Monotones Parameter

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Um die bedeutung der einzelnen musikalischen Parameter besser zu verstehen, kam mir der Gedanke, mich mit Stücken zu beschäftigen, bei denen die Spannung über möglichst wenige Parameter geschaffen wird, also einige Parameter möglichst Monoton gehalten sind.
Mit monoton meine ich jetzt keine Stücke, bei denen es keine Taktwechsel gibt, sondern bei denen z.b. wirklich nur gleiche Notenwerte verwendet werden. Oder solche Stücke, wie z.b. dieses Vorspiel zu einer Wagneroper (Leider keine Ahnung welche), die nur auf einem Es-Dur Dreiklang basiert. Oder z.b. Der Bolero von Ravel, bei dem es nur 2 Themen gibt, die sich nicht melodisch, harmonisch und rhythmisch entwickeln.
Auch würde mcih interessieren, wie ihr die Parameterverteilung bei einigen Stücken bewertet. Wie ist z.B. das melodische Parameter bei Prokofievs Toccata op.11 zu bewerten?
 
Eigenschaft
 
Es ist geradezu ein merkmal aller "barockmusik", dass eine anfangs eingeschlagene "bewegung" durch das ganze stück, d.h. ein parameter, strikt eingehalten wird.
Das vorspiel auf einem dreiklang gehört zu "Rheingold".
Aber auch Chopins Étuden liegt ein jeweils technisch/kompositorisches muster zugrunde. Musik ist selten "buntscheckig", sie braucht zeit, sich zu entfalten und zu wirken, das problem bei den kurzen stücken von Webern: sie sind vorüber, bevor man sich auf sie eingestellt. hat, bei 12-tonmusik, dass sie wiederholungen verbietet. Das erschwert die rezeption ungemein, man unterschätze nicht die freude am wiedererkennen.
 
Das mit der Barockmusik und den Chopinetuden stimmt schon, aber es ist glaube ich nicht ganz das, was ich suche. Also in der Barockmusik fallen mir ein paar Stücke ein, die rhythmisch sehr monoton sind. Bei den Chopinetuden liegt zwar ein gedanke zugrunde, aber dennoch werden melodik, harmonik, rhythmus, klangfarbe, form und dynamik variiert. Empfindest du denn das Basieren auf einem technischen Problem als monoton?

Ich suche also extremfälle, eben wie das rheingoldvorspiel, oder z.b. das erste Stück aus Ligetis musica ricercata. Wichtig ist mir auch, was ich vorher vergessen habe zu erwähnen, dass diese Monotonie in bestimmten Parametern auch deutlich hörbar ist. Es gibt z.b. eine Orgeletude von Ligeti (deren Namen ich leider auch vergessen habe) in der ununterbrochen achtelnoten erklingen. Diese werden aber so schnell gespielt, dass man es nciht wirklich wahrnimmt. Es entsteht quasi eine Klangfläche. Von daher würde ich dieses Stück nicht als Monoton beschreiben, da der Rhyhmus eher aufgehoben wird, als monoton zu sein.
 
Über der Es-Dur harmonie des Rheingoldvorspiels passiert eine menge, wogt ein ganzes orchester, von monotonie kann keine rede sein. Monotonie heißt "eintönig", ein zwischenspiel in "Wozzek" nimmt das wörtlich, da wird aber die klangfarbe verändert. Mir ist nicht ganz klar, wonach du suchst.
Stücke aus einem ton, mit gleichblelbenden notenwerten, einer harmonie ? Nebenher passiert immer noch anderes, denn gar zu monoton soll es nicht zugehen.
 
Es gibt Werke die in einer Harmonie bleiben.
Beispielsweise "Four Organs" von Steve Reich. Bei einem seiner bekanntesten Stücke "Piano Phase" kann man nicht mal von Harmonie reden.
Zwei gleiche Patterns, die sich nach und nach verschieben und so immer neue Variationen ergeben.

Wer sowas in die Richtung sucht, der kann sich bei den amerikanischen Minimalisten umsehen.

Empfehlenswerte Werke sind "Music for 18 Musicians", "Piano Phase", "Different Trains", "Drumming". Das alles von Steve Reich.
Bei Terry Riley gibt es noch "in C", John Adams ist für einen minimalisten harmonisch schon viel zu abenteuerlich.

Aber wer sich in die Richtung informiert, wird einiges finden, das aus ganz wenigen Mitteln interessante Werke macht.
Das was augenscheinlich immer gleich bleibt (eine Art Klangband, das wahrgenommen wird), ändert sich immer in kleinen Teilen.
Man muss nur mal genau hinhören.

Vielleicht ist "Spannung" hier gar nicht so der richtige Begriff. Mit dieser Art von Musik, vor allem wenn man genau hinhört wird eine Art Trance erreicht, die einen das ganze Stück über Fesseln kann.

Hier mal Beispiele(darunter auch nicht so tolle, am besten eine Aufnahme besorgen):
http://www.youtube.com/watch?v=JW4_8KjmzZk

http://www.youtube.com/watch?v=epBtGy9BVSA

http://www.youtube.com/watch?v=KTGwFZxRRbU

http://www.youtube.com/watch?v=OjR4QYsa9nE

http://www.youtube.com/watch?v=WmX_GgozpQs
(Bitte nur das Frühwerk)

http://www.youtube.com/watch?v=6fm3DdSejYE

http://www.youtube.com/watch?v=USRGNr17Jm4
(leider nicht die beste Klangqualität, es gibt aber eine tolle Deutsche Grammophon Aufnahme.)
 
Beim Ligeti Stück meinst du sicher "Continuum" für Cembalo (nicht Orgel!).
Beispiel:
http://www.youtube.com/watch?v=vxNPsqxuBZw

Ansonsten fällt mir von Steve Reich noch "Clapping Music" ein, ein Rhythmus-Pattern aus 12 Achtelnoten und -Pausen, das 12 mal um je ein Achtel gegeneinander verschoben wird (mit jeweils 12 Wiederholungen), um dann beim 13. Durchgang wieder zusammenzutreffen.
Ein simpler mathematischer Vorgang mit verblüffenden rhythmischen Effekten.
Beispiel:
http://www.youtube.com/watch?v=FcFyl8amoEE&feature=related
 
Wo du schon Ligeti erwähnst:
Anscheinend schätzte er wohl Steve Reich und Terry Riley, wie hier in dem Beispiel deutlich wird:
http://www.youtube.com/watch?v=GHVSh4Z_s_w

Hier haben wir keine tonale Minimalmusic, aber dennoch Minimal Music.
 

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