Proberaum enthallen

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langhaarrocker
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Hi,
meine Band hat ein Angebot bekommen einen ehemaliger Kühlkeller als Proberaum zu mieten.
Der Raum ist knapp 100m² groß, 2.6m hoch, mit Fliesenspiegel bis 1.9m, komplett kahl, hat 2 Säulen.
Grundriss.png kachelig.jpg
Natürlich hat er in dem Zustand eine Akustik wie eine Schlachthallalalallllle.
Jetzt fragen wir uns was und wieviel man wohl investieren müsste um daraus einen akustisch brauchbaren Raum zu machen um zu entscheiden, ob wir den überhaupt mieten möchten.

Wir überlegen, was wir mit den Wänden machen wollen. Eine Idee wäre:
Billigen Teppich an Wände kleben:
+ billig
+ einfach
- macht das den Raum dröhnig? Höhen weg, Bass bleibt?

Rigips auf Kacheln kleben:
- teurer, aufwändiger
+ akustisch besser?

Zusäztlich zur Wandbehandlung werden wir uns gewiss noch aus Holzrahmen und Steinwolle bauen müssen:
- Absorber an Wänden
- Absorber an der Decke
- mobile Absorberstellwände
Aber wie groß und wie viele?

Brauchen wir Basstraps in den Ecken?

Wir spielen mit dem Gedanken den Riesenraum mittels mehrschichtiger Molton Vorhänge zwischen den Säulen abzuteilen.
Doofe Idee?

Was ist aus akustischer Sicht davon zu halten den Boden mit billigem Messeteppich auszulegen?

Wir sind eine 5-köpfige Rockband, Gesang, 2x Gitarre, Bass, Drums, verdammt laut (110db).
Wir wollen in erster Linie in dem Raum proben, aber auch Multitrackmitschnitte machen können, für die man sich nicht zu schämen braucht.
Die Lautstärke liegt hauptsächlich am Schlagzeug und ist natürlich ein Problem für den Gesang, der immer an der Schwelle zur Rückkopplung zu kämpfen hat. Wenn wir da raumakustische Möglichkeiten finden das zu entschärfen, wäre das klasse. Mit Nachbarn haben wir keine Schwierigkeiten. Der Raum ist in einem unbewohnten Industriegebiet im Keller.

Wir haben eigentlich keine Ahnung von Raumakustik und ein begrenztes Budget, von - sagen wir mal - 1000 Eur. Kriegt man damit so eine Schlachthalle zu einem akustisch brauchbaren Proberaum umgebaut?

Frage 1: Wie viel Erfahrung hast du schon mit Raumakustik? (Mehrfachstimmen erlaubt!)
[ ] Keine Ahnung!
[x] Hab ein paar Videos geschaut
[ ] War schon mal in einem professionellen Tonstudio
[ ] Habe mich ein bisschen in die Materie eingelesen
[ ] Habe mich schon sehr viel damit beschäftigt
[ ] Sonstiges:

Frage 2: Was willst du in dem Raum machen?
[x] Gesangsaufnahmen machen
[x] Akustische Instrumente aufnehmen
[ ] Musikproduktion am Computer
[ ] Musik mischen
[ ] Final mastern
[x] Sonstiges: Bandproben, Demo Multitrack

Frage 3: Hast du Probleme mit Nachbarn?
[ ] Meine Nachbarn hören mich, wenn ich Musik mache.
[ ] Ich höre meine Nachbarn/Zug/Straße etc. beim Musikmachen.
[ ] Sonstiges:

Frage 4: Ich weiß, was das Problem in meinem Raum ist, nämlich...
[ ] Aufnahmen aus meinem Raum klingen dumpf/muffig
[ ] Aufnahmen aus meinem Raum klingen dünn
[ ] Aufnahmen aus meinem Raum klingen spitz
[ ] Auf meinen Aufnahmen sind zu viele Störgeräusche
[X] Mein Raum hallt zuviel nach
[ ] Sonstiges:

Frage 5: Welche Qualität erwartest Du Dir?
[X] Probemitschnitt
[X] Für die Familie und Freunde
[X] Indie-Produktion
[ ] Semi-professionell
[ ] Professionell

Frage 6: Wie hoch ist Dein Budget?
ca 1000 Eur
Frage 7: Wie weit bist Du bereit, deinen Raum vom aktuellen Zustand ausgehend zu verändern?
[X] Ich würde die Möbel in meinem Raum umstellen
[X] Ich würde einen Akustikvorhang installieren
[X] Ich würde Absorber/Diffusoren aufhängen und Basstraps in die Raumecken stellen
[ ] Bin bereit Wände zu verschieben und Decken einzuziehen!

Frage 8: Ist Selbstbau von Absorbern etc. geplant/möglich?
[ ] Zwei linke Hände und alle Finger Daumen
[ ] Hatte Basteln in der Schule
[X] Muss nicht schön sein
[X] Heimwerker
[ ] Vollprofi

Frage 9: Welches Equipment ist vorhanden (Interface, Monitore, Messmikro)? Kannst du damit umgehen?
Kleine PA, diverse Mikros (z.B. Rode NT5), Genelec 8020A+Subwoofer

Frage 10: Lade bitte einen Raumplan mit allen Maßen (Länge x Breite x Höhe), Fenstern, Türen, Dachschrägen und Kaminen etc. hoch! Fotos sagen oft mehr als 1000 Worte, sind hier also gerne gesehen!
 
Eigenschaft
 
Ich habe mich Anfang des Jahres in das Thema eingearbeitet und meinen Keller zum Musikraum ausgebaut. Damit bin ich sicher kein Profi, aber vielleicht hilft dir meine Einschätzung als Laie auch etwas weiter:

Grundsätzlich ist der Raum recht groß. Das ist gut, weil dann die störenden Raummoden in tieferen Frequenzen liegen. Das bedeutet die problematischen Bassbereich liegen auch tiefer, machen also ggf. weniger Probleme als bei einem kleineren Raum. Auch die Erstreflektionen kommen dann später, was ihre Wirkung entschärft. Außerdem ist der Raum nicht quadratisch, das ist gut - leider aber wie die meisten rechteckig.
Das größte Problem sind die ganzen harten Flächen, wie ihr schon erkannt habt. Neben den Wänden sind das auch Boden und Decke(!) da müsst ihr etwas tun.
Für den Boden kann ein ordentlicher Teppich schon einiges bringen. Selbstbau Absorber aus Holz und Steinwolle helfen bei den Wänden - und auch an der Decke, da wird die Montage aber gleich viel aufwändiger. Einfach Schaum-Absorberpanel zum Kleben sind da eine Alternative.

Wenn ihr 1000 EUR investieren wollt und einiges mit Baumarkt-Teilen selbst baut, könntet ihr da einen brauchbaren Probenraum hinbekommen, denke ich. Vorausgesetzt jemand von euch arbeitet sich in das Thema ein oder jemand mit Erfahrung leitet euch an. Mal eine Bandprobe aufnehmen sollte auch gehen. Für eine Indie-Produktion reicht es aus meiner Sicht aber nicht, da müsstet ihr mehr machen.

Noch ein wichtiger Punkt: Bei der hier angesprochenen Raumakustik geht es nur darum den Klang im Raum zu verbessern. Wenn man euer lautes Spielen draußen weniger hören soll ist das ein ganz andere Thema und wesentlich aufwändiger. Also vorher unbedingt klären (ggf. testen) ob ihr in dem Raum wirklich zu allen für euch notwendigen Tageszeiten so laut spielen könnt wie ihr wollt.
 
Um mit 'nem Tausender die Bude brauchbar zu bekommen, müßte mindestens einer von euch Trockenbauer o.Ä. sein, und Zugriff auf Material zu Geschäftskundenpreis haben.
Geht auch ohne, aber dann wirds teurer.
2,60m ist jetzt auch nicht so hoch, daß man da viel zum Entschärfen von Flatterechos zwischen Fußboden und Decke machen kann.
Machen kann man da 'ne Menge an dem Raum, Frage ist, ob das mit Miete klug ist.

Im Übrigen, auch wenn das nicht deine Fragestellung ist, aber zähmt erst mal euren drummer, wenn der Krawall schon so ein bekanntes Problem ist.
 
Danke für die Rückmeldungen.

@Pfeife:
Was meinst Du denn das den Rahmen sprengen würde?

Meine (zu naive?) Beispielüberschlagsrechnung:
90m² Rigips für die Wände + Kleber: ~300 Eur
Wandfarbe: ~ 100 Eur
Elektrik: ~ 300 Eur
dann bleiben noch 300 Eur für Selbstbauabsorber, was so ungefähr für ca 20 Stück in Größe 120x60cm reichen sollte.
Braucht man überhaupt so viel?

Würde man einfach Messeteppch an die Wand pappen, dann würde das noch billiger werden. Aber auch akustisch gut?
 
Die Differenz im Reflexionsverhalten von Fliesen zu einer relativ harten GK-Platte steht in keinem Verhältnis zum Aufwand.
 
Hi,
ich würde jetzt mal vor allem zwei Probleme sehen:
- Die Nachhallzeit
- Das Flatterecho zwischen Boden und Decke

ich würde als erstes einen Teppich rein legen. Das bringt euch sowohl generell bei der Nachhallzeit was und auch beim Flatterecho. Von Gipskarton auf den Fliesen rate ich ab, das bringt akustisch nicht viel. Wenn ihr unbedingt was mit Gipskarton machen wollt bzw. könnt, könntet ihr z.B. versuchen die Geometrie etwas zu ändern, z.B so, dass zwei Wände zueinander nicht mehr parallel sind (und dahinter Mineralwolle packen). Helfen würden auch Stellwände (z.B. Holzrahmen auf Rollen, dazwischen Mineralwolle oder auch hart ausgeführt zum "Brechen" von Raummoden) oder schwere Vorhänge sowohl vor den Wänden als auch im Raum. Da ist man dann recht flexibel was die Akustik angeht und man kann etwas herumprobieren was gut funktioniert.
Bzgl. Flattereche wäre es auch hilfreich wenn ihr dort wo ihr bzw. eure Instrumente stehen Mineralwolle an der Decke anbringt.

Und sonst noch versuchen diffuser zu werden, also Zeug rein: Sofa (auch evtl. gut als Absorber), Regale, Kühlschrank, etc. was man halt so braucht.

Aufgrund der Größe werden Raummoden vermutlich kein vorrangiges Problem sein. Falls Geld übrig ist sind Basstraps trotzdem sicher keine schlechte Idee (z.B. in der ganz billigen Version als in den Ecken übereinandergestellte Minerwolle-Rollen).

Richtig nett wäre natürlich erstmal eine Nachhallzeit-Messung. Hättest du die Möglichkeit dazu?
 
Proberaum enthallen
Einfachstes Mittel: Vollmüllen.

Im Ernst, diesen Effekt kennt man doch von jedem Wohnungseinzug. Und was die Möbel akustisch bewirken, ist vielfälltig. Insbesondere durch die quasizufällige Anordnung werden viele der bereits angesprochenen Effekte ... praktisch "von alleine" verwirklicht.
 
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Teppichboden oder Teppiche rein. Schaut, dass man die auch einigermaßen reinigen kann.

Um das Thema meines Vorposters aufzugreifen:
Sofas (vor allem mit dicken Polsetrn) sind prima Bass-Absorber und gleichzeitig gemütlich für Pausen oder Zuhörer
Regale mit unterschiedlichen Füllungen sind Diffusoren
Unregelmäßige Strukturen helfen gegen Resonanzen.
 
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Unregelmäßige Strukturen helfen gegen Resonanzen.
Oder anders gesagt: Den Raum zu möblieren bedeutet, ihn mit zufällig verteilten Filtern aller Art zu bespicken. Genau betrachtet bringt jedes Möbelstück eine Vielzahl von Helmholtzresonatoren ins Spiel ... mindestens ;-) Da kann so manche Bassfalle auch gerne etwas anders tun ;)
 
Die Differenz im Reflexionsverhalten von Fliesen zu einer relativ harten GK-Platte steht in keinem Verhältnis zum Aufwand.
Sehe ich auch so. Und wenn du eine Vorwandkonstruktion mit gelochten Trockenbau-Akustikplatten herstellst, dann wird das die Nachhallzeit zwar revolutionär verbessern... kostet aber auch das 10-fache einer Trockenputz-Verkleidung.
 
Hallo,

Teppichboden oder Teppiche rein. Schaut, dass man die auch einigermaßen reinigen kann.

...mein Tip hierzu: Nadelfilzboden in Industriequalität. Ist ein wenig teurer, hält aber viel aus, und die "dichte" Oberfläche läßt sich gut reinigen - viiiiel besser als der alte Teppichboden, den ich vor der Überschwemmung 2008 noch im Raum hatte...

Viele Grüße
Klaus
 
...mein Tip hierzu: Nadelfilzboden in Industriequalität. Ist ein wenig teurer, hält aber viel aus, und die "dichte" Oberfläche läßt sich gut reinigen
Vorab natürlich mit dem Vermieter eventuell geforderte Brandschutzqualitäten klären.
Viele Teppichböden sind b1, aber nicht per se sondern nur in Verbindung mit einer qualifizierten Verklebung.
 
Noch was am Rande: Wenn du dem Schall ein Hindernis machen willst, erzielst du eine höhere Wirkung wenn der Teppich (oder schweres Tuch usw.) etwas Abstand von der Wand hat. Teppich direkt an der Wand killt nur die höchsten Höhen, sonst nix. Das funktioniert in etwa so, daß der Abstand des Schallschluckenden Materials und die Wellenlänge des Schalls der zu dämmen ist miteinander funktionieren. Mehr Abstand zur Wand: Dämmung geht auch für Frequenzen unterhalb Fledermausschall.
Auch so ne Faustregel: erstmal eine von zwei gegenüberliegenden Flächen angehen, dann nochmal hören, wieviel das leistet. In Mieträumen empfehle ich ein Konstruktion mit (Feuerschutz Vorschriften? Bitte nachfragen) Latten, die zwischen Boden und Decke eingespreitzt sind mit Keilen o.ä. - keine Dübel, leicht entfernbar.
 
Da gab's doch gerade erst einen Workshop bei amazona...
Kratzt natürlich auch nur an der Oberfläche, aber da sind die verschiedenen Punkte einfach noch einmal aufgezählt.
 

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