hmmmm, ok noch mal deutlich: Um die Oktavreinheit einzustellen,
muss immer der am 12. Bund gegriffenen und der Ton der Leersaite verglichen angepasst werden.
Ob die Leersaiten da im Grundton oder der Oktave höher (via Flageolett) schwingt, ist ziemlich egal. Grundton und Flageolett Oktave ist von der Mensur eigentlich "unabhängig", weil hier die Saite einfach "voll" oder "halbiert" schwingt. Dieses "Halbieren" ergibt sich recht genau, von ganz alleine. Daher funktioniert es nicht, die Leersaite und den Flageolett Ton zu vergleichen, um die Oktavreinheit einzustellen. Diese beiden Töne werden immer übereinstimmen, egal was man an den Saiten Reiter einstellt (Man muss etwas nachstimmen und dann sollten die Töne gleich in Grundton und Oktave klingen).
Wenn ein Stimmgerät beim Tonvergleich zu sehr zappelt, hat das mehrere Ursachen:
- Durch das Ausschwingen sinkt die Tonhöhe (starke Auslenkung bewirkt ein gewisses "Bending", schwingt die Saiten nur noch ganz wenig, ist die Auslenkung und dieses „Bending" entsprechend geringer)
- Tonschwankung/Änderung durch die Niederdrücken der Saite
- Das Stimmgerät selbst glättet die Anzeige nur ungenügend
1. kann man minimieren, indem man so sanft/wenig wie möglich anschlägt. Allerdings spielt man nun mal mit normalem Anschlag und daher schaue ich, dass ich den Ton unmittelbar nach dem Anschlag treffe.
2. Hier gehen die Meinungen etwas auseinander. Die einen sagen, man sollte dieses "Bending" bewusst kompensieren und daher "normal" zugreifen. Ich persönlich greife am 12. Bund so leicht wie möglich, weil damit die meisten Stimmgeräte besser klarkommen und außerdem versuche ich, beim Spiele eh nicht mehr Kraft als nötig aufzuwenden.
3. Glättung von einer Anzeige ist IMO immer Fluch (es geht Info verloren...) und Segen (..einfacher abzulesen) zugleich. Sehr billige Stimmgeräte zeigen aber auch einfach ein wildes Chaos an und sind nicht in der Lage sauber den Grundton von Obertönen zu unterscheiden und "spinnen dann rum". Wenn die Anzeige zu sehr schwankt, kann man aber im Geiste den "Mittelwert" bilden.
Ganz wichtig ist IMO aber, dass man sich hier nicht verrückt macht!!!
Ich glaube ziemlich fest, dass mindesten 3/4 aller Gitarren auf diesem Planeten in Sachen Oktavreinheit nicht optimal eingestellt sind (schon alleine weil im Lauf des Lebens einer Saite sich die Oktavreinheit ändert. Der Grund, dass sich darum niemand schert, ist schlicht, dass es niemandem auffällt! Die Stimmung/Bundierung einer normalen Gitarre ist von vornherein ein ziemlich grober Kompromiss, mit dem man scheinbar sehr gut leben kann.
Ohne Frage, macht es Sinn die Oktavreinheit möglichst gut einzustellen, wenn aber da der Ton etwas wackelt und nur so "ungefähr" eingestellt werden kann, wird es nicht nach Katzenmusik klingen!
Man kann meist schon optisch sehen, wenn eine Gitarre völlig "verstellt" ist. Es sollte sich (bei "normaler" Besaitung) immer das typisch \ \ - Muster ergeben. Schert da ein Reiter grob aus ist da etwas nicht in Ordnung.