G
Gast 64587
Gesperrter Benutzer
Moin.
Wollte eben eine Art kleinen Workshop posten, wie man vielleicht mal etwas anders an Pentatonik-Fingersätze rangehen kann.
Ich denke, wenn man sich mal bei gewissen aktiven Spielern so umguckt, dann wird man ein paar Dinge feststellen, so nämlich in erster Linie, dass kaum jemand Pentatonik-Fingersätze im tatsächlichen Spiel so einsetzt, wie man sie in vielen Lehrbüchern findet.
Zur Verdeutlichung hier die vermutlich üblichsten Fingersätze, die einem so angedreht werden, als Moll-Pentatonik (Grundtöne sind die schwarzen Boller), die gelten natürlich zeitgleich auch für die jeweils parallele Dur-Pentatonik. Die benutzen Finger sind übrigens nicht bindend, oft genug muss man das anders machen...
1)
Kennen wir alle, denke ich mal. Relativ komfortabel zu spielen.
2)
Schon blöder. Auf drei Saiten 2. und 4. Finger - komfortabel ist was anderes.
3)
Hier muss man irgendwo aus der Lage mit 1. oder 4. Finger rausspreizen, eventuell auch wieder mit 2. und 4. Finger klarkommen, etc. Auch wenig komfortabel.
4)
Relativ angenehm zu spielen, aber das mit der H-Saite ist auch nicht so schön...
5)
Fast überall 2. und 4. Finger, es sei denn, man nimmt alternativ 1. und 3., spreizt dann auf G und D Saite raus oder wechselt gar die Lage. Erneut nicht so lustig.
So, und jetzt kommen wir mal zur oben schon angedeuteten Beobachtung: Fast niemand spielt diese Fingersätze überhaupt genau so. Ausnahme ist vermutlich 1) und eventuell 4). Aber abgesehen davon wird man bei den meisten Spielern beobachten, dass sehr oft vertikale Griffbrettbewegungen stattfinden, wohingegen all diese Fingersätze ja horizontal angelegt sind (das gilt übrigens auch für "normale" Skalen, dazu vielleicht an anderer Stelle mal mehr ).
Naja, und dann sitzt man vermutlich da, zieht sich diese ganzen mehr oder minder unkomfortablen Fingersätze rein und muss die danach auch noch irgendwie verbinden, was wieder doof ist, man weiß nicht mehr genau, wie's in der nächsten Lage so aussah, einige Lagen sind sowieso total beknackt zu spielen, sprich, Speed und Genauigkeit lassen nach, etc etc.
Und das alles, obwohl man's im Endeffekt ja sowieso nicht so spielen wird.
Dabei kann man jedoch das, was vielen Leuten sonst graue Haare wachsen lässt, nämlich die Lagenwechsel, durchaus in etwas sehr positives ummünzen.
A) werden sich gewisse Patterns leichter spielen lassen, b) verschwendet man weniger Zeit auf's üben komischer, beinahe schon unnützer Fingersätze, c) erweitert sich die tonale "Reichweite" mehr oder minder erheblich.
Klingt gut? Ich finde schon.
Ok, dann mal ab zur Praxis.
Ich bin über diesen Ansatz mehr oder minder zufällig gestolpert, bzw. hat es sich für mich irgendwann so ergeben, danach hab' ich's ein wenig systematisiert. Später habe ich davon dann auch mal irgendwo gelesen (weiß leider nicht mehr wo ), ist also nicht ganz auf meinem Mist gewachsen.
In Ermangelung besserer Worte nenne ich es für jetzt mal die "Rechteck-Pentatonik".
Und gleich vorab schon mal eine kleine Bemerkung: An zwei Stellen auf dem Griffbrett wird's leider eine "Rhomben-Pentatonik" werden, da sich in grauer Vorzeit irgendwelche schlauen Köpfe einfallen haben lassen, dass ja die H-Saite nur eine große Terz von der G-Saite entfernt sein sollte - macht für Akkorde ja auch enorm Sinn, bei Skalen stößt man immer dort auf die größten Probleme. Aber damit kann man schon zurechtkommen.
Als Beispiel werden wir uns mal der guten alten A-Moll-Pentatonik widmen.
Jetzt suchen wir uns auf dem Griffbrett alle "D"s raus.
Frage: "Huch, warum das, warum nicht die "A"s?"
Antwort: "Weil uns die "D"s quasi als "Angelpunkt" dienen werden."
Ich hoffe, dass diese Begründung recht schnell ersichtlich werden wird
Für die, die nicht ganz so notenfest sind, hier sämtliche relevanten "D"s auf dem Griffbrett (gibt noch ein paar mehr, aber das sind dann ja nur oktavierte Wiederholungen):
Für den Einstieg in die "Rechteck-Technik" wollen wir uns aber nur einmal mit diesen drei "D"s beschäftigen:
Und jetzt können wir auch schon anfangen, unsere feinen Rechtecke zu basteln, dafür greifen wir unsere "D"s mit dem Ringfinger und gehen dann, innerhalb der A-Moll-Pentatonik schreittweise drei Töne runter, also zum C, zum A und zum G. Das sieht dann so aus:
Wir sehen jetzt schon, dass sich dieses Griffmuster ganz wunderbar auf den drei Saitenpaaren (E/A, D/G, H/E) wiederholt, das ist ja schon mal was, oder?
Es lassen sich so bereits ganz typische Pentatonik-Pattern relativ leicht in 3 Oktaven spielen. Etwa so:
Es fehlt uns jetzt aber noch ein Ton der A-Moll-Pentatonik, nämlich das E. Dieses erreichen wir jetzt, in dem wir (in der Aufwärtsbewegung) vom D zum E einen Ganzton hochrutschen (in der Abwärtsbewegung wird dann für's Erste vom E zum D runtergerutscht). Fangen wir mal mit dem tiefsten Rechteck an (tiefster Ton ist also das G im 3. Bund auf der tiefen E-Saite). Beim D angelangt rutschen wir zum E hoch und *!schwupps!* sind wir schon in der Lage unseres nächsten Rechtecks und können dort munter weiterspielen. Beim D auf der G-Saite angelangt rutschen wir wieder hoch und sind jetzt zumindest beinahe in der Lage des nächsten Rechtecks - hier stoßen wir jetzt halt auf den oben schon erwähnten Wermutstropfen des Terzabstandes zwischen G und H Saite. Aber eigentlich lässt sich das ganz gut umschiffen. Wenn man erst mal mit der Rechteck-Technik vertraut ist und gewisse Patterns spielen will, wird man allerdings leider gelegentlich an dieser Stelle nicht darum herumkommen, die Fingersätze ein wenig zu verändern.
Wie dem auch sei, wir haben jetzt für's Erste diesen Fingersatz:
Ganz schnöde vom tiefsten bis zum höchten Ton gespielt:
Drei Dinge kann man jetzt schon feststellen:
1) Zumindest gewisse Patterns sollten sich sehr viel ausgewogener spielen lassen.
2) Verglichen mit "normalen" Fingersätzen, ist die tonale Reichweite deutlich erhöht, es geht vom G auf der tiefen E-Saite bis zum E auf der hohen E-Saite, wenn wir uns in den üblichen Fingersätzen bewegen wollten, bräuchten wir dazu gleich 4 Stück.
3) Wir können uns ziemlich einfach vertikal bewegen, gelangen eigentlich sehr flüssig von einer Lage in die andere.
So, für's Erste möchte ich es bei diesem Fingersatz bewenden lassen, ich werde hoffentlich nachher den zweiten möglichen "Rechteck"-Fingersatz präsentieren und auch versuchen, ein wenig zu verdeutlichen, wie man diese Technik mit den üblichen Pentatonik-Fingersätzen und einigen Patterns verbinden kann (dazu muss ich aber noch ein wenig Grafiken basteln und irgendwie am besten den Videokram an den Start bekommen, hab' da im Moment keine Lust zu, deshalb später ).
Gruß
Sascha
Wollte eben eine Art kleinen Workshop posten, wie man vielleicht mal etwas anders an Pentatonik-Fingersätze rangehen kann.
Ich denke, wenn man sich mal bei gewissen aktiven Spielern so umguckt, dann wird man ein paar Dinge feststellen, so nämlich in erster Linie, dass kaum jemand Pentatonik-Fingersätze im tatsächlichen Spiel so einsetzt, wie man sie in vielen Lehrbüchern findet.
Zur Verdeutlichung hier die vermutlich üblichsten Fingersätze, die einem so angedreht werden, als Moll-Pentatonik (Grundtöne sind die schwarzen Boller), die gelten natürlich zeitgleich auch für die jeweils parallele Dur-Pentatonik. Die benutzen Finger sind übrigens nicht bindend, oft genug muss man das anders machen...
1)

Kennen wir alle, denke ich mal. Relativ komfortabel zu spielen.
2)

Schon blöder. Auf drei Saiten 2. und 4. Finger - komfortabel ist was anderes.
3)

Hier muss man irgendwo aus der Lage mit 1. oder 4. Finger rausspreizen, eventuell auch wieder mit 2. und 4. Finger klarkommen, etc. Auch wenig komfortabel.
4)

Relativ angenehm zu spielen, aber das mit der H-Saite ist auch nicht so schön...
5)

Fast überall 2. und 4. Finger, es sei denn, man nimmt alternativ 1. und 3., spreizt dann auf G und D Saite raus oder wechselt gar die Lage. Erneut nicht so lustig.
So, und jetzt kommen wir mal zur oben schon angedeuteten Beobachtung: Fast niemand spielt diese Fingersätze überhaupt genau so. Ausnahme ist vermutlich 1) und eventuell 4). Aber abgesehen davon wird man bei den meisten Spielern beobachten, dass sehr oft vertikale Griffbrettbewegungen stattfinden, wohingegen all diese Fingersätze ja horizontal angelegt sind (das gilt übrigens auch für "normale" Skalen, dazu vielleicht an anderer Stelle mal mehr ).
Naja, und dann sitzt man vermutlich da, zieht sich diese ganzen mehr oder minder unkomfortablen Fingersätze rein und muss die danach auch noch irgendwie verbinden, was wieder doof ist, man weiß nicht mehr genau, wie's in der nächsten Lage so aussah, einige Lagen sind sowieso total beknackt zu spielen, sprich, Speed und Genauigkeit lassen nach, etc etc.
Und das alles, obwohl man's im Endeffekt ja sowieso nicht so spielen wird.
Dabei kann man jedoch das, was vielen Leuten sonst graue Haare wachsen lässt, nämlich die Lagenwechsel, durchaus in etwas sehr positives ummünzen.
A) werden sich gewisse Patterns leichter spielen lassen, b) verschwendet man weniger Zeit auf's üben komischer, beinahe schon unnützer Fingersätze, c) erweitert sich die tonale "Reichweite" mehr oder minder erheblich.
Klingt gut? Ich finde schon.
Ok, dann mal ab zur Praxis.
Ich bin über diesen Ansatz mehr oder minder zufällig gestolpert, bzw. hat es sich für mich irgendwann so ergeben, danach hab' ich's ein wenig systematisiert. Später habe ich davon dann auch mal irgendwo gelesen (weiß leider nicht mehr wo ), ist also nicht ganz auf meinem Mist gewachsen.
In Ermangelung besserer Worte nenne ich es für jetzt mal die "Rechteck-Pentatonik".
Und gleich vorab schon mal eine kleine Bemerkung: An zwei Stellen auf dem Griffbrett wird's leider eine "Rhomben-Pentatonik" werden, da sich in grauer Vorzeit irgendwelche schlauen Köpfe einfallen haben lassen, dass ja die H-Saite nur eine große Terz von der G-Saite entfernt sein sollte - macht für Akkorde ja auch enorm Sinn, bei Skalen stößt man immer dort auf die größten Probleme. Aber damit kann man schon zurechtkommen.
Als Beispiel werden wir uns mal der guten alten A-Moll-Pentatonik widmen.
Jetzt suchen wir uns auf dem Griffbrett alle "D"s raus.
Frage: "Huch, warum das, warum nicht die "A"s?"
Antwort: "Weil uns die "D"s quasi als "Angelpunkt" dienen werden."
Ich hoffe, dass diese Begründung recht schnell ersichtlich werden wird
Für die, die nicht ganz so notenfest sind, hier sämtliche relevanten "D"s auf dem Griffbrett (gibt noch ein paar mehr, aber das sind dann ja nur oktavierte Wiederholungen):

Für den Einstieg in die "Rechteck-Technik" wollen wir uns aber nur einmal mit diesen drei "D"s beschäftigen:

Und jetzt können wir auch schon anfangen, unsere feinen Rechtecke zu basteln, dafür greifen wir unsere "D"s mit dem Ringfinger und gehen dann, innerhalb der A-Moll-Pentatonik schreittweise drei Töne runter, also zum C, zum A und zum G. Das sieht dann so aus:

Wir sehen jetzt schon, dass sich dieses Griffmuster ganz wunderbar auf den drei Saitenpaaren (E/A, D/G, H/E) wiederholt, das ist ja schon mal was, oder?
Es lassen sich so bereits ganz typische Pentatonik-Pattern relativ leicht in 3 Oktaven spielen. Etwa so:
Es fehlt uns jetzt aber noch ein Ton der A-Moll-Pentatonik, nämlich das E. Dieses erreichen wir jetzt, in dem wir (in der Aufwärtsbewegung) vom D zum E einen Ganzton hochrutschen (in der Abwärtsbewegung wird dann für's Erste vom E zum D runtergerutscht). Fangen wir mal mit dem tiefsten Rechteck an (tiefster Ton ist also das G im 3. Bund auf der tiefen E-Saite). Beim D angelangt rutschen wir zum E hoch und *!schwupps!* sind wir schon in der Lage unseres nächsten Rechtecks und können dort munter weiterspielen. Beim D auf der G-Saite angelangt rutschen wir wieder hoch und sind jetzt zumindest beinahe in der Lage des nächsten Rechtecks - hier stoßen wir jetzt halt auf den oben schon erwähnten Wermutstropfen des Terzabstandes zwischen G und H Saite. Aber eigentlich lässt sich das ganz gut umschiffen. Wenn man erst mal mit der Rechteck-Technik vertraut ist und gewisse Patterns spielen will, wird man allerdings leider gelegentlich an dieser Stelle nicht darum herumkommen, die Fingersätze ein wenig zu verändern.
Wie dem auch sei, wir haben jetzt für's Erste diesen Fingersatz:

Ganz schnöde vom tiefsten bis zum höchten Ton gespielt:
Drei Dinge kann man jetzt schon feststellen:
1) Zumindest gewisse Patterns sollten sich sehr viel ausgewogener spielen lassen.
2) Verglichen mit "normalen" Fingersätzen, ist die tonale Reichweite deutlich erhöht, es geht vom G auf der tiefen E-Saite bis zum E auf der hohen E-Saite, wenn wir uns in den üblichen Fingersätzen bewegen wollten, bräuchten wir dazu gleich 4 Stück.
3) Wir können uns ziemlich einfach vertikal bewegen, gelangen eigentlich sehr flüssig von einer Lage in die andere.
So, für's Erste möchte ich es bei diesem Fingersatz bewenden lassen, ich werde hoffentlich nachher den zweiten möglichen "Rechteck"-Fingersatz präsentieren und auch versuchen, ein wenig zu verdeutlichen, wie man diese Technik mit den üblichen Pentatonik-Fingersätzen und einigen Patterns verbinden kann (dazu muss ich aber noch ein wenig Grafiken basteln und irgendwie am besten den Videokram an den Start bekommen, hab' da im Moment keine Lust zu, deshalb später ).
Gruß
Sascha
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