Musik Studium: Wann lohnt es sich? (und für wen?)

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Charly sings
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Hi!

Erstmal hoffe ich, dass das Forum für mein Anliegen richtig ist
und hoffe allgemein auf Verständnis.

Ich studiere bereits Musik und komme während dem Studium immer wieder an 2 Punkte:

1. Es hilft mir viel
2. Es fühlt sich sehr toxisch und ungesund an

Zu meiner Person: Ich bin Sängerin und habe eigentlich immer wieder eigene Auftritte als Songwirterin, die Leute lieben meine Musik, meine Stimme und kommen immer sehr gerne, hören meine Musik privat etc.
Aber seit ich studiere geht es mir persönlich immer wieder schlecht. Ich fange an mich zu vergleichen, habe Selbstzweifel, Ängste, Druck, man muss immer wieder abliefern und teilweise habe ich keinen Spaß mehr und wie gesagt immer wieder Angst nicht gut genug zu sein.
Das liegt unter anderem daran, dass ich mir für mein Songwriting usw. immer sehr viel Zeit nehme, es eigentlich etwas chaotisch abläuft, ich im Studium aber immer wieder bestimmte Daten für Abgaben etc. habe und das nimmt mir irgendwie den kreativen Freiraum. Ich kriege es zeitlich und mental nicht auf die Reihe, meine musikalischen Werke im Studium richtig zu verfolgen, da man sooo viel Unterricht erhält, ich mich aber eigentlich auf meine eigenen Songs konzentrieren möchte und da auch etwas perfektionistisch bin. Also alles so ein bisschen und hauptsache viel erledigt funktioniert bei mir nun gar nicht.


Ich habe mir deshalb die Frage gestellt: Warum mache ich das? Und bin auf die Antwort gekommen, dass ich natürlich etwas lernen will, aber auch weil ich einfach diesen akademischen Abschluss will - Und da frage ich euch:
Inswiefern lohnt sich überhaupt ein Bachelor in Musik ?

(--> Ich studiere nicht Klassik / Ein Instrument sondern mache einen noch recht neuen künstlerisch pädagogischen Studiengang mit Schwerpunkt Pop und Komposition)
Ist es später nur möglich, in gewissen Branchen zu arbeiten, wenn man einen Bachelor hat?

Ich möchte z.B. eigentlich selbst Künstlerin sein und außerdem gerne therapeutisch arbeiten und Kurse für junge Leute im Bereich Songwriting geben.

Vielleicht könnt ihr einfach mal von euren persönlichen Erfahrungen erzählen!
und euren Senf zu meinen Aussagen geben ;-D

Danke! :)
 
Vorab: Ich habe selbst nicht Musik studiert, aber an einer Kunsthochschule, da sind die Probleme vergleichbar, und ich kenne viele ehemalige Musikstudenten.
Anstelle einer Antwort ein paar lose Gedanken:
- Aus der Sicht des Mittvierzigers dauert so ein Studium ziemlich kurz.
- Wenn du vor hast, pädagogisch zu arbeiten, wirst du vermutlich auch mit öffentlich finanzierten Einrichtungen zu tun haben. Da hast du ohne Abschluss entweder keinen Zugang oder kannst ihn zumindest direkt in € umrechnen.
- An Musikhochschulen, wie auch an Kunsthochschulen, lehren in erster Linie, genau, Künstler. Mit den typischen Künstlerpersönlichkeiten und ihren sozialen Defiziten. Du bewegst dich vor allem in einem Umfeld, in dem sich alle selbst geil finden. Aus diesem Grund werden an vielen Schulen auch eher formbare Talente aufgenommen als gestandene Persönlichkeiten. Einzige Abhilfe: Du musst dich selbst genau so geil finden. Wenn du an dem Punkt bist, dass du dem Rektor in der Senatssitzung über den Mund fahren kannst und dich am Ende durchsetzt, darfst du dann auch künstlerisch du sein.
- Die Gratwanderung an den Hochschulen ist die zwischen dem bloßen Bereitstellen eines geschützten Raums für die künstlerische Entwicklung und der - oft ziemlich verschulten - Vermittlung von handwerklichem Rüstzeug für den Berufs- und Lebensweg. Hier gibt es so große Unterschiede, dass man hier immer nur über einzelne Schulen oder sogar einzelne Studiengänge sprechen kann. Mein Weg in diesem Kosmos war, mir gezielt die Lehrenden zu suchen, die mir das Gewünschte mitgeben konnten und wollten, egal ob das so in der Studienordnung vorgesehen war. Diesen Wissensschatz möchte ich nicht missen, mit einigen, alle mittlerweile über 80, haben sich bis heute andauernde Freundschaften entwickelt.
- Das mit dem Streß ist Absicht. Und gut so. Zukünftige Auftraggeber warten auch in den seltensten Fällen, bis dir was lustiges einfällt. Die Methoden, die man im Studium entwickelt, um dem gerecht zu werden, sind Gold wert, wenn für einen Auftrag einfach nur 20 Stunden bezahlt sind. Und auch da muss es oft gestern fertig sein.
 
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Hallo Charly - willkommen im Musiker-Board.

Für eine Tätigkeit als freiberufliche Songwriterin oder Künstlerin brauchst du natürlich keinen Studienabschluss. Deswegen solltest du das Studium nicht machen.

Du solltest es machen, um den Horizont über deine Kernkompetenzen hinaus zu erweitern, Handwerk zu lernen und vor allem Vitamin B aufzubauen, also Beziehungen zu ähnlich interessierten. Immerhin wirst du später vermutlich in einer Szene unterwegs sein, wo Vitamin B darüber entscheidet, ob du Anfragen und Aufträge bekommst.

Wenn du „nur“ für dich selbst schreibst, brauchst du vieles nicht. Kommerziell erfolgreiche Songs entstehen aber oft in Sessions und Zusammenarbeiten, in denen auch nach Terminen gearbeitet wird. Mit Stress umgehen zu können, ist im Musikbusiness eine wichtige Fähigkeit.

Und falls du später pädagogisch arbeiten willst, ist ein Studienabschluss extrem hilfreich. Denn es gibt kaum zu 100% passende Stellen für Somgwriter, die Bedarfe von pädagogischen Einrichtungen liegen anders. Wenn ein Arbeitgeber in deinen Zeugnissen aber anhand deiner Kompetenzen sehen kann, dass z.B. 50% deiner Fähigkeiten zu 80% seines Bedarfs passen, ist das aussagekräftiger, als wenn jemand ohne Zeugnisse ankommt.
 
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Wenn Du in der Musik irgendwie bleiben willst, dann würde ich Dir auch raten, unbedingt den Abschluss zu machen.
In Amerika sieht die Sache anders aus, aber hier ist es nun mal so, dass bestimmte Jobs nur an Leute gehen, die einen Studienabschluss in dem Fach haben. Schon beim Unterrichten wird es schwieriger, oder Du kriegst weniger Geld.

In der öffentlichen Verwaltung teilt sich das ganze manchmal auch noch in Bachelor/Master, da kommst du mit Bachelor nur extrem schwer über Sachbearbeiter hinaus. Aber das ist ja nicht Dein Ziel.

Wenn Du das Studium abbrechen solltest, dann solltest Du wissen, was Du sonst machen willst.

Ich hatte damals ein Urlaubssemester genommen, weil es mir ähnlich ging wie Dir. Das Gefühl, nicht gut genug zu sein, nicht zu anderen Sachen Zeit zu haben, hoher Druck von den Lehrenden. Allerdings habe ich mir eher Gedanken gemacht, ob ich die Prüfung überhaupt schaffe.
Das scheint bei Dir ja nicht das Problem zu sein. Deshalb würde ich Dir auch zum Abschluss raten.
 
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Aber seit ich studiere geht es mir persönlich immer wieder schlecht. Ich fange an mich zu vergleichen, habe Selbstzweifel, Ängste, Druck, man muss immer wieder abliefern und teilweise habe ich keinen Spaß mehr und wie gesagt immer wieder Angst nicht gut genug zu sein.
Was sagen Kommilitonen? Gehts denen ähnlich?

Wie agiert die Hochschule? Eher motivierend oder kommt von dort eher Druck?
Das liegt unter anderem daran, dass ich mir für mein Songwriting usw. immer sehr viel Zeit nehme, es eigentlich etwas chaotisch abläuft, ich im Studium aber immer wieder bestimmte Daten für Abgaben etc. habe und das nimmt mir irgendwie den kreativen Freiraum.
Das gehört aber zu den Dingen, die man im Studium lernen soll: Aufgaben priorisieren und termingerecht fertigstellen, und zwar nicht jedesmal perfekt, sondern gut genug.

Klar ist das schwer, beim Songwriting einen Strich zu ziehen und zu sagen "OK, reicht jetzt". Aber Termindruck und andere Anforderungen wirst du auch im Beruf erleben, und das Studium ist auch dazu da, den Umgang damit zu lernen. Mit Betonung auf "lernen", das ist nämlich was, was man lernen und üben kann. Das muss man nicht von Haus aus mitbringen.
Ich kriege es zeitlich und mental nicht auf die Reihe, meine musikalischen Werke im Studium richtig zu verfolgen, da man sooo viel Unterricht erhält, ich mich aber eigentlich auf meine eigenen Songs konzentrieren möchte ...
So läuft das aber. Nicht jede Tätigkeit macht Spaß, trotzdem müssen alle erledigt werden. Songwriting heißt nicht, von morgens bis abends im Flow zu sein und Lieder zu schreiben. Der ganze andere Kram drumherum gehört auch dazu.
Inswiefern lohnt sich überhaupt ein Bachelor in Musik ? ...
Ich möchte z.B. eigentlich selbst Künstlerin sein und außerdem gerne therapeutisch arbeiten und Kurse für junge Leute im Bereich Songwriting geben.
Damit gibst du dir die Antwort selbst. Wenn du in die Bildungs- und therapeutische Schiene reinwillst, ist eine abgeschlossenen Ausbildung sehr hilfreich, weil du als junge Musikerin vermutlich noch keine beeindruckende künstlerische Vita (*) hast und weil die Leute, die über Einstellungen entscheiden, von der Kunst möglicherweise viel weniger Ahnung haben als du. Die brauchen also Zeugnisse, um einzuschätzen, was du kannst.

(*) Und selbst wenn: Künstlerische Referenzen (egal wie toll) sagen wenig über deine Eignung und dein Können als Pädagogin.

Wobei du für therapeutische Arbeit möglicherweise noch weitere Ausbildungsmodule brauchen könntest.
 
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Aber Termindruck und andere Anforderungen wirst du auch im Beruf erleben, und das Studium ist auch dazu da, den Umgang damit zu lernen. Mit Betonung auf "lernen", das ist nämlich was, was man lernen und üben kann. Das muss man nicht von Haus aus mitbringen.
Leider läuft das an vielen Schulen nach dem Schema friss oder stirb.
Dass darüber mal offen gesprochen wird, ist nach meiner Erfahrung sehr selten.
Um so besser, dass es hier mal erwähnt wird.
Ich kriege es zeitlich und mental nicht auf die Reihe, meine musikalischen Werke im Studium richtig zu verfolgen, da man sooo viel Unterricht erhält, ich mich aber eigentlich auf meine eigenen Songs konzentrieren möchte
Da stellt sich mir aber auch die Frage: Hast Du nicht das Gefühl, dass Du im Studium etwas für Dein Songwriting lernst?
Da würde ich doch von alleine mal das Schreiben neuer Stücke zurückstellen, das Studium nutzen (also nicht nur die Fächer abhaken, sondern gezielt das suchen, was Dir für Deine Ziele nützen würde) und dann hoffentlich auf einem ganz anderen Level weitermachen.
Inswiefern lohnt sich überhaupt ein Bachelor in Musik ?
Neben dem Abschluss lernt man doch auch was. Ich wusste damals noch nicht, wo ich hinwill, und habe dadurch nach der Devise "überall fleißig sein" studiert, was nicht so gut funktioniert hat. Bei Dir sieht das schon deutlich klarer aus, da müsstest Du auch Schwerpunkte setzen können.
 
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