
GeorgeB
Registrierter Benutzer
Hi,
Schon seit einiger Zeit hat mich der Hollowbody-Virus im Griff (die ewige Suche nach der Gitarre mit einem starken, aber guten Charakter), und das obwohl ich weder Jazz noch Blues noch Rockabilly spiele, sondern Prog-Rock in einer sehr lauten, aggressiven Band. Ich hatte jetzt das letzte Jahr eine Ibanez Artcore AF-125 Custom, eines der Topmodelle der Artcore Serie. Sehr gute Gitarre, absolut makelose Verarbeitung usw, die Feedback-Neigung konnte ich durch einen Stimmstock reduzieren, aber es gab zwei Schwachstellen für mich : Die Optik (Wölkchen-Ahorn, Naturfinish) und die mäßig komfortable Bespielbarkeit in den oberen Lagen.
Als nun ein werter Forenkollege eine Ibanez Artcore AKJ-95 anbot (Modell im Stil einer Gibson ES-175), musste ich zuschlagen, weil sie einen tiefen, spitzen Cutaway hat und ein schönes klassisches Burst über Riegelahorn, und weil ich die Artcores schon als sehr (preis-)wertige Gitarren kennen lernen konnte.
(das Bild zeigt schon den fertig modifizierten Zustand)
Ein weiterer Vorteil der Artcores ist für mich die Position des Toggle-Switch, der sitzt genau an der ergonomisch richtigen Stelle für mich, da ich viel mit dem Schalter und den Potis arbeite (die auch günstiger -- näher am Steg -- sitzen als bei manch anderen Gitarren). Ausserdem war interessant, dass die Gitarre nur 20 Bünde hat (OK, 21 wären für mich optimal gewesen) und deshalb der Hals-PU weiter weg ist vom Steg, was klanglich einen anderen, tieferen Charakter erzeugt.
Ein paar Modifikationen an der an sich guten baulichen Grundsubstanz waren für mich dennoch notwendig :
1. Bünde abrichten. Die Bundierung war zwar sauber (keine scharfen Enden, etc), aber beim testweisen Einstellen der Saitenlage auf Minimum zeigten sich ein, zwei zu hohe Bünde in den hohen Lagen und generell leicht zu niedrige Bünde in den untersten Lagen (also 1ter und 2ter Bund). Den dicken Alu-T-Balken rausgeholt, Halsstab eingestellt, und dann mit 600er Schmirgel vorsichtig abgetragen bis es passte -- bin im Nachhinein mit dem Ergebnis zufrieden auch wenn es nur 90% sind statt der machbaren 100%. Da ich in letzter Zeit feststellte, dass ich ein bischen rauhe Bünde beim Benden/Vibrato klanglich besser finde als völlig glatt polierte, habe ich die sonst übliche Nachbehandlung fast vollständig ausgelassen, sondern mit Absicht die Kratzer quer zu den Bünden dringelassen, bzw am Schluss nochmal absichtlich so geschliffen.
2. Neuer Sattel. Der Plastiksattel war zwar OK, aber hatte das offenbar generelle Problem der Artcores : Die Saitenabstände sind mE zu schmal für das Griffbrett, das ist deutlich zu viel Platz aussen. Und da ich gerne viel Platz zwischen den Saiten habe musste der Sattel also raus und durch einen Knochensattel ersetzt werden (wenn ich schon dabei bin, und Plastik-Rohling hatte ich eh keinen).
(alter und neuer Sattel im Vergleich).
3. Neuer Steg. Werksausstattung der AKJ-95 ist ein Holzsteg, der nicht individuell kompensiert ist -- für Saitensätze mit umwickelter G-Saite, und wenn man sich vor allem in tieferen Lagen bewegt, ist das auch OK. Aber für 3W+3P-Saitensätze, und wenn man bis zum letzen Bund eine ordentliche Intonation haben will, ist es das nicht. Ausserdem nutzt sich ein Holzsteg sehr schnell ab (schon bei der AF125 festgestellt), ist in den Höhen nicht der sprizigste, und zuletzt war auch am Steg das Stringspacing zu eng (was aber noch das kleinste und am leichtesten zu behebendes Problem darstellt).
Also musste eine TOM her mit ungekerbteen Reitern damit ich ein Fender-mäßiges Spacing einstellen konnte, ich hatte noch eine silberfarbene ABR-1 da.... leider mit dem falschen Bohrlochabstand (73,xx statt 74.0mm), so dass ich die Löcher etwas aufbohren musste, muss mE eh so sein dass die Bolzen etwas Spiel haben können in den Löchern. Der Steg soll dagegen satt auf den Rändelschrauben aufliegen, was problematisch wird wenn die Höhenverstellung beider Saiten deutlich verschieden ist. Deshalb sind noch 4mm-Unterlegscheiben zwischen Rändelschrauben und dem Steg -- ohne lag die Bridge nicht satt auf, sondern quasi federnd in den Aussenbereichen der Rändelschrauben, was einen relativ muffigen Klang ergab (ich hatte mich schon gewundert warum die Metall-Brücke zunächst deutlich matter klang als der Holzsteg).
TOMs mit geringem Saitenknickwinkel neigen zum Rappeln, auch wenn die verwendete (von TonePros) damit beworben wird das nicht zu tun -- sie tat es trotzdem. Da hilft eine schon bei anderen Gitarren erfolgreich gewesene Radikalmaßnahme : Sobald die Intonation stimmt (was bei einem verschiebbaren schwebendem Steg nur die Verhältnisse der Saiten untereinander betrifft, v.a. D- vs G-Saite) werden die Böckchen knallhart mit dem Grundteil verspannt, so dass sich sich auch unter starker Vibration niemals mehr lösen können. Das geschah mit 3mm-'Schnorrscheiben' (gute Tellerfeder-Ringe), und wenn eine größere Distanz zu überbrücken war mit zusatzlichen 3mm Alu-Distanzbolzen. Ausserdem ließen die nicht gekerbten Reiter ein präzisere Höheneinstellung der Saiten zu, denn die tiefe E-Saite liegt idR zu tief, wenn die anderen Saiten auf optimale Saitenlage eingestellt sind und wenn man ordentliche, reibungsarme echte 'Sattelflächen' für die tiefen Saiten einfeilt (statt der üblichen keilförmigen Kerben die aber die dicken Saiten gern klemmen lassen).
(neuer Steg, man beachte das Stringspacing und die bombenfeste Verspannung der Böckchen. Und schon mal eine Vorschau auf die Pickups, Entwistle Dark Star ND)
Mit diesen drei Maßnahmen konnte ich für mich optimale Einstellungen der Besaitung erzielen, eine wahre Freude, die Bespielbarkeit jetzt, mit 12..56er Roundwounds.
Was aber noch fehlte, für den geplanten Einsatz, war eine gezielte Änderung der Feedback-Eigenschaften. Die Gitarre ist so konstruiert, dass die Decke frei schwingen kann, nur durch zwei Längsbalken versteift, was für eine auch akustisch halbwegs gut klingen sollende Jazzgitarre sicher richtig ist. Für den harten Rockeinsatz (laut und mit ordentlich Gain, fetter AC/DC-Crunch, Marshall-Stack) führt das zu kaum zu unterdrückendem sehr tieffrequenten Hupen. Daher war das Ziel, die Tendenz zum Feedback generell etwas zu verringern, durch den Spieler kontrollierbar zu machen und wenn es geht auf nutzbare, höhere Frequenzbereiche zu verschieben. Die üblichen Maßnahmen wie das Ausstopfen des Hohlraumes oder das Überkleben der F-Löcher wollte ich nicht, das sind mE keine schönen Lösungen (sowohl optisch wie klanglich, vor allem das Ausstopfen).
Schon bei der AF-125 habe ich mit einem Stimmstock (Soundpost) zwischen Boden und Decke gute Erfolge verzeichnet, aber für mein Ziel war nach etwas Überlegung klar, dass ich drei Stimmstöcke in der Nähe des Steges und des Steg-PU brauche, um die Decke gegenüber tieffrequenten Biegeschwingungen in allen Richtungen stabil zu bekommen und die Eigenresonanzen zu weit höheren Frequenzen zu verschieben als das mit nur einem Stimmstock möglich ist. Die drei Stimmstöcke aus Buchenholz-Rundstäben liegen absichtlich leicht asymmetrisch, zwei unter der Brücke leicht versetzt in Längsrichtung, und einer zwischen den PUs (eher Richtung Steg-PU), dafür etwas off-axis in Richtung tiefe E-Saite. Die Rechnung ist im Praxistest voll aufgegangen, ich habe nun sehr gut kontrollierbare Feedbackneigung, gut verteilt über das ganze Griffbrett, damit zu spielen -- über Abstand und Winkel zu Box -- macht echt Spass und ziemlich süchtig. Trotzdem hat der Klang noch richtig schön holzigen Charakter und ist nicht totgedämpft.
(zwei der insgesamt drei Stimmstöcke, eingeklemmt zwischen Boden und Decke)
Teil 2, die nicht gerade Archtop-typischen Pickups und die speziell entworfene Schaltung mit zwei Push/Push-Potis für zT variable SC-Splitsounds folgt in Kürze....
Schon seit einiger Zeit hat mich der Hollowbody-Virus im Griff (die ewige Suche nach der Gitarre mit einem starken, aber guten Charakter), und das obwohl ich weder Jazz noch Blues noch Rockabilly spiele, sondern Prog-Rock in einer sehr lauten, aggressiven Band. Ich hatte jetzt das letzte Jahr eine Ibanez Artcore AF-125 Custom, eines der Topmodelle der Artcore Serie. Sehr gute Gitarre, absolut makelose Verarbeitung usw, die Feedback-Neigung konnte ich durch einen Stimmstock reduzieren, aber es gab zwei Schwachstellen für mich : Die Optik (Wölkchen-Ahorn, Naturfinish) und die mäßig komfortable Bespielbarkeit in den oberen Lagen.
Als nun ein werter Forenkollege eine Ibanez Artcore AKJ-95 anbot (Modell im Stil einer Gibson ES-175), musste ich zuschlagen, weil sie einen tiefen, spitzen Cutaway hat und ein schönes klassisches Burst über Riegelahorn, und weil ich die Artcores schon als sehr (preis-)wertige Gitarren kennen lernen konnte.
(das Bild zeigt schon den fertig modifizierten Zustand)
Ein weiterer Vorteil der Artcores ist für mich die Position des Toggle-Switch, der sitzt genau an der ergonomisch richtigen Stelle für mich, da ich viel mit dem Schalter und den Potis arbeite (die auch günstiger -- näher am Steg -- sitzen als bei manch anderen Gitarren). Ausserdem war interessant, dass die Gitarre nur 20 Bünde hat (OK, 21 wären für mich optimal gewesen) und deshalb der Hals-PU weiter weg ist vom Steg, was klanglich einen anderen, tieferen Charakter erzeugt.
Ein paar Modifikationen an der an sich guten baulichen Grundsubstanz waren für mich dennoch notwendig :
1. Bünde abrichten. Die Bundierung war zwar sauber (keine scharfen Enden, etc), aber beim testweisen Einstellen der Saitenlage auf Minimum zeigten sich ein, zwei zu hohe Bünde in den hohen Lagen und generell leicht zu niedrige Bünde in den untersten Lagen (also 1ter und 2ter Bund). Den dicken Alu-T-Balken rausgeholt, Halsstab eingestellt, und dann mit 600er Schmirgel vorsichtig abgetragen bis es passte -- bin im Nachhinein mit dem Ergebnis zufrieden auch wenn es nur 90% sind statt der machbaren 100%. Da ich in letzter Zeit feststellte, dass ich ein bischen rauhe Bünde beim Benden/Vibrato klanglich besser finde als völlig glatt polierte, habe ich die sonst übliche Nachbehandlung fast vollständig ausgelassen, sondern mit Absicht die Kratzer quer zu den Bünden dringelassen, bzw am Schluss nochmal absichtlich so geschliffen.
2. Neuer Sattel. Der Plastiksattel war zwar OK, aber hatte das offenbar generelle Problem der Artcores : Die Saitenabstände sind mE zu schmal für das Griffbrett, das ist deutlich zu viel Platz aussen. Und da ich gerne viel Platz zwischen den Saiten habe musste der Sattel also raus und durch einen Knochensattel ersetzt werden (wenn ich schon dabei bin, und Plastik-Rohling hatte ich eh keinen).
(alter und neuer Sattel im Vergleich).
3. Neuer Steg. Werksausstattung der AKJ-95 ist ein Holzsteg, der nicht individuell kompensiert ist -- für Saitensätze mit umwickelter G-Saite, und wenn man sich vor allem in tieferen Lagen bewegt, ist das auch OK. Aber für 3W+3P-Saitensätze, und wenn man bis zum letzen Bund eine ordentliche Intonation haben will, ist es das nicht. Ausserdem nutzt sich ein Holzsteg sehr schnell ab (schon bei der AF125 festgestellt), ist in den Höhen nicht der sprizigste, und zuletzt war auch am Steg das Stringspacing zu eng (was aber noch das kleinste und am leichtesten zu behebendes Problem darstellt).
Also musste eine TOM her mit ungekerbteen Reitern damit ich ein Fender-mäßiges Spacing einstellen konnte, ich hatte noch eine silberfarbene ABR-1 da.... leider mit dem falschen Bohrlochabstand (73,xx statt 74.0mm), so dass ich die Löcher etwas aufbohren musste, muss mE eh so sein dass die Bolzen etwas Spiel haben können in den Löchern. Der Steg soll dagegen satt auf den Rändelschrauben aufliegen, was problematisch wird wenn die Höhenverstellung beider Saiten deutlich verschieden ist. Deshalb sind noch 4mm-Unterlegscheiben zwischen Rändelschrauben und dem Steg -- ohne lag die Bridge nicht satt auf, sondern quasi federnd in den Aussenbereichen der Rändelschrauben, was einen relativ muffigen Klang ergab (ich hatte mich schon gewundert warum die Metall-Brücke zunächst deutlich matter klang als der Holzsteg).
TOMs mit geringem Saitenknickwinkel neigen zum Rappeln, auch wenn die verwendete (von TonePros) damit beworben wird das nicht zu tun -- sie tat es trotzdem. Da hilft eine schon bei anderen Gitarren erfolgreich gewesene Radikalmaßnahme : Sobald die Intonation stimmt (was bei einem verschiebbaren schwebendem Steg nur die Verhältnisse der Saiten untereinander betrifft, v.a. D- vs G-Saite) werden die Böckchen knallhart mit dem Grundteil verspannt, so dass sich sich auch unter starker Vibration niemals mehr lösen können. Das geschah mit 3mm-'Schnorrscheiben' (gute Tellerfeder-Ringe), und wenn eine größere Distanz zu überbrücken war mit zusatzlichen 3mm Alu-Distanzbolzen. Ausserdem ließen die nicht gekerbten Reiter ein präzisere Höheneinstellung der Saiten zu, denn die tiefe E-Saite liegt idR zu tief, wenn die anderen Saiten auf optimale Saitenlage eingestellt sind und wenn man ordentliche, reibungsarme echte 'Sattelflächen' für die tiefen Saiten einfeilt (statt der üblichen keilförmigen Kerben die aber die dicken Saiten gern klemmen lassen).
(neuer Steg, man beachte das Stringspacing und die bombenfeste Verspannung der Böckchen. Und schon mal eine Vorschau auf die Pickups, Entwistle Dark Star ND)
Mit diesen drei Maßnahmen konnte ich für mich optimale Einstellungen der Besaitung erzielen, eine wahre Freude, die Bespielbarkeit jetzt, mit 12..56er Roundwounds.
Was aber noch fehlte, für den geplanten Einsatz, war eine gezielte Änderung der Feedback-Eigenschaften. Die Gitarre ist so konstruiert, dass die Decke frei schwingen kann, nur durch zwei Längsbalken versteift, was für eine auch akustisch halbwegs gut klingen sollende Jazzgitarre sicher richtig ist. Für den harten Rockeinsatz (laut und mit ordentlich Gain, fetter AC/DC-Crunch, Marshall-Stack) führt das zu kaum zu unterdrückendem sehr tieffrequenten Hupen. Daher war das Ziel, die Tendenz zum Feedback generell etwas zu verringern, durch den Spieler kontrollierbar zu machen und wenn es geht auf nutzbare, höhere Frequenzbereiche zu verschieben. Die üblichen Maßnahmen wie das Ausstopfen des Hohlraumes oder das Überkleben der F-Löcher wollte ich nicht, das sind mE keine schönen Lösungen (sowohl optisch wie klanglich, vor allem das Ausstopfen).
Schon bei der AF-125 habe ich mit einem Stimmstock (Soundpost) zwischen Boden und Decke gute Erfolge verzeichnet, aber für mein Ziel war nach etwas Überlegung klar, dass ich drei Stimmstöcke in der Nähe des Steges und des Steg-PU brauche, um die Decke gegenüber tieffrequenten Biegeschwingungen in allen Richtungen stabil zu bekommen und die Eigenresonanzen zu weit höheren Frequenzen zu verschieben als das mit nur einem Stimmstock möglich ist. Die drei Stimmstöcke aus Buchenholz-Rundstäben liegen absichtlich leicht asymmetrisch, zwei unter der Brücke leicht versetzt in Längsrichtung, und einer zwischen den PUs (eher Richtung Steg-PU), dafür etwas off-axis in Richtung tiefe E-Saite. Die Rechnung ist im Praxistest voll aufgegangen, ich habe nun sehr gut kontrollierbare Feedbackneigung, gut verteilt über das ganze Griffbrett, damit zu spielen -- über Abstand und Winkel zu Box -- macht echt Spass und ziemlich süchtig. Trotzdem hat der Klang noch richtig schön holzigen Charakter und ist nicht totgedämpft.
(zwei der insgesamt drei Stimmstöcke, eingeklemmt zwischen Boden und Decke)
Teil 2, die nicht gerade Archtop-typischen Pickups und die speziell entworfene Schaltung mit zwei Push/Push-Potis für zT variable SC-Splitsounds folgt in Kürze....
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