ich finde die idee von einem punk-lehrbuch ja überhaupt nicht so abwegig wie sie im ersten moment scheint... punk ist doch ein riesengroßes feld das sich schon mit fast jeder erdenklichen art von musik vermischt hat, dass punkrock nur noch aus drei powerchords besteht ist auf jeden fall vergangenheit.
für punk gehört für mich viel mehr als nur sturres powerchord-geschrammel! als erstes braucht man als punkgitarrist einen guten sinn für rythmus, da man einem punksong durch geschicktes einsetzen von akzenten viel mehr leben einhauchen kann. die rythmischen sachen sind zwar meist nicht schwer, müssen aber wahnsinnig gut getimed sein, damits wirklich gut und "tight" klingt. dazu kommt die hohe geschwindigkeit vieler punksongs. es ist nicht gerade einfach komplexere rythmische figuren auf hoher geschwindigkeit zu spielen und sie gleichmäßig einzuhalten - da ist viel übung von nöten.
des weiteren gibts in allen möglichen stilen des modernen punkrock sehr interessante akkordvariationen, die man vielleicht zunächst gar nicht richtig raushören kann, aber dem song unheimliche fülle geben. meist ist es so dass dann ein- oder mehrere töne durchgehend gespielt und die töne im bass verändert werden. was rein spielerisch nicht schwer zu machen scheint, ist theoretisch gesehen doch ziemlich raffiniert. auch ist es, insbesondere bei pop-lastigen punkbands, beliebt einzelne töne des powerchords zu verändern. häufig wird die oktave um einen halbton/ganzton vermindert (je nach geschlecht) oder um einen ganzton erhöht. dadurch ergibt sich auch eine interessant klingende variationsmöglichkeit.
außerdem gibts natürlich noch die typischen licks des modernen punk-gitarristen. jeder kennt sie. dabei gilt meist wie bei den akkorden: eine melodie wird durchgehend gespielt und immer nur ein ton verändert. auch sehr beliebt: oktavierte meoldien, die den sound "andicken".
und zu guter letzt bleiben da die stileigenheiten der verschiedenen punkrichtungen. während im poppunk riffs und licks wie oben beschrieben sehr gerne verwendet werden, setzt man im hardcore gerne auf tiefer gestimmte gitarren und metal-riffs im 3/4tel takt ein. im skapunk kommen meist clean gespielte offbeat-akkorde hinzu. im emo-punk kommen sehr melodische licks hinzu, im emo-core sind diese dann schon nicht ohne, durchaus sehr komplex gestrickt und nicht gerade einfach zu spielen. die liste könnte man noch ewig weiterführen, aber ich denke man erkennt schon worauf ich hinaus möchte -
man sollte sich also meiner meinung nach nicht voreilig darauf festlegen dass punkrock total langweilig und doof ist, und man dafür keine lehrbücher oder lehrer bräuchte. sicher gehts auch ohne, aber falsch ist es sicher nicht.