Würde sagen, dass Kirchentonleitern - heute überwiegend Modi genannt - am ehesten deinen Anforderungen entsprechen.
Nein. Die Modi werden ja auch im Jazz und Rock verwendet und dort klingt's ja nicht automatisch nach Mittelalter.
Es sind nicht die Modi, sondern die Motiv- und Melodiebildung, die das "Mittelalterfeeeling" ausmachen (immer nur kurze Auf-/Abbewegungen, tonale Ruhepunkte, keine Intervallkaskaden, Rhythmik ruhig schreitend usw.)
Tipp @Threadsteller: Hör Dir mal bei youtube Aufnahmen von Mittelalterfolklore und auch von irischem Fok (celtic, keltisch) an, damit Du die Sachen ins Ohr und in den Bauch bekommst. Das blinde Experimentieren mit Skalen bringt Dir nix, wenn Du nicht weißt, was Du von Dir hören willst. Du klingst ja auch nicht automatisch wie Santana oder Steve Lukather, nur weil Du einen dorischen Modus nimmst... Das geht halt nur, wenn Du Dich mit der jeweiligen Musik und seinen typische Bestandteilen auch auseinandersetzt.
Eine der häufigsten Formen für solche Themen besteht aus einer Reihung von vier Motiven, die nach folgendem Muster laufen
1 Takt Motiv
1 Takt Antwort
1 Takt Variation von Motiv 1 (oder identisch)
1 Takt Antwort (Variation)
Dieser Aufbau hat sich im Prinzip aus dem Mittelalter bis auf den heutigen Tag über die Klassik bis zum Rock erhalten und bildet nach wie vor eines der wichtigsten Gerüste auch für die Entwicklung von Riffs. Berühmtes Beispiel "Smoke on the Water"
(oder in der Klassik auf höchstem Kompositionsniveau: Beethovens 5. wo das einfach Anfangsmotiv zur Keimzelle für eine ganze Symphonie wird - das nur nebenbei gesagt).
Aber zurück zur Bildung einfacher Melodien auf der Basis der Motivtechnik:
1 Motiv da da da
2 Antwort da da da da
3 Motiv (wie 1)
4 Antwort (variiert) da da
Nehmen wir das Ganze nun mal als "Schablone" für eine einfache Melodie, die etwas mittelalterlich klingen soll. Tonart E-Moll, Skala E-Moll (also nix mit weiteren Kirchenmodi !), so wie es (klanglich stark verrockt) auch von Ensiferum stammen, in keltischer Folklore vorkommen oder einem sinfonischen Werk orchestral und majestätisch langsam vorkommen könnte:
Takt 1: Motiv (jeweils Achtel, letzte Note 1/4)
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-------2--4---------------
2-4--5------5--4------------
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Takt 2: Antwort (2 x 2 Achtel, 2 x 1/4 Note)
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--------------------------
2-5--4----2--2------------
--------5------------
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Takt 3: Motiv 2 = Variation von Motiv 1 (jeweils Achtel, letzte Note 1/4)
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--4--2-------------------
2-------5--4--2--4---------
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Takt 4: Antwort auf Takt 3 und Variation von Takt 2 (2 x 2 Achtel, 2 x 1/4 Note)
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---2--4-----2---2------
5--------5-------------
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In Rock und Folk wird das Ganze natürlich noch mit Akkorden unterlegt (halbtaktig wechselnd), die natürlich aus leitereigenen Harmoniestufen bestehen. Beispiel:
e h / h e / e h / h(1-2) a(3) e(4)