Palmer Mutterstolz für Bass

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Ich habe mir kürzlich den Palmer Mutterstolz gekauft.

Ein Röhrenpedal um 98 Euro, das eher dezent crunchig kann, das hat mich gereizt.

Grundsätzlich ist es ja ein Gitarrenpedal, daher wollte ich mich überzeugen, ob es auch für den Bass taugt.
Wenn der Bassbereich beschnitten wird ist die Frage, ob es als Basspedal taugt, oder ob man mit entsprechenden EQ-ing entgegengewirken kann/muss.

Um es kurz zu machen:
Ja, es taugt auch am Bass!
Für meinen Geschmack harmoniert es sogar extrem gut und ich freue mich sehr.


Mein Wunsch dabei ist ein dezenter Crunch im Always-On-Betrieb, keine extreme Distortion.
Richtig brutale Zerrsounds sind freilich nicht drinnen, aber von leichten anknuspern bis mässige Zerre kann er sehr gut.
Perfekt - genau nach so etwas habe ich ja auch gesucht!

===QUALITÄT===
Verarbeitung ist wie auch bei den anderen Palmer-Geräten sehr gut.
Die Löcher im Gehäuse zur Montage am Board sind praktisch.
Das Netzgerät mit AC 12V ist im Lieferumfang enthalten.
Die Bedienungsanleitung ist eher dürftig und liest sich fast wie eine Auflistung von "strangest ways to die" (Schutz vor Wasser, nicht über Kabel stolpern, etc...).

Die Potis laufen sehr angenehm und wirken wertig.
Die Lackierung und das Gehäuse sind sehr robust.
Der Schalter ist ein echter True Bypass (funktioniert also auch bei komplett ausgeschaltenen Gerät) und quittiert die Betätigung mit einem Knackser, den wir ja auch von anderen TB-Geräten kennen.
Eine grüne/rote Led zeigt an ob das Pedal an- oder ausgeschalten ist.

===BEDIENUNG===
Die Beschriftung der Knöpfe finde ich zwar lustig, aber nicht selbsterklärend.
Nach einer Minute findet man sich aber doch zurecht:
Destruction = Gain
Color = Tone
Mother = Lautstärke
Dirt = ? - lt. Beschreibung Sustain und Obertöne

Den Dirtregler finde ich zwar schwierig zu beschreiben, aber er klingt gut.
Das Klangbild wird dann irgendwie dichter, je mehr man ihn aufzwirbelt.
Man kann damit ziemlich effektiv den Zerrsound-Charakter ändern.
Gerade dieser Dirt-Regler macht das Pedal extrem interessant und bringt Flexibilität.

===KLANG===
Mittlerweile habe ich schon mehrere Proben mit dem Mutterstolz spielen können und der Sound war sehr vielversprechend und klingt wie ich erhofft habe. Ein schöner warmer Sound, der eine echte Bereicherung ist.

Es hat mich nicht verwundert, dass die Bässe auch ein wenig beschnitten werden, denn Mutterstolz ist ja auch eigentlich ein Gitarrenpedal.
Der Basscut liegt aber IMHO noch vollkommen im grünen Bereich.
Abgesehen davon: wozu habe ich einen EQ am Amp bzw. ein 8fachEQ-Pedal?

Ich habe dazu noch den EBS ValveDrive verglichen, der natürlich grandios ist und mit 3fachEQ und DI-Out über tolle Preamp-Ausstattung verfügt.
Allerdings kostet das Pedal auch mehr als den 3fachen Preis.
Der Sound der beiden Pedalen war natürlich unterschiedlich aber - in der dezent-crunchigen Einstellung, die ich anstrebe - kann ich nicht sagen, welcher der beiden wirklich besser klingt.
Der Soundunterschied war mir aber diesen Mehrpreis ehrlich gesagt nicht wert.
Abgesehen davon ist der Dirt-Regler echt ein Hammer, da er nochmals den Sound anders färbt. Das kann der EBS nicht, bzw kriegt man mit dem Vintageregler einen zweiten Sound, aber das Dirt-Poti ist da natürlich noch flexibler.
Die Ausstattung ist natürlich beim EBS optimaler für Bass, aber für die eingesparten 220 Euro, ist auch ein guter EQ und DI noch locker drinnen.

===SOUND-FILES===
Ich habe kürzlich in der Nacht auf der Couch ein paar Files eingespielt mit dem Mutterstolz (sowie ein paar Files mit dem BadMonkey zum Vergleich).
Absolut quick and dirty ohne jeglicher Bearbeitung (keine Kompression, kein EQing), einfach pures Signal durch DIBox.

Verwendeter Bass:
G&L L2500 Tribute mit 1,5Jahre alten Saiten.
Beide PUs, parallel Humbucker, Bass+Höhen voll, passiv

Der Signalweg war:
Bass ==> Bad Monkey bzw. Palmer Mutterstolz ==>DI-Box ==> Netbook-Soundkarte

https://soundcloud.com/nousefornames/sets/overdrive-vergleich


Man möge mir die unsaubere Qualität zu verzeihen, aber ich denke der Charakter der Pedale kommt rüber.



===GRETCHENFRAGE===
Ich hab gelesen, dass man echte Röhren von Alibiröhren unterscheiden kann indem man die Röhre rauszieht. Wenn dann nichts mehr kommt, dann ist es eine echte Röhre. Stimmt das?
Leider ist die Röhre mit der Platine ein wenig verbaut, sodass ich sie nicht so schnell ausbauen konnte.

Drei Indizien, die auf eine echte Röhre deuten könnten, sind mir aufgefallen (ich bin aber Elektro-Laie, daher muss das nicht zwangsläufig von Bedeutung sein):
Das Gerät wird dezent warm (aber nicht heiss).
Das Gerät braucht 20-30Sekunden bis es den ersten Ton von sich gibt (Kondensatoren sind doch deutlich schneller, oder?).
Auch nachdem der Stromstecker gezogen wurde, läuft das Gerät noch 20Sekunden weiter, bis sie Töne immer leiser werden. Das könnte zwar natürlich auch von einen Kondensator kommen, oder eben von der Röhre, oder?


Alles in Summe bin ich schwer begeistert und kann den Palmer definitiv auch für den Bass empfehlen, da es eine echte Klangverbesserung und obendrein unschlagbar preiswert.
 
Eigenschaft
 
Hat jemand von euch mittlerweile auch das Gerät mit Bass getestet?
 
Hi,

ohne Kenntnis der Schaltung/des Schaltplans kann man nicht eindeutig sagen, welche Funktion die Röhre hat, aber mit 12AC vom Netzteil kann man bei der angeblich verwendeten ECC83-Röhre schon eine hohe Gitterspannung erzeugen, so dass die Röhre richtig arbeiten kann.

Noch ein paar Bilder von dem Teil zu Deinem Bericht und wir könnten ihn in die Review-Datenbank aufnehmen!!

Gruß
Ulrich
 
Hi,

ohne Kenntnis der Schaltung/des Schaltplans kann man nicht eindeutig sagen, welche Funktion die Röhre hat, aber mit 12AC vom Netzteil kann man bei der angeblich verwendeten ECC83-Röhre schon eine hohe Gitterspannung erzeugen, so dass die Röhre richtig arbeiten kann.

Yessss! :m_git_a:

Noch ein paar Bilder von dem Teil zu Deinem Bericht und wir könnten ihn in die Review-Datenbank aufnehmen!!

Das kann noch ein paar Tage dauern, aber wird erledigt!
:great:
 
===GRETCHENFRAGE===
Ich hab gelesen, dass man echte Röhren von Alibiröhren unterscheiden kann indem man die Röhre rauszieht. Wenn dann nichts mehr kommt, dann ist es eine echte Röhre. Stimmt das?

Das mag ich zu bezweifeln, erstmal müsste man klären was genau eine alibi röhre ist
- eine röhre die nicht im schaltkreis intregiert ist? ja das dürfte sich durch rausziehen erfassen lassen
- eine röhre die kaum an der klangformung/vorverstärkung beteiligt ist wie bei manchen hybridamps? Nein diese funktionieren nach dem rausziehen nicht mehr obwohl es keine "echte röhrenvorstufe" ist.

Indizien, die auf eine echte Röhre deuten könnten, sind mir aufgefallen (ich bin aber Elektro-Laie, daher muss das nicht zwangsläufig von Bedeutung sein):
Das Gerät wird dezent warm (aber nicht heiss).
Das Gerät braucht 20-30Sekunden bis es den ersten Ton von sich gibt (Kondensatoren sind doch deutlich schneller, oder?).
Auch nachdem der Stromstecker gezogen wurde, läuft das Gerät noch 20Sekunden weiter, bis sie Töne immer leiser werden. Das könnte zwar natürlich auch von einen Kondensator kommen, oder eben von der Röhre, oder?

-Mein behringer mic 220 wird auch ziemlich warm und das ding würd ich nicht als röhrenvorstufe bezeichnen.
- mein alter Vermona transistor brauch auch ne weile bis er läuft eben so geht der vermona nicht sofort aus wenn ich den stecker ziehe.

Also alles keine eindeutigen indizien für die qualität der Schaltung. Geh nach dem Ohren ;)

So beim hören könnte ich jetzt nicht sagen obs ein einfacher verzerrer ist oder einer mit röhre, ist eigentlich auch egal oder?

Ich bin nicht der technikprofi, wenn was falsch sein sollte berichtigt mich :)

Edith sagt: wo wir grad schon bei röhrenmythen sind:

soweit ich weiß braucht es damit ein signal komplett von röhren vorverstärkt wird mindst. 2 vorstufen röhren oder?
 
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Das mag ich zu bezweifeln, erstmal müsste man klären was genau eine alibi röhre ist
- eine röhre die nicht im schaltkreis intregiert ist? ja das dürfte sich durch rausziehen erfassen lassen
- eine röhre die kaum an der klangformung/vorverstärkung beteiligt ist wie bei manchen hybridamps? Nein diese funktionieren nach dem rausziehen nicht mehr obwohl es keine "echte röhrenvorstufe" ist.



-Mein behringer mic 220 wird auch ziemlich warm und das ding würd ich nicht als röhrenvorstufe bezeichnen.
- mein alter Vermona transistor brauch auch ne weile bis er läuft eben so geht der vermona nicht sofort aus wenn ich den stecker ziehe.

Also alles keine eindeutigen indizien für die qualität der Schaltung. Geh nach dem Ohren ;)

So beim hören könnte ich jetzt nicht sagen obs ein einfacher verzerrer ist oder einer mit röhre, ist eigentlich auch egal oder?

Ich bin nicht der technikprofi, wenn was falsch sein sollte berichtigt mich :)


Klar, keine Frage.
In meinen Ohren klingt das Ding auch sehr gut, und reagiert auch schön dynamisch auf die Spielweise.
Wie das Ding also zum Ziel kommt ist letztenendes egal, solange das Ergebnis passt.
Aber natürlich würden mich die Hintergründe trotzdem interessieren. :confused:
:)


Edith sagt: wo wir grad schon bei röhrenmythen sind:

soweit ich weiß braucht es damit ein signal komplett von röhren vorverstärkt wird mindst. 2 vorstufen röhren oder?

Das bin ich mir nicht sicher, da manche Geräte wie Reussenzehn Bassmax oder auch Hughes und Kettner (die ich persönlich durchaus als Referenz ins Sachen Röhrenpreamp sehen würde) auch nur mit einer Röhre werkelt, soweit ich weiss.
 
Hallo,
...
Edith sagt: wo wir grad schon bei röhrenmythen sind:

soweit ich weiß braucht es damit ein signal komplett von röhren vorverstärkt wird mindst. 2 vorstufen röhren oder?
in einer üblichen Vorstufenröhre wie der ECC83/12AX7 und ähnlichen - es gibt vermutlich sehr wenige Röhrenvorstufen, die mit anderen Röhrentypen bzw. deren Varianten wie ECC82, ECC803 arbeiten - sind zwei Trioden-Systeme enthalten, d.h. zwei rel. unabhängige Verstärkerstufen.

Diese reichen durchaus für einen Preamp aus, vgl. z.B.:
Alembic F2-B: http://moosapotamus.net/ideas/alembic-f-2b-preamp/ oder
Hughes & Kettner Bass Master http://hughesandkettnermicroamps.weebly.com/batt--bass-master.html (bei dem die zweite Röhre eine Endstufenröhre ist, die wegen des Klangs hinzugeschaltet werden kann oder es ermöglicht, das Gerät als kleinen Vollröhrenamp an einer Box zu betreiben).

Gruß
Ulrich
 
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Spät aber doch folgen die Fotos.

Ich habe mir auch die Arbeit gemacht die Platine zu fotografieren.
Der Ausbau ist ein wenig mühsam, aber mit ein bisschen Gefühl ist es kein Problem.

Gehäuseschrauben lösen, Bypassschaltermutter lösen, Klinkenbuchsenmuttern lösen, Potiknöpfe abziehen und Muttern abschrauben. Mit Gefühl die Platine anheben und dann Bypassschalter aus Gehäuseloch ziehen.
Die Platine lässt sich dann leicher aus dem Gehäuse nehmen.

Kleines Suchbild:
Findet jemand von euch irgdwo auf der Platine einen Transistor?
Ich habe nur Elkos und Widerstände gefunden.

Sollte der Mutterstolz tatsächlich ein komplett analoges Gerät sein???
Wenn ja, dann freue ich mich natürlich umso mehr.
:great:

20150125_111509.jpg 20150125_111516.jpg 20150123_205345.jpg 20150123_205840.jpg 20150123_212137.jpg
 

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Ist noch was unter den Potis oder der Rückseite der Platine verborgen?
 
Auf der Rückseite der Platine befindet sich nur Lötzinn.
:great:
 
Kleines Suchbild:
Findet jemand von euch irgdwo auf der Platine einen Transistor?
Ich habe nur Elkos und Widerstände gefunden.

Sollte der Mutterstolz tatsächlich ein komplett analoges Gerät sein???
Wenn ja, dann freue ich mich natürlich umso mehr.
:great:

Auch Transistoren sind analoge Bauteile... :ugly:
 
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Auch Transistoren sind analoge Bauteile... :ugly:

Auch für Puristen ?


upload_2015-1-27_16-45-36.jpeg


:D


Mittlerweile hab ich übrigens abgesehen von 3 LEDs noch 2 Dioden in der Schaltung gefunden.

Der gestrige erste Auftritt war übrigens ein ziemliches Debakel, da mein Bass plötzlich unkontolliert zerrte und siech überhaupt komisch verhielt.

Nachdem das Gezerre auch im Bypass nicht aufhörte, verdächtigte ich natürlich den Amp.

Erst nach 2 weiteren Nummern dachte in an die Batterie in meiner Corvette $$...
:embarrassed:

Ein kurzes Ziehen am Poti und schon war alles passiv und lief problemlos weiter.

Wenn ein Bass wie die Corvette so sparsam mit Batterien umgeht, dann kann man schon mal vergessen, dass die schon seit 2,5 jahren nicht mehr getauscht wurden...
:bang:

Der Mutterstolz hat nachher eine sehr gute Figur gemacht.
 
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