drauf an. Aber sie haben immerhin die Möglichkeit.
Was auch ein Fluch sein kann, denn es ist alles andere als leicht, Töne zu "treffen" (egal ob gleichschwebend oder rein).
 
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Ich glaube, dass alles noch komplizierter ist.

Ich habe eine alte "Melodyhorn 32" Melodika gebraucht gekauft, die ist enorm laut und im unteren 2/3 Bereich auf sage und schreibe +- 1 Cent genau gestimmt. Spiele ich aber 2- oder 3-tönige Akkorde, klingt das Instrument bis zur "Unerhörbarkeit" grauenhaft verzerrt. Deutlich schlimmer als meine anderen Melodicas, welche allesamt schlechter und z.T. viel schlechter gestimmt sind.

Möglicherweise liegt das an unterschiedlichen Obertonspektren. Von elektronischen Verstärkern oder Lautsprechern weiß man, dass geradzahlige Klirrfaktoren = Obertöne (K2, K4 ...) als nicht störend oder sogar angenehm empfunden werden, während ungeradzahlige mit einem "verzerrten" Klangbild einhergehen.

Mittlerweile lege ich keinen so großen Wert mehr auf das Tuning, solange es einigermaßen OK ist. Da ich aber gerne mit Akkorden in der unteren Lage spiele, wird der Aspekt "Verzerrungen" für mich wichtiger, und da entscheidet mein Gehör, was klingt und was nicht.
 

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