Online-Unterricht. Taugt es was?

MusikBert
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Hallo Klavierspieler,

nach fünf Jahren Präsenz-Unterricht (klassisches Klavier) in einer Musikschule mußte sich meine Klavierlehrerin wegen Corona-Gefahr von mir trennen - ersatzlos. Zwar hatten wir zusammen eine Menge Stücke erarbeitet, die ich jetzt über einige Zeit auffrischen und vervollkommnen kann und will, aber perspektivisch denke ich über Klavier-online-Unterricht nach, und zwar in eine andere Richtung als klassisches Klavier. Die Richtung ist bei mir noch nicht festgelegt, aber etwas wie Liedbegleitung auf gehobenem Niveau, vielleicht auch Blues oder Barpiano.

Ich habe zwar schon etwas im Internet über Online-Unterricht gelesen, doch so richtig weiß ich mir so ein (Fern)Unterricht gar nicht vorzustellen. Wie geht so ein Unterricht? Direkt per Video-Schaltung?

Es würde mir helfen, wenn Ihr Eure persönlichen Erfahrungen mit Online-Unterricht, sowohl Lehrer als auch Schüler, und ihre bewertende Meinung, was von so eine Unterricht (Vorteile, Nachteile) zu halten ist, mitteilen könntet.

Ich freue mich auf Eure Antworten.

Gruß, Bert
 
Eigenschaft
 
Die Qualität des Unterrichts hängt davon ab, wie beide Seiten Schüler und Lehrer mit der Situation umgehen und was sie daraus machen.
Ich hatte Gestern wieder zwei Skype-Klavierstunden, die sowohl mir als auch meinen Schülern (ca 6 J und Erwachsen) Freude gemacht haben. Der direkte Dialog zur Lenkung des Lernprozesses ist mir dabei sehr wichtig. Videos aufnehmen und verschicken ist eine Ergänzung/Hilfsmittel um Feinheiten besser "rüberbringen" zu können.
 
zur zeit habe ich für mehrere instrumente online unterricht.
vom willen und umgang mit der veränderten situation und der fähigkeit sich auf diese einzulassen mal abgesehen, hängt der erfolg des unterrichts in hohem maße von der qualität der hard- und software auf beiden seiten statt.
ausschließlich via handy geht nicht wirklich:
- instrument via interface
- eigenständiges mikrofon für die sprache / gesang
- hören über kopfhörer / in ear. dies erfordert im falle von gesangsunterricht einiges an umstellung, falls man nicht sowieso schon an inear gewöhnt ist.
- im zweifel lieber über LAN als über w-lan

horst
 
@Lisa2 und @siebass

Ich danke Euch für Eure Antwort.

Zu Lisa hätte ich noch eine Frage: Bespricht Ihr nur den Unterricht (Hausaufgaben, Schwierigkeiten, Fingersatz ...), oder läßt Du die Schüler auch direkt vorspielen? Wenn der Schüler spielt, ist die Übertragungsqualität so gut, daß Du die Reinheit des Spiels wirklich gut hörst (z.B ob alle Tasten gleichzeitig angeschlagen werden, richtige Betonung u.s.w)?

Ja, Horst, die technische Voraussetzung ist wohl nicht immer einfach zu erfüllen, und das ist auch meine Befürchtung, daß die Übertragungsgeschwindigkeit für ein Online-Spiel nicht optimal sein dürfte. Ich könnte zwar mein E-Piano über ein G-Track-Microfon (separates Instrumentkabel am AUX-Interface) an den Computer anschließen und den Ton in guter Qualität aufnehmen, aber ob unsere Bandbreite diesen Ton auch bei einer Online-Verbindung sauber übertragen könnte, bezweifle ich.

Ich selbst habe diese Technik (online sprechen) nie genutzt, aber meine Frau macht das ab und zu, und da höre ich nur zitterige Stimmen und verstehe kein Wort.

Gruß, Bert
 
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wenn du damit ein zusammenspiel meinst, das funktioniert nicht, die latenzen sind zu groß.
interessantes phänomen ist die einstellung der samplerate am interface. mit unterschiedlichen interfacen muß ich die samplerate mal auf 44.1 khz, und mal auf 48 khz stellen damit es nicht zum pitchen kommt. wenn es falsch eingestellt ist dann fällt der ton auf einer seite um fast zwei halbtöne.
frag' mich nicht, warum das nicht einheitlich ist.
 
Online Training bzw. lernen durch Videos und Turorials ist eine Typfrage, aber auch eine Frage der vorherigen Kenntnisse.

Bei Null Anfangen mit Online- und Videokursen würde ich keinem empfehlen, aber "nach fünf Jahren Präsenz-Unterricht" kann man IMO locker und ohne Probleme auf Online umschwenken. Die Grundlagen (und mehr als das) sind vorhanden, man hat über die Zeit eine eigene Lernmethodik entwickelt und kann Titel selbst erarbeiten.

Für Barpiano und Blues kann ich z.B. zapiano.com empfehlen. Einfach mal reinschauen, da gibt es einen Blues und BoogieWoogie Kurs und sehr viel Material zum Thema "Songbegleitung".
 
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oder läßt Du die Schüler auch direkt vorspielen?
Ja, unbedingt!
Die Qualität der Klangübertragung ist abhängig von der Qualität der eingesetzten Geräte und der Qualität der Verbindung. Aber wenn es auf besondere Feinheiten ankommt, muss man das Problem kommunizieren und notfalls zusätzlich Videos schicken. Da das aber keine Studio-Aufnahmen mit super Equipment sind, muss man auch da Abstriche machen.
Wenn ich mit Kopfhörer und großem Bildschirm genau beobachte, was der Schüler macht, nehme ich schon eine ganze Menge wahr und kann die entsprechenden Hinweise zu Verbesserungen geben.
Allerdings unterrichte ich derzeit nur Schüler über Skype, die ich schon länger aus dem Präsenzunterricht kenne. Ich denke, da steht die Kommunikation auf einer anderen Basis, als wenn man sich gerade erst kennenlernt noch nie leibhaftig getroffen hat.

z.B ob alle Tasten gleichzeitig angeschlagen werden, richtige Betonung u.s.w)?
Alle Tasten gleichzeitig oder nicht, das ergibt einen rhythmischen Unterschied, wie soll ich sagen ... Mikrorhythmic gewissermaßen
richtige Betonung - doch, das geht; war bislang kein Problem.
Schwieriger ist die feine Differenzierung der Dynamik. Wenn das Mikro automatisch nachjustiert (oder wie immer da die Technik reagiert und funktioniert, wenn man keine Hightec-Geräte hat) dann geht einiges verloren. Und es bleibt nur, den Schüler zu animieren, die Dynamik selbstkritisch unter die Lupe zu nehmen und auf dieses und jenes zu achten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn das Mikro automatisch nachjustiert (oder wie immer da die Technik reagiert und funktioniert, wenn man keine Hightec-Geräte hat) dann geht einiges verloren.
Bei Skype kann man das in den Audioeinstellungen abschalten. Ich weiß aber nicht, ob das auch bei Smartphones geht bzw. etwas nützt.


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Viele Grüße,
McCoy
 
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Ich bin einfach nur glücklich, dass ich meine Schüler wieder analog unterrichten darf.
Online-Unterricht hat mir überhaupt keinen Spaß gemacht.

Die Qualität war schlecht, wir konnten das nur über Handys machen, was total lachhaft ist. Egal ob Skype oder zoom.

Ich musste jeden 2. Satz wiederholen, ständig fehlten Töne und man kann am Klavier oft nicht richtig sehen, wo die Finger gerade liegen.
Auch das ständige "schau mal in Zeile 2, Takt 3, die 5. Note...." Alteeeer.

Jetzt darf man wieder in einem Raum an 2 Instrumenten unterrichten.

Habe dabei entdeckt, dass Unterricht an 2 Instrumenten auch viele Vorteile hat. Das werde ich auf jeden Fall langfristig etablieren.

Wie schon erwähnt: als Anfänger ist das keine gute Idee...
 
[...] aber "nach fünf Jahren Präsenz-Unterricht" kann man IMO locker und ohne Probleme auf Online umschwenken. Die Grundlagen (und mehr als das) sind vorhanden, man hat über die Zeit eine eigene Lernmethodik entwickelt und kann Titel selbst erarbeiten. [...]

Zwar war ich stets bemüht, denselben Fehler nicht zu wiederholen, und meine Klavierlehrerin hat bei mir eine Menge Fehler ausgemerzt, aber wie jeder Schüler bin ich sehr erfinderisch, immer wieder neue Fehler zu machen, und da ist die Frage, ob man sich als fehlerhafter Spieler annimmt (Autodidakt, oder bildloser Online-Unterricht), oder mit einem "Kontrollbeobachter" arbeitet. Das zweite sehe ich im Online-Unterricht problematisch, aber vielleicht gibt es auch dort Lösungsansätze.

Für Barpiano und Blues kann ich z.B. zapiano.com empfehlen. Einfach mal reinschauen, da gibt es einen Blues und BoogieWoogie Kurs und sehr viel Material zum Thema "Songbegleitung".

Danke schön für den Link, das werde ich mir anschauen. Ich denke zwar nicht darüber nach, mit einem "anonymen" Lehrer aus dem Internet zu arbeiten (ich kenne persönlich einige Profi-Musiker, die sich mit Klavierunterricht etwas Zubrot verdienen, und die würde ich für den Online-Unterricht eventuell anfragen), aber um eine Vorstellung zu gewinnen, wie so ein Unterricht aussieht/abläuft, dürften solche Videos auch dienlich sein.

Ja, unbedingt!
Die Qualität der Klangübertragung ist abhängig von der Qualität der eingesetzten Geräte und der Qualität der Verbindung. [...]

Ja, das finde ich sehr gut, daß Du trotz widriger Bedingungen dem Schüler beim Spielen zuschaust. :great:

Vom Lehrer beim Üben/Spielen direkt beobachtet und gehört zu werden, halte ich als Schüler für sehr wichtig (sonst könnte ich mir das Zeug auch aus einem Buch reinlesen), weil ich die sofort angemahnten Fehler direkt in mir nachspüren/erkennen und sie dann nicht nur besser korrigieren, sondern ihnen auch (zumindest manchmal) vorbeugen kann.

Ich denke, dieser Frage (direkte Bild- und Ton-Übertragung in ausreichender Qualität) werde ich mich intensiver widmen müssen, wenn ich auf Online-Unterricht umsteigen würde.

Gruß, Bert
 
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Eine Kamera, die man auch mal während des Unterrichts umstellen kann, ist sehr praktisch. Eine Schülerin hat eine Stehlampe mit Schwanenhals als Kamerastativ zweckentfremdet. :-D Die Beweglichkeit ist hilfreich, wenn ich eine geänderte Perspektive benötige, um etwas bestimmtes erkennen zu können.
Für den Schüler ist es hilfreich, wenn der Bildschirm irgendwo neben den Noten stehen kann. Dann kann er schnell mal zu mir gucken und dann wieder auf die Noten.
Für mich ist Headset ganz wichtig, damit mich meine Umgebungsgeräusche nicht stören.
Seeeehr wichtig und mit keinem technischen Gerät kompensierbar: der Filter im Kopf, der Störungen in der Übertragung ignorieren lernt.
 

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