Pickuptausch - zu undefiniert für Metal

  • Ersteller Julian1609
  • Erstellt am
Ich finde, man sollte nicht nur den Output der PUs beachten, sondern auch das Voicing. Es stimmt natürlich, dass ein High-Gain-Amp nicht unbedingt einen PU mit >16K braucht, um genug Verzerrung selbst für extreme Metalstile zu liefern.

Als 1972 der DiMarzio Super Distortion auf den Markt kam, der sowohl der erste Aftermarket-PU, als auch der erste High-Output-PU war, gab es noch keine Amps, die mehr als genug Verzerrung von Haus aus erzeugen konnten. Da war ein PU, der die Vorstufe etwas boostet natürlich eine gute Idee.

Heute braucht man das, wie gesagt nicht mehr. Trotzdem sollte man bedenken, dass viele Low-Output-PUs doch eher für etwas "seichtere" Musikstile entwickelt worden sind und dementsprechend auch nicht unbedingt die beste Grundlage für einen "harten" Metalsound sind. Alnico 5-PAFs sind oft (es gibt natürlich auch Ausnahmen, z.B. DiMarzio 36th Anniversary PAF...) ziemlich gescoopt in den Mitten, was nicht unbedingt der Durchsetzungsfähigkeit dienlich ist. Pickups mit Alnico 2-Magnet klingen im Prinzip "warm" und "dick".
Für viele härtere Stile ist es aber erwünscht, dass der Sound straff, durchsetzungsfähig und nicht matschig ist. Möchten die einen Einen möglichst dynamischen Sound, der so gut wie gar nicht komprimiert, kommt die Anderen mit so einem "luftigen" Spielgefühl überhaupt nicht zurecht.

Die Hersteller scheinen aber zu reagieren. Mittlerweile kommen auch vermehrt Modelle auf den Markt, die nicht übertrieben viel Output haben, aber trotzdem auch sehr gut mit verzerrten, tiefergestimmten Gitarren umgehen können. Auch bei den "heißen" Vertretern wird vermehrt darauf geachtet, auch bei etwas weniger Gain noch relativ überzeugend zu klingen. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es aber meiner Erfahrung nach nicht. Jeder Pickup hat seine Stärken und von daher sollte man sich vorher überlegen, welche Genres einem am wichtigsten sind. Möchte ich nur mal ab und zu Metal spielen, reicht vielleicht ein etwas traditionellerer gevoicter PU. Spiele ich fast nur Metal und interessiere ich mich kaum für Clean, Blues etc. kann ich auch ruhig zu einem aggressiver gevoicten Modell greifen. Hat der PU viel Output, drehe ich das Gain am Amp zurück. Es wird natürlich trotzdem anders klingen, als wenn ich mit einem "schwachen" PU in den Amp gehe und dann das Gain-Poti weiter aufreiße.

Vom Suhr Doug Aldrich würde ich auch eher abraten. Der ist schon etwas mehr auf die "wärmere" 80s-Metal-Schiene ausgerichtet.
SH-4 JB und SH-6 Distortion sollten sich vom "Output" her nichts nehmen. Die PUs sind bis auf kleine Unterschiede fast identisch, das Winding ist wohl etwas anders. Der größte Unterschied sind die Magnete. Der SH-4 hat einen Alnico 5- und der SH-6 einen Keramik-Magnet, der die doppelte Dicke eines typischen Humbuckermagneten hat. Durch einen stärkeren Magneten fühlt/hört sich ein Pickup schon kräftiger an.

Mit einem SH-6 Distortion oder Black Winter fährst Du, wie ich schon mal geschrieben habe, ziemlich gut, für die von Dir genannten Bands. Der SH-5 Custom gefällt mir aber auch sehr gut.
Der SH-11 Custom Custom mit Alnico 2 fällt raus. Das ist ein PU, der sich IMHO mehr für Classic- und Hard Rock eignet. Sehr viele Mitten, abgerundetes Höhenspektrum, wenige und nicht sehr straffe Bässe.
Der Tipp mit dem Häussel Vin+ Keramik ist aber auch sehr interessant. Der Output bewegt sich im mittlerem Bereich (ca. 12K) und Häussels sind von Haus aus schon sehr transparent und reagieren gut aufs Volumepoti. Ich kenne nur die Alnico 5-Version (die wäre für Dich aber etwas zu "warm" und "klassisch") und die ist auch schon sehr transparent und klar.

Die günstigste Lösung wäre allerdings erst mal, wie @Bassassasin187 schon geschrieben hat, den Magneten im INF 4-Humbucker zu tauschen. Der INF 4 hat laut Recherche eine DC von ca. 15,62K und einen Alnico 5-Magneten. Das hört sich vom lesen schon ein wenig wie ein SH-4 JB an. Der PU kann aber auch ganz anders klingen. Ich habe ihn noch nie einen INF-PU gespielt und rein von den Specs kann man nicht den "Sound" eines PUs ablesen. Da kann man so einige Überraschungen erleben ;).
Wenn Du den Sound straffer und bissiger haben möchtest, könntest Du also mal einen Keramik-Magneten testen. Ähnlich aber etwas "wärmer" und weniger "harsch" in den Höhen wäre ein Alnico 8-Magnet. Mir persönlich gefällt Alnico 8 ein wenig besser. Alnico 8 vereint gewissermaßen die Eigenschaften von Keramik und Alnico: viel Power und Puch, straffe Bässe, breites und ausgeprägtes Mittenspektrum und Höhen, die nicht zu "kalt" klingen. Es kann gut sein, dass sich der PU im Vergleich zum Urzustand mit Alnico 5 mit den beiden möglichen Austauschmagneten noch etwas "outputstärker" anhört. Sowohl Alnico 8, als auch Keramik sind stärkere Magneten als Alnico 5.

Deine Ibanez hat anscheinend einen INF3-Humbucker am Hals verbaut, der einen Keramik-Magneten hat. Du brauchst also nicht unbedingt einen Keramikmagneten kaufen. Ich würde mal die beiden Magneten vom INF3 und 4 untereinander tauschen. Der INF3 ist für einen Neck-Humbucker mit 11,9K schon ziemlich heiß.
Oder eine neue Idee:
Auch wenn Dir der Neck-PU gefällt, kannst Du ihn mal testweise am Steg verbauen. Vielleicht erfüllt er schon Deine Anforderungen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Haben die Magneten Standardgrößen oder muss man jedes mal erst nachmessen welche Größe man braucht?
 
Die sind zumindest bei den INF Modellen eigentlich gleich groß.
Achte aber bitte auf die Polarität (am besten beim Ausbau direkt beschriften)
 
Normalerweise sollten die Magnete alle mit Toleranz gleich groß sein. Die meisten Modelle haben halt die Standardmaße. Wenn ein Magnet mal etwas dicker, dünner, kürzer oder länger ist, sollte das auch kein Problem sein, solange er zwischen die beiden Bobbins passt. Der Standard müsste im Bereich L: 60mm, B: 13mm und H: 3mm liegen. +/- im Millimeterbereich.

Es gibt aber auch noch, wie gesagt Keramikmagneten in doppelter Dicke (z.B. SH-6 Distortion, DiMarzio Super Distortion), das wären dann so ca. H: 6mm und kurze Alnico 5-Magnete, wie sie bei den T-Top Humbuckern von Gibson zum Einsatz gekommen sind. Manche PUs (z.B. Gibson 500T, Dirty Fingers, Seymour Duncan SH-8 Invader) haben noch sog. Flankenmagnete, die als Spacer genutzt werden.

Durch einen Abstandhalter (Spacer) gehen bei einem "klassischen" Humbucker die Schrauben und der ist in der Regel aus Metall und der zweite ist aus Ahorn (historisch korrekt für die Vintagefreunde ;)) oder Plastik.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Die Suhr Doug Aldrich sind klanglich fast identisch zum Duncan SH11

Sorry, aber da muss ich vehement widersprechen. Der SH-11 klingt deutlich mittiger und scooped (eher Hügel als Mulde, nur damit wir uns verstehen), während der DA eher in die Breite geht. Und während der SH-11 in den Bässen eher ein wenig zum fizzeln neigt, bleibt der DA deutlich straffer und hat mehr Attack. Tiefe Tunings gehen mit dem DA deutlich besser als mit dem SH-11. Dafür klingt der SH-11 clean deutlich wärmer, während der DA da doch kälter und steriler wirkt.
Hatte beide in derselben Gitarre.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Der Tipp mit dem Häussel Vin+ Keramik ist aber auch sehr interessant. Der Output bewegt sich im mittlerem Bereich (ca. 12K) und Häussels sind von Haus aus schon sehr transparent und reagieren gut aufs Volumepoti. Ich kenne nur die Alnico 5-Version (die wäre für Dich aber etwas zu "warm" und "klassisch") und die ist auch schon sehr transparent und klar.

Der Vin+ Keramik ist halt zu meinem Lieblings PU geworden - deshalb empfehle ich den so oft ;-) Hab den in meiner Select Super Swede drin für Metalzeugs (Core, Progressive usw).
Wie mir Harry damals geschrieben hat, hat der mit der Alnico 5 Version nicht so viel gemein. Bis auf die Transparenz und Klarheit. Er kann schön beißen, wird aber nicht schrill. Für meinen Geschmack passt er halt.
Was ich an dem PU so genial finde, ist, dass er sich trotz des mittelstarken Outputs sehr laut anhört. Ich geb einfach mal dem Voicing die "Schuld". Im Vergleich zum Häussel habe ich bis jetzt folgende Erfahrungen gesammelt:

- EMG 81 ist im Vergleich total steril und leblos aber auch nicht straffer. Will ich die gleiche Lautstärke, wie mit dem Vin+ Keramik erreichen ist mit dem 81er viel mehr Fiepen und Störgeräusch da. Saitentrennung ist beim Vin+ besser
- Crunchlab klingt wärmer und eine Spur weniger definiert, obwohl die Saitentrennung sehr gut ist
- SH6 ist in der Saitentrennung schlechter, spitzer und wesentlich weniger dynamisch. Würde ich nicht mehr nehmen. Den SH-5 dagegen schon.
- Alumitone Deathbucker: klingt etwas metallisch aber auch ähnlich klar. Saitentrennung ist gefühlt gleichauf mit dem Vin+. Das Voicing ist aber schon sehr anders. Mir gefällts!

Wenn mir die PUs in meiner neuen 7-String nicht gefallen sollten, kommen entweder Vin+ Keramik oder Deathbucker rein. Wenn ich die Deathbucker nicht zu Hause hätte, würde ich zu ersteren tendieren.

Aus meiner Sicht: Finger weg von den übertriebenen Output-Monstern (X2N, Häussel Tozz XL) oder PUs mit sehr einseitigem Voicing (SD Full Shred).
Erstere versauen dir den Sound eher. Wenn ich Rock spielen will und mit einem 2203er rumrotzen will, dann ja. Definition sieht aber anders aus. Oder die Dinger fiepen wie Sau.
Zweitere sind One-Trick-Ponies und fliegen nach gewisser Zeit meist wieder aus den Gitarren raus.
Ich verstehe aber den Reiz, was extremes auszuprobieren. Man will ja meist schon einen deutlich anderen Sound bekommen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Sorry, aber da muss ich vehement widersprechen. Der SH-11 klingt deutlich mittiger und scooped (eher Hügel als Mulde, nur damit wir uns verstehen), während der DA eher in die Breite geht. Und während der SH-11 in den Bässen eher ein wenig zum fizzeln neigt, bleibt der DA deutlich straffer und hat mehr Attack. Tiefe Tunings gehen mit dem DA deutlich besser als mit dem SH-11. Dafür klingt der SH-11 clean deutlich wärmer, während der DA da doch kälter und steriler wirkt.
Hatte beide in derselben Gitarre.

Ich ebenfalls, in mehreren sogar, sind mein fav Pickups ;) . Der DA hat in erster Linie eine bessere Saitentrennung bei viel Verzerrung und ist insgesamt etwas definierter und aufgeräumter, "edler". Aber ein Austausch ist in meinen Augen rausgeworfenes Geld, da die Grundcharakteristik die gleiche ist und darum ging es mir auch. Für ultraharten extrem-Metal sind beide nicht die erste Wahl.
 
Der SH-11 Custom Custom hat auch einen Alnico 2-Magneten, anstatt eines Alnico 5- den der Doug Aldrich verbaut hat. Für tiefe Tunings und viel Verzerrung würde ich nicht unbedingt einen Alnico 2-Humbucker verwenden. Wenige, lose Bässe, sehr warmer Sound mit ausgeprägten Mitten und runden Höhen. Für mich hört sich das mehr nach Classic- oder Hard Rock, denn Metal an.
AFAIK wurde der SH-11 entwickelt, um die "Defizite" von Gitarren mit Floyd Rose-Gitarren auszubügeln.
Der Doug Aldrich wird wahrscheinlich schon mehr an die Bedürfnisse "moderner" Gitarristen angepasst sein (geeignet für viel Verzerrung und tiefe Tunings, straffe Bässe, damit es nicht matscht, durchsetzugsfähig...). Ist aber nur Spekulation.
Der Widerstand ist auch um einiges höher mit 17,5K für das Bridgemodell. Der SH-11 hat "nur" so ca. 14,4K und befindet sich noch im mittlerem Segment, während der DA schon zu den heißen Vertretern gerechnet wird.
Für richtig aggressive, extreme Musikstile würde ich aber auch nicht unbedingt einen Alnico 5-PU wählen. Keramik oder Alnico 8 sind da IMHO angebrachter.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben