Ich habe eine starre Balgführung, also keine dynamische, somit erzeuge ich mit dem Balg auch keine Musik
- Ich spiele Volkslieder (jede Menge), nach meinem Spiel kann aber niemand singen, da ich keine Musik mache
Balgführung ist ein sehr wichtiger Bestandteil des Akkordeonspiels. Töne anklingen, ausklingen lassen, Akzente setzen, ruppig sanft spielen das sind alles Teile die mit dem Balg gemacht werden. Nicht umsonst sagen große Akkordeonisten, dass das Spiel mit dem Balg der wichtigste Teil des Akkordoenspiels ist.
Du kannst die Notenlägngen genau so lang oder kurz spielen, aber mit anderer Betonung mit dem Balg wird daraus was ganz anders. Spiel mal mit dem Balg, probier aus, wie die Töne und Noten anders klingen - überlege dir, wo wird die Melodie von sich aus leiser, wo klingen Töne aus und probier das dann anhand deines Stücks.
Wenn nach deinem Spiel keiner singen kann oder mag - mach s doch mal andersrum. Die Stücke die du spielst, kann man auch singen. Sing die mal und hör dann genau zu, wie du singst: Wann hebst du die Lautstärke an, wann singst du sanft, wann kräftig, wann lässt du einen Ton ausklingen. Und dann versuche das mit deinen Akkordeon nachzumachen und du wirst sehen, dass das Stück auf einmal "Leben " bekommt.
Auf jeden Fall werde ich mich jetzt erst einmal auf ein Lied konzentrieren und versuchen, das Stück für Stück auswendig zu spielen, vielleicht wird es dann ja auch harmonischer, also 'Musik'.
Auswändig spielen wird immer wieder empfohlen - aber die Reihenfolge muss stimmen! Wenn du dich drauf konzentrieren muss, dass du das Stück auswändig hinbekommst, bringt das dir erstmal nix , außer das du dich auf s auswändig spielen konzentrieren musst - da bleibt keine Konzentration mehr übrig um sich auf das eigentliche Spiel zu konzentrieren. In dem Stadium, in dem du dich befindest ist m.E viel wichtiger mal drauf zu achten, wofür du deine Konzentration brauchst!
Wenn du dich sehr konzentrieren muss auf das Notenlesen, um zu lesen, welche Töne als nächste kommen, dann musst du wirklich dir das Stück erst mal deutlich verinnerlichen, so das das Stück vor deinem geistigen Ohr schon selber ablaufen kann und deine Fnger wissen, wo se hin müssen. Denn dann erst hast du den Kopf wieder freier, um dich auf das zu konzentrieren, was du da dann gerade spielst. Auswändig spielen heißt nicht unbedingt komplett ohne Notenblatt zu spielen (da bekommen viele Panik) sondern das heißt zunächst mal das Stück soweit im Kopf haben, dass man weiß wie das klingt, in welcher Reihenfolge welche Passagen kommen und dass die Finger schon in etwa wissen, wo sie als nächstes hinmüssen und man die Noten nicht einzeln entziffern muss, sondern nur noch grob das Blatt "überfliegt" und weiß was draufsteht.
Wenn das aber z.B. das Zusammenspiel zwischen rechter und linker Hand ist, dann spiel einfach mal die getrennt und überleg dann, wie man die Bassmelodie oder die Diskantmelodie anders spielen kann, wie man die variieren kann, Betonungen, wann könnt das Stück eine Betonugn brauchen - z.B. 3/4 Takt Walzer, macht sich ganz gut, wenn man da auf die 1 eine markante Betonung bringt. Mit dem Balg leicht forcieren, den Basston etwas länger gedrückt halten und dafür die 2 und 3 mit kürzeren Stakkato Bässen ...einfach mal ausprobieren.
Und zusätzlich zum ausprobieren brauchst du auch eine Idee, die du spielen willst. Die Noten sind dafür das Grundgerüst , so wie die im Notenblatt stehen - und dann überleg dir was für ein Stück du draus machen willst: Willst du das als schmissiges Tanzstück spielen, mit Feuer? eher melancholisch, zart , wie vom Winde verweht? Wenn du dir eine Idee überlegt hast wie du das Stück spielen möchstest, dann probier aus, die Töne so zu spielen, dass der Eindruck entsteht den du im Kopf hattest.
Meine Vorredner habe es auch schon öfters erwähnt: Akkordeon spielen heißt auch damit zu "spielen" , also wirklich damit spielen, wie man mit Bauklötzen spielen würde - frei nach der Fantasie mal so , mal so benutzen und schauen, was dabei rauskommt. Dann sich auch mal überlegen, warum das einem gerade gefallen hat, was das genau war, oder auch was es denn genau war, warum einem das gerade eben nicht gefallen hat.. und dann an den Punkten weiter im Detail "rumspielen" und ausprobieren, wie und mit welchem Effekt oder welcher Technik man den positiven Effekt noch weiter ausbauen kann, oder wie man das was nicht gefallen hat wegbekommen oder zumindest abschwächen kann.
Das war übrignes auch einer der Tips die mir mein Meister mitgegeben hat: Musik ist immer ein Stück weit wie eine Geschchte erzählen - überleg dir also vorher welche Geschichte du erzählen willst! Wo deine Geschichte spannend wird, wo sich die Spannung wieder auflöst, ob du mit happy End oder eher mit Paukenschlag deine Geschichte enden lassen willst...und dann dein Musikstück so zu spielen, dass du deine Geschichte auch erzählst. Ein Geschichtenerzähler erzählt auch nicht von vorne bis hinten monoton immer gleich, sondern der hebt mal die Stimme, flüstert mal, wir laut ...
Und das hat mir mein "Meister" auch beigebracht: Die Noten sind nicht das Musikstück, sondern nur das Konzept, das Grundgerüst. Zu Musik muss ich das erst selber machen, indem ich mit den Noten eine (meine) Geschichte erzähle, indem ich mit den Noten spiele!
Klingt vermutlich alles etwas verwirrend. Ein Lehrer kann einem da sehr viel weiterhelfen - entweder, indem er von sich aus schon auf diese Punkte eingeht und dich in die Richtung bringt und fördert, oder wenn man ihm sagt, was man will, dass er einem dabei auf den Weg hilft, wie man sowas angehen kann.
Ein guter Teil meiner Unterrichtsstunden war immer mit erzählen und besprechen ausgefüllt, wo wir drüber gesprochen haben, welche Geschichte ich erzählen will, welche Teile ich dann wie verwenden (spielen ) will, wo wichtige Punkte sind ...und dann erst haben wir angefangen Musik zu spielen und versucht das umzusetzen, was wir besprochen haben. Und das konnte auch durchaus mal sein, dass wir eine Stunde nur mit ein oder zwei Takten verbracht haben. Auch daran habe ich sehr viel gelernt - auch für den Rest des Stücks!
Drum mein Tipp: Hör dir die Stücke die du spielst mal an, gesungen, oder in sonst irgeneiner Aufnahme, versuche das innerlich selber zu singen, überleg dir, ob du das auch so spielen willst oder ob du da lieber eine andere "Geschichte" erzählen willst und dann versuche Teil für Teil, Passage für Passage mal das so zu spielen, dass es in die Richtung klingt, wie du dir das in deiner Geschichte ausgedacht hast....