Nine Inch Nails / The Fragile/ 1999/ CD

msoada
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The Fragile





Left


  1. "Somewhat Damaged" - 4:31
  2. "The Day The World Went Away" - 4:33
  3. "The Frail" - 1:54
  4. "The Wretched" - 5:25
  5. "We're In This Together" - 7:16
  6. "The Fragile" - 4:35
  7. "Just Like You Imagined" - 3:49
  8. "Even Deeper" - 5:47
  9. "Pilgrimage" - 3:31
  10. "No, You Don't" - 3:35
  11. "La Mer" - 4:37
  12. "The Great Below" - 5:17
Right


  1. "The Way Out Is Through" - 4:17
  2. "Into The Void" - 4:49
  3. "Where Is Everybody?" - 5:40
  4. "The Mark Has Been Made" - 5:15
  5. "Please" - 3:30
  6. "Starfuckers, Inc." - 5:00
  7. "Complication" - 2:30
  8. "I'm Looking Forward To Joining You, Finally" - 4:13
  9. "The Big Come Down" - 4:12
  10. "Underneath It All" - 2:46
  11. "Ripe (With Decay)" - 6:34

Rezension:

Nine Inch Nails ist sicherlich nicht weniger als eine der wichtigsten Bands des vergangenen Jahrhunderts und mit "The Downward Spiral" setzten sich die Neunzöller ein Denkmal, dass über Generationen standgehalten hat. Wobei, es gibt nicht wirklich die Neunzöller sondern nur den Neunzöller. Trent Reznor ist Nine Inch Nails und Nine Inch Nails ist Trent Reznor. Kein Anderer vereinbart das Klischee, welches besagt, dass Wahnsinn und Genie nahe beieinander liegen so sehr wie er. Der gute Herr hat sich in den Neunzigern so ziemlich alles eingeschmissen was chemisch war und getrunken wo irgendwo in der Ecke was mit "Alc." stand. Diese Exzesse sind nicht zuletzt einer der Gründe warum es mehr Exfrauen von Lothar Matthäus gibt, als NIN Scheiben in den Neunzigern.
Allein zwischen "The Downward Spiral" und "The Fragile" lagen fünf lange Jahre in denen Trent Reznor öfter dem Tod von der Schippe sprang, als Rambo. Auch wenn Trent heute rein von Der Figur der bessere Rambo wäre. Als es dann hieß, dass Reznor mit einem neuen Album kam verlauteten die hiesigen Medien, dass der Rock nun wieder neues Leben eingehaucht bekommt. Dem gerade Angesprochenen blieb dafür nur ein müdes "I don t even like Rock music" übrig. Trent halt.

Schaut man sich die Fakten an, kann man fast verstehen wie der gute Junge sich an so einem Tiefpunkt in seinem Leben befand. "The Downward Spiral" schoss komplett durch die Decke und wurde schon Mitte der 90er als eine der wichtigsten Platten des Jahrzehntes gefeiert. Nine Inch Nails transformierten sich in den Neunzigern von einer kleinen Synthie Pop Band in ein wütendes Industrialungeheuer und gewannen zu allem Überfluss auch noch einen Grammy für die Single "Wish", die alles andere als das übliche Grammymaterial darstellt. Von Angstneurosen und Depressionen geplagt traute sich Reznor über lange Zeit nicht ein Instrument auch nur anzuschauen, bzw. zu spielen. Laut seiner selbst waren damals 19 Stunden aus 20 Stunden Studioarbeit Bockmist.

Umso bizarrer erscheint es da, dass der nächste Output zu einem Doppelalbum reifen sollte. Nur braucht man wirklich zwei CD` s voll mit dem Material, dass auf "The Downward Spiral" zu finden ist? Die eine CD verlangte einem damals alles ab und stellt den Hörer auch heute noch vor quasi unlösbaren Aufgaben. Jedoch darf schon hier gleich Entwarnung geben werden. "The Fragile" ist nicht "The Downwars Spiral" und umgekehrt.

Man kann aber auch alle Fans der "Downward Spiral" beruhigen, da "The Fragile" kein leichtbekömmliches Industrial- Pop Album geworden ist. Dafür lassen Songs wie "Starfuckers Inc.", "We Are In This Together Now", oder "Something Damaged" die Abrissbirne zu sehr kreisen. Gefangene gibt es da keine. Doch ist "The Fragile" weitaus mehr als nur ein einziger Wutausbruch. Ich möchte mal behaupten, dass man Trent auf keiner anderen Platte so experimentierfreudig sieht wie hier. "The Fragile" ist ein Klangmeer. Ein Bild das aus vielen warmen, aber auch kalten Tönen gemalt wurde. Das Album balanciert auf dem schmalen Grat zwischen harten Riffs und wunderschönen Synthesizermelodien mit einer Leichtigkeit die beeindruckt. Durch diese Ausrichtung geht die Platte emotional sicherlich tiefer unter die Haut als jede vor ihr. Fliegen während "We Are In This Together Now" die Stühle durchs Zimmer, laufen die Tränen im anschließenden "The Fragile". Es ist ein Wechselbad der Gefühle, bzw. eine Fahrt durch die Seelenlandschaft eines Menschen der seelisch am Ende ist und irgendwo zwischen Selbstzerstörung und Melancholie schwebt.

Genau das merkt man der Platte an. Sowohl musikalisch, wie auch lyrisch. So gibt es auf dem Longplayer alles von Bankrotterklärungen wie "Too fucked up to care anymore", bis hin zum Treueschwur "I won t let you fall apart" zu hören. Trotzdem und das ist die Hauptbotschaft die ich aus diesen zwei anspruchsvollen Platten nehme, steckt auch ein Funken Hoffnung in der hier gebotenen Musik. Ich fühle mich gut, oft auch erleichtert wenn ich "The Fragile" gehört habe, wohingegen ich nach "The Downward Spiral" besser keinem Mitmenschen begegnen sollte. Wer die Vita von Trent Reznor auch nach "The Fragile" verfolgt hat wird mir hoffentlich auch zustimmen, dass ich diesen Funken Hoffnung nicht zu Unrecht hier ausmache.

Reznor nutzt die Plattform die er sich selbst geschaffen hat hier auch um mit alten Bekannten abzurechnen. "Starfuckers Inc." ist der überlebensgroße Stinkefinger der in die Richtung diverser Stars und Sternchen gerichtet ist. Auch sein Freund und Kupferstecker Marilyn Manson ist nach eigenen Aussagen nicht ganz Unschuld am Entstehungsprozess dieses Songs.

Bei einem Album das zwei CD` s hat wird oft die Frage gestellt welche denn nun besser sei. Diese ist hier schwer zu beantworten. Ich persönlich empfinde beide als doch deutlich unterschiedlich. Die Erste, oder um dem Nine Inch Nails Wortgebrauch treu zu bleiben, die Linke ist in meinen Ohren mehr mit "Songs" gefüllt wie man sie kennt. "Somewhat Damaged", "The Wretched", die schon angesprochenen "We Are In This Together Now" und "The Fragile"; usw. stellen doch Songs da, mit eher üblichen Abläufen. Das ist nicht als so negativ zu begreifen wie es klingen mag. Immerhin ist "We Are In This Together Now" einer der besten NIN Songs die Trent je geschrieben hat und alle sind Live absolute Granaten. Die rechte Seite hat hingegen viel mehr Experimente auf sich geladen bekommen. So bleiben zwei atemberaubende Platten, oder vielmehr zwei Klangerlebnisse die grundverschieden auf mich wirken.

Um nun auch die letzte Floskel zu bedienen muss ich zum Schluss statuieren, dass wer A sagt, muss auch B sagen. Wer "The Downward Spiral" als einer der wichtigsten Platten der 90er sieht, muss dies auch für "The Fragile" geltend machen. In den ganzen Neunzigern hat es Trent Reznor auf ganze zwei Full Length gebracht, nur reichen diese völlig aus um ein Jahrzehnt mit genug Inhalt zu füllen. Wer sich auf diese CD einlässt wird verstehen wo die fünf Jahre zwischen "The Downward Spiral" und "The Fragile" geblieben sind. So ist das dritte Studioalbum nicht weniger als einer der größten Musikereignisse, die es zu erleben gilt. Wenn Nirvana als Helden des Rock/ Grunge gefeiert wurden, bin ich ganz froh, dass Nine Inch Nails nun wirklich nichts mit Rock zu tun haben und über dem ganzen Einheitsbrei das sich Rock nennt, schweben und den Dachverband des guten Geschmacks bilden.
 
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Reaktionen: 2 Benutzer
Sehr gut geschrieben, gefällt mir!
Dass die "The Fragile" ein Meisterwerk ist, muss ich ja nicht nochmal erwähnen. :great:
 
Hui, normaler Weise fällt mir hier alles sehr schnell auf, wenn NIN im Titel vorkommt, das hier, muss ich gestehen, wollte erst jetzt gelesen werden.

Dein Stil mag ich sehr, liest sich gut. Ich finde übrigens CD 2 ein wenig besser, vor allem wegen "Into the Void" und "Starfuckers inc." :)

Was mir ein Wurm im Auge ist, ist deine Textformatierung. Ich musste mich echt mit Mausmarkierung durchkämpfen und jetzt freue ich mich, auf die Tastatur schauen zu können ;)
Vielleicht kannst du da als Mod nochmal drüber gehen. Dann darfst du auch mal meinen Fisch streicheln :)
 
Danke für die netten Worte und danke an .S für den Tipp. Mir war nie aufgefallen, wie klein und "zusammengedrückt" das ganze wirkt.
 

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