Und wie haben die erfahrenen Studiomusiker das gelernt?
Meiner Meinung nach hilft die Theorie und das Notenlesen, speziell wenn man nicht mit überragend viel Talent ausgestattet ist.
Ich habe mal eine Band gemischt, die auf den Spuren von Weather Report und Joe Zawinul gewandert sind. Bis auf einem Musiker waren alle anderen nicht nur welche mit üblicher Ausbildung, nein, die haben selbst alle an diversen Musikhochschulen unterrichtet. Also so wie du das dir so vorstellst. Nur eben dieser eine, der da noch dazu kam, der hatte genau null Ausbildung, aber extrem viel Talent. Der Bandleader meinte zwar dass es erst mal für die anderen ungemütlich zu sein scheinte, da man ja das Programm durch intensives Proben erarbeiten müsste. Aber dem war nicht so, der war nicht nur talentiert sonder sehr aufnahmefähig und es brauchte genau die eine Probe, die sie sowieso machen wollten.
Zumal ja viele der Urväter und -mütter der aktuellen Musik aus dem Jazz und Blues auch ohne formaler Musikausbildung hervorragende Musik geschaffen haben.
Musik entstand auch ohne formaler, wissenschaftlicher Grundlage wie Harmonielehre oder Notenschrift. Das kam alles erst später. Es kann für die Einarbeitung in die Musik hilfreich sein, aber notwendig ist die formale Ausbildung definitiv nicht. Ich habe mal vor Jahrzehnten wie so üblich eine Musikschule besucht, das aber bald mal aufgegeben. Heute mache ich aber wieder Musik, und das mit minimalen Kenntnissen über Harmonielehre usw. Mir reichen meist die Akkordfolge der Lieder und meine Ohren um damit was anzufangen. Ich kann sicher nicht immer und überall mitspielen, aber für meine Bedürfnisse reicht es und es macht Spaß mit den Kollegen. Und das finde ich, ist das wichtigste, dass man auch langfristig dabei bleibt.
Anfangs hatte ich gerade so viel gelernt, dass ich bei jeder Nummer halbwegs den richtigen Grundton erwischte und dann als Highlight auch Wechselbass einsetzen konnte (Black Magic Woman mit Wechselbass, man beachte!!!!). Das war nicht hohe Kunst, aber es reichte für die ersten paar Konzerte, als ich kurzfristig für den eigentlichen Bassisten in der Band eingesprungen bin.
Heute sind meine Ansprüche höher, aber nichts desto trotz sind Noten für mich ein Haufen Linien mit jeder Menge Kleckse oben drauf. Irgendwie schaffe ich das was ich machen will, dann aber doch. Und wenn es zu schwierig wird, muss ich da halt ein paar Extra Stunden rein stecken. Aber ich werde wohl nie mehr ein 32tel Funk-Nagler vor dem Herrn werden.
