PreSonus StudioLive Digitalmischpult/Recordinginterface

  • Ersteller deschek
  • Erstellt am
Das Pult läuft jetzt richtig gut an.

Kann schon jemand einen Kommentar dazu abfeuern?
 
Hi zusammen,

ich hatte jetzt ziemlich ausgiebig Gelegenheit das Pult kennenzulernen, erst noch in den Staaten für ein Recordingprojekt, in den letzten Wochen auf diversen Konferenzen und Firmenevents, habe es bei zwei meiner Workshops eingesetzt und schliesslich und endlich noch eine Einschulung für die lokalen Hobby-Techis eines JuZ und die Azubis eines Verleihers gemacht.
Ich bleibe bei meiner Einschätzung, die zum Erstellen dieses Threads geführt hat (Absatz 2 des Eröffnungsposts).

Ausdrücklich hinweisen möchte ich auf das bereits erschienene Firmwareupdate, das unter anderem jetzt die Aux-Sends mitmutet und im Master einen sehr gut bedienbaren Terz-GEQ zur Verfügung stellt (auf ausreichendes Eqing der Ausgänge warte ich bei der "direkten Konkurrenz" schon seit Generationen :p). Wenn dieser GEQ noch in den Auxen implementiert würde...

Es ist ein sehr interessantes und gut durchentwickeltes Pult für eine bisherige Marktlücke.
- die Bedienung ist im wesentlichen sehr intuitiv für jemanden, der schonmal an einem analogen Pult gearbeitet hat. Man kann auch jemanden ohne Einschulung darauf loslassen, damit ist das Pult ideal für Einsteiger in den Digitalpultbereich.

- die Ausstattung ist komplett für die allermeisten vorstellbaren Aufgaben eines solchen Pultes und spart an den meiner Meinung nach richtigen Stellen.

Im Einzelnen:
Die Verarbeitung und Haptik ist preis- und konkurrenzbezogen sehr gut, keine unnötigen Toleranzen, keine Hakeleien, wirkt robust und roadtauglich, das Pult vermittelt den Eindruck, daß auch wirklich passiert, was man tut...
Nicht ganz glücklich bin ich persönlich mit der Lightshow des Pultes, in dunklen Locations ist mir das schon fast zu grell und bunt, im Sonnenlicht aber trotzdem schon eher schwer erkennbar - aber das ist ein typischer Mangel - hier wäre es schön, wenn die Leuchtintensität zumindest zweistufig schaltbar wäre.

Ausgezeichnet sind die 16 Vorverstärker (12 beim "direkten Konkurrenten"), da verspricht die vollmundige Werbung wirklich mal nicht zuviel. Sehr stabil, sehr sauber und neutral - in Verbindung mit der sehr einfachen Weitergabe aller Einzelkanäle an den Rechner und über die mitgelieferte Softwarelösung ist das wirklich auch ne sehr hochwertige reine Recordinglösung. Die Qualität des Vorverstärker kommt dem Ergebnis aber auch da sehr zu Gute, wo der Anwender aufgrund der Signalqualität oder aufgrund mangelnder Erfahrung stärkere Kompromisse bei der Gainstruktur eingeht - der "direkte konkurrent" braucht da mehr Sorgfalt und Kenntnis.
Verglichen mit möglichen analogen Low-Budget-Frontplätzen in etwa der gebotenen Ausstattung bieten die Presonus-Vorverstärker meiner Meinung nach die bei weitem überzeugendste mir bekannte Vorstellung.
Schön finde ich die vollwertigen Inserts.

Sehr gutes Metering, damit läßt sich prima arbeiten.

Gains sind nicht speicherbar und es gibt keine Motorfader... Na und? Für Automatisierungen im Recordingbereich bringt das natürlich deutliche Einschränkungen, aber für die von mir angedachten Anwendungen und bisherigen Einsätze nenne ich das Sparen an der richtigen Stelle. Ich vermisse beides jedenfalls nicht (auch der "Konkurrent" hat keine speicherbaren Gains).

Die Dynamics arbeiten sehr sauber und zuverlässig und lassen sich sehr einfach und gezielt handhaben. Expanderfunktion wird noch nicht geboten, könnte aber bei einen Update noch kommen, wird man aber auch nur sehr selten vermissen.
Die EQs arbeiten ebenso sauber und sind gerade beim Umstieg von einem Analogplatz sehr vertraut und intuitiv zu handhaben, persönlich würde ich Vollparametrik vorziehen, aber gerade im von mir angedachten Livebereich hat die Konfiguration durchaus Vorteile - allerdings halte ich die Breite der Filter für nicht optimal, eine etwas höhere Güte wäre vorzuziehen.

Das Routing ist simpel, aber ausreichend und praxisgerecht (2 verschiedene Pre-Einstellungen und eine Post-Einstellung der Auxe, sehr flexible Gruppen) mit ein paar Einschränkungen.
Die Gruppen lassen sich nicht auf Auxe routen, Fx auf die Auxe ist nur schaltbar und nicht regelbar...

Die Effekte sind preisbezogen gut und im Livebetrieb gut einzusetzen. Die Presets sind praxisgerecht und erlauben auch dem Einsteiger ohne viel Spielerei ordentliches Arbeiten. Das die Effekte für hochwertiges Recording nicht vollwertig sind, steht aber ausser Frage - würde aber wohl auch niemand erwarten. Die Fxe des "Konkurrenten" gefallen mir persönlich besser, bei der vergleichbaren analogen Konkurrenz mit eingebauten Effekten kann man aber gut mithalten.

Das Recordinginterface habe ich ja schon angesprochen, einfacher gehts nicht und die reine Recordingqualität ist sehr sehr gut.

Die Kaskadierung ist ein nettes Feature und klappt völlig simpel - aber bei den angedachten Anwendungen wird man sie nur sellten benötigen und wenn dann wohl mit höchstens zwei Pulten.

Preis-Leistungsverhältnis sehe ich als angemessen bis gut - ich hätte mich ja schon gefreut, wenn man nicht wieder nur aus dem Dollar ein Eurozeichen gemacht hätte. Trotzdem geht der Preis für das Gebotene absolut in Ordnung.

Das Pult im Praxiseinsatz:
Für Recording hatte ich zwei kaskadierte Pulte, einige Inserts im Betrieb, auf einigen Kanälen die eingebauten Dynamics und EQs verwendet und zur Aufzeichnung das mitgelieferte Programm benutzt. Die Weiterbearbeitung und Endbearbeitung erfolgte auf meinen angestammten Systemen. 1A...!
Einen kompakteren und trotzdem vollwertigen Mischplatz für Konferenzen und typische kleinere Events hatte ich noch nicht, für solche Anwendungen ist das Pult ideal geeignet - damit wird das Pult auch interessant für alle Hotels, Konferenzzentren usw.: das Pult ist auch für typische Haustechniker gut handhabbar und erleichtert die Arbeit, es ist sehr kompakt und schnell auf- und abbaubar und eben auch preislich interessant. Die für solche Anwendungen sonst eher typische GL2200 mit zusätzlichen Outboardgeräten machts den Anwendern deutlich schwerer. Auch das Recordinginterface hat sich für diese Anwendungen wieder bewährt.
Bei den Workshops und der Einschulung hat sich gezeigt, wie leicht das Pult erlernbar ist - und wieviel Spaß die Konsole eben durch die leichte Bedienbarkeit macht. Es läßt die Möglichkeit sich auf die Arbeit zu konzentrieren und sich nicht den Kopf über irgendwelche Menüstrukturen machen zu müssen. Hier ist das Ein-Layer-Konzept ebenso simpel wie anwenderfreundlich und das Pult damit ein ideales Lehrpult.
In dem Juze hat sich gezeigt, daß auch Abende mit einer schnell wechselnden Bandfolge schnell und zuverlässig abarbeitbar sind. Typische Umbauzeiten reichen spielend um das Pult trotz der fehlenden Gainspeicherung und Motorfader für die nächste Band vorzubereiten. Klar wäre ein einfacher Setupwechsel einfacher, analog wäre aber sehr deutlich aufwändiger. Beim Vergleich mit dem "direkten Konkurrenten" bitte nicht vergessen, daß der auch keine Gains speichert, nur 12 Vorverstärker bietet und eben kein Recordinginterface - rüstet man entsprechend nach liegt man preislich deutlich höher.

Zusammengefasst: Ich halte das Presonus für ein gut konzipiertes, ideales Einsteigerpult, das gerade im Livebetrieb durch die sehr schnelle und "analoge" Handbarkeit gefällt und im Recordingbetrieb erstklassige Aufnahmemöglichkeiten bietet. Bei entsprechender Aufgabenstellung ist das Pult auch im absoluten Profibereich ein sehr gutes Werkzeug.

Schöne Grüße, Deschek

PS: https://www.musiker-board.de/vb/rec...capture-mehrspuraufnahmen-leicht-gemacht.html
 
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Ich hänge mich hier mal dran.
Erstmal Lob an MS: Gestern mittag bestellt, heute zur gewohnten UPS-Zeit geliefert. So soll das sein.

Zum Pult an sich:
Als 01V-Umsteiger sucht man erstmal die Layer-Tasten, freut sich aber nach ein paar Minuten darüber, dass man sie nicht mehr braucht.
Preamps, Dynamics und EQs machen einen guten Job, dennoch werde ich insbesondere bei Gesängen nicht auf liebgewonnenes Outboard wie RNC oder CN-220 verzichten. Die sind halt noch ein bischen schnuckeliger und dank der Inserts problemlos einzubinden.

Gesamteindruck: Sehr, sehr positiv.

Kommen wir zu den negativen Seiten:

- Wenn man den grafischen Master-EQ mittels der Recall-Taste zurücksetzt, wird ein gerade im Display angezeigtes Band dort nicht zurückgesetzt (jedenfalls die Anzeige nicht). Wählt man dann ein anderes Band aus und geht zurück auf das erste, scheinbar nicht genullte, ist es dann doch genullt. Drückt man mehrfach im Main-EQ Menü auf Recall, zeigt das Master-VU-Meter auf einmal vollen Pegel/Overload und der Main-Out wird stumm. Einzige gefundene Abhilfe in dem Fall: Aus- und wieder einschalten.

- Auf Master, Gruppen und Auxe lässt sich kein Low-Cut schalten. Den hätte ich aber durchaus ganz gerne bei manchen Anwendungen genau dort. Das sollte nachgebessert werden.

- Es gibt nur Effekt-Sends (in der Aux-Sektion), keine (regelbaren) Returns. Wer von analog gewohnt ist, z.B. ein Delay am Fader/Return zeitlich passend hochzuziehen, muß hier umdenken oder sich das Delay auf eine Gruppe routen. Das ist dann natürlich mono (es sei denn man nimmt zwei Gruppen). Ich kann mit dem Return auf Gruppe leben, weil ich bei 16 Kanälen eh maximal eine Stereo-Gruppe brauche und meistens mono-Delays benutze.
Könnte man trotzdem schöner machen.

- Die PFL-Schiene geht im Ist-Zustand garnicht!
Zwar kann man in der Mastersektion auswählen, ob man Tape-Return, PFL, Master oder den FW-Return auf dem Kophörer haben will, ein Kanal auf PFL schaltet die anderen Quellen aber nicht aus, wie das normalerweise der Fall ist. D.h. Wenn man im Live-Betrieb immer den Main-Mix auf dem Kopfhörer haben, PFL aber alleine abhören will, muß man manuell den Master vom Kopfhörer schalten - sehr ärgerlich. Zumal, weil es gleich nebenan einen Schalter zur Auswahl AFL/PFL gibt. Der sollte IMHO auch gleich die PFL-Automatik schalten.
Weiterer schwerer Kritikpunkt: Auf PFL-geschaltete Signale werden nicht, wie üblich, mono und mittig im Panorama auf den Kopfhörer gegeben, sondern an der eingestellten Stelle im Panorama. Das geht _garnicht_! Bei AFL bzw. SIP will ich das so haben, bei PFL gehört das Signal vor dem Fader und vor PAN abgegriffen. Oder es sollte zumindest einstellbar sein.

- Der Limiter im Fat-Channel ist zwar einzeln schaltbar, steht aber fest auf 0dBFS. Grmbl.

Ach ja: Der Master hat keine Balance-Funktion. Braucht man extrem selten, wäre aber nett sie bei Bedarf zu haben.
 

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