Hi,
in Sachen Matschen hat wimmy schon das Rezept für klassische Boogies genannt. Bis zur Einführung der ersten Rectifier-Serie (auf denen vorne dann auch nicht mehr "Boogie", sondern nur "Mesa Engineering" stand) hatten mWn alle Amps der Firma die von ihn geschilderte Klangregelung nach Fender-Muster. Ich kann mich noch gut erinnern, wie enttäuscht ich als Jungrocker von den Marks war, als sie rauskamen. Das sollte die tolle Boogie-Zerre sein? Entweder dünn oder matschig, für Heavy-Sounds ganz unbrauchbar. Den Trick mit dem Graphic EQ konnte man damals halt noch nicht im Internet finden... Damals wie heute gilt jedenfalls, dass diese Boogies nicht unbedingt leicht zugänglich sind, da muss man schon recht viel dran schrauben, bis man sie im Griff hat. Die Klangregler interagieren teils sehr stark und nicht immer so, wie man das denken würde. Ich würde auch im Netz mal nach Einstellvorschlägen anderer User fahnden.
Wie dem auch sei, ein weiterer Punkt sind auf jeden Fall die Röhren. Ich meine das jetzt noch gar nicht mal im Sinne von Soundunterschieden der einzelnen Marken - die gibts zwar mMn, aber das ist dann schon die Feinabstimmung. Primär geht es darum, dass die Röhren einfach oft schon ziemlich ausgelutscht sind. Matschige Zerre kann durchaus auch daher kommen oder dadurch verstärkt werden.
So mancher verkauft so ein Teil, weil man einen schleichenden Soundverfall nicht so bewusst wahrnimmt. Dann findet der Besitzer den neuen Amp im Musikladen viel besser und fragt sich, was ihm am alten damals eigentlich so gut gefallen hatte ;-). Oder der Geschmack hat sich tatsächlich geändert, er hat schon länger mit einem anderen Amp geliebäugelt und natürlich auch nichts mehr investiert vor dem Verkauf. Mitunter wurden auch einzelne Röhren wegen eines Defekts ersetzt, passen aber nicht so gut an der entsprechenden Stelle. Dein Amp könnte schon ein Beispiel sein, die Tung Sol funktioniert bei mir meistens am besten in V1.
Bei einem gebrauchten Preamp tausche ich persönlich aber immer erst mal alle Röhren aus, natürlich erst nach ein paar Tagen und ausgiebigem Anspielen im Urzustand. Nachdem ich mir ein Bild gemacht habe, schreibe ich die Einbaureihenfolge auf und setze erst mal ganz normale China-Teile rein, nichts exotisches. Sie kosten nicht viel und laufen auch, wenn sie im Amp als Kathodenfolger beschaltet sind (was zB bei Tung Sols problematisch sein soll). Am Besten welche, die ich schon mal eine Zeitlang in einem Amp hatte; die sind "eingebrannt" und ich weiß, dass sie problemlos laufen. Mit ganz neuen hatte ich allerdings bisher auch noch keine Probleme. Wenn Du das machst, hast Du jedenfalls schon einen guten Eindruck vom Grundsound des Amps und davon, ob es an den Röhren lag.
Hast Du dann Probleme mit Mikrophonie (ich hatte da bisher eigentlich immer Glück), ist die V1 die erste Kandidatin für "was besseres", zB besagte Tung Sol, eine selektierte TAD oder ähnliches. Da fängt dann das rumspielen an, wobei man im Netz schon bestimmte Tendenzen findet, die sich für mich bestätigt haben. Ich fahre in den meisten Amps recht gut mit einer nach meiner Erfahrung recht brillanten, gainstarken Tung Sol, Mesa SPAX oder TAD RT001 in V1, einer etwas wärmer und mittiger klingenden JJ in der zweiten Gainstufe und den Chinesen im Rest der Vorstufe. Was mir aufgefallen ist, ist dass die speziell als V1 beworbenen Röhren in den weiteren Stufen keine Verbesserung gebracht haben, sondern der Sound sogar matschiger zu werden schien.
Vor einem Umbau würde ich auf jeden Fall probieren, das Teil in Ordnung zu bringen. Vielleicht klingt es dann schon genau so, wie Du es Dir vorstellst, dann wäre ein Mod nur eine Verschlechterung.
Was Dein Problem mit dem Loop betrifft, hast Du womöglich den Schalter missverstanden. An den Studios, die ich kenne, kann man mit ihm nicht den FX-Loop ausschalten, sondern nur zwischen Line Level und Low Level (für Pedale) umschalten. In dem Fall wäre es normal, dass beim Umschalten nur der Eingangspegel des Delays sinkt.
Gruß, bagotrix