Polyrhythmen

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Man liest überall was anderes, ist Polymetrik ein Teil der Polyrhythmik?
Sind meine Definitionen richtig?
Polymetrik: Verschiedene, ungleichartige, unabhängige Takte gleichzeitig.
Polyrhythmik: Verschiedene, ungleichartige, unabhänige Rhythmen gleichzeitig.
 
Eigenschaft
 
Hallo Pim,
so wie ich das sehe bedeutet Polyrhythmik wenn verschiedene Rhythmen in ein und demselben Metrum gleichzeitig gespielt werden, wogegen bei Polymetrik verschiedene Metren gleichzeitig gegeneinander gespielt werden.


Beispiel im 4/4 Takt zur Polyrhythmik:

Die linke Hand spielt z.B.:
|1+2+3+4+|1+2+3+4+|

Die rechte Hand spielt dazu im selben Metrum:
|1+2+3+4+|1+2+3+4+|

Es handelt sich also um 2 verschiedene Rhythmen die gleichzeitig im selben Metrum gespielt werden.



Beispiel im 4/4 Takt zur Polymetrik:

Die linke Hand spielt Viertel
Die rechte Hand spielt Vierteltriolen

2 verschiedene Metren laufen gleichzeit ab. Es handelt sich hierbei nur um 2 verschiedene Pulse, also keine Rhythmen!



CIAO
CUDO
 

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wobei das "Metrum" auch allgemeiner gefassen werden kann, bei afrikanischer Trommelmusik z.B. werden beliebige Taktarten kombiniert - setzt voraus, daß das Metrum bei allen gleich ist, sprich die Zeit z.B. pro Viertel ist in allen Taktarten gleich.
Zur Veranschaulichung: 2-3 Djembe-Rhythmen im 4/4, ein Baßrhythmus im 5/4, ein weiterer Baßrhythmus im 7/4, ein Calebassen-Rhythmus im 3/4
alle beginnen im ersten Takt auf die 1 und spielen ihren Rhythmus fortlaufend, nach 420 Takten (kleinstes gemeinsames Vielfaches) treffen sich alle Stimmen wieder auf der 1
das faszinierende (und auch sehr schwer durchschaubare) sind die ständigen Verschiebungen der einzelnen Stimmen gegeneinander, obwohl jeder permanent den gleichen Rhythmus spielt ist kein Takt wie der andere (bzw. erst wieder nach 420 Takten beginnt alles von vorne...)
 
Hallo Lite-MB,
ein sehr interessantes Beispiel was Du hier einwirfst. Josef Schillinger hat im 1. Teil seines Werkes „The Schillinger System of Musical Composition“ sehr viel über diese Art von Interferenzen geschrieben. Er sieht es sozusagen als Ursprung des Rhythmus schlechthin.

Wenn man nun bei Deinem Beispiel annehmen würde jede Takteinheit der verschiedenen Takte (3/4, 4/4 etc.) wäre ein Puls, dann würde man ja im Prinzip wieder von Polymetrik sprechen müssen. Also es würde sich in Deinem Beispiel um die Interferenz 3:4:5:7 handeln. Da aber, so wie ich Dich verstehe, die jeweiligen Taktarten ¾-, 4/4-, 5/4- und 7/4-Takt eigenständige Rhythmen beinhalten, muss man in Deinem Beispiel wohl von gleichzeitiger Polymetrik und Polyrhythmik sprechen.

CIAO
CUDO

P.S.: Diesen „Longmeter“ von 420 Takte als Cycle zu spüren, das kann wahrscheinlich nur der absolute Crack einer afrikanischen Rhythmusgruppe. Ich tippe mal auf den Ältesten.
 
Cudo schrieb:
...P.S.: Diesen „Longmeter“ von 420 Takte als Cycle zu spüren, das kann wahrscheinlich nur der absolute Crack einer afrikanischen Rhythmusgruppe. Ich tippe mal auf den Ältesten...

Ha... das war jetzt nur mal ein erfundenes Beispiel, das aber durchaus möglich wäre...
Meine Frau betreibt an ihrer Schule mit lernbehinderten Kindern eine Trommel-AG, die spielen solche polyrhythmischen Geschichten, aber nur bis max. drei verschiedenen Taktarten. Konkret 3/4, 4/4 + 5/4 (kgv=60) alternativ 3/4, 4/4 + 7/4 (kgv=84), das beachtliche daran, keines der Kinder ist musikalisch vorgebildet, keiner kann Noten lesen, das Lernen der teilweise schon sehr komplexen Einzelrhythmen erfolgt über ein Silbensystem und über partnerschafliche Kommunikationsrituale. Wie doch viele erfolgreiche Auftritte zeigen, ist das ganze keineswegs bloße Theorie!
 
zwar ein "etwas" alterer thread, aber immer noch interessant ;)

P.S.: Diesen „Longmeter“ von 420 Takte als Cycle zu spüren, das kann wahrscheinlich nur der absolute Crack einer afrikanischen Rhythmusgruppe. Ich tippe mal auf den Ältesten.

Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, kommt es laut Alfons Dauer (Dauer: Der Jazz) in der traditionellen (west)afrikanischen Musik gar nicht darauf an, die Polyrhythmik überhaupt als ganzes wahrzunehmen. Das Musikempfinden sei deswegen ganz anders als unseres, weil Musik nicht für ein Publikum gemacht wird, sondern zum Selbstzweck des Musikmachens, daraus würde folgen, dass der Gesamtklang, also auch das, was man als Polyrhythmik bezeichnet (aber auch vokale Mehrstimmigkeit), gar nicht wichtig ist. Es gibt bestimmte Glockenfiguren, die ein Metrum vorgeben, aber keinen Dirigent, der eine Partitur überblicken muss und schon gar keinen, der eine Partitur geschrieben hätte.
(Das Buch ist allerdings aus den 50ern, ich weiß nicht, wie viel man auf ethnologische Studien aus dieser Zeit geben kann, kenne aber nichts wesentlich aktuelleres derart umfangreiches)
 

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