Orchestrationsbücher von Ertugrul Sevsay und Samuel Adler - Vergleich?

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Dudo01
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Hallo Leute,

hat jemand von Euch die Orchestrationsbücher von Ertugrul Sevsay und Samuel Adler gelesen?
Beide behandeln das weite Feld der Instrumentation/Orchestration,
ich konnte jedoch nirgends einen Vergleich der beiden Bücher finden (abgesehen davon, dass das eine nur in Englisch existiert und die besprochenen Partituren als Hörbeispiele auf CDs beinhaltet).
Ich interessiere mich mehr für die inhaltlichen Unterschiede bzw. für die Pros und Contras der beiden Bücher.
Diese erschließen sich jedoch nur jemandem, der den Inhalt der rund 1.500 Seiten kennt.
Über persönliche Meinungen zu den beiden Lehrwerken würde ich mich sehr freuen.

PS: Hier noch die Amazon-Links zu den betreffenden Werken:
http://www.amazon.de/Handbuch-Instrumentationspraxis-Ertugrul-Sevsay/dp/3761817266
http://www.amazon.de/Study-Orchestr...&qid=1445373788&sr=1-16&keywords=samuel+adler

PPS: Sollte noch ein weiteres Buch einen entscheidenden Vorteil bringen, würde ich mich auch hierzu über eine Erwähnung freuen.

Lieben Dank und Gruß,
Roman
 
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Hallo Roman, ich habe beide Bücher. Beide Bücher sind gut, aber wenn das dein erstes Orchestrationsbuch ist würde ich dir auf jeden Fall zu Adler raten, wenn dich das Englisch nicht abschreckt. Der Adler ist das Standardwerk an so ziemlich allen (englischsprachigen) Hochschulen im Bereich Orchestration und das mit gutem Grund. Es werden zunächst die einzelnen Instrumente mit ihren speziellen Spieltechniken in ihren Instrumentengruppen vorgestellt; anschließend folgt immer ein Kapitel wo spezielle Orchestrationstechniken in der Instrumentengruppe vorgestellt werden. Das Ganze wird dann anhand speziell ausgewählter Beispiele aus der Literatur erklärt. Und hier liegt ein riesengroßer Vorteil gegenüber dem Sevsay: Wenn du die CDs hast, kannst du dir direkt die Beispiele im Buch anhören und mitlesen. Und nur dadurch lernt man Orchestration - Hören und Partiturstudium. Bei dem Sevsay sind zwar auch viele Beispiele aus der Literatur drin, für viele Techniken steht aber nur ein ausgedachtes Beispiel dort, wie das notiert wird - man hat erstmal keine Ahnung wie das dann klingt. Und für die Beispiele muss man sich dann erst mühsam die Hörbeispiele auf Youtube o.ä. zusammensuchen. Das geht vielleicht bei 2-3 Beispielen, aber wenn man das ganze Buch durcharbeiten will ist das einfach ein totaler Zeitfresser, bis man Takt 263 aus dem 3. Satz aus Symphonie XY gefunden hat. Leider sind die CDs abartig teuer, aber vielleicht gibt es ja auch eine Bibliothek von der du die für den Zeitraum in dem du das Buch durchliest ausleihen kannst... Wenn du Übungsaufgaben willst, kannst du dir zusätzlich das Workbook besorgen, wo zum einen einfache Test-Fragebögen zu Instrumenten-Umfängen etc drin sind, aber auch ein paar Scoring exercises mit Lösungsvorschlägen. Man kann aber auch ohne.
Der zweite Teil des Buches, nachdem dann die Instrumentengruppen und ihre Kombinationen besprochen worden sind, widmet einigen Orchestrationsfragen (unisono, Oktavdopplungen, das Orchester als Begleiter etc.).

Sevsay ist insgesamt etwas theoretischer würde ich sagen. Während bei Adler etwa 50% Text und 50% Notenbeispiel sind, ist bei Sevsay eher 80% Text und 20% Notenbeispiele - und diese sind häufig keine Klangbeispiele aus der Literatur, sondern sollen eher verdeutlichen, wie man das gerade erklärte notiert. Wenn du eher sowas suchst würde ich dir aber zu Elaine Gould's "Behind Bars" raten.

Also mein Vorschlag: Adler für die Basics. Wenn du damit durch bist solltest du intensiv Partituren hörend analysieren; da lernt man am meisten. Sevsay kann vielleicht später eine gute Ergänzung sein.

Wenn du noch speziellere Fragen hast, gerne! ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Unpitched hat schon einiges gesagt. Hier noch das Inhaltsverzeichnis von Adler:

samueladler1.jpg
samueladler2.jpg
samueladler3.jpg
samueladler4.jpg
samueladler5.jpg
 
Also mein Vorschlag: Adler für die Basics. Wenn du damit durch bist solltest du intensiv Partituren hörend analysieren; da lernt man am meisten. Sevsay kann vielleicht später eine gute Ergänzung sein.

Vor allem würde ich raten, die Partituren am Klavier durchzuspielen. Instrumentengruppen in verschiedenen Kombinationen, Hornsatz, Streichersatz, Füllstimmen und Trägerstimmen...so lernt man als Dirigent die Partitur zu studieren, aus gutem Grund. So ist man gezwungen, wirklich genau zu arbeiten und zu lesen, lernt die Partitur am intensivsten kennen. Man arbeite so eine Partitur durch, bis man glaubt, eine Klangvorstellung zu haben, erst dann zur Aufnahme greifen!

Überhaupt ist das Studium der Partituren die beste Orchestrationslehre, die man haben kann. Ich glaube nicht, dass klassische Lehrbücher wirklich notwendig sind; v.a weil Orchestrierung immer vom Kontext ihrer Zeit abhängig war und ist. Und nicht zuletzt auch eine Angelegenheit des individuellen Personalstils ist.
 
Vielen lieben Dank für Eure Antworten...
So in etwa hatte ich das eh vermutet... :)

Lieben Dank und Gruß,
Roman
 

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